Danke schön. Frau Staatsministerin, Sie haben jetzt noch einmal Ausführungen gemacht, die sehr klar und konkret waren. Dafür bedanke ich mich erst einmal ganz herzlich. Aber die Ausführung, die mir in Ihren Aussagen jetzt total gefehlt hat, war die zur Oberschule. Wir haben intensiv über die Grundschulen diskutiert. Dazu haben wir offensichtlich unterschiedliche Auffassungen. Sei es, wie es sei. Wir haben über die Berufsschulen diskutiert. Aber Sie haben sich in Ihren Ausführungen überhaupt nicht auf die Oberschulen konzentriert. Ich habe extra in meinem Redebeitrag dargestellt, dass in der Region Chemnitz 75 % Seiteneinsteiger in den Oberschulen eingestellt wurden und das eine sehr hohe Zahl ist. Wäre das nicht auch eine Option für Chemnitz?
Ich bin aufgrund der Zeit nicht auf diesen Bereich der Oberschule eingegangen. Sie haben ja gerade mitbekommen, dass schon alleine die Ausführungen, die ich gemacht habe, zu einer Redezeitüberziehung führten.
Die Forderungen nach der Oberschullehrerausbildung sind überhaupt jetzt das erste Mal in diesem Positionspapier genannt worden; denn bisher war es ausschließlich die Berufsschullehrerausbildung, die von den Unterzeichnern genannt wurde. Für die Oberschullehrerausbildung trifft genau das Gleiche zu, wie ich es für das Berufsschullehramt gesagt habe. Wir haben im Oberschullehramt eine Ausbildungszeit – das wissen Sie – von sieben Jahren insgesamt. Es gibt im Oberschullehramt auch heute bereits in Leipzig und in Dresden die Bereiche, die Chemnitz ausbilden könnte, nämlich Mathematik und Physik. Nur diese zwei Fächer sind momentan dort vorhanden, jedoch nicht voll ausgelastet.
Von daher trifft die gleiche Argumentation zu. Wir brauchen sieben Jahre, wenn wir sie neu etablieren. Wir haben einen riesigen Ressourceneinsatz für einen Bereich, in dem wir offene Ausbildungsplätze in Dresden und in Leipzig nicht besetzen und finanzieren.
Für die Staatsregierung berichtet zunächst die Staatsministerin für Kultus, Frau Brunhild Kurth, zum Thema „Sicherung der Lehrerversorgung im sorbischen Siedlungsgebiet“. Ihr stehen 10 Minuten zur Verfügung.
Danach beginnen wir mit der Fragerunde. Nach der ersten Fragerunde wird das zweite Thema aufgerufen.
und Herren Abgeordneten! Das Thema ist die Sicherung der Lehrerversorgung im sorbischen Siedlungsgebiet. Die Sächsische Verfassung garantiert dem sorbischen Volk die Gewährleistung und den Schutz des Rechts auf Pflege und Entwicklung der angestammten Sprache, der Kultur und Überlieferung, insbesondere durch Schulen, vorschulische und kulturelle Einrichtungen.
Das Schulgesetz für den Freistaat Sachsen sichert allen Kindern und Jugendlichen, deren Eltern es wünschen, grundsätzlich das Recht auf sorbischen Sprachunterricht sowie auf Fachunterricht in sorbischer Sprache. In meiner Amtszeit wurde ein schulartübergreifendes Konzept „2plus“, die zweisprachig sorbisch-deutsche Schule, erarbeitet und umgesetzt. Damit hat sich in Sachsen ein durchgängiges Spracherwerbskonzept von der Kindertagesstätte bis zum sorbischen Gymnasium erfolgreich etabliert. Meine Damen und Herren Abgeordneten, ich möchte ausdrücklich betonen: Das ist beispielgebend und deutschlandweit einmalig für den Umgang mit einer Minderheit.
Um dieses anspruchsvolle Konzept durchzusetzen, bedarf es einer ausreichenden Anzahl gut ausgebildeter, mehrsprachiger und motivierter Lehrerinnen und Lehrer.
Der demografische Wandel, meine Damen und Herren, macht vor der Lausitz nicht Halt. Nach gegenwärtigem Stand werden bis zum Jahr 2025 an den Schulen, die nach dem Konzept „2plus“ unterrichten, circa 100 Lehrerinnen und Lehrer – darunter auch Schulleiterinnen und Schulleiter – aus dem Dienst ausscheiden. Ausreichend grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer sind auch hier nicht vorhanden und werden durch das Thema jetzt gerade bedient. Für die kurz- und mittelfristige Absicherung des Lehrerbedarfs greifen wir auf Seiteneinsteiger sowie geeignete Lehrkräfte aus dem Ausland zurück. Diese werden so qualifiziert, dass sie für den Einsatz an einer 2plus-Schule vorbereitet sind.
Mit Unterstützung des Sorbischen Schulvereins und der Domowina werden Personen, die für eine Lehrtätigkeit im sorbischen Siedlungsgebiet in Betracht kommen, gezielt angesprochen. Beste Berufsperspektiven für das sorbische Siedlungsgebiet haben auch Lehrerinnen und Lehrer aus dem Ausland, insbesondere aus der Tschechischen Republik. Deshalb habe ich mich im August vergangenen Jahres an die Ministerin für Bildung, Jugend und Sport in Prag gewandt, um mit ihr über den Einsatz von tschechischen Lehrerinnen und Lehrern in Sachsen ins Gespräch zu kommen. Die tschechische Seite hat auf dieses Anliegen positiv reagiert. Nach einem Gespräch mit Vertretern des tschechischen Bildungsministeriums im Dezember 2016 durch mein Haus wurde der Dialog im Januar 2017 in Prag sofort fortgeführt und hält bis zum heutigen Tag an.
Auch unser heutiger Ministerpräsident unterstützt dieses Anliegen und hat bei seinem Besuch in Prag gegenüber Premierminister Sobotka die Gewinnung von Lehrerinnen und Lehrern für sorbische Schulen in Sachsen themati
siert. Erst letzte Woche trafen sich der Chef der Staatskanzlei und der Abg. Marko Schiemann mit dem stellvertretenden tschechischen Bildungsminister zu einem Gespräch über die Zusammenarbeit im Bildungsbereich in Prag. Bewerberinnen und Bewerbern aus der Tschechischen Republik wird der Einstieg in das sächsische Schulsystem erleichtert – sowohl sprachlich und fachlich als auch rechtlich.
Bereits im Sommer 2016 hat die Sächsische Staatsregierung ein Maßnahmenpaket zur Gewinnung von Lehrkräften an Schulen im sorbischen Siedlungsgebiet verabschiedet. Es wird im Zusammenwirken meines Hauses mit dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst umgesetzt. Ziel ist es, den Lehrerbedarf langfristig abzusichern – keine leichte Aufgabe – und junge Menschen für ein Lehramtsstudium sowie für einen Einsatz im sorbischen Siedlungsgebiet zu motivieren.
Bei der Gewinnung von Abiturientinnen und Abiturienten des Sorbischen Gymnasiums in Bautzen für ein Lehramtsstudium haben wir gute Erfahrungen gemacht. Beschäftigte der Sächsischen Bildungsagentur stellen im Zusammenwirken mit dem Sorbischen Schulverein regelmäßig den Lehrerberuf vor und werben gezielt für die Aufnahme eines Lehramtsstudiums. Wir pflegen eine positive Zusammenarbeit mit dem Sorbischen Schulverein. Dennoch, meine Damen und Herren, reicht die Zahl der Interessenten nicht aus – entsprechend auch nicht die Zahl der Absolventinnen und Absolventen. Daher werden wir die aktive Werbung für die Aufnahme eines Lehramtsstudiums auf weitere Gymnasien, berufliche Gymnasien und Oberschulen, wie soeben erwähnt, intensiv ausweiten. Darüber hinaus ist die Gewinnung von Lehrkräften für Schulen im sorbischen Siedlungsgebiet im Zusammenhang mit allen anderen Aktivitäten zu betrachten, die dazu beitragen, den Lehrerberuf in Sachsen insgesamt attraktiver zu machen. Dazu zählen insbesondere die Maßnahmen aus dem Paket „Zukunftsfähige Schule in Sachsen“, auf das wir dann noch zu sprechen kommen.
Meine Damen! Meine Herren! Meinen Ausführungen konnten Sie entnehmen, dass wir bereits vorausschauend seit mehreren Jahren die Lehrergewinnung im sorbischen Siedlungsgebiet im Blick haben. Wenn ich „wir“ sage, meine ich nicht nur das Ministerium und die Sächsische Bildungsagentur, sondern auch alle kommunalen Verantwortungsträger, mit denen wir eng zusammenarbeiten – natürlich auch mit den Damen und Herren Abgeordneten im sorbischen Siedlungsgebiet. Wir arbeiten mit sorbischen Verbänden der Universität Leipzig zusammen, um Schülerinnen und Schüler für ein Lehramtsstudium zu motivieren und auf ihrem Weg optimal zu unterstützen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatsministerin! Sie sprachen gerade von unserem tollen sorbischen Gymnasium in Bautzen und dass Sie dort mit Erfolg sorbischsprachige junge Menschen werben, hauptsächlich um Lehrer zu werden. Können Sie einmal eine Zahl nennen, wie viele Lehrer dort in den letzten Jahren geworben worden sind für ein solches Lehramtsstudium? Nehmen wir solche jungen Menschen, die ein Lehramtsstudium aufnehmen, dann auch an die Hand, begleiten und betreuen sie – in welcher Art und Weise auch immer?
Jetzt muss ich einmal in meinen Unterlagen blättern. – Das Sorbische Gymnasium in Bautzen – das möchte ich vorab erwähnen – hat eine sehr engagierte Schulleitung mit Herrn Jatzwauk. Durch den Schulleiter und das Lehrerkollegium wird dort sehr intensiv geworben. Eine Zahl habe ich: Wir haben seit dem Jahr 2007 mehr als 50 Abiturienten gewinnen können, ein Lehramtsstudium aufzunehmen bzw. Interesse zu bekunden. Das ist eine sehr hohe Zahl für ein Gymnasium, wenn ich das einmal sachsenweit vergleiche.
Also: Die Abiturientinnen und Abiturienten stehen zum Lehramtsstudium. Natürlich werben wir dann auch für ein Lehramtsstudium mit einem Ausbildungsfach „Sorbische Sprache“.
Es gibt mit der Regionalstelle Bautzen, Herrn Handrick, einen Ansprechpartner, der kontinuierlich Kontakt zu den Abiturientinnen und Abiturienten hat, mit denen wir eine Einstellungsvereinbarung treffen. Das ist eine Besonderheit, die die Abiturientinnen und Abiturienten betrifft, die sich für dieses Studium am Institut für Sorabistik in Leipzig entscheiden. Es gibt jährlich – ich glaube, sogar unterjährig – Treffen mit diesen Absolventinnen und Absolventen, und wenn der Bedarf besteht, denn sie studieren ja ein zweites Fach noch dazu, werden sie dann auch als Sachfach in sorbischer Sprache unterrichten. Wenn der Bedarf besteht, wird aus der Einstellungsvereinbarung schon bald eine Einstellungszusage.
Wir halten auch insofern Kontakt mit den Abiturientinnen und Abiturenten, dass sie in die Sorbischolympiade eingebunden sind, die einmal im Jahr stattfindet. Ich gestehe, dass ich mehrfach dort war, aber in diesem Jahr nicht hingehen kann. Das ist für mich immer ein besonderes Erlebnis, weil ich selbst der sorbischen Sprache nicht mächtig bin und dort nicht nur die Sprache, sondern auch Brauchtum und Kultur erfahren darf.
Wir haben für dieses Jahr einen Fachtag für alle 2plusSchulen geplant. Diesen gestalten natürlich maßgeblich auch die Lehramtsstudentinnen und -studenten mit den Lehrerinnen und Lehrer der 2plus-Schulen. Wir wollen, wie gesagt, jetzt die Werbung noch viel breiter aufstellen: an den Gymnasien, beruflichen Gymnasien und vor allem, was meine Kollegin Dr. Stange vorhin auch betont hat:
Neben den beruflichen Gymnasien wollen wir auch an die Oberschulen gehen; denn es ist auch wichtig, den Schülerinnen und Schüler dort zu sagen: Es gibt einen weiteren Weg zum Abitur, mit 13 Schuljahren, und das Lehramtsstudium ist nach diesem Abitur ein sehr attraktives Studium bezüglich Anstellungsmöglichkeiten.
Ich bedanke mich an dieser Stelle ausdrücklich bei allen Partnern im sorbischen Siedlungsgebiet – ich habe sie vorhin schon genannt –, weil es dort wirklich ein einheitliches Zusammenwirken gibt.
Sehr geehrte Frau Staatsministerin! Ich möchte Ihnen zu Ihren Ausführungen zwei Fragen stellen, die sich zum einen auf die Lehrergewinnung und -ausbildung im Land und zum anderen auf diese im Ausland beziehen.
Sie sprachen davon, dass die Anzahl der Interessenten nicht ausreiche. Mir liegen Zahlen der Universität vor, die das in einem anderen Licht erscheinen lassen. Im Wintersemester 2014/15 gab es 26 Bewerbungen für das Lehramt Sorbisch, aber nur sechs haben das Studium aufgenommen. Im Wintersemester 2015/16 waren es
Im Wintersemester 2014/15 gab es 26 Bewerbungen für das Lehramt Sorbisch und sechs, die das Studium aufgenommen haben. Im Wintersemester 2015/16 gab es 14 Bewerbungen für das Lehramt Sorbisch, und drei haben das Studium aufgenommen. Für das Wintersemester 2016/17 waren es 18 Bewerbungen, und sieben haben mit dem Studium begonnen.
Vor diesem Hintergrund die Frage: Welche Gründe hat die Staatsregierung für diese doch erheblichen Differenzen zwischen Bewerberzahl und Studienanfängern festgestellt? Welche Maßnahmen hat die Staatsregierung eingeleitet bzw. wird sie einleiten, um zu erreichen, dass sich die Zahl der Studienanfänger im Verhältnis zu den Bewerberzahlen erhöht?
Wenn es eine kurze Frage ist, ja. Sonst kommen wir nicht durch alle Fraktionen. Ich frage einmal die Frau Ministerin: Wollen Sie erst antworten?
Ich würde, Herr Kosel, sehr gern auf diese Frage partiell antworten wollen. Sie haben für drei Wintersemester die Bewerberzahlen und die tatsächlichen Studienanfänger genannt. Ich kann Ihnen darüber keine Auskunft geben, welche Gründe vorliegen, aus denen ein junger Mensch ein Studium an der Universität Leipzig nicht begonnen hat. Er durchläuft ja ein Auswahlverfahren an der Universität Leipzig. Ich habe bei der Beantwortung der vorigen Frage herausgestellt, dass die Bewerberinnen und Bewerber, die das Fach Sorbisch studieren, besondere Zugangsvoraussetzungen haben. Mein aktueller Kenntnisstand ist, dass alle Bewerberinnen und Bewerber, die Sorbischkenntnisse mitbringen bzw. sich für ein Studienfach Sorbisch entschieden haben – ich schaue einmal zur Wissenschaftsministerin – das Studium aufgenommen haben. Mir sind keine Bewerberinnen und Bewerber, die die Voraussetzungen erfüllen, bekannt, die nicht zum Studium zugelassen wurden.
Aus diesem Grund würde ich, Herr Kosel, ganz kurz noch einmal auf den zweiten Teil Ihrer Frage eingehen. In den Maßnahmen, die wir ergreifen, unabhängig von Ihren Zahlenauflistungen, werden wir – das sage ich nicht nur für das Kultusministerium, sondern es gilt auch für das Wissenschaftsministerium – zusammen mit den kommunalen Akteuren vor Ort nicht nachlassen, die jungen Menschen für ein Studium am Institut für Sorabistik in Leipzig zu begeistern, damit wir Tradition und Kultur der sorbischen Bevölkerung aufrechterhalten können. Ich bin mir ganz sicher, dass sich darin alle Akteure auch parteiübergreifend einig sind.
Herr Kosel, ich möchte jetzt gern die nächste Fraktion aufrufen. Könnten Sie Ihre Frage dann in der zweiten Fragerunde stellen? Wenn jeder zwei oder drei Fragen stellt, schaffen wir es nicht, alle Fraktionen zu Wort kommen zu lassen. Ist das in Ordnung für Sie?
Vielen Dank, Frau Staatsministerin, für die bisherigen Ausführungen. Sie haben das Thema Seiteneinsteiger und sorbischsprachige Seiteneinsteiger angesprochen. Könnten Sie dazu bitte noch einige Ausführungen machen, wie viele Seiteneinsteiger oder wie viele Bewerbungen es gibt, wie viele berücksichtigt werden können und wie die Betroffenen nachqualifiziert werden?