Protokoll der Sitzung vom 09.03.2000

- Ich weiß sehr genau, was ich hier mache.

Bitte halten Sie sich etwas zurück! Lassen Sie den Redner aussprechen.

In diese Linie paßt eine Werbestrategie des Spitzenkandidaten der CDU in Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers.

(Zuruf von der CDU - Herr Miksch, fraktionslos: Eine Schande so etwas!)

Herr Miksch, mäßigen Sie sich bitte.

Der Werbespruch heißt: „Kinder statt Inder“, meine Damen und Herren. Das ist die Werbung der CDU. Wenn das keine Strategie ist! Frau Merkel hat sich bereits dazu bekannt und hat das gutgeheißen. Wenn das keine Linie ist, dann müssen Sie erst einmal erklären, was es dann sein sollte.

(Zuruf von der SPD: Das finde ich das schlimm- ste!)

Herr Dr. Fikentscher, kommen Sie bitte zum Ende.

Wenn das eine Strategie von Ihnen ist, dann wäre es natürlich gut, wenn Sie, Herr Kollege Böhmer und Herr Kollege Bergner, dies erklären könnten. - Danke schön.

(Starker Beifall bei der SPD und bei der PDS)

Herr Dr. Fikentscher, es konnte nicht wahrgenommen werden, daß sich drei bzw. sogar vier Abgeordnete zu Fragen gemeldet haben, Herr Dr. Bergner als erster.

(Herr Dr. Bergner, CDU: Ich werde als Fraktions- vorsitzender sprechen!)

- Sie wollen als Fraktionsvorsitzender sprechen. - Des weiteren haben sich die Abgeordneten Herr Weich und Herr Schulze zu Wort gemeldet. Bitte, Herr Weich.

Heißt für Sie Demokratie gleich Machterhalt mit allen Mitteln?

(Lachen bei der SPD - Herr Sachse, SPD: Das haben wir nicht verstanden!)

- Soll ich es noch einmal wiederholen?

Ich habe es nicht verstanden.

Noch einmal, oder haben Sie es verstanden?

(Zuruf von Frau Budde, SPD)

Heißt für Sie Demokratie gleich Machterhalt mit allen Mitteln?

Sie müssen in irgendeinem Ihrer Handbücher nachgelesen haben, wenn Sie diesen Spruch jetzt sagen.

(Herr Weich, FDVP: Wahrscheinlich können Sie nicht lesen!)

Herr Schulze, stellen Sie bitte Ihre Frage.

Herr Kollege Fikentscher, ich habe in der Vergangenheit und auch heute immer hart, aber fair gekämpft.

(Lachen bei der SPD - Herr Sachse, SPD: Pole- misch! - Ministerin Frau Dr. Kuppe: Heute be- stimmt nicht!)

Warum gehen Sie hier derartig unter die Gürtellinie? Habe ich Sie an einem wunden Punkt getroffen?

(Zustimmung bei der FDVP)

Sie haben mich an einem wunden Punkt getroffen.

(Zustimmung bei der SPD und bei der PDS - Herr Bischoff, SPD: Richtig!)

Ich schätze es nämlich überhaupt nicht, wenn jemand hier sagt, ich bin Vertreter einer demokratischen Partei, und dann in einem solch wichtigen Politikfeld nicht nur nichts tut, sondern etwas Destruktives.

(Beifall bei der SPD und bei der PDS - Zustim- mung von der Regierungsbank)

Danke sehr. - Herr Dr. Bergner, Sie sprechen jetzt als Fraktionsvorsitzender. Bitte, Herr Dr. Bergner.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich fühle mich verpflichtet, an dieser Stelle als Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion das folgende klarzustellen.

(Frau Budde, SPD: Das paßt an jede Stelle!)

Erster Punkt. Der Kollege Schulze hat für die CDUFraktion zu einem Antrag gesprochen, den wir in der CDU-Fraktion einmütig verabschiedet haben.

(Beifall bei der CDU - Unruhe bei der SPD - Herr Bischoff, SPD: Das ist schlimm! Einmütig! Dann wissen wir ja, wo Sie stehen! Das ist interessant!)

Zweiter Punkt. Ich bitte genau zu überlegen, Herr Kollege Fikentscher, ob es nicht das gute Recht einer Oppositionsfraktion ist, Kritik, die im vorpolitischen Raum

gegen die Landesregierung geäußert wird, auch parlamentarisch zu thematisieren. Nicht mehr und nicht weniger haben wir getan.

(Frau Budde, SPD: Doch, Herr Dr. Bergner, das war entscheidend mehr!)

Es war der Vorsitzende des Kinder- und Jugendrings, der mit der Formulierung „abgehalfterter Politiker“ zitiert wurde. Herr Schulze hat nichts anderes getan, als einen namhaften Vertreter des vorpolitischen Raums zu zitieren. Das muß einer Opposition ja wohl noch erlaubt sein.

(Beifall bei der CDU - Zurufe von Herrn Bischoff, SPD, und von Frau Budde, SPD - Herr Metke, SPD: Wenn das alles ist!)

Ein dritter Punkt. Wir werden trotz aller Diffamierung und trotz aller schweren Geschütze, die Sie hier auf-gefahren haben, uns nicht davon abbringen lassen, zwei Positionen zu vertreten:

Erstens. Gerade weil wir es im Bereich der Kinder und Jugendlichen mit gefährlicher Gewaltbereitschaft und Extremismus zu tun haben, bleibt es für uns eine wichtige Frage, ob es richtig ist - wie wir sagen -, die vorhandenen Institutionen der Kinder- und Jugendarbeit zu stärken, oder ob es notwendig ist, Institutionen der politischen Bildung in Konkurrenz zu etablieren. Wir halten dies nach wie vor für den falschen Weg,

(Frau Budde, SPD: Wieso denn nur?)

denn es führt zur Politisierung von Vorgängen, die mit normalen Mitteln der Kinder- und Jugendarbeit bearbeitet werden müssen.

(Beifall bei der CDU)

Zweitens ist es für uns genauso wichtig festzustellen Herr Fikentscher, da können Sie schimpfen und diffamieren, soviel Sie wollen -:

(Frau Budde, SPD: Die Frage ist, wer hier diffa- miert, Herr Dr. Bergner!)

Wenn über Extremismius gesprochen wird, dann gilt es für uns, Extremismus von rechts und von links gleichermaßen zu bekämpfen. - Herzlichen Dank.

(Lebhafter Beifall bei der CDU - Zustimmung bei der FDVP und bei der DVU-FL)

Herr Dr. Bergner, es sind Fragen angemeldet worden. Sie beantworten die Fragen. - Bitte sehr, Frau Budde.