Protokoll der Sitzung vom 25.11.2016

(Beifall bei der LINKEN)

Der Güterverkehr gehört auf die Schiene. Ich bin Bahnfahrer. Das entlastet zugleich die vom hohen Verkehrsaufkommen geschundenen Städte und Gemeinden, Straßen und Brücken im Land. Es würde auch viele Straßenbauprojekte mit Umgehungen etc. hinfällig werden lassen.

Bei der Verkehrswende sollte die öffentliche Verwaltung - auch das wurde richtig gesagt - Vorbild sein. Mit zwei E-Autos und zwei E-Fahrrädern, Herr Webel, sind wir dabei noch sehr dünn aufgestellt. Ich denke, alle Ministerinnen und Minister sollten den Anfang machen. Kleinere Fahrzeuge, mit Erdgas oder noch besser vollelektrisch betrieben, wären schon einmal ein richtiges Signal.

(Zustimmung von Dorothea Frederking, GRÜNE)

Vielleicht können Sie als Verkehrsminister hier auch einmal ein Zeichen setzen. Reduzieren Sie bitte die Fuhrparks in den Ministerien, auch das spart Gelder und Flächen. Die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist wesentlich entspannter; das kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung sagen.

Wenn die Landesregierung den Bundesratsbeschluss in Drs. 387/16 vom 13. September 2016 ernst nimmt, dann müsste sie die vollständige Elektrifizierung des ÖPNV im Land vorantreiben. Das unterstützen wir sofort.

Doch selbst der aktuelle Haushaltsplanentwurf konnte von den GRÜNEN noch nicht richtig elektrifiziert werden. Das Verkehrsministerium hatte größte Schwierigkeiten beim Erstellen von EFRERichtlinien für die Förderung nachhaltiger Mobilität. Dafür gab es sogar einen Sperrvermerk im Haushalt.

In Anbetracht der hohen Anschaffungskosten von Elektrobussen ist aber eine umfassende öffentliche Förderung notwendig, weil die aktuellen Differenzkosten für die Sachsen-Anhalter Verkehrsunternehmen wirtschaftlich nicht tragbar sind.

(Beifall bei der LINKEN)

Darauf verweist auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen in seinem aktuellen Informationsbrief, den die meisten von ihnen gestern sicher in den Postfächern hatten. Hierfür muss mehr Landesgeld eingesetzt werden, damit die Wirtschaftlichkeitslücke geschlossen wird.

Nach unserer Auffassung sollte Sachsen-Anhalt beim Vorantreiben der Elektromobilität, vor allem bei der Sanierung und dem Ausbau des elektrischen Schienenverkehrs und bei der Förderung von Elektrobussen aktiv werden. Dem ÖPNV ist konsequent der Vorrang zu geben.

(Beifall bei der LINKEN)

Dazu ist es erforderlich, Verkehrsinvestitionen radikal umzuschichten. Die Angebote von Bus und Bahn sowie für Elektromobilität, vor allem für Fahrräder müssen verbessert und attraktiver werden. Auch der Fuß- und Fahrradverkehr ist Teil dieser Verkehrswende und muss viel stärker gefördert werden.

(Zustimmung von Dorothea Frederking, GRÜNE)

Leute raus aus den Pkw und Güter runter von den Lkw! Vergessen wir das Auto als Statussymbol und brüsten uns lieber mit einer 100%-Flatrate für den öffentlichen Verkehr.

(Zustimmung bei der LINKEN und von Cor- nelia Lüddemann, GRÜNE)

Frau Lüddemann, Sie sagten, vor fünf Jahren fand schon eine Debatte über dieses Thema statt. Aber erst jetzt werden die ersten E-Busse nach langjährigen Studien in Halle zum Test freigegeben. Es ist also schon wieder viel zu viel Zeit ins Land gegangen. Lassen Sie uns also nicht nur über E-Mobilität reden, sondern über Mobilität insgesamt diskutieren und vor allem endlich sinnvoll und nachhaltig handeln.

(Zustimmung von Hendrik Lange, DIE LINKE)

Auf diesen Zug, meine Damen und Herren, sollten alle interessierten Fraktionen aufspringen. Dann klappt es auch mit der Verkehrswende. - Danke schön.

(Beifall bei der LINKEN)

Frau Eisenreich, mir wurden zwei Nachfragen angezeigt, zunächst von Frau Lüddemann. Bitte sehr.

Kollegin Eisenreich, ich habe eine Nachfrage. Habe ich es richtig verstanden, dass Sie in einer Debatte, in der wir als GRÜNE dafür streiten, eine

Zukunftstechnologie marktfähig und damit auch bezahlbar für alle Menschen in diesem Land zu machen, und zwar sowohl im Individualverkehr als auch im ÖPNV, gesagt haben, dass Sie als LINKE die Autos komplett abschaffen wollen?

(Ulrich Thomas, CDU: Das haben Sie ge- sagt!)

Das wäre das Ziel. Wie kann ich Mobilität für uns schaffen, ohne mit privaten Fahrzeugen mobil zu bleiben?

(Guido Heuer, CDU: Wir haben ja genug Reitvereine! O Leute! - Ulrich Thomas, CDU: Dann holen wir die Trabbis zurück! - Weitere Zurufe von der CDU)

- Natürlich! Ohne eigenes Auto; das ist doch der Sinn.

Dann machen wir weiter. Herr Grube hat sich gemeldet. Bitte sehr.

Frau Eisenreich, das ist die schrägste Argumentation, die ich dazu seit Jahren gehört habe.

Das macht nichts.

Dass Sie gegen die E-Autos sind, weil Sie die Autos völlig abschaffen wollen, finde ich hinreichend skurril, muss ich Ihnen ehrlich sagen.

(Beifall bei der SPD, bei der CDU, bei der AfD, bei den GRÜNEN und von der Regie- rungsbank)

Der Minister hat vorhin gesagt, wir brauchen eine ausreichend vernetzte Mobilität und wir werden auch in Bezug auf die persönliche Mobilität eher zu Modellen kommen - wir reden hierbei nicht von den Jahren 2020, 2030, sondern das wird etwas länger dauern -, bei dem Carsharing möglicherweise flächendeckend angeboten wird, aber auch dann werden Sie das private Auto nicht abschaffen.

Ich glaube, dass man Mobilität, Elektromobilität und Mobilitätssysteme nur mit Menschen machen kann. Zu sagen, wir schaffen euer Auto ab und nehmen euch das Auto weg, ist für mich der falsche Weg. Da ist das E-Auto auf alle Fälle besser.

(Beifall bei der SPD - Cornelia Lüddemann, GRÜNE: Richtig!)

Ich habe nicht gesagt, wir schaffen eure Autos ab, sondern ich habe gesagt, das wäre ein sinnvolles Ziel für diese Gesellschaft.

(Guido Heuer, CDU: Das haben Sie eben gesagt! - Ulrich Thomas, CDU: Sie haben gesagt, dies sei Ihr Ziel!)

Der private Pkw kann bleiben.

(Guido Heuer, CDU: Meine Fresse!)

Sie sollten noch einmal darüber nachdenken. Wir reden nicht gegen Elektroautos. Das war nicht mein Anliegen.

(Unruhe bei der CDU)

Frau Eisenreich, es gibt noch eine Frage. Werte Kollegen, es macht nur Sinn, jemandem eine Frage zu stellen, wenn man ihn dann reden lässt. - Herr Thomas, Sie können gern eine Frage stellen, aber Sie müssen der Rednerin die Chance geben, darauf zu antworten. - Herr Schmidt, Sie haben das Wort.

Wann plant Ihre Fraktion, als Vorbild voranzugehen und ihre Autos abzuschaffen? Wann haben Ihr Vizepräsident und Ihre Abgeordneten vor, ihre Autos abzuschaffen?

Der Vizepräsident hat ein Auto des Landtages, nicht unserer Fraktion.

(Daniel Roi, AfD: Sie können doch mit dem Fahrrad fahren! - Zurufe von der CDU)

Als Nächster hat Herr Scheurell für die CDUFraktion das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich komme aus der Lutherstadt Wittenberg. Sie kennen die 95 Thesen wider dem Ablasshandel. Wir feiern jetzt

500 Jahre Reformation. Ich gratuliere der Fraktion DIE LINKE. Sie haben gerade die 96. These aufgestellt,

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU und bei der AfD)

nämlich höre nie auf, quer zu denken.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU, bei der AfD, bei der SPD und bei den GRÜNEN)