Und genau das, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, genau solche Forschung wollen wir bei uns im Land. Wir wollen neue, heute noch unkonventionelle Wege gehen, um nachhaltiges Bauen in Sachsen-Anhalt aus der Nische zu holen. Für unsere Wissenschaft, für unser Handwerk und für unsere Waldwirtschaft sehen wir da großes Potenzial.
Ich war im Frühjahr in Dessau-Kochstedt, und der Kollege Kolze wird möglicherweise den Handwerkbetrieb kennen, der im Sinne dieser ökologischen Bauweise arbeitet. Der hat volle Auftragsbücher bis zum Jahr 2020 und der würde noch mehr Aufträge annehmen können - oder anneh
men wollen, muss man besser sagen -, aber er findet erstens keine Handwerker, die da mitmachen, und er findet keine Handwerker, die sich auf diesen speziellen Feldern auskennen. Das ist, glaube ich, etwas, wo wir als Land etwas tun können.
Neben einer realistischen Betrachtung des Energieverbrauchs und entsprechender ökonomischer Kalkulation ist auch die CO2-Emission direkt in den zu Blick zu nehmen. Dabei punktet gerade Holz als Baumaterial durch seine CO2-Bindung.
Die Landesenergieagentur macht folgende Rechnung auf: Der Bau eines normalen Einfamilienhauses setzt ca. 75 t CO2 frei. Ein entsprechendes Holzhaus bindet 15 t CO2. Das macht unter dem Strich eine CO2-Differenz von 60 t. Wer dann noch weiß, dass Sachsen-Anhalt mit einer Holzbauquote von gerade einmal 8 % dasteht und die Nachbarn - Vergleiche mit Sachsen und Thüringen sind ja immer beliebt - mit 15 % und 16 % doppelt so gut dastehen, wird sich an zwei Fingern abzählen können, dass hier politischer Handlungsbedarf besteht. Dem wollen wir GRÜNE uns stellen und werben um Partner,
zum Beispiel in Gestalt von Bauminister Webel. Ich durfte zur Kenntnis nehmen, dass ihm das Thema nicht unbekannt ist, seit er neulich beim Deutschen Holzwirtschaftsrat die Roadmap Holzwirtschaft 2025 persönlich überreicht bekam. Die Sorge, durch eine Förderung des Holzbaues das Schutzniveau etwa im Bereich der Bauordnung aufzuweichen - das schwingt so ein bisschen in der Antwort der Landesregierung mit -, teile ich ausdrücklich nicht.
Baden-Württemberg macht vor, wie man verantwortungsvoll auch über die Musterbauordnung hinaus den Holzbau fördern kann. Schließlich steht gerade hier in Magdeburg mit dem Jahrtausendturm das höchste begehbare Holzgebäude der Welt. Ich glaube, da brauchen wir in der Bauordnung etwas mehr Selbstvertrauen.
Im Rahmen der angedachten Novellierung werden wir als GRÜNE einen Schwerpunkt im Bereich ökologisches Bauen setzen. Ich setze auch darauf, dass sowohl das MLV als auch das MULE ihre Expertise in dieses Vorhaben operativ einbringen werden. Schließlich hat der Deutsche Holzwirtschaftsrat in dem bereits erwähnten Gespräch mit Herrn Minister Webel bereits konkrete Vorschläge für unsere Landesbauordnung unterbreitet.
Das Klima- und Energiekonzept der Landesregierung kann hierbei hilfreich. Es müssen auch Stellschrauben im Vergabegesetz erneut oder neu - neu, muss man sagen - im Sinne des ökologischen Bauens gestellt werden.
Das Land hat aus unserer Sicht mit gutem Beispiel voranzugehen. Es sollte nicht gelten, kurzfristig möglichst billig zu bauen. Öffentliche Gelder sind vielmehr möglichst nachhaltig einzusetzen. Öffentliche Bauaufträge sollten schon im Interesse einer nachhaltigen Haushaltsführung und der Wahrung der Interessen nachkommender Generationen ökologischen Kriterien folgen.
Aufbauen kann man dabei auf dem Bewertungssystem „Nachhaltiges Bauen“ des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat - ein neues Wort - und auf dem Gütesiegel „Nachhaltiges Bauen“ der deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen; denn, Kolleginnen und Kollegen - das ist so ziemlich der einzige Vorteil, wenn man hinten dran ist - es gibt bundesweit schon eine ganze Menge, an dem wir uns orientieren können.
Neben den erwähnten Gütesiegeln gibt es zum Beispiel in Hamburg und in Bayern spezielle Förderprogramme für ökologische Bau- und Dämmstoffe. Gerade die in Hamburg praktizierte Förderung des Wissenstransfers im Bereich Ökobau scheint mir ein sinnvoller Weg zu sein, um diesen Bereich voranzubringen. Das ist das Ziel, das wir in Sachsen-Anhalt auch verfolgen sollten. Zuschüsse etwa für Fortbildungsangebote können im Bereich der Bauplanung und der Bauträger oder eben auch im Handwerk, wie ich es vorhin bereits ausführte, viel erreichen.
Es bedarf hier im Land also einer intensiven und breiten Debatte unter Einbeziehung aller Akteure, um für unser Land sinnvolle Maßnahmen zu entwickeln und den Impuls, den Bereich aktiv anzupacken, zu setzen.
Es gibt noch vieles, worüber man angrenzend diskutieren könnte, zum Beispiel über die Energieeinsparverordnung oder die Niedrigstenergiehäuser etc. Aber ich glaube, wir sind gut beraten, wenn wir uns zunächst einmal auf das konzentrieren, was wir hier im Land auch tun können. Da kann man sehr viel mehr tun, als im Moment getan wird.
Die Große Anfrage meiner Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN will Aufmerksamkeit für ein zu wenig beachtetes Zukunftsthema erzeugen. Wir wollen das Thema voranbringen. Ökologisches Bauen - gut für das Klima, gut für den Menschen. - Vielen Dank.
Bauen bedeutet Bauen ohne Bauschutt. Wenn man baut, entsteht immer Bauschutt. Oder ich habe es falsch verstanden. Vielleicht können Sie mir das noch einmal erläutern.
Okay. - Dann haben Sie ausgeführt, dass es Spanplatten gibt, die aus Mais bestehen. Da frage ich Sie, ob Sie wissen, mit welchem chemischen Stoff die zusammengehalten werden, welche Traglast solch eine Platte hat, und vor allem, wie teuer so eine Platte im Verhältnis zu einer normalen Platte ist. Das ist auch immer interessant, wenn man über das Bauen spricht.
Dann sagten Sie, wir sind ziemlich Letzter, was die Förderung des ökologischen Bauens angeht. Da wäre die Frage: Welche Programme gibt es denn überhaupt zurzeit im Land Sachsen-Anhalt bei der Investitionsbank im Bereich ökologisches oder energieeffizientes Bauen? Und was hat - ich frage das für den Fall, dass es das noch nicht geben sollte - die Landesregierung geplant oder welchen Einfluss wollen Sie auf die Landesregierung nehmen, um solche Förderprogramme auf den Weg zu bringen, und welches Volumen soll das haben?
Als Nächstes haben Sie den Jahrtausendturm als gutes Beispiel genannt und gesagt, dass Sie ohne Zement und Mörtel bauen wollen. Da frage ich mich, wie Sie dann eine Bodenplatte machen wollen.
Also wenn ich die Geschäftsordnung richtig im Kopf habe, hätten Sie zwei Nachfragen stellen dürfen. Ich will aber trotzdem einmal versuchen, die Fragen zu beantworten.
Erstens interessierten Sie sich für die von mir erwähnte, ich sage einmal, Popkorn-Platte. Das ist noch im Versuchsstadium. Ich habe gesagt, dass sich der Professor da große Chancen ausrechnet.
Das ist genau so ein Punkt, der dann quasi zu der, glaube ich, dritten Frage von Ihnen überleitet, dass ich es mir wünsche, dass wir als Land - darauf habe ich auch gestern schon Prof. Willingmann angesprochen; jetzt ist er nicht man im Plenarsaal - in solche Nischen hineinspringen und dass das nicht immer nur die Universitäten in Göttingen, in Kaiserslautern oder was weiß ich wo
machen müssen. Es wäre wünschenswert, dass auch einmal eine Universität hier im Land an solchen Projekten beteiligt ist, damit wir eben Prototypen haben, die dann auch von unserer Wirtschaft hier in Sachsen-Anhalt hergestellt werden können.
Das ist mit formaldehydfreiem Bindemittel hergestellt worden. Sie müssen sich vorstellen, das ist tatsächlich Mais. Der wird aufgepoppt und dann wird er wieder gebunden und mit diesem Klebemittel verbunden. Da das noch in der Erprobungsphase ist, kann ich jetzt keinen Preis etc. nennen. So weit ist das tatsächlich noch nicht gereift. Ansonsten hätte ich es auch nicht eingebracht als Beispiel dafür, was möglich wäre und wo wir als Land einsteigen können.
Zur Fördermittelberatung. Was die IB alles irgendwie im Katalog hat, kann und will ich jetzt hier nicht sagen. Sie können unsere Kleine Anfrage dazu noch einmal lesen. Das dauert auch nicht lange, weil dazu nicht so viel zu finden war.
Das ist ja sozusagen der Sinn der Sache, dass wir die Debatte jetzt tatsächlich anstoßen wollen und anstoßen müssen. Denn mir ist bei diesem Handwerker in Dessau-Roßlau ziemlich klar geworden, dass es viele Menschen im Land gibt, die merken, ich will in einem Haus leben, das mir und meiner Familie gut tut, wo die Lebens- und Wohnqualität eine bessere ist. Und die ist eben besser, wenn das Haus aus ökologischen Baustoffen besteht. Der findet schlicht und ergreifend niemanden, der so ein Haus bauen, umbauen oder dämmen kann. Ich glaube, das ist eine Situation, bei der wir unsere Wirtschaft durchaus stärken können. Die Chance will ich uns nicht nehmen.
Ich sehe keine weiteren Fragen. Dann danke ich Frau Lüddemann für die Ausführungen. - Für die Landesregierung spricht die Ministerin Frau Prof. Dr. Dalbert. Frau Ministerin, Sie haben das Wort.
Genau darum geht es, Herr Thomas. - Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich gebe zu, am Anfang der Energiedebatte wurde die Bedeutung der Gebäude unterschätzt. Fest steht, rund ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland wird derzeit genutzt, um Gebäude zu beheizen. Das heißt, für eine erfolgreiche Energiewende ist es besonders wichtig, hierbei effizienter zu werden. Ich will mal sagen, wir brauchen eine Gebäudeenergiewende.
Durch die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden kann ein erheblicher Beitrag zur Einsparung von CO2-Emissionen geleistet werden. Neben der grundsätzlichen Einsparung im Verbrauch müssen dann auch verstärkt erneuerbare Energien zum Einsatz kommen.
Die öffentliche Hand - das haben wir gehört - kann und muss hierbei eine Vorbildfunktion übernehmen, sowohl im Bereich des Neubaus als auch bei der Sanierung von Bestandsgebäuden.
Die Große Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum energieeffizienten, ökologischen und ressourcenschonenden Bauen und Sanieren zielt unter anderem auf die Umsetzung eben dieser Vorbildfunktion in unserem Bundesland ab.
Neben der Verwendung von erneuerbaren Energien, Energieeinsparcontracting und ökologischen Baustoffen in Landesliegenschaften steht das Erreichen einer nahezu klimaneutralen Landesverwaltung bis zum Jahre 2050 im Vordergrund.
Des Weiteren geht es der Fragestellerin um die Steigerung der Energieeffizienz im Bereich privater Gebäude. Hierbei beziehen sich die Fragen sowohl auf die Möglichkeit der Beratung und Förderung beim energieeffizienten Bauen als auch auf den verstärkten Einsatz ökologischer Baustoffe. Zudem sind das Recycling und die Verwertungsquote von Baustoffen inhaltlicher Schwerpunkt der Anfrage.
Wie gesagt, besondere Aufmerksamkeit verdient die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand. Ich denke, wir haben bei den Baumaßnahmen in den Landesliegenschaften angefangen, dem auch Rechnung zu tragen. Bei mehreren Vorhaben war die energetische Sanierung unserer Landesliegenschaften etwa mit der Installation von Erneuerbare-Energien-Technologien verbunden.
Im Bereich privater Gebäude lässt die Energieeinsparverordnung den Bauherren verschiedene Möglichkeiten, energieeffizient zu bauen. So können sie zum Beispiel wählen, ob sie mehr in den Wärmeschutz oder etwa mehr in die Haustechnik investieren wollen.
Wer im Wohngebäudestandard über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgeht, wird mit staatlichen Förderungen belohnt. Für energieeffizientes Sanieren besteht die Möglichkeit der zinsgünstigen Darlehen mit Tilgungszuschüssen über die Kreditanstalt für Wiederaufbau.
Über die Landesenergieagentur, die Verbraucherzentrale und die Energieberater werden wir auch weiterhin informieren und beraten. Ein Beispiel: Das 10. Energieforum der Landesenergieagentur hat im Rahmen der Saale-Bau 2018 in Halle zu dem Thema: „Ökologisch und energieeffizient bauen - Energiegewinner werden“ stattgefunden.
Wir wollen die Sanierungsquote im Land, die mit 0,8 % viel zu niedrig ist, um die Klimaziele 2050 zu erreichen, steigern. Hierfür brauchen wir finanzielle, möglicherweise auch steuerliche Anreize, brauchen Maßnahmen, die zur Verkürzung der Amortisationszeiten führen und die die individuellen Hemmschwellen für so ein Projekt reduzieren. Auch hierbei müssen wir der alternden Eigentümerstruktur in unserem Land Rechnung tragen.
Hierbei ist auch die neue Bundesregierung im Zug der Novellierung des Energieeinsparrechtes und des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes gefordert. Sanierungswillige Eigentümer und Eigentümerinnen können sich bereits heute individuelle Sanierungspläne von einem Energieberater erstellen lassen. Bei der Ausstellung eines Energieausweises für ihr Gebäude ist dieser mit kurz gefassten Empfehlungen zur Verbesserung der energetischen Qualität des Gebäudes zu versehen.
Die Modernisierungsempfehlungen bieten dem Gebäudeeigentümer einen Einstieg in die energetische Optimierung des Gebäudes. Zunehmend ist auch die klimatechnische Qualität der Gebäude von Interesse. Großes Potenzial für die klimatechnische Qualität von Gebäuden liegt in der Verwendung der Baustoffe. Beispielsweise erspart ein Quadratmeter Außenwand in Massivholz unter dem Strich genau jene Menge, die eine vergleichbare Menge Wandaufbau aus Beton im Gegenzug verursachen würde.