Protokoll der Sitzung vom 31.08.2018

Der Landesrechnungshof ist eine anerkannte Institution. Die Bundesrepublik in Gestalt des Bundesministeriums hat den Verein mehrfach geprüft. Es ist nie irgendetwas beanstandet worden. Wenn

Sie jetzt also unterstellen, der Verein würde einfach vor sich hin wursteln und würde nicht geprüft, dann ist das falsch.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LIN- KEN - Zustimmung von Dr. Falko Grube, SPD, von Dr. Verena Späthe, SPD, und von Ministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert)

Herr Schmidt hat sich noch zu Wort gemeldet.

Frau Lüddemann, vielleicht können Sie mir erklären, warum der Verein „Miteinander e. V.“ keine Neumitglieder aufnimmt und auch gegen seine eigene Satzung verstößt und eine Ablehnung dementsprechend auch nicht begründet. Vielleicht haben Sie dazu ja mehr Kenntnisse.

Ach, haben Sie sich beworben und sind nicht aufgenommen worden? Das ist aber traurig.

(Heiterkeit und Beifall bei den GRÜNEN, bei der LINKEN und bei der SPD - Lars- Jörn Zimmer, CDU: Ich finde das jetzt gar nicht witzig! - Jan Wenzel Schmidt, AfD, meldet sich zu Wort)

Wenn Sie noch einmal wollen, dann kurz, Herr Schmidt.

Ich würde gern wissen, warum der Verein keine Mitglieder aufnimmt und gegen seine eigene Satzung verstößt.

(Zuruf: Sie hat doch geantwortet!)

Das gibt mir die Gelegenheit, auf den anderen Punkt zurückzukommen, den auch Ihr Redner hatte, von wegen 95 % und wenig Eigenmittel. Auch dazu hat die Ministerin ausgeführt, aber das würde ich hier gern noch einmal hervorholen.

Es ist das Wesen der institutionellen Förderung, dass das vom Land gewollte Aufgaben sind, wie zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale, wie beim Tourismusverband, wie zum Beispiel bei Miteinander, bei denen klar ist, dass man das nicht aus Gebühren oder irgendwelchen anderen Einnahmen selbst generieren kann. Und das Land sagt, wir machen eine institutionelle Förderung und fördern die Institution für diesen Zweck. Es kann nicht anders sein, als dass der Hauptteil eben aus Steuergeldern, vom Land gewollt, investiert wird.

(Zuruf von der AfD: Warum werden dann keine Neumitglieder aufgenommen?)

Über die Strukturen des Vereins, wer Mitglied ist, dazu kann ich - um ehrlich zu sein: ich bin nicht Mitglied in dem Verein - keine Aussage treffen.

(Robert Farle, AfD: Dann muss nämlich die Gemeinnützigkeit entzogen werden!)

Gut. Dann sind wir mit diesem Debattenbeitrag durch und kommen zu dem nächsten. Für die Fraktion der SPD spricht die Abg. Frau Dr. Pähle. Frau Dr. Pähle, Sie haben das Wort.

Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu Beginn dieser Woche haben in Chemnitz 6 000 Menschen demonstriert, davon mehrere Tausend Rechtsextreme.

(Lachen bei der AfD)

„Wir haben Videoaufnahmen darüber, dass es Hetzjagden gab, dass es Zusammenrottungen gab, dass es Hass auf der Straße gab.“

(André Poggenburg, AfD: Genau! Alte Auf- nahmen!)

„Und das hat mit unserem Rechtsstaat nichts zu tun.“

(Daniel Roi, AfD: Wie in Frankfurt (Oder) im „Frosch“!)

Das sind die Worte von Bundeskanzlerin Merkel. Sie fügt hinzu:

„Es darf auf keinem Platz und keiner Straße zu solchen Ausschreitungen kommen.“

(Beifall bei der SPD - André Poggenburg, AfD: Sie meinen damit die Messersteche- reien!)

Dass es diese Ausschreitungen aber eben doch gab und dass sich die Situation in Chemnitz wie auch in anderen Orten in Sachsen überhaupt so zuspitzen konnte, hat sicherlich viele Ursachen. Aber eine Ursache ist ganz gewiss eine zu schwache Zivilgesellschaft, die sich den Feinden der Demokratie entgegenstellt,

(Tobias Rausch, AfD: Ach so!)

an jedem Ort, zu jeder Zeit. Eine solche engagierte Zivilgesellschaft fällt nicht vom Himmel. Sie braucht nicht nur Einsatzbereitschaft, sie braucht heutzutage eine ganze Menge Mut.

Damit die Menschen diesen Mut aufbringen können, brauchen sie Rückhalt, aus der Politik, aus den demokratischen Parteien, von staatlichen

Behörden, von Bürgermeisterin und Bürgermeistern.

Unser großer Vorteil in Sachsen-Anhalt ist, dass wir seit Jahren ein gutes Zusammenspiel von Staat, Kommunen und Zivilgesellschaft haben. Ausdruck dieser Zusammenarbeit ist das Netzwerk für Demokratie und Toleranz, das auf Initiative dieses Landtages und nicht zuletzt auch mit der Rückendeckung des damaligen Ministerpräsidenten Prof. Böhmer im Jahr 2005 ins Leben gerufen wurde.

(Zuruf von Mario Lehmann, AfD)

Diese Zusammenarbeit wird intensiv unterstützt durch das Landesprogramm für Demokratie, Vielfalt und Weltoffenheit, das wir gemeinsam im Jahr 2011 auf den Weg gebracht haben und das Menschen, die sich für Demokratie engagieren wollen, eine Fülle von Möglichkeiten bietet.

Wegbereiter und unverzichtbares Rückgrat dieses Engagements gegen Rechtsextremismus und Rassismus war und ist der Verein Miteinander. Was er leistet, das zeigt die Antwort auf die Große Anfrage detailliert auf.

(Mario Lehmann, AfD: Was er sich leistet!)

Die Ministerin hat es hier noch einmal eindrucksvoll umrissen.

Ich sage es deshalb ganz deutlich: Wir wollen den Standortvorteil einer tatkräftigen Zivilgesellschaft für Sachsen-Anhalt erhalten.

(Beifall bei der SPD, bei der LINKEN und bei den GRÜNEN - Zustimmung von Minis- terin Petra Grimm-Benne und von Ministe- rin Prof. Dr. Claudia Dalbert)

Die SPD-Fraktion steht zu dem Verein Miteinander, zu seiner Arbeit, zu seiner Ausrichtung und zu seiner öffentlichen Förderung. Die Antwort auf die Große Anfrage bekräftigt uns in dieser Haltung und der Koalitionsvertrag sowieso.

Deutschland ist in einer schwierigen innenpolitischen Lage. Wir können es uns nicht leisten, falsche Signale zu setzen. Wir dürfen nichts tun, was Nazi-Hooligans von Chemnitz und anderswo ermutigt und die Verteidiger der Demokratie entmutigen würde.

Die Vorwürfe der AfD-Fraktion gegen den Verein Miteinander, für die es in der Antwort auf die Große Anfrage nicht den allergeringsten Ansatzpunkt gibt, haben nur einen Zweck, nämlich die Demokratie zu schwächen und Demokraten zu entmutigen. Und das hat System.

(André Poggenburg, AfD: Glauben Sie das selber?)

Das haben wir bei den Attacken auf christliche Kirchen gesehen. Das sehen wir an der Ankündi

gung bei der AfD-Pressekonferenz, als Nächstes seien die Gewerkschaften dran.

(Robert Farle, AfD: Ver.di!)

Das sehen wir vor allem auch in den skrupellosen Angriffen auf die Pressefreiheit.

Sie haben sicher alle den Post der AfD-Fraktion Hochtaunus gelesen, der den Deutschen Journalistenverband veranlasst hat, die Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz zu fordern.

(André Poggenburg, AfD: Fordern kann man alles!)

Ich sage: zu Recht; der Schritt ist überfällig.