Protokoll der Sitzung vom 31.01.2020

wenn Sie davon sprechen, dass wir davor Angst haben, dass die Planwirtschaft eingeführt wird oder dass irgendetwas oder irgendjemand enteignet wird. Aber es ist doch ausgerechnet Ihre Partei, die Kevin Kühnert als stellvertretenden Bundesvorsitzenden bei der letzten Wahl des Bundesvorstandes eingesetzt hat.

(Oliver Kirchner, AfD, lacht)

Das ist der Mann, der offen darüber schwadroniert, dass man doch BMW enteignen bzw. verstaatlichen könne,

(Zuruf von Dr. Katja Pähle, SPD)

dass man Wohnungseigentümer oder Hauseigentümer in Berlin enteignen solle. Das sind doch genau die Bewegungen, vor denen wir warnen. Wieso können Sie sich dann hier hinstellen und so tun - gerade als Vertreter dieser Partei -, als ob das keine ernst zu nehmenden Probleme wären, über die in Deutschland schon längst diskutiert wird?

(Daniel Roi, AfD: Ihre Parteichefs!)

Sie haben das Wort.

Sehr geehrter Herr Büttner!

(Robert Farle, AfD: Ist das Heuchelei? Oder was ist das?)

- Herr Farle, diese Zwischenrufe von Heuchelei und wir hätten hier alle keine Ahnung - -

(Robert Farle, AfD: Ich sage es ja nur!)

- Nein, nehmen Sie sich selbst doch einfach ein bisschen zurück und respektieren Sie, dass es Menschen mit anderen Meinungen in diesem Parlament gibt, die auch eine Ahnung haben, die auch eine Meinung haben, die sie hier auch sagen dürfen. Das ist doch nicht zu ertragen, was Sie hier machen.

(Robert Farle, AfD: Ist doch klar! Das dür- fen sie doch!)

- Das will ich auch gern tun. Ich will auch gern die Frage beantworten. Wissen Sie, wenn wir alle abwägen, was Vertreter unserer jeweiligen Parteien so sagen - -

(Volker Olenicak, AfD: Wir werden immer darauf reduziert!)

Na ja, Sie haben mich gerade gefragt, wie ich mit den Aussagen von Kevin Kühnert umgehe. Ich bin

froh darüber, dass es in meiner Partei Leute gibt, die um die Ecke denken, die sich Sorgen um die Zukunft dieses Landes machen und die sich auch nicht davor scheuen, Dinge anzusprechen, die jedenfalls im politischen Diskurs nicht ganz so einfach ankommen und durchaus auch kontroverse Diskussionen - auch in meiner Partei - auslösen.

(Zuruf von Volker Olenicak, AfD)

Das finde ich gut und dabei will ich Kevin Kühnert ausdrücklich einschließen. Ich finde es gut, dass wir solche klugen jungen Leute bei uns haben. Aber wissen Sie, wenn ein Parteivorsitzender, und zwar Ihrer Partei,

(Robert Farle, AfD: Der Vogelschiss!)

- nein, nein, ich komme jetzt nicht auf den Vogelschiss; das ist schon so abgetreten, das muss man nicht auch noch bringen - öffentlich fordert, die gesetzliche Rentenversicherung abzuschaffen, meine sehr verehrten Damen und Herren von der AfD, dann müssen die Menschen in diesem Lande Angst davor haben,

(Robert Farle, AfD: Nein!)

dass ihre soziale Sicherung abgeschafft wird. Und das betreiben Sie.

(Robert Farle, AfD: Nein!)

Erklären Sie das mal den Leuten.

(Beifall bei der SPD)

Dann relativiert sich vielleicht manche Frage, die Sie hier in diesem Landtag stellen.

(Beifall bei der SPD)

Okay. Herr Farle hat als Nächster das Wort.

(Holger Hövelmann, SPD: Es wird nicht besser!)

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehen Sie, auch wir freuen uns, dass wir solche Leuten in unserer Partei haben und dass die dann sofort Widerspruch aus der Partei bekommen, sogar innerhalb einer Woche, indem andere Mitglieder unserer Partei auf einer öffentlichen Konferenz sagen: Mit uns wird es keine Abschaffung der gesetzlichen Rente geben. Auch darüber freuen wir uns. Wir werden einen Rentenparteitag durchführen, und dort wird mit Sicherheit nicht die Forderung gestellt werden, dass die gesetzliche Rente abgeschafft wird. - So weit dazu.

(Zustimmung bei der AfD)

Der zweite Punkt ist: Sie bestreiten, dass es eine Planwirtschaft gibt. Es ist doch eine völlig irrsinnige Frage, die ich da aufgeworfen habe: soziale

Marktwirtschaft gegen ökosozialistische Planwirtschaft. Ja, lesen Sie eigentlich nicht die Beschlüsse dieser Bundesregierung, die den Plan aufgestellt hat, bis 2050 soundsoviel Prozent CO2 abzuschaffen, bis zum Jahrhundertende aus den fossilen Energien auszusteigen? Das ist Planwirtschaft! Da werden Kennziffern erfunden.

(Zuruf von Swen Knöchel, DIE LINKE)

Die zentrale Kennziffer in dieser Planwirtschaft ist die CO2-Bepreisung, die CO2-Reduktion. Dafür sollen Billionen ausgegeben werden, die jeden Steuerzahler wahnsinnig viel Geld kosten werden. Die Regierung steigt erst mit 10 € ein. Jetzt haben sie es schon auf über 20 € eingestellt und dann soll es auf 130 €, 180 € ansteigen. Das bedeutet, sie wollen dem Menschen etwas klauen - pro Monat mehr als 100 €, hat das „Handelsblatt“ ausgerechnet - von dem, was er für den täglichen Lebensunterhalt hat, indem sie CO2-Steuern erheben. Wissen Sie, wie viele Milliarden schon jetzt in jedem Jahr dafür abkassiert werden, nämlich über das Energievorranggesetz?

Stopp, Herr Farle! Zwei Minuten sind um.

24 Milliarden €!

Jetzt hat Herr Hövelmann die Chance zu antworten.

Das ist Planwirtschaft.

Stopp, Herr Farle!

Ja, ist gut.

Herr Hövelmann, Sie können jetzt antworten.

(Lydia Funke, AfD: So hätten Sie bei Ihren eigenen Kollegen auch mal durchgreifen können!)

Na ja, Herr Farle, wir haben eine unterschiedliche Auffassung davon, was Planwirtschaft ist. Wenn Sie jeden politischen Rahmen, der durch den Gesetzgeber gesetzt wird oder vorgegeben wird, jeden Grenzwert, der ja auch politisch in Gesetzen festgelegt wird, sei es für irgendwelche Le

bensmittelinhaltsstoffe oder für Emissionswerte, was auch immer, gleichsetzen mit Planwirtschaft,

(Robert Farle, AfD: Sie hebeln den Markt aus!)

dann kann man Ihnen - - Aber ich will nicht unhöflich sein. Das ist jedenfalls keine Planwirtschaft,

(Robert Farle, AfD: Doch!)

sondern das ist die verantwortliche Wahrnehmung von politischer Verantwortung durch Gremien in dieser Republik, die nämlich genau die Aufgabe haben, durch Grenzwerte dafür zu sorgen, dass es einen Arbeitsschutz gibt, dass es einen Gesundheitsschutz gibt, dass es gesunde Lebensmittel gibt, dass wir gesunde Luft zum Atmen haben, dass wir Feuerstätten haben, die nicht unheimlich viel Emission, sondern möglichst wenig Emission haben. Das ist Aufgabe von uns allen, auch die unseres Landtags von Sachsen-Anhalt. Deshalb ist das das genaue Gegenteil von Planwirtschaft; das ist nämlich soziale Marktwirtschaft.

(Beifall bei der SPD)