Meine Damen und Herren, dass an dem historischen Ort, von dem ausgehend das Bauhaus künstlerisch die ganze Welt beeinflusst und die Moderne entscheidend geprägt hat, der politische Wille für eine Landesausstellung zur 90. Wiederkehr der Bauhaus-Gründung fehlt, wird bundesweit, aber auch international für Kopfschütteln und Gespött sorgen.
Aber, meine Damen und Herren, nicht allein die unverständliche Haltung der Landesregierung zum Bauhaus-Jahr irritiert. Kritisch zu hinterfragen ist für mich auch der bei dieser Gelegenheit zutage getretene eklatante Mangel an regierungsinterner Kooperation und an abgestimmter Kommunikation der Ministerien nach außen. Obwohl die Städte Erfurt, Weimar und Jena sowie die von ihnen getragene Impulsregion bereits seit Jahren eine dem BauhausJubiläum gewidmete Landesausstellung vorbereiten und dabei von Beginn an in engem Kontakt mit dem Kultusministerium stehen, was angesichts der einschlägigen Briefwechsel auch der Staatskanzlei nicht verborgen geblieben sein dürfte, verkündet der Ministerpräsident am 28. März lakonisch, es werde 2009 eine Thüringer Landesausstellung zum Thema „Natur im Städtebau seit 1990“ geben. Dies, meine Damen und Herren, wohlgemerkt ohne die Träger der Impulsregion rechtzeitig über den geplanten Schritt zu informieren oder doch wenigstens dafür Sorge zu tragen, dass die neuen Erkenntnisse die Arbeitsebene des Kultusministeriums erreichen. Zu diesem Zeitpunkt existieren nicht allein bereits beträchtliche, mit dem Kultusministerium abgestimmte Vorarbeiten
der Impulsregion, es gibt auch schon ein eigenes auf der ITB in Berlin vorgestelltes Logo zum BauhausJubiläum. Selbst die Vorkonferenz der Thüringer Staatssekretäre hat sich für eine Landesausstellung mit Bauhaus-Bezug ausgesprochen. Eigentlich hätte damit die Bauhaus-Landesausstellung in trockenen Tüchern gewesen sein müssen. Deshalb fragt man sich angesichts dieses Vorlaufs kopfschüttelnd, wie es überhaupt zu der fatalen Ankündigung des Ministerpräsidenten kommen konnte. Die Antwort ist ebenso banal wie blamabel. Parallel und in Konkurrenz zu den Aktivitäten um das Bauhaus-Jubiläum beschäftigte sich nämlich bereits seit 2005 eine Arbeitsgruppe der Staatskanzlei mit der Vorbereitung der Landesausstellung „Natur im Städtebau“. Allerdings muss das weitgehend im stillen Kämmerlein geschehen sein, denn diese Tatsache ist bis vor Kurzem weder der Impulsregion als Initiator einer Landesausstellung noch dem Kultusministerium bekannt gewesen. Öffentlich gemacht hat dieses peinliche Neben- und Gegeneinander erst eine Anhörung des Wissenschaftsausschusses zum Bauhaus-Jubiläum am 26. April.
Meine Damen und Herren, es wirft ein bezeichnendes Licht auf die Regierungspolitik und die fehlende Koordinierung in der Landesregierung, dass über mehrere Jahre zwei Fachressorts ohne jede Abstimmung untereinander völlig verschiedene Ausstellungskonzeptionen vorantreiben konnten. Noch fragwürdiger erscheint mir, dass dann die Staatskanzlei offenbar in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ihre Vorstellung beim Ministerpräsidenten durchsetzen konnte, womit der bereits beträchtliche Vorlauf für eine Bauhaus-Landesausstellung einfach negiert wurde.
Meine Damen und Herren, das heillose Durcheinander, die fehlende Kooperation und Koordination, die im Kabinett Althaus herrschen, kann man nur mit Kopfschütteln quittieren. Noch peinlicher für die Landesregierung ist allerdings deren Versuch, für die überraschende Absage an eine dem Bauhaus-Jubiläum gewidmete Landesausstellung im Nachhinein so etwas wie rationale Erklärungen zu finden. Da wird beispielsweise vom Kultusminister Goebel und vom Regierungssprecher argumentiert, die neunzigste Wiederkehr der Bauhaus-Gründung sei, ich zitiere, „gar kein richtiges Jubiläum“, wohl wissend dass die beiden anderen Städte, nämlich Dessau und Berlin, just zu diesem Anlass große Ausstellungen vorbereiten und sich selbst die MoMA in New York der Thematik mit einer Sonderausstellung von internationalem Rang widmen wird. Gleichzeitig behauptet der Ministerpräsident, gegen eine Landesausstellung spreche gerade die nationale Bedeutung des Bauhauses, während er gleichzeitig bei anderer Gelegenheit hervorhebt, die diesjährige Landesausstellung zur Heiligen Elisabeth zeichne sich durch die nationale und europäische Dimension der behan
delten Thematik aus. Geradezu verzweifeln könnte man angesichts der Tatsache, dass der Ministerpräsident sich nicht scheut, als Argument für seine Absage einer Bauhaus-Landesausstellung anzuführen, man dürfe nicht vergessen, dass das Bauhaus aus Weimar vertrieben wurde und danach noch entscheidende Stationen erlebte. Meine Damen und Herren, was soll mit diesem unausgegorenen Satz eigentlich gesagt werden? Etwa, dass es kein Bauhaus-Landesjubiläum zu geben brauche, weil das Bauhaus, wenn auch unfreiwillig, Thüringen nach nur wenigen Jahren verlassen hat? Oder gar, dass die damalige Vertreibung durch eine Thüringer Landesregierung heute kein ehrendes Gedenken gestatte? Die Logik dieser Aussage des Ministerpräsidenten erschließt sich mir jedenfalls nicht.
Meine Damen und Herren, gerade weil hier in Thüringen der Ursprung des Bauhauses liegt, gerade weil eine Thüringer Landesregierung in einem Akt von Kulturbarbarei seinerzeit das Bauhaus vertrieben hat und gerade weil das Wirken des Bauhauses nicht auf Weimar und Thüringen beschränkt blieb, sondern auf die ganze Kulturwelt der Moderne ausstrahlte, müssen wir das Bauhaus-Jubiläum 2009 angemessen begehen.
Dass man diese simplen Tatsachen auch noch ausdrücklich betonen muss, da sie offenbar noch nicht in das Denken und Handeln des Ministerpräsidenten Eingang gefunden haben, ist für mich der beschämendste Aspekt an dem kulturpolitischen und kulturellen Debakel, das Thüringen dank seiner Landesregierung derzeit erleidet.
Meine Damen und Herren, wir fordern den Ministerpräsidenten unverzüglich auf, seine Fehlentscheidung zu korrigieren und endlich die Weichen für eine Landesausstellung „Bauhaus 2009“ zu stellen. Die Impulsregionen und ihre Träger sind bereit, mit großem Engagement eine solche Landesausstellung anzugehen, und sie haben auch schon viel Vorarbeit dafür geleistet. Aus eigener Kraft können die Initiatoren das Gesamtprojekt aber nicht stemmen, das gilt nicht zuletzt für dessen finanzielle Dimension. Hier ist das Land in der Pflicht, denn das BauhausJubiläum ist nun einmal weit mehr als eine regionale Angelegenheit. Die finanziellen Belastungen, die da auf das Land zukommen, halten sich, und auch dies muss betont werden, in engen Grenzen. Nach Angaben der Klassikstiftung beläuft sich das geplante Gesamtvolumen der Bauhaus-Landesausstellung auf rund 4,7 Mio. €. Davon soll das Land ein gutes Drittel tragen - nicht mehr und nicht weniger. Die große Restsumme wollen die Initiatoren durch Eigen- und Drittmittel aufbringen. Bei einer nur mäßigen Belastung des Landeshaushalts kann Thüringen
Meine Damen und Herren, finanzielle Unterstützung allein, so wichtig sie natürlich ist, reicht jedoch nicht aus. Für noch entscheidender halten wir eine Auszeichnung der Jubiläumsaktivitäten als Landesausstellung. Dieser Status ist für die von der Impulsregion geplanten Projekte unerlässlich, um Museen und Sammler von internationalem Rang zu einer Leihgabe von Bauhaus-Werken zu bewegen und auch hochkarätige Sponsoren zu gewinnen. Auch die globale touristische Vermarktung des Thüringer Beitrags zum Bauhaus-Jubiläum ist auf diese Weise viel leichter möglich. Bei einem Festhalten der Landesregierung an ihrem Nein zu einer BaushausLandesausstellung wird Thüringens kulturelle Reputation dagegen weltweit Schaden nehmen. Das kann man bereits jetzt voraussagen, denn selbstverständlich wird es international registriert werden, dass Dessau, Berlin und New York 2009 große Bauhaus-Ausstellungen machen, während sich Thüringen als Wiege der Moderne, als Wiege des Bauhauses lieber einer Ausstellung zu städtischen Grünflächen widmet.
Meine Damen und Herren, keine andere Schule hat Architektur, Städtebau und Design im 20. Jahrhundert so beeinflusst wie das Bauhaus. Wir fordern daher den Ministerpräsidenten mit Nachdruck auf: Nehmen Sie schleunigst Abschied von Ihrer geplanten Gartenzwergparade und geben Sie grünes Licht für eine Landesausstellung „Bauhaus 2009“, für eine angemessene Würdigung des anstehenden Bauhaus-Jubiläums. Alles andere wird Thüringen weltweit der Lächerlichkeit preisgeben. Ich danke Ihnen.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, ich fahre das Pult etwas hoch und die Emotionen etwas runter. Herr Kollege Döring, ich schätze Sie sehr, aber was wir heute hier veranstalten, kann ich nicht ganz nachvollziehen.
und haben die bisher noch nicht ausgewertet und diskutieren die Sache jetzt im Plenum. Ich meine, wir wären im Ausschuss auf unaufgeregte Weise sehr viel weiter gekommen. Der SPD-Antrag fordert, die Regierung möge berichten, und sie wird das, das erwarten auch wir, schnell tun. Es wäre hilfreich, zur nächsten Sitzung des Ausschusses einen Bericht nutzen zu können.
Meine Damen und Herren, über die Bedeutung des Bauhauses muss ich mich hier, so hoffe ich, nicht auslassen, aber ein Umweg zum Thema sei mir gestattet. Karl-Heinz Bohrer hielt 2002 in Weimar einen Vortrag über den Stil. Der Text wurde später in seinem „Merkur“ veröffentlicht. Es geht um Aktualität und Geschichte eines nationalen Unvermögens. Bohrer reflektiert auf den nachwirkenden Gegensatz von NS-Klassizismus und Bauhausform und ich darf zitieren: „Indem es Westdeutschland gelang, die Rechtsform wiederherzustellen, und man hier das gelungene Experiment mit dem Rechtsstaat und der Demokratie erkennen muss, blieb man gegenüber allen Herausforderungen der Form unsicher. Man einigte sich auf das Bauhaus als den einzig gemeinsamen verbliebenen Nenner, auf ein Bauhaus freilich, dessen eigenwilliger Stilgestus dabei verloren ging. Es ist ein Bauhaus ohne Utopie. An deren Stelle rückte ein Schaden-Nutzen-Rationalismus, dem die wohlhabend gewordene, aber kleinbürgerlich geprägte neue Gesellschaft entsprach, in der gut- oder gar großbürgerliche Verkehrsformen immer mehr an Einfluss verloren.“ Bohrer skizziert die uniforme Hässlichkeit der Bundesrepublik und beklagt den allgemeinen Verlust des Stilempfindens. Spätes Bauhaus und biederer Funktionalismus, Serienproduktion und Zweckrationalismus, auch das wäre ein Thema. Es kann hier nicht weiter verfolgt werden, obwohl es durchaus hierher gehört, aber worum es geht, sei noch einmal benannt. Wer über das Bauhaus Weimar, also das frühe Bauhaus, redet, muss zunächst über Ideen, wohl auch über Visionen reden, nicht bloß über finanzielle Schaden-Nutzen-Verhältnisse. Es ging den Bauhäuslern zunächst um das werdende Gesamtkunstwerk, um die Kathedrale der Zukunft. Walther Ulbricht nannte das „dekadenten Kosmopolitismus“ und „volksfeindlich“. Es kann bei einer Darstellung des frühen Bauhauses niemals in erster Linie um Retrospektion gehen, sondern um Lebendigkeit der Form und ästhetische Pädagogik. Es ist genau das, was der Rektor der Bauhaus-Universität, Gerd Zimmermann, meint, wenn er die bisherige Ausstellungskonzeption von Einseitigkeit bedroht sieht, von Provinzialismus gar. Die historische Perspektive der Klassikstiftung müsste sich mit der primären aktuellen Sicht der Bauhaus-Universität vereinen, alles andere wäre antiquarische Historie. Und um Nietzsche zu zitieren, der ja über van de Velde zu den Anregern der Weimarer Bauhäusler gehörte: „Nur aus der höchsten Kraft der Gegenwart
dürft ihr das Vergangene deuten.“ Die Frage ist, ob wir diese Kraft haben oder ob wir uns wirklich als Kulturprovinz verstehen und uns darin genügen; die Theaterdebatte lässt das ja vermuten. Diejenigen jedenfalls, die glauben, 1 Mio. mehr für eine Ausstellung und schon wären wir up to date und auf Augenhöhe mit New York, die sind wirklich jenseits von Gut und Böse.
Worum geht es? Es geht um eine angemessene Würdigung „90 Jahre Bauhaus in Weimar“ mit Effekten für Thüringen, wirtschaftlich, touristisch - Sie haben davon gesprochen -, um nicht weniger, aber auch nicht um mehr. 90 Jahre sind keine Zahl, die man überschwänglich feiert, höchstens im Altersheim, wenn man nicht weiß, was kommt. Und nicht im Weimarer Hintergrund, davon gehe ich immer noch naiverweise aus, wird 2009 der Schillergeburtstag stehen, den wir hoffentlich nicht so uninspiriert verstreichen lassen wie das Todesjahr 2005, möglicherweise auch ohne echten Schädel.
Warum Bauhaus 2009? Der Chef der Klassikstiftung, Herr Seemann, hat recht, 2009 ist als Sprungbrett für 2019 wichtig, und 2009 könnte Initial für ein neues Bauhaus-Museum in Weimar sein. Deshalb benötigen wir eine Ausstellung, die der inspirierenden Bedeutung des Bauhauses gerecht wird, Bauhaus als Denk- und Gestaltungsfabrik. Ob dies eine Landesausstellung sein muss, ist aus inhaltlicher Sicht umstritten. Die Anhörung war in dieser Hinsicht, Herr Döring, keineswegs eindeutig. Ich meine nicht bloß die klare Stellungnahme des Stiftungspräsidenten zu dem, worauf es wirklich ankommt, auf die Bildung eines Schwerpunkts Bauhaus Weimar 2009 für Thüringen, auf ein Projekt von nationaler und internationaler Ausstrahlung. Das hängt an den Inhalten, davon habe ich geredet, und nicht nur am Geld, aber auch am Geld. Im Herbst 2005 gab es eine zurückhaltende Antwort des Ministerpräsidenten auf eine entsprechende Anfrage der Impulsregionalisten. Es findet sich der Verweis, besser „100 Jahre Bauhaus Weimar“ zu feiern, dann aber richtig. Auch fehlt nicht die Bemerkung, dass eigentlich nur alle vier Jahre in Thüringen eine Landesausstellung stattfinden solle - klare Hinweise auf die schwachen finanziellen Möglichkeiten. Wir haben heute noch einen Tagesordnungspunkt 19 über den Haushalt. Es folgt ein Schreiben vom September 2006 der Impulsregionmacher, von den Herren Münchberg und Seemann, an den Ministerpräsidenten. Die Bitte, eine Landesausstellung zu finanzieren, wird wiederholt, der MP um Schirmherrschaft gebeten. Im November 2006 sagt der Ministerpräsident die Schirmherrschaft für eine Bauhaus-Ausstellung 2009 zu und er schreibt, er habe den Kultusminister um Prüfung gebeten. Bei der Überlegung,
eine Ausstellung „Bauhaus 2009“ unter das Dach einer Landesausstellung zu stellen, dürfe allerdings nicht verkannt werden - ich zitiere -, „dass mit der Verpflichtung des Landes für die Landesausstellung 2007, auch eine außerplanmäßige, zur Heiligen Elisabeth die Planungszeit für eine mögliche Landesausstellung bereits im Jahre 2009 sehr knapp bemessen sei.“ - wiederum ein deutlicher Hinweis auf den begrenzten finanziellen Spielraum. Es gab Irritationen - Sie haben davon gesprochen -, weil das Kultusministerium wohl die Möglichkeit einer Landesausstellung favorisierte. Das Kabinett entschied schließlich dagegen.
Für beide Entscheidungen gibt es gute Argumente. Diejenigen, die für eine Landesausstellung sprechen, meine ich, überwiegen. Die Gründe allerdings, Bauhaus auch in anderer Form - ich nutze nun die Vokabel des SPD-Antrags - hinreichend zu würdigen, sind keineswegs an den Haaren herbeigezogen. Bauhaus Dessau und Bauhaus-Archiv Berlin werden das Jubiläum nutzen, wir müssen handeln. Aber wie platziert sich Thüringen in dieser Konstellation, die zudem eine internationale werden wird? Ist Bauhaus Weimar - ich meine diese Frage nicht rhetorisch - wirklich ein Landesthema? Ist es das Thema einer dezentralen Landesausstellung oder sogar eine Nummer zu groß? Das Ergebnis unserer Anhörung - ich sagte es bereits -, was Label, Status und Inhalt angeht, war zwiespältig. Einhellig gefordert wurde aber die finanzielle Unterstützung des Landes. Ich zitiere beispielsweise den OB der Stadt Weimar: „Die Landesregierung möge das Bauhaus-Jahr 2009 in der notwendigen Höhe unterstützen.“ Das Wort „Landesausstellung“ kommt in der schriftlichen Stellungnahme aus Weimar überhaupt nicht vor, auch nicht in der Stellungnahme der Freunde und Förderer der Kunstsammlung zu Weimar. Es geht immer nur um einen angemessenen Beitrag, es geht ums Geld. Der Ministerpräsident hat in einem Zeitungsinterview am 30. März dieses Jahres gesagt: „Es war abgestimmt, dass wir als Landesregierung in Weimar die große Ausstellung Bauhaus klassisch unterstützen.“ - und so geht es weiter. Offenbar besteht die Angst in der Kunstregion, das reiche nicht - erst recht nicht, wenn es neben dem Bauhaus eine andere Landesausstellung geben sollte. Die Forderung lautet: 1,7 Mio. € Zuschuss Landesmittel. Die Ausstellung und Foren kosten zusammen über 5 Mio. €. Das wären für das Land um die 35 Prozent der Förderung, den Rest wollen Gebietskörperschaften und sollen Sponsoren geben. Ich halte das für außerordentlich optimistisch, aber die Landesregierung stände bei diesem relativ geringen Finanzierungsanteil ziemlich unter Druck. Bei 5 Mio. €, um ein Sprungbrett für 2019 zu finanzieren, wenn die Mittel fließen, stehen auch die Macher unter Druck. Alle Geldgeber werden auf die Besucherzahlen schauen dürfen und müssen. Ein zweites neues
Museum werden wir uns nicht leisten können. Und die Frage darf gestellt werden, warum trotz der abwartenden Antworten der Staatskanzlei die Planer in der angestrebten Größenordnung weitergemacht haben und warum sie nun schreiben - ich zitiere aus der Anhörung: „Eine Absage der Ausstellung würde den Museen, aber auch den Gebietskörperschaften der Impulsregion und dem Freistaat Thüringen erheblichen Schaden zufügen.“ Das nennt man im höflichsten Fall „Schaffung vollendeter Tatsachen“.
Ein weiterer Punkt scheint mir verwunderlich und darf hier angesprochen werden: Die Arbeitsgruppe 2009 war so geheim, angeblich 1999 zum Kulturstadtjahr Weimar gegründet, dass etwa der Stadtrat Weimar keinerlei Ahnung hatte. Eine Anfrage im Stadtrat im Februar 2007 war nötig, um überhaupt Aufklärung zu erhalten: Seit wann gibt es das Konzept, wie sieht es aus, wer hat es in wessen Auftrag ausgearbeitet? Nichts war in der Stadt offiziell bekannt. Der Kulturausschuss der Stadt wurde erst Anfang März 2007 in Kenntnis gesetzt. Ich hielt das Papier, das uns vorgelegt wurde, ehrlich gesagt, für einen Entwurf. Dabei lag es beinah zeitgleich und mehrfarbig in einem Flyer verdichtet auf den Messen.
Wir waren mit unserem Unbehagen keineswegs allein. Auch die Weimarer Grünen haben nun gefordert, neue Verhandlungen mit dem Land auf der Grundlage eines völlig überarbeiteten Konzepts vorzunehmen. Wie auch immer, wichtig und entscheidend ist, dass es einen Schwerpunkt „Bauhaus Weimar 2009“ geben muss und geben wird. Der Erfolg und die Ausstrahlung hängen vermutlich nicht am Status Landesausstellung, auch wenn diese sich wahrscheinlich dann besser vermarkten lässt.
Ich nenne einige Zahlen: "Der junge Bach in Erfurt", erste Landesausstellung, Kosten: 1,35 Mio. € - fast vollständig vom Land; Besucher: nicht einmal 40.000.
2004: "Residenzen", Kosten: 2,8 Mio. €, 2,4 Mio. € vom Land; Besucher: 70.000, allenfalls 90.000. Die jetzige Landesausstellung kostet das Land 1,5 Mio. €.
Ich bin geneigt, etwa die Besucherzahlen der Ottonen- oder Reichsausstellung in Magdeburg dagegenzusetzen oder zumindest als Vorbild anzusetzen. Es hängt immer zuerst an den Machern und ihren Ideen. Möglicherweise jedoch bietet eine Landesausstellung wirklich bessere Chancen, Mittel der Wirtschaft zu generieren - ein zweites und von den Machern erst nachgeschobenes Argument, aber kein schlechtes und vielleicht das entscheidende für eine Landesausstellung.
Fest steht - ich komme zum Schluss -, es wird und muss eine angemessene Unterstützung des Landes geben im Rahmen der Möglichkeiten. Alles andere wäre eine vertane Chance für die Impulsregion und für Thüringen. Helmut Seemann, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe, hätte, wenn die Finanzierung gesichert ist, aus inhaltlicher Sicht wiederum recht. Zitat: „Ob ‚Bauhaus 2009’ unter dem Titel ‚Landesausstellung’ läuft oder ‚Schwerpunkt 2009’, ist uns als Machern egal.“ Danke schön.
Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, zunächst muss ich feststellen, wir behandeln ein Berichtsersuchen der SPD-Fraktion und ich war mit der Erwartung in die Plenarsitzung gegangen, dass die Landesregierung, und zwar namentlich der Ministerpräsident, um es so deutlich zu sagen, seine Positionierung zur Landesausstellung 2009 hier darlegt. Eine solche Darlegung haben wir nicht bekommen - nichts Genaues weiß man nicht -, steht immer noch im Raum. Für mich steht die Frage im Raum, ob sich hier die Kleingeister und die Freigeister streiten.
Zweitens muss man feststellen, dass die Initiativen der Impulsregionen - der Kollege Dr. Krause ging auf einige kritische Punkte ein - ohne stichhaltige Begründung abgeschmettert wurden, indem man aus der Staatskanzlei lakonisch vermerken ließ, dass man eine Landesausstellung 2009 plane nach dem Motto „Schöner unsere Städte und Gemeinden - Mach mit!“. Vor diesem Hintergrund bin ich sehr gerne bereit, darüber zu sprechen, was uns Landesausstellungen überhaupt bringen, aber ich bin nicht bereit, darüber zu sprechen, ob eine Landesausstellung 2009 konkurrieren sollte mit einer derartig provinziellen Landesausstellung.
Vor diesem Hintergrund finde ich es auch gut, dass wir diese Debatte öffentlich führen. Ich erinnere daran: Die erste Landesausstellung „Der junge Bach“ wurde kaum oder gar nicht öffentlich in der Plenarsitzung vorbereitet. Zur zweiten Landesausstellung „Thüringer Residenzen“ gab es eine Initiative des Museumsverbandes, die Schätze der Thüringer Museen zu präsentieren. Es gab dann die Entscheidung,
die Landesausstellung nach Sondershausen zu verlegen. Wir haben uns im Ausschuss mehrfach mit der Vorbereitung dieser Ausstellung und übrigens auch mit der Auswertung dieser Ausstellung beschäftigt. Auch die kritischen Punkte sind in diesem Zusammenhang angesprochen worden. Ich möchte dort nicht nachkarten.
Die Heilige Elisabeth - vielleicht liegt es in der Natur ihres Wesens - kam eher über uns. Dazu möchte ich gar nichts sagen. Diese Ausstellung wird in diesem Jahr eröffnet. Eigentlich weiß ich gar nicht so richtig, ob es in der Landesregierung eine Planung für Landesausstellungen gibt. Das ist mir nicht bekannt, aber das mag an meinem Status als Oppositionsabgeordnete liegen. Aber nun beschäftigen wir uns mit diesem Thema, und zwar vor dem Hintergrund, ob es im Jahr 2009 eine Landesausstellung zum Thema Bauhaus geben soll. Nach meinem Dafürhalten, und wir haben das auch in der Fraktion so kommuniziert, kann es nur ein klares und deutliches Ja der Landesregierung zu einer solchen Landesausstellung 2009 geben. Es ist vor finanziellem, aber auch vor allem vor inhaltlichem Hintergrund nicht möglich, in einem solch kleinen Land zwei Landesausstellungen vorzubereiten, durchzuführen und zu bewerben. Wenn wir im Jahr 2019 dieses 90-jährige Bauhaus-Jubiläum begehen, dann versteht es sich selbstverständlich, dass dies zum Thema einer Landesausstellung gemacht wird, wenn man schon vorhat, eine solche Landesausstellungen weiter durchzuführen. Nur vor einem solchen Hintergrund versteht sich nach meinem Dafürhalten die Aussage des Präsidenten der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen, dass ihm der Status nicht das Entscheidende ist, sondern die Unterstützung durch die Landesregierung überhaupt. Herr Dr. Krause, Sie wissen, ich war anwesend und konnte diese Debatte nicht nur sehr aufmerksam verfolgen, sondern auch hinterfragen.
Ich möchte an dieser Stelle aber auch noch einmal aus dem Landeskulturkonzept zitieren, welches vorgelegt wurde und nie wieder großartig diskutiert worden ist. Dort heißt es: „Ein wichtiger Ansatzpunkt für einen erfolgreichen Aufholprozess im Kulturtourismus sind die von der UNESCO als Welterbe ausgezeichneten Kulturgüter. Die Wartburg, das klassische Weimar sowie die Stätten des Bauhauses in Weimar haben weltweite Bekanntheit und können durch eine weitere zielgerichtete Vermarktung zu einer Steigerung der Auslandsübernachtungen beitragen.“ In der Mitte des beschriebenen Kulturlandes Thüringen steht die Wiege des Bauhauses und Walter Gropius hat 1919 internationale Künstler nach Weimar berufen wie Itten und Klee aus der Schweiz, Kandinsky aus Russland, Feininger aus Amerika und Breuer und Moholy-Nagy aus Ungarn. Im Bauhaus Weimar wurde die Grundlage zur neuen Einheit von Kunst
und Technik als ein Kern der Klassischen Moderne gelegt und die eigentliche und später auch internationale Bedeutung des Bauhauses kommt aus der innovativen Verbindung unterschiedlicher Teile des Künstlerischen und des Technischen mit dem Geistigen, also aus der Pädagogik und den Werkstätten, die in Weimar entwickelt wurden.
Betrachten wir diese Zeit des Jahres 1919 genauer, dann können wir feststellen, dass sofort nach der Begründung des Bauhauses in Weimar die Wellen der Befürworter und Gegner hochschlugen. Auf der gegnerischen Seite gruppierten sich konservative, völkische und nationalsozialistische Gruppen. Sie bekämpften das Konzept vor dem Hintergrund, es stelle eine geistige Gefahr dar und es würde die deutsche Kultur damit beschädigt werden. Im Gegenzug kamen aus ganz Deutschland immer wieder Wellen der Solidarität nach Weimar, wenn es darum ging, dass die Finanzierung des Bauhauses, welches sich in der Landesträgerschaft befand, immer wieder, übrigens auch in dem Landtag in der damaligen Zeit, zur Debatte stand. In der Februarwahl 1924 kamen mit der deutsch-nationalen Volkspartei Hugenbergs im kleinbürgerlich-konservativen Thüringen die Vor- und Mitläufer der Nazis in Regierungskoalition. Mit dem Rechtsruck auf der politischen Ebene verlor das Bauhaus die politische Unterstützung. Chauvinistischer Hass sowie Trägheit künstlerischen Empfindens vertrieben das Bauhaus aus Weimar. Unter mdr.de „Ein Streifzug durch die Bauhausgeschichte“ können Sie nachlesen, dass Walter Gropius bereits 1919 keine Illusionen hatte über das schwierige geistige Umfeld. Er sagte: „Die Bürgermeute heult gewaltig gegen mich.“ Finanziell und politisch von der Thüringer Landesregierung und der Stadt unter Druck gesetzt, beschloss der Meisterrat im Jahre 1925 den Umzug nach Dessau. Hierzu vermerkt übrigens der heutige Rektor der Bauhaus-Universität Weimar, Gerd Zimmermann: „Ob man es ‚Vertreibung’ oder ‚Geldhahnzudrehen’ nennt, es war letztlich das Resultat eines Kulturstreits zwischen der Avantgarde und konservativen Kulturströmungen.“ Das kleine anhaltinische Dessau bot neue Entfaltungsmöglichkeiten für das Bauhaus, aber auch hier wühlten völkische Rechtsradikale so lange, bis es den Nazis gelang, die Schlinge zuzuziehen und das Bauhaus mittels Notverordnungen zu beseitigen. Anzumerken sei in diesem Zusammenhang, dass die Nazis bereits 1932 in Anhalt regierten. Nach der Vertreibung aus Deutschland durch die Nationalsozialisten gelangten viele Bauhaus-Künstler, besonders in den USA, zu internationaler Geltung. Sie haben Spuren in der ganzen Welt hinterlassen, die man heute sehen kann und die zu dem gehören, was aus Weimar, aus der Wiege des Bauhauses, in die Welt hinausgetragen wurde - die Vorzeichen dazu habe ich Ihnen eben beschrieben.
Für die Stadt Weimar, die Impulsregion Mittelthüringen und Thüringen, ist das Jahr 2009, zehn Jahre übrigens nach dem europäischen Kulturstadtjahr, von herausragender Bedeutung. Dies zu begreifen, schien bis vor Kurzem Konsens zu sein, denn die Gründung des Staatlichen Bauhauses jährt sich genauso zum 90. Mal wie der Jahrestag der verfassungsgebenden Nationalversammlung im Deutschen Nationaltheater in Weimar. Beide Ereignisse sind miteinander verbunden, von hoher internationaler Bedeutung und wir müssen feststellen: Nach dem Ersten Weltkrieg waren die Gründung des Bauhauses und die Verfassungsgebung dieser jungen Republik Signale des Aufbruchs. Bereits Ende des Jahres 2005 haben sich die Gebietskörperschaften der Impulsregion, die Klassikstiftung Weimar, die Bauhaus-Universität und weitere wissenschaftliche Partner dazu verständigt, das Jubiläum des Jahres 1919 in Weimar auf der Ebene eines BauhausJahres auf hohem Niveau vorzubereiten. Seit zwei Jahren - und wir konnten uns in der Anhörung davon überzeugen - ist das Projekt der Landesausstellung gut angearbeitet - übrigens besser als andere Landesausstellungen vorher. In die Arbeit der Sonderarbeitsgruppe 2009 waren von Anfang an das Kultusministerium und die Thüringer Tourismusgesellschaft eingebunden. Uns liegen die Vorstellungen von neuen Ausstellungsprojekten für eine mögliche Landesausstellung vor. Auf die Finanzierungsbedingungen sind sowohl Kollege Döring als zum Teil auch Kollege Dr. Krause eingegangen. Die geplanten Ausstellungen sollen weltweite Beachtung finden. Dabei ist man auf Exponate aus herausragenden Sammlungen angewiesen, die natürlich dann in diesem Bauhaus-Jahr präsentiert werden können. Auf einige Beispiele möchte ich eingehen, um das auch zu verdeutlichen, weil, solche Ausstellungen vorzubereiten, bedeutet auch immer, dass man mit den Museen der Welt die Kontakte aufnimmt, um entsprechende Exponate dann in Thüringen zu präsentieren, so dass wir es nicht mit einer Einbahnstraße zu tun haben, dass etwas, was in Thüringen passiert, nach außen ausstrahlt, sondern dass auch weltweite Exponate nach Thüringen kommen und über diese Verknüpfung tatsächlich Kommunikationsprozesse organisiert werden. So sind z.B. im Kunsthaus Apolda drei internationale Ausstellungsprojekte zur László Moholy-Nagy, Oscar Schlemmer und Lyonel Feininger in Vorbereitung. In Weimar soll es eine Dauerausstellung zum Thema „Weimar und die Republik“ geben, in der die Geschichte der Demokratie in ihren Chancen, aber auch in ihren Gefährdungen dargestellt wird. In Korrespondenz dazu wird das Themenjahr Bauhaus vorbereitet, denn als das Bauhaus 1925 nach Dessau zog, überreichte Walter Gropius der Stadt Weimar 150 Werkstattarbeiten, darunter solch berühmte Klassiker wie die BauhausLampe, die Metallarbeiten von Marianne Brandt oder den Lattenstuhl von Marcel Breuer.
Diese auf die berühmteste Kunstschule der Welt hinweisenden Exponate sollen 2009 in Weimar gezeigt werden. In Jena soll retrospektiv das Werk Kandinskys 2009 wieder zu sehen sein. Die Auswahl wird sich an der Werkauswahl Kandinskys für die Jenaer Ausstellung der Jahre 1912 bis 1933 anlehnen. Die Liste hochkarätiger Projekte, die in Vorbereitung sind, lässt sich fortsetzen.
In die Welle dieser Vorbereitungen platzt die Aussage des Ministerpräsidenten zu „seiner“ Landesausstellung. Wenn gesagt wird, dass in der einen oder anderen Stadt die Vorbereitung einer Landesausstellung „Bauhaus 2009“ vielleicht nicht sehr transparent gelaufen ist, dann kann ich das nicht einschätzen. Ich weiß nur, dass mir in der Ausschussanhörung bekannt gemacht wurde, dass eine offensichtlich höchst geheime Arbeitsgruppe im Auftrag des Ministerpräsidenten in der Staatskanzlei arbeitet und zu dem Schluss kommt, man müsse 2009 eine Landesausstellung „Natur im Städtebau seit 1990“ organisieren.