Aber ich muss Ihnen auch sagen, das ist nur eine Seite der Medaille. Denn am Ende muss man auch mal zur Kenntnis nehmen, dass Thüringen die meisten Lehrer verglichen zur Schülerzahl hat aller Flächenländer in Deutschland. Das heißt, wir haben viele Lehrer da. Jetzt geht es natürlich um die Frage: Wie komme ich mit dem Einsatz klar? Dass das keine einfache Problematik ist, ist uns allen klar, aber deswegen rede ich auch über die Frage der Transparenz. Man muss auch mal allen hier in diesem Haus und anderswo klar sagen, welche Lehrer habe ich und wo habe ich sie zur Verfügung und wie kann ich sie einsetzen. Da wird nach wie vor ei
Die andere Seite der Medaille ist eben nicht nur die Frage der Neueinstellung, sondern diese Lehrer so einzusetzen, dass sie den Unterricht fachgerecht und laut Stundentafel halten können. Im Übrigen will ich auch sagen, DIE LINKE hat betont, dass es ausschließlich um Neueinstellungen geht. Ich sage auch, wenn man diesen großen Lehrkörper mit Sorgfalt und vertrauensvoll behandelt und mit den Lehrern im Gespräch ist, lässt sich auch viel regeln, denn natürlich ist es ganz offensichtlich so, dass mittlerweile sehr viele Lehrer langzeiterkrankt ausfallen. Die Zahl ist gestiegen. Das kann man jetzt allein aufs Alter abschieben. Ich könnte aber auch zumindest die Frage stellen, ob es vielleicht daran liegt, wie man mit den Pädagogen umgeht in diesem Land. Wenn der Unterricht Priorität hat, das will ich auch mal sagen, dann ist es eben ein NoGo, dass eine einzelne Schulart massiv mit Lehrerstunden bevorteilt wird.
Oder es ist eben auch ein No-Go, dass ich zwar Inklusion befördern will, das ist ja richtig, das ist unterstützenswert, aber wenn dann ein geistig behinderter Schüler im Regelunterricht mit einer Eins-zueins-Betreuung versehen wird, dann ist das auch kein effektiver Einsatz von Lehrerstunden.
Letzter Satz noch einmal zur Verwaltungsvorschrift: Ich freue mich, dass es jetzt so ist, dass die Sportkoordinatoren mit den Stunden wohl fortgeführt werden sollen im nächsten Jahr, wie das in diesem Schuljahr der Fall ist. Es geht hier um lediglich fünf Vollzeitstellen und ich kann nur sagen, das, was man jetzt hat oder dann wieder hat, wird sich auszahlen in der Umsetzung von Schwimmunterricht, von Sportunterricht, von Sportwettkämpfen. Herzlichen Dank, dass diese Nummer zurückgedreht wurde.
Sehr verehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, Unterrichtsausfall hoch ’n’ in Thüringen, Herr Kollege Emde, es ist eine Potenz. Eine Potenz besteht aus der Basis und den Exponenten und ’n’ ist der Exponent, der also dann auch darstellt, wie viel mal der Faktor erscheint in der Multiplikationsrechnung.
(Zwischenruf Abg. Barth, FDP: Das ist dann aber schlecht, wenn so viel Mathematikunter- richt ausfällt.)
Ich finde diesen Titel der Fraktion DIE LINKE eigentlich recht spannend, weil es nämlich tatsächlich erstens nicht klar ist, deshalb das ’n’, wie viel Unterrichtsausfall es konkret ist, das sagten Sie auch, und zweitens wissen wir, dass natürlich jede ausgefallene Unterrichtsstunde in ihren Auswirkungen potenziell groß ist. Deshalb passt das mit der Potenz.
Was wir erstaunlich finden im Zusammenhang mit diesem Thema, ist, dieses Thema Stundenausfall wird von allen gesellschaftlichen Schichten diskutiert. Wenn ein Schüler aus Gera einen Brief schreibt und sich darüber beschwert, dass er morgens länger schlafen kann und früher nach Hause gehen darf, weil er keinen Unterricht hat, weil der Unterricht ausfällt, dann ist das natürlich auf der einen Seite ein Novum, aber es drückt auch die Situation aus, von der wir hier reden. Auch wenn sich Eltern beschweren, die Landesschülervertretung sich beschwert, der Thüringer Lehrerverband auf das Thema aufmerksam macht, dann ist es doch wirklich wichtig, dass wir über dieses Thema wieder reden, zum wiederholten Mal.
Es wurde schon angesprochen, dass sich die statistischen Zahlen unterscheiden. Es wird also laut der Statistik vom Ministerium nach der dritten Stichwoche im März der Stundenausfall mit 4,7 Prozent in den allgemeinbildenden Schulen und mit 6,4 in den berufsbildenden Schulen beziffert. Die Statistik des Thüringer Lehrerverbandes, der eine Umfrage gemacht hat, die wir auch schon besprochen haben, es wurde dann auch der Begriff Maulkorb in die Runde geworfen, denn nach unserer Kenntnis war ja doch das Bestreben des Ministeriums, zumindest den Schulen zu sagen, ihr teilt uns das mal mit, wenn ihr euch daran beteiligen wollt, die sind zu ganz anderen Ergebnissen gekommen, das wurde auch schon gesagt, da schwanken die Zahlen zwischen 6 Prozent und 13 Prozent.
Fakt ist natürlich eins: Stundenausfall in Größenordnungen können wir uns als Land so nicht leisten, weil wir wissen, die Investition in die Köpfe unserer jungen Leute ist die wichtigste Investition im Land.
Ein Wort zu der Statistik an sich, das hat Frau Kollegin Hennig auch schon mal kurz angerissen: Der Ausfall wird eben komisch geschrieben in der Statistik. Wenn eine Klasse zu Hause bleiben muss und Aufgaben mit nach Hause bekommt, dann wird das gar nicht als Stundenausfall in der Statistik der
Schule geführt, sondern das ist erteilter Unterricht. Auch wenn eine Doppelbelegung gemacht wird, ein Lehrer und zwei Klassen, wird das nicht als Ausfall gewertet. Genauso läuft das mit diesem fachfremden Unterricht. Und ich sage Ihnen, nicht gehaltener Unterricht ist Ausfall, denn zum Schluss kommt das Ende, nämlich der Abschluss, der Schulabschluss und nicht gehaltener Unterricht ist nicht vermitteltes Wissen und
dann brauchen wir uns nicht darüber zu unterhalten, warum es doch viele Schüler gibt, verhältnismäßig viele Schüler nach meinem Dafürhalten, jeder ist da zu viel, der seinen Abschluss nicht schafft. Die Schulen sind an manchen Stellen zwangsmäßig auch kreativ. Wenn ich keinen Fachlehrer habe für ein bestimmtes Fach, das geht auch oftmals um Sprachen, dann wird diese Sprache eben nicht angeboten im nächsten Schuljahr. Nehmen wir mal das Beispiel Französischunterricht. Das ist ein Fakt, den wir eigentlich so nicht befürworten können, und den muss man auch ansprechen. Ich sage Ihnen, neue Lehrer braucht das Land. Herr Emde sprach von den 800, der Koalitionsvertrag sprach mal von 2.500,
für 5 Jahre, genau, aber auch 800 auf zwei Jahre ist dann weniger, denn das müssten ja dann 1.000 auf zwei Jahre sein. Das ist jetzt die einfache Mathematik, das ist nicht Klasse 7, das ist noch weiter unten.
Ich möchte noch einen Schlusssatz sagen, meine sehr verehrten Damen und Herren. Wenn wir über Stundenausfall reden, dann möchte ich auch noch einmal die prekäre Situation ansprechen bei den vakanten Schulleiterstellen. Wenn ein Schulleiter in einer Schule nicht vorhanden ist, können bestimmte Dinge nicht durch diese Person gemacht werden und müssen kompensiert werden. Dann fällt zwangsmäßig an anderen Stellen wieder Unterricht aus. Also ich sage Ihnen, auch an dieser Stelle müssen wahrscheinlich vom Ministerium schnellere Methoden gefunden werden, um die vakanten Stellen, zurzeit wohl 58 im Land, zu besetzen. Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, mit dem Titel der heutigen Aktuellen Stunde ist das ja so eine Sache. Kollege Emde, ’n’ ist mathematisch betrachtet ja eine Variable, also eine unbestimmte Größe, so dass sich hinter Unterrichtsausfall hoch ’n’ alles oder nichts verbergen kann.
Politik betreiben bedeutet nach Lassalle aber, zuallererst zu sagen, was ist - also sollten wir die Dinge schon konkret benennen. Dann ist es so, dass in der Stichwoche im März der ersatzlose Unterrichtsfall an den allgemeinbildenden Schulen 4,7 Prozent und an den berufsbildenden Schulen 6,4 Prozent betragen hat. Die Vergleichswerte des Vorjahres lagen bei 4,0 und 6,0. Das sind die Fakten, über die wir heute diskutieren sollten. Ich sage gleich vorab, dass jede Unterrichtsstunde, die ausfällt, eine Stunde zu viel ist und dass es natürlich unser primäres Ziel sein muss, die Unterrichtsabdeckung so weit wie möglich zu gewährleisten. Aber ich sage auch, dass ich das von den LINKEN in ihrer Presseverlautbarung gezeichnete Szenario eines massiven Stundenausfalls nicht teilen kann. Also 4,7 Prozent und 6,4 Prozent sind sicherlich nichts, worüber man einfach hinwegsehen kann. Da gebe ich Ihnen recht, aber dass die Werte deutlich höher liegen als die des Vorjahres, das kann ich so auch nicht sehen, und dass sich die Situation dramatisch verschlechtert hat, ich denke, das kann ich nicht erkennen. Gleichwohl - und das sage ich deutlich - ist die derzeitige Lage, wie bereits gesagt, alles andere als befriedigend.
Meine Damen und Herren, ebenso wenig stimmt es natürlich, dass die Regierungskoalition beim Unterrichtsausfall tatenlos zusieht oder vor dem Problem einfach die Augen verschließt. Das ist mitnichten so, liebe Kolleginnen und Kollegen von den LINKEN. Sie wissen ganz genau, die Kollegin hat es gesagt, dass der Einstellungskorridor seit 2010 Jahr für Jahr erweitert worden ist und
dass den Schulen 2013/2014 400 Vollzeitstellen zur Verfügung stehen. Ein gutes Teilkontingent ist ja für 2013 im zweiten Schuljahr bereits ausgeschöpft worden und die restlichen Stellen werden dann zum neuen Schuljahr besetzt werden. Weitere Personalkapazitäten werden zudem durch das Auslaufen des Floatings sich ergeben. Darüber hinaus ist auch das gesamte Unterstützungssystem kritisch evaluiert worden mit dem Ziel, wirklich für den Unterricht Stunden zu gewinnen, und das wird auch zusätzliche personelle Ressourcen ergeben. Derzeit, auch das wurde gesagt, befindet sich ein regionalisiertes, nach Schularten und Unterrichtsfä
chern differenziertes Personalentwicklungskonzept in der Abstimmung. Ich sage Ihnen ganz offen, das hätte ich mir schon vor langen Jahren gewünscht, ein Instrument zur gezielten langfristigen Personalplanung und ich habe es auch mehrmals angeregt, mehrmals auch in den letzten Jahren dafür Anträge in das Parlament gebracht und bin allerdings bis 2009 mit diesbezüglichen Appellen und Anträgen bei den damaligen Kultusministern auf taube Ohren gestoßen. Auch das gehört zur Wahrheit. Insofern, Kollege Emde, müssen wir auch hier Ihre Nebelkerzen wegräumen, aber wir tun das auch.
Ich halte es auch für nicht zielführend, immer wieder die Legende von Übervorteilung der Gemeinschaftsschule zu singen, weil auch das mit den Realitäten nichts zu tun hat. Sie wissen genau, wir haben das hier schon debattiert, individuelle Schulausgangsphase, Ganztagsbereich, kleine Grundschulen, auch da waren wirklich ausgewogen zur Schulentwicklung bestimmte Maßnahmen ergriffen.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass das Personalentwicklungskonzept auf den Tisch zu liegen kommt, denn mit seiner Hilfe werden wir die tatsächlichen Bedarfe der Schulen künftig wesentlich einfacher und über einen längeren Zeitraum hinweg identifizieren und bereits im Vorfeld längerfristig gegensteuern können; das ist absolut notwendig.
Sie sehen, es gibt eine ganze Reihe von Stellschrauben, die die Regierungskoalition in Bewegung gesetzt hat, um dem Unterrichtsausfall zu begegnen. Wahr ist aber auch, dass wir nicht über Nacht und quasi auf Knopfdruck Fehlentwicklungen beseitigen können, die in den letzten zwei Jahrzehnten wirklich vorgenommen worden sind. Die ungünstigste Altersstruktur der Thüringer Lehrerschaft hat auch dazu beigetragen und ist natürlich kein Naturphänomen. Wir haben rund 9.000 Lehrerstellen von 2000 bis 2009 ersatzlos und weitgehend undifferenziert gestrichen, wir nicht, sondern die damaligen Landesregierungen. Es gab kein wirkliches Personalentwicklungskonzept, das muss sich ändern. Ich kann aber sagen, dass wir dazu bereit sind, hier wirklich dem Unterrichtsausfall uns entgegenzustellen. Wir dürfen uns allerdings keine Illusionen machen, wir werden auch hier nur schrittweise vorankommen und auch das nur, wenn wir bis zum Ende des Jahrzehnts an einem bedarfsdeckenden Einstellungskorridor festhalten.
Meine Fraktion - das sage ich hier klar und eindeutig - ist jedenfalls dazu bereit und wir sind dazu willens. Herzlichen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist ja in der Tat nicht das erste Mal, dass wir über die Problematik des Unterrichtsausfalls hier im Thüringer Landtag sprechen. Fakt ist aber, dass er die Realität an den Schulen relativ stark bestimmt. Das wissen wir alle, wir alle kennen die Erfahrungsberichte, wir haben uns häufig ausgetauscht, ob es ausreicht, an drei Stichtagen im Jahr zu erheben, wie viel Unterricht ausfällt und das hochzurechnen, das dann bundesweit zu vergleichen, um dann auf die Zahlen zu kommen, die ja eben Herr Döring auch vorgetragen hat, die man aber auch in dieser wunderbaren Statistik zur Unterrichtserfüllung in Thüringen nachlesen kann. Nur all das hilft natürlich relativ wenig, wenn wir konkret mit den Anliegen der Schülerinnen und Schüler, der Lehrerinnen und Lehrer betraut werden, die uns berichten, wie die Situation vor Ort ist.
Susanne Hennig hat ja einige Beispiele benannt. Auch wir kennen viele Schulen, in denen über Wochen beispielsweise kein Fremdsprachenunterricht stattfindet. Wir kennen sogar Gymnasien, an denen beispielsweise kein Geographieunterricht angeboten werden kann. Wir kennen die ganz häufigen Ausfälle der Unterrichtsfächer Musik und Kunsterziehung. Das kann natürlich nicht sein - da bin ich ganz nahe bei Herrn Emde - die Unterrichtserfüllung muss gegeben sein, denn unterm Strich zählt in der Tat, dass die Schülerinnen und Schüler auch den Stoff vermittelt bekommen können, den sie brauchen, der wichtig ist für ihr weiteres Leben.
Dass es da ganz unterschiedliche Maßnahmen braucht, um dem Unterrichtsausfall gegenzusteuern, das ist ja auch schon häufiger erwähnt worden. Die prekäre Situation von Schulleiterinnenstellen Frau Hitzing hat sie angesprochen - ist nur eine. Es ist aber klar, dass, wenn der Kopf - so will ich es mal nennen - einer Schule fehlt, dann auch vieles andere auf der Strecke bleibt. Es sind ja viele, viele Schulleiterstellen, die nicht besetzt sind, wo es ja auch schon viele Anfragen von der Opposition dazu gegeben hat und wo wir dringend ein Handeln brauchen genauso wie bei den fehlenden Fachlehrerinnen und Fachlehrern, insbesondere in den Mangelfächern. Auch das war hier ebenfalls schon vielfach Thema.
Einen Punkt, Herr Kollege Emde, kann ich allerdings so nicht stehen lassen. Wenn Sie sagen, dass der Einsatz von einem Lehrer oder einer Lehrerin für ein geistig behindertes Kind vielleicht kein effizienter Lehrerinnen- oder Personaleinsatz ist, wenn diese Fachkraft zusätzlich im Unterricht bereitsteht, dann muss ich Ihnen ganz scharf widersprechen,