Ich sehe da schon einen Unterschied, ob ich mit einem 6- oder 7-jährigen Kind über das Thema Sexualität rede oder mit einem 18-jährigen Kind.
Der junge Mann, der heute hier schon zweimal erwähnt wurde, von der Landesschülervertretung ist 18 Jahre, er ist volljährig. Er kann entscheiden und er hat es für sich entschieden, sich zu outen, auch das war in dem Interview zu lesen. Ich habe aber ein Problem damit, wenn Sie in ihrer Begründung unter anderem erwähnen, Herr Präsident, mit Ihrer Erlaubnis: „Viele Schülerinnen und Schüler beugen daher Diskriminierungen vor, indem sie sich nicht outen“. Ja, was verlangen wir denn von unseren jungen Leuten? Die sind vielleicht 13, 14 oder 16 Jahre, sollen die sich jetzt outen
und im Rahmen eines Projektes mitmachen, darzustellen, wie Transsexualität funktioniert? Das kann man nun wirklich den Kindern, und jetzt sage ich bewusst das Wort „Kinder“, nicht zumuten.
Da ist Schule meines Erachtens auch der Ort, die jungen Leute zu schützen. Deshalb ist eine gewisse Sensibilität im Sinne von „man muss auch manche Dinge einfach mal nicht so breit erörtern und so breit tragen“ wichtig, um die Persönlichkeiten zu schützen, dass sie sich in Ruhe entwickeln können.
Lassen Sie mich auf einige Punkte eingehen. Sie sagen in Ihrem ersten Punkt, es geht darum, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Aus- und Fortbildung von Thüringer Lehrkräften und Erzie
hern verpflichtend in die Lehramtsausbildung zu integrieren. Es gibt in der Fortbildung, ich habe mir das auch mal angesehen beim ThILLM, nicht explizit ganz viele Lehrgänge zu diesem Thema, aber ich habe eine Fortbildung gefunden, die auch anerkannt ist vom ThILLM als Lehrerfortbildung. Hier geht es um den Methodenkoffer „Sexualpädagogische Materialien ab dem Grundschulbereich“, man beschäftigt sich also mit diesem Thema. Wenn wir uns diesen Methodenkoffer mal genau ansehen, der ist also abgestimmt, dass auch Sexualerziehung stattfinden kann, viele Kinder müssen das tatsächlich in der Schule lernen, grundsätzlich die Sexualerziehung, aber es ist eben auch das Thema der Homosexualität in diesem Methodenkoffer verankert, weil ganz einfach eine Methodenvielfalt dargestellt wird auch für ältere Schüler und auch für die jüngeren, Sie haben das angesprochen. Wenn ich das nur mal ganz kurz sagen darf, in diesem Methodenkoffer befinden sich eben zusätzlich sexualpädagogische Puppen, PAOMI-Geschlechtsteile mit Brust und Gebärmutter, auch ein Set mit Holzpenissen, um den Kindern also bestimmte Dinge auch darstellen zu können. In diesem Methodenkoffer, der also den Lehrerinnen und Lehrern, den Pädagoginnen und Pädagogen im Rahmen dieser Fortbildung vorgestellt wird, wird auch noch mal darauf hingewiesen, wie man mit dem Thema umzugehen hat. Das ist meines Erachtens ganz wichtig.
Des Weiteren sagen Sie in Punkt 2 - und das hat freundlicherweise Herr Döring auch schon angeführt und das sagt auch der junge Mann im Interview -, es wäre im Thüringer Lehrplan Sexualkunde und auch das Thema der transsexuellen Menschen gar kein Thema. Das ist nicht wahr. Biologie Klasse 8 - ich könnte jetzt auch den Lehrplan vorlesen, das will ich Ihnen natürlich ersparen. Aber einen Punkt würde ich ganz gern vorstellen - gerade in der Selbst- und Sozialkompetenz ist es wichtig -, und das ist hier laut Lehrplan: „Der Schüler kann sich entsprechend seinem Alter und seinem Entwicklungsstand offen mit Fragen der Sexualität auseinandersetzen. Bi-, Hetero-, Homo- Inter- und Transsexualität als gleichwertige sexuelle Ausrichtung kann er auch kennzeichnen und erkennen.“ So viel zum Inhalt des Lehrplans. Ich wollte nur an der Stelle noch mal sagen: Sie können der Meinung sein, dass das alles nicht reicht, aber der Lehrplan im Fach Biologie beinhaltet es und im Übrigen beschäftigt sich auch das Fach Ethik mit dem Thema. Hier geht es natürlich um die Findung des Ich, der eigenen Persönlichkeit und auch des Erfindens der eigenen Persönlichkeit und natürlich auch der eigenen Sexualität.
Nun möchten Sie, dass das weiter und allumfassend in der Schule bearbeitet wird. Ich muss da jetzt einmal fragen: An welcher Stelle und wo? Welches Unterrichtsfach werden wir an der Stelle kap
pen und verkürzen? Die Frage hätte ich dann wirklich, das ist auch kein Quatsch. Wir haben das Unterrichtsportfolio, das Fachportfolio ist sehr allumfassend, ich kann das natürlich auch nicht in jedes Fach hineintragen, wie soll das denn funktionieren. Ich weiß, wo Sie hinwollen, aber ich glaube, das kann so nicht gehen. Man kann es nicht in jedem Fach und in jedem Unterrichtsbereich noch mal breittreten und ich kann mir auch vorstellen, sehr verehrte Frau Kollegin, dass viele Kinder das auch gar nicht wollen. Ich gehe jetzt mal andersherum ran. Ich denke jetzt mal aus der Sicht derer, die in ihrer sexuellen Orientierung andersartig sind. Sie wollen in Punkt 5 Ihrer Forderung ein Projekt initiieren, welches Schulen hilft, ihre Arbeit gegen Homound Transphobie zu unterstützen, sowie Schulen begleitet, dieses Thema verstärkt in den Unterricht einzubetten. Also ich denke, das ist ganz schön viel, was da verlangt wird und was vor allem auch von den betroffenen jungen Leuten verlangt wird.
In Punkt 4 Ihres Antrags verlangen Sie mehr Beratung und Beschwerdestellen, wenn also Schüler sich aufgrund ihrer Art und Weise, wie sie leben, und aufgrund ihrer Sexualität gemobbt fühlen. Aus meinem Erfahrungsbereich kann ich Ihnen sagen, jede Schule hat einen Beratungslehrer, manche sogar zwei, jede Schule hat einen Vertrauenslehrer. An diesen Vertrauenslehrer wenden sich die Schüler übrigens sehr oft, weil der Vertrauenslehrer so eine mittelnde Funktion ist zwischen Schulleitung und Lehrern und Schülern. Der ist nicht umsonst Vertrauenslehrer, der ist ja von den Schülern gewählt worden, hat also auch diese Vertrauensposition. Mit diesem Menschen reden die Schüler dann auch, wenn sie Probleme haben. Das Schulamt hat selbstverständlich auch Beschwerdestellen, Beratungsstellen. Die Schulämter haben sich dermaßen lange mit sich selbst beschäftigt und umstrukturiert, aber das mit den Beratungsstellen haben sie tatsächlich hingebekommen.
Dann sagt der junge Mann, es gibt keine Kenntnisse, es ist alles ein Tabuthema an den Schulen - da will ich ihm nicht mal widersprechen, aber ich sage Ihnen, wenn das Thema im Unterricht behandelt wird, dann ist das für die Kinder informativ, es ist wichtig, aber man darf es ganz einfach nicht übertreiben, um diese Menschen auch zu schützen, diese jungen Leute.
Und man muss sich vielleicht auch darauf konzentrieren dürfen, dass Schule alles vermittelt, nicht nur Transsexualität, sondern Schule hat sich um jedes Kind zu kümmern. Vielen Dank.
Danke, Frau Abgeordnete. Das Wort hat jetzt Abgeordnete Rothe-Beinlich von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir zunächst einen großen Dank an meinen Kollegen Hans-Jürgen Döring und auch an den Kollegen Möller von der Fraktion DIE LINKE, die hier schon sehr viele wichtige Aspekte zu diesem Thema zur Sprache gebracht haben. Ich muss allerdings, darauf warten Sie ja auch schon, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, selbstverständlich
jetzt auch auf den Redebeitrag Ihrer Kollegin Frau Hitzing eingehen. Ich kann Ihnen versichern, Herr Barth, Homophobie ist heilbar.
Gestatten Sie mir, das so zuzuspitzen, weil, ganz offen gestanden, ich glaube, genau das ist das Problem: Es ist viel zu lange nicht offen darüber geredet worden. Wen wollen wir hier denn vor wem schützen? Meinen Sie wirklich, dass wir die Betroffenen schützen, wenn wir nicht darüber sprechen, dass es, und das unterscheidet uns eben, Frau Kollegin Hitzing, dass Sie von Andersartigkeit reden und wir sagen, es ist einfach normal, verschieden zu sein?
Ich renne auch nicht durch die Welt und sage: Hallo, ich bin übrigens heterosexuell. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das verlange ich auch von niemandem, aber ich möchte eine Lernumgebung, ich möchte eine Lebensrealität - und unsere Fraktion hält das auch für völlig normal -, in der es eben keine Rolle spielt, ob und wie die sexuelle Identität oder Vorliebe der oder des Menschen ist,
es aber selbstverständlich auch eine Lebensrealität gibt, die so bunt wiedergegeben wird, wie sie sich im tatsächlichen Leben auch widerspiegelt. Da gibt es eben nicht nur die klassische Familie Mutter, Vater, Kind, wo jedes kleine Kind gefragt wird, wer ist dein Papa, wer ist deine Mama oder wie auch immer. Sondern es gibt eben auch Familien, wo es mehrere Mütter gibt, wo es mehrere Väter gibt, wo es vielleicht sogar noch mehr Eltern gibt, die sich um die Kinder kümmern. Die Kinder sollen von Anfang an lernen, dass es normal ist, verschieden zu
sein, dass auch eine Regenbogenfamilie eine ganz normale Familie ist, dass es nicht schlimm ist, wenn Kinder vielleicht nicht wissen, welches Geschlecht sie haben, weil sie sich da noch gar nicht zuordnen wollen und/oder wenn sie gleichgeschlechtliche Eltern beispielsweise haben.
Die können wir gern am Ende stellen und beantworten. Vielen herzlichen Dank. Genau das wollen wir aufgreifen, liebe Frau Hitzing. Da wundert es mich schon, dass Sie sich nicht vorstellen können, wo und wie das im Unterricht passieren soll und Sie hier sogar polemisch fragen, welches wichtige Unterrichtsfach denn dafür wieder gekürzt werden soll. Genau darum geht es nicht. Wir haben da eine andere Vorstellung und eine andere Philosophie, die Bildung zugrunde liegt, nämlich dass die Vielfalt von Lebensrealitäten selbstverständlich Querschnittsthema sein soll. Und da reicht es nicht, wenn es inzwischen in Thüringen ein Lehrbuch gibt, in dem auch ein schwules Pärchen abgebildet ist, sondern wir müssen selbstverständlich im Schulalltag verankern, dass es ganz unterschiedliche Lebensformen gibt und dass es ganz normal ist, wie gesagt, auch unterschiedliche sexuelle Vorlieben oder auch unterschiedliche sexuelle Identitäten zu haben. Da sehen wir schon die Herausforderung, dass es Handlungsbedarfe gibt, und zwar in ganz vielen Feldern.
Ich fange mal an bei der Aus- und Fortbildung von Erzieherinnen und Lehrkräften, denn Lehrerinnen und Lehrer - das hätten Sie gern auch hören können, wenn Sie zu unserem Regenbogenempfang gekommen wären, da waren nämlich einige - berichten durchaus, dass sie sich mit dem Thema alleingelassen fühlen und nicht genügend Möglichkeiten haben, sich damit differenziert und auch mit den Schülern auseinanderzusetzen. Dieser Koffer, von dem Sie berichteten, Frau Hitzing, ist da sicherlich ein sinnvolles Werkzeug. Aber es geht eben nicht nur um die Betrachtung von Geschlecht aus biologischer Sicht beispielsweise, sondern auch um die Frage der Konstruktion von Rollenbildern, auch des Konstrukts von Geschlechtern. Genau damit muss man sich selbstverständlich auch gesellschaftlich auseinandersetzen.
Insofern, meinen wir, muss genau hingeschaut werden, wie beispielsweise Geschlecht und sexuelle Vielfalt auch in Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien dargestellt werden, wie wir die Themen se
xuelle Orientierung und Akzeptanz sexueller Vielfalt besser verankern können in den Bildungsplänen, und zwar genau nicht nur im Biologieunterricht, wie wir die Menschen dafür sensibilisieren, andere Sichtweisen einzunehmen und auch quere Lebensweisen zu verstehen.
Und, liebe Frau Hitzing, natürlich glaube auch ich, dass es immer Beschimpfungen und auch Hänseleien an den Schulen geben wird. Aber wir werden uns nicht damit abfinden, dass „schwul“ das häufigste Schimpfwort auf unseren Schulhöfen ist.
Das hat genau etwas damit zu tun, dass viele wegschauen, dass sie eben lieber dazu schweigen, weil sie sich mit diesem Thema nicht auseinandersetzen wollen. Ich bin mir ganz sicher, wäre der selbstverständliche Umgang mit Vielfalt Lebensrealität, sähe das auch in unseren Schulen anders aus. Es ist schon von meinem Kollegen Döring darauf verwiesen worden und auch ich habe das bei meiner Einbringung schon gesagt, dass die Debatte im Moment nicht nur bei uns geführt wird. Sie wird ganz heftig auch und gerade in Baden-Württemberg geführt. Dort hat gestern erst eine Landtagsdebatte stattgefunden. Man sollte ja eigentlich meinen, das in Zeiten, wo sich ein ehemaliger Fußballprofi, nämlich Herr Hitzlsperger, geoutet hat und alle großen Medien schrieben „Respekt für dieses Outing“, eine sachliche Debatte möglich sein sollte. Ich habe auch großen Respekt vor Herrn Hitzlsperger und erwarte, dass dann eine solche Debatte um die Verankerung dieser Themenbereiche auch in den Unterrichtslehrplänen beispielsweise mit sehr viel mehr Gelassenheit und Sachlichkeit geführt werden sollte.
Was aber ist da gestern und im Zuge einer homophoben Petition mit mehr als 160.000 Unterschriften in Baden-Württemberg passiert? Lassen Sie mich zitieren aus einem Artikel der Chefredakteurin der TAZ, von Ines Pohl. Das Zitat lautet: „Doch was sind die Ursachen für diese Zeitgleichheit von Jubelstürmen über das Coming-Out des Profisportlers und der homofeindlichen Hetze gegen einen Lehrplan, der Toleranz ernst nimmt? Ein Hitzlsperger ist schön weit weg, bei ihm kann man sich seiner Toleranz feiern. Bei einem Lehrplan aber geht es um das ganz Nahe, das eigene Kind, die eigene Familie. Und es rührt an die immer noch verbreitete Grundannahme, dass am Ende doch das Elternhaus schuld sei, wenn das Kind nicht heterosexuell ist. Was als Angst vor Umerziehung durch die Doktrin des Regenbogens daherkommt ist also das genaue Gegenteil. Es soll verhindert werden, dass das eigene Kind leichter den Weg in die Erkenntnis findet, homosexuell zu sein. Entsprechend wichtig ist es, nicht aufzuhören, weiter aufzuklären, dass
man nicht schwul oder lesbisch gemacht wird, sondern einfach so geboren ist. In der aktuellen Debatte wird dabei so oft durcheinandergebracht, dass es nicht um Sexualpraktiken geht, sondern um Toleranz. In besagtem Lehrplan geht es darum, zu vermitteln, dass kein Mensch besser oder wichtiger ist, weil er oder sie einer bestimmten Religion angehört oder eine bestimmte Hautfarbe hat und eben auch nicht, weil er oder sie heterosexuell ist.“ Ende des Zitats. Ich glaube, das macht sehr deutlich, was wir im Moment auch an öffentlicher Debatte erleben.
Aber glauben Sie mir, es gibt auch positive Beispiele, wie man mit diesem Thema umgehen kann. Brandenburg ist schon genannt worden. Ich möchte ein Beispiel aus Nordrhein-Westfalen benennen, das Projekt „Schule der Vielfalt, Schule ohne Homophobie“. Es ist ein Kooperationsprojekt in Nordrhein-Westfalen und eine Fachberatungsstelle ist für die Landeskoordination zuständig. Dieses Schulprojekt arbeitet daran, weitere offene Schulen als Projektschulen zu gewinnen, die sich gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, bisexuellen und transsexuellen Menschen und für mehr Akzeptanz einsetzen. Auch in Thüringen gibt es übrigens erste Ansätze, die es unbedingt zu stärken gilt. So gibt es das Projekt „Miteinanders“ des Vereins Vielfalt Leben - QueerWeg e.V. aus Jena, welches Aufklärungsarbeit leistet über vielfältige Lebensweisen hinsichtlich der sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentitäten und Beziehungsformen. Doch dieser Verein ist bislang alleinig auf das Interesse von Schulen angewiesen. So wurde nämlich bei unserer Veranstaltung im September sehr deutlich, dass bislang keine Anfragen vonseiten der Schulämter oder Schulverwaltungen an den Verein herangetragen wurden. Der Verein kommt meist nur in Schulen, die ohnehin schon offen und tolerant mit dem Thema umgehen. Studien und Gespräche mit Expertinnen und Experten zeigen, dass Schulen eben teilweise ganz und gar nicht tolerant gegenüber Jugendlichen mit nicht normativen sexuellen Orientierungen sind und es ihnen nicht gelingt, diese Jugendlichen, aber auch Kinder aus Regenbogenfamilien vor Diskriminierung zu schützen.
Lesbische, bisexuelle, schwule und Translebensweisen sind zum Teil an Schulen noch immer ein Tabuthema, das Berührungsängste auslösen kann und viel zu wenig angesprochen wird. Hier gibt es auch viele gute Studien dazu. Ich möchte nur einige kurz nennen. Die eine lautet „School is out?! - Vergleichende Studie ‚Erfahrungen von Kindern aus Regenbogenfamilien in der Schule’“. Diese wurde herausgegeben vom Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität zu Berlin und hat sich mit der Frage befasst, ob Kinder, die mit Eltern aufwachsen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell und transsexuell identifizieren, Diskriminierung in der Schule erleben. Diese Studie beschäftigt sich sehr genau mit der Frage,
welche Strategien es genau dagegen braucht. Ich hoffe, wir können diese auch im Ausschuss mit thematisieren. Ähnlich eine Studie der Humboldt-Universität Berlin zu Homo- und Transphobie an Berliner Schulen. Diese hat knapp 800 Schülerinnen und Schüler aus 20 Schulen befragt und es wurde hier sehr deutlich, dass die Jugendlichen eine höhere Akzeptanz sexueller Vielfalt zeigen, je häufiger ihre Lehrkräfte Lesbisch- oder Schwulsein im Unterricht thematisiert haben und auch offensiv gegen homophobes Verhalten eingeschritten sind und je seltener sie sich über Lesben und Schwule oder geschlechtsuntypisches Verhalten lustig gemacht haben. Es gibt da noch sehr viel mehr, was ich benennen könnte, was wir sehr gern im Ausschuss auch diskutieren können. Ich möchte außerdem verweisen auf den Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zur Diskriminierung im Bildungsbereich und im Arbeitsleben. Da werden sehr genaue Vorschläge gemacht, die wir aufgreifen könnten, auch hier für Thüringen. Deshalb hoffe ich auf Ihre Unterstützung bei diesem wichtigen Thema und beantrage nochmals für meine Fraktion die Überweisung an den Bildungsausschuss, aber auch an den Gleichstellungsausschuss. Jetzt beantworte ich auch gern noch die Frage von Herrn Barth.
Die Frage hat sich erledigt. Vielen Dank, Frau Abgeordnete Rothe-Beinlich. Das Wort hat jetzt Herr Abgeordneter Emde für die CDU-Fraktion.
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, hier wurde gesagt, Verschiedenheit ist normal, aber ich sage auch, Verschiedenheit wird nicht von allen als normal angesehen und Verschiedenheit, und zwar je schriller um so mehr, ist eben auch immer Anlass für Auseinandersetzungen damit. Frau Rothe-Beinlich, wenn Verschiedenheit normal wäre, dann würden Sie hier den Antrag nicht stellen. Zu Ihrem Duktus in dem Antrag mit seinen verschiedenen Punkten sage ich schon von vornherein, wissen Sie, Einstellungen und Toleranz ändert man nicht durch öffentlichen und medialen Druck zur Einheitsmeinung, sondern durch das allmähliche Wachsen von Überzeugungen und deswegen will ich mich mit ein paar Worten zu dem Antrag insgesamt äußern. Die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat vor ca. einem Jahr eine Anfrage eingereicht, hat dann die Antwort der Landesregierung bekommen. Da ging es um die Situation von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender und intersexuellen Menschen in Thüringen und jetzt hat man ungefähr ein Jahr gebraucht und leitet nun für
die Plenardebatte hier unter anderem ein Gesetz ab und jetzt eben auch diesen Antrag, der den Schulbereich betrifft. Ich kann nur dazu raten, dass man in Sachen des Vorgehens gegen Diskriminierung aus sexuellen geschlechtlichen Gründen eine besonnene Diskussion führt und auch besonnen handelt und gerade angesichts der Debatten, die wir gerade in einem deutschen Bundesland, in Baden-Württemberg, haben, finde ich schon, dass man durch solche zu stark aufgeheizten Debatten eher die Ressentiments verstärkt, als dass man eben die notwendigen Einsichten erreicht.