Gut. Also, Herr Worm, das ist überhaupt kein Widerspruch. Es ist nur Folgendes: Wenn diese Speicher ausgasen, werden Konzentrationen von etwa 7 Prozent entstehen. Die können noch viel höher sein in ungünstigen Fällen und das ist das Problem der Giftigkeit.
Genauso um die Rohrleitungen herum, also das Thema ist schon berechtigt - ein Gedankenexperiment um die Machbarkeit des Atomausstieges. Meine Damen und Herren, ein AKW erzeugt im Jahr etwa 8 Mrd. Kilowattstunden Strom. 2010 wurden Photovoltaikanlagen in Deutschland mit einer Leistung von 7.400 Megawatt PIK installiert. Diese Anlagen erzeugen etwa - mal ganz rund gerechnet - 7,4 Mrd. Kilowattstunden Strom im Jahr, nominal also fast so viel wie ein Kernkraftwerk. Jetzt werden die Gegner sagen, ja aber erneuerbare Energien und vor allem Photovoltaik stehen nicht ständig zur Verfügung. Nun gut, wir könnten es ja so machen, dass wir diese gesamte erzeugte Photovoltaikenergie in einen Speicher bringen und dann so abgreifen, wie wir ihn brauchen, falls dieser Speicher vorhanden wäre. Dann entsteht natürlich ein Verlust von etwa 50 Prozent und dennoch, wenn ich das einkalkuliere, blieben immer noch 3.700.000 Kilowattstunden übrig, das heißt, die Leistung eines halben Atomkraftwerkes oder anders gesagt, selbst mit Photovoltaikanlagen könnte ich alle zwei Jahre, wenn ich diesen Schritt einmal beibehalte, ein AKW ersetzen.
Vielen Dank, Frau Präsidentin, vielen Dank, Herr Kollege. Es ist jetzt nicht möglich, die behaupteten Zahlen zu verifizieren und auch nicht nachzurechnen.
Das ist gut, das können wir dann auch gern bilateral machen. Unabhängig von den Zahlen, Herr Kollege Hellmann, können Sie mir vielleicht sagen, was wir denn tun, bis wir den von Ihnen ja selbst zugegebenen noch nicht vorhandenen Speicher haben? Was machen wir denn in der Zwischenzeit?
Sonst können Sie am Schluss noch einmal reden. Aber wenn Sie wissen wollen, wo diese Zahlen eines Atomkraftwerkes herkommen, ein Atomkraftwerk herkömmlicher Bauart hat eine Leistung von 1.000 Megawatt. Ein Dauerläufer läuft im Jahr etwa 8.000 Stunden. Das gibt im Jahr diese besagten 8 Mrd. Kilowattstunden. Gibt es da Widerspruch von meinen Kollegen? Nicht, also okay.
(Zwischenruf Abg. Barth, FDP: Da müssen wir der Vollständigkeit halber das noch ein- mal nachrechnen.)
Ja, kein Problem. Ein kWpeak etwa 1.000 Kilowattstunden und wenn Sie das auf diese 7.400 MWp hochrechnen, werden Sie auf 7,4 Mrd. Kilowattstunden kommen. Also, Herr Barth, Sie können sich da auf mich verlassen, ich habe das schon öfter gerechnet.
Das ist dabei, das ist einfach der Jahresertrag. Da ist alles dabei. Das ist einfach der durchschnittliche Jahresertrag ein kWpeak bei guten Bedingungen. Ich gebe zu, im Thüringer Durchschnitt ist es vielleicht etwas weniger, 900, 950.
Bei dem, was ich eben gesagt habe zu den Photovoltaikanlagen, also diese Leistungen würden unter schlechtesten Bedingungen, unter den Bedingungen, dass alles gespeichert wird, ausreichen, dass wir allein durch Ersatz von Photovoltaik alle zwei Jahre ein Atomkraftwerk ersetzen können. Dass Windenergie viel leistungsfähiger ist, das wissen wir auch. So kann man abschätzen, dass Green
peace recht hat, dass man jedes Jahr zwei AKW abschalten kann, vor allem unter Einbeziehung der leistungsfähigen Windenergie nach 2015 kernenergiefrei sein könnten, vorausgesetzt die alten AKW plus Krümmel bleiben abgeschaltet. Ich räume ein, dass bis dahin die Speicherung der Energie nicht vollständig ausreichen könnte, Herr Barth. Ich räume ein - ich wiederhole es noch einmal -, dass bis dahin die Speicherung der Energien nicht vollständig ausreichen könnte, bis 2015. Deswegen würde ich mich persönlich auch nicht ganz auf 2015 festlegen, aber es zeigt die Möglichkeiten. Das heißt, wir müssen aber auch ganz schnell diesen Speichermix zum Laufen bringen. Das heißt, vor allem beginnend mit der Errichtung eines intelligenten Netzes, das gehört dazu, das speichert, die Nutzung von Biomasse, die Nutzung der Wasserstofftechnologie, die da ist, aber großtechnisch einfach noch nicht in dem Maße angewendet wird, zusätzliche Pumpspeicherwerke, die dauern zugegeben etwas lange, aber es gibt ja eine Vielzahl von Möglichkeiten, und die Nutzung der Elektromobilität als Speicher oder Pressluft als Medium, was ebenfalls diese Eigenschaft und diese Zielstellung erfüllen könnte, um mal hier die wichtigsten Dinge zu nennen.
Herr Abgeordneter Hellmann, es gibt noch einmal den Wunsch nach einer Frage. Sie gestatten das? Bitte.
Sie geben mir immer die Stichworte: Pressluft als Speichermedium. Wo speichern Sie denn die Pressluft?
Energieverlust haben wir, das ist richtig. Deswegen habe ich gesagt, bei Speicher im Allgemeinen, wenn wir darüber reden, 50 Prozent Verlust muss man einkalkulieren, das ist richtig. Aber es geht ja allein um das Problem der Speicherfähigkeit.
Gestatten Sie mir zum Schluss noch ein kleines Gedankenspiel, welche Chancen wir uns vergeben, wenn wir zulassen, dass der Einsatz erneuerbarer Energien ausgebremst wird: Im Durchschnitt verbraucht ein Bundesbürger im Jahr für 2.500 € Energie. Wenn wir künftig - umgestellt auf dezentrale Energieversorgung - unsere Energie in Thüringen selber erzeugen könnten, würde das bedeuten bei unseren gut 2 Mio. Einwohnern, dass wir eine Wertschöpfung von 5 Mrd. € realisieren könnten. Wertschöpfung ist das, was wir in Thüringen dringend brauchen.
Wertschöpfung sind die volkswirtschaftlich erzielten Einnahmen, die man selbstverständlich auch wieder ausgeben kann, und so hätten wir mit der Energieerzeugung vor Ort einen Kristallisationspunkt für weitere regionale Wirtschaftskreisläufe. Das Faszinierende an dem allen ist, dass jeder an dieser Wertschöpfung mitmachen kann, indem er sich entweder eine Photovoltaikanlage anschafft, indem er auf Energiesparmaßnahmen geht oder sich an einem Windgenerator beteiligt. Es sind hier einfach viele Möglichkeiten gegeben.
Meine Damen und Herren, Sie sehen, der schnelle Ausstieg aus der Atomenergie ist möglich und der radikale Wechsel zu den erneuerbaren Energien ist ebenfalls möglich. Dazu ergeben sich wunderbare Chancen bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung. Ich bitte um Zustimmung zu unserem Entschließungsantrag im Namen meiner Fraktion und um es konkret zu machen, bitte ich um namentliche Abstimmung. Danke schön.
Ich möchte nur den Hinweis geben, dass wir auch die Ausschussüberweisung für beide Anträge haben. Es gibt weitere Redemeldungen. Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat sich Frau Abgeordnete Siegesmund und dann der Herr Abgeordnete Adams zu Wort gemeldet.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Lieber Herr Kemmerich, die FDP will ernst genommen werden und ich nehme es durchaus ernst, wenn Sie hier vorn stehen und meinen, etwas sagen zu müssen zum Ausbau erneuerbarer Energien, ich nehme es deswegen ernst, weil wir heute Mittag u.a. bei der gleichen Veranstaltung waren. Die Stadtwerke Erfurt haben 20-jähriges Jubiläum gefeiert,
was uns freut, und haben im Rahmen der Festveranstaltung deutlich gemacht, Herr Zeiss hat das deutlich gesagt, wie wichtig der Ausbau Erneuerbarer ist, wie wichtig Energieeffizienz ist, wie wichtig die ökologische Wende ist, wie wichtig es ist, dass der Anteil des Atomstroms reduziert wird. Ich frage mich, ob Sie im Raum waren die ganze Zeit oder ob Sie geistig irgendwo ganz woanders waren. Ich glaube, wenn man sich bei denjenigen, die für Energieversorgung zuständig sind, umhört und eindeutige Signale bekommt, kann man sich nicht hier hinstellen und dementsprechend etwas völlig anderes sagen. Sie haben nicht die Frage beantwortet, wie die FDP eigentlich
zum Ausbau der 380-kV-Trasse steht. Ich erinnere mich noch an eine Begegnung mit Ihnen in Masserberg, es ist ein gutes Jahr her, voller Saal, ganz viele Leute der Bürgerinitiative waren da und haben gefragt, was denn jetzt mit der FDP und der 380kV-Trasse ist. Ich hörte da von Ihnen, man möge den Bürgerwillen ernst nehmen und sich auch bitte auseinandersetzen. Aber ich kann mich hier nicht entsinnen - übrigens Herr Höhn war auch da. Er erinnert sich wahrscheinlich an die Debatte. Er war der Einzige, der sich dort wohl wissentlich auch Prügel geholt hat,
weil er gesagt hat, meine Position und die meiner Fraktion der SPD ist vielleicht etwas anderes als das, was ihr im Raum wollt. Sie haben herumlaviert. Gehen Sie hier vor - Sie haben die Frage nicht zugelassen - und stellen sich hierhin und sagen, was die FDP beim Thema 380-kV-Trasse sagt.
Wenn Sie ernst genommen werden wollen, müssen Sie auch die Frage beantworten, wie die FDP auf Bundesebene glaubhaft machen will, was für eine Energiepolitik sie eigentlich will.
„Das Moratorium ist nichts anderes als Wahlkampftaktik.“ Was, wenn nicht entlarvend, ist genau das? Ich kann Sie da auch nicht ernst nehmen.