Protokoll der Sitzung vom 27.01.2010

Vielen Dank, Frau Abgeordnete Dr. Klaubert. Als Nächster spricht Herr Abgeordneter Barth von der FDP-Fraktion.

Vielen Dank, Frau Präsidentin. Liebe Kolleginnen und Kollegen, zwei Anmerkungen würde ich gern machen. Zum einen, Kollege Adams, bei uns hat weder der wirtschafts- noch der kulturpolitische Sprecher hier gesprochen, sondern der Fraktionsvorsitzende. Das ist mit Bedacht geschehen, weil es - und ich habe das am Beispiel Sachsen-Anhalt deutlich gemacht - ein übergreifendes Thema ist.

(Beifall FDP)

Der Finanzminister in Sachsen-Anhalt, der auch kein Fachpolitiker im Sinne der Bereiche, die hier genannt worden sind, ist, hat das zur Chefsache gemacht. Ich habe auch den Ministerpräsidenten erwähnt, der dies auch immer wieder tut. Das ist ein Punkt, der aus meiner Sicht einer Erwähnung wert ist.

Punkt 2: Sehr verehrter Herr Minister, Sie haben hier gesprochen und in Ihren interessanten Ausführungen unter anderem darauf hingewiesen, dass der Schwerpunkt der Aktivitäten des weltanschaulich neutralen Staates - das war, glaube ich, Ihre Formulierung - vor allem in den Bereichen der wirt

schaftlichen Auswirkungen der Kultur und des Tourismus liegen wird. Dann wäre für mich insgesamt an die Adresse der Landesregierung zunächst eine interessante Frage: Wenn das so ist, warum spricht dann hier nicht der Wirtschaftsminister für die Landesregierung, sondern warum tut das der Kultusminister?

(Beifall FDP)

Eine zweite Anmerkung in Ihre Richtung, Herr Minister: Sie sind hier ja auch in Ihrer Eigenschaft als Bildungsminister vertreten. Ich hatte in meinen letzten Ausführungen darauf hingewiesen, dass es mitnichten nur wirtschafts- und tourismuspolitische Auswirkungen hat, sondern dass wir dieses Datum, dieses Jubiläum zum Anlass nehmen sollten und müssten, eine Wertedebatte zu führen. Wir haben den durch die Reformation geprägten Kulturkreis Mitteleuropa, der uns alle geprägt hat, dessen Werte wir weitergeben, weiterleben und auch weiterentwickeln müssen. Ich glaube, dass es ganz wichtig wäre, auch und gerade im Bereich der Bildung in den verschiedenen Bildungseinrichtungen dieses Thema ganz intensiv aufzugreifen und wenn es sonst keinen Anlass gibt, man braucht heute manchmal Anlässe, um solche auch zugegebenermaßen schwierigen Dinge in Gang zu setzen, dies zum Anlass zu nehmen, eine Wertedebatte in der Gesellschaft und insbesondere auch in den nachwachsenden Generationen in den Schulen anzustoßen. Das wäre ein Aspekt, den hätte ich zum einen von dem Bildungsminister hier so ein bisschen auch erwartet, würde aber darum bitten, dass der zum Zweiten dann in der Umsetzung auf jeden Fall stattfindet. Vielen Dank.

(Beifall FDP)

Mir liegen jetzt keine weiteren Redeanmeldungen mehr vor, so dass ich diesen Teil der Aktuellen Stunde schließen kann. Ich rufe jetzt auf... Ach, na eben, wenn die Landesregierung... Oder wollen Sie zum Nächsten schon?

(Zuruf Abg. Primas, CDU)

(Heiterkeit im Hause)

Ich dachte, dass er jetzt zu Luther im ländlichen Raum etwas sagt. Also, es bleibt dieser Teil der Aktuellen Stunde zum Thema „Lutherdekade“ geschlossen.

Ich rufe jetzt den fünten Teil der Aktuellen Stunde auf

e) auf Antrag der Fraktion der CDU zum Thema: „Gemeinschaftsmarketing - Präsen- tation des Freistaats auf Fachmes- sen zur weiteren Erschließung der Märkte für Thüringer Lebensmittel und Agrarprodukte“ Unterrichtung durch die Präsiden- tin des Landtags - Drucksache 5/378 -

Jetzt frage ich in Richtung Landesregierung: War Ihr Aufstehen so gemeint, dass Sie als Erster in der Aktuellen Stunde sprechen wollen? Nein. Dann eröffne ich die Aussprache und rufe für die CDUFraktion den Abgeordneten Primas auf.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, durch ein verbessertes Marketing können vorhandene Märkte besser unter anderem neu erschlossen werden. Das ist eine Feststellung, die umso wichtiger wird, sie zu verinnerlichen, wenn man das Geschehen des letzten Jahres betrachtet. Die CMA als die Agentur, die für uns die Werbung organisiert hat, ist ausgefallen, durch Gerichtsurteile plötzlich weg. Dadurch sind zehn ausländische Märkte weggebrochen. Das heißt, wir müssen tatsächlich ernsthaft darüber nachdenken, wie das wieder repariert werden kann, das ist schwierig. Wir haben aber Gott sei Dank - und da komme ich mal im Detail auch zur Grünen Woche - es geschafft, auf der Grünen Woche eine Länderhalle hinzukriegen, einen Stand für Thüringen zu organisieren, der wieder ganz vorzüglich funktioniert hat.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Herr Minister, Sie zu bitten, allen, die dort tätig waren, ein Dankeschön zu sagen. Auch wenn ich selber durch Krankheit verhindert war, das war wieder eine super Sache durch die Leute organisiert, man kann nur absolutes Lob zollen. Schönen Dank in diese Richtung.

Dennoch ist es wichtig, sich zu verinnerlichen, was bedeutet die Grüne Woche. Wir haben dort eine Einflusssphäre von über 4 Mio. Menschen. Das ist ganz wichtig, dass wir das im Auge behalten. Wenn wir die Grüne Woche sehen, dort haben 30 Unternehmen außerhalb unseres Gemeinschaftsstandes noch ausgestellt aus der Ernährungs- und Tourismusbranche und über 400.000 Besucher haben das gesehen. Wir sind überall verteilt in den Hallen. Viele Jahre bemühen wir uns schon, das

zusammenzubringen, das ist aus vielerlei Gründen nicht zustande gekommen. Ich bedauere das sehr. Im letzten Jahr kann ich mich erinnern, hat dann der Standleiter noch ein paar Thüringenschilder hingetragen, damit das nicht ganz so aussieht, als wenn sie sonstwo herkämen, damit ein bisschen was deutlich wird. Aber es ist nicht daran gelegen, dass das Ministerium dann die Schuld hat, dass die an den Stellen sind, sondern teilweise wollten sie selber dort sein. Nur, das ist auf Dauer nicht zielführend, sage ich.

Viele können sich daran erinnern, 1997, glaube ich, das erste Mal bei der Auswertung der Grünen Woche habe ich vorgeschlagen, man möge doch darüber nachdenken, eine Gemeinschaftshalle zu machen, vielleicht sogar eine Halle mit dem Freistaat. Nun wollten wir so ein bisschen was Neues machen. Dann machen die drei Freistaaten eine Halle zusammen, da wird das insgesamt nicht zu teuer und das wäre auch interessant. Das ist gescheitert, und zwar nicht an uns oder an Sachsen, sondern es ist an den Bayern gescheitert. Inzwischen sind die Bayern aber auch so weit, dass sie sagen, es wäre gar nicht schlecht, wenn wir so etwas machen würden. Das heißt, das Konzept, wir brauchen eine eigene Halle, sollte weiterverfolgt werden. Ich bin deshalb sehr, sehr dankbar, dass sowohl der Minister als auch die Ministerpräsidentin zur Grünen Woche verkündet haben, dass sie den festen Willen haben, für das kommende Jahr eine solche Halle zu organisieren - in welcher Form auch immer.

Es gibt, Herr Minister, ganz klare Vorstellungen, wie wir das machen können, wie das gehen kann. Darüber sollten wir dann mal im kleineren Rahmen reden, im Ausschuss vielleicht, dass wir das mal vernünftig auswerten und organisieren. Herr Kummer, das kriegen wir hin mit einem Antrag. Aber das wäre sehr interessant, das zu verfolgen, denn nur so kriegen wir es hin. Das insgesamt ist wichtig, weil wir auch im Koalitionsvertrag geschrieben haben, dass wir gemeinsam den Ausbau des Gemeinschaftsmarketings voranbringen wollen und nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Das können wir nur, wenn wir uns in diese Richtung öffnen und es tun. Ich darf recht herzlichen Dank in Richtung Ministerium, Minister und auch Ministerpräsidentin sagen, dass wir in der Diskussion so weit gekommen sind, über diese Halle nachzudenken, denn das ist wirklich ein Aushängeschild für Thüringen. Diese Grüne Woche ist das Schaufenster der Welt. Wenn wir das nicht richtig nutzen, auch für den Tourismus, dann sind wir selber Schuld. Jetzt sind wir auf gutem Weg, nicht nur den landwirtschaftlichen Tourismus dort anzubieten, sondern in Gänze. Dann schaffen wir etwas gemeinsam. Deshalb haben wir die Aktuelle Stunde beantragt. Ich denke, es war wichtig, das mal zu tun, auch öffent

lich zu machen, dass wir endlich nach so vielen Jahren dazu kommen, ernsthaft darüber nachzudenken. Schönen Dank, Herr Minister, und ich danke Ihnen für das Zuhören.

(Beifall CDU)

Ich rufe für die Fraktion DIE LINKE den Abgeordneten Kummer auf.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, ich war schon ein wenig überrascht, als ich den Antrag der Fraktion der CDU zur Aktuellen Stunde gefunden habe.

(Zwischenruf Abg. Barth, FDP: Ja, ich auch.)

Gerade nach der ersten Grünen Woche, die ich erlebt habe - ich bin immerhin seit elf Jahren im Landwirtschaftsausschuss -, die ohne die regierungstragenden Fraktionen stattgefunden hat. Ich hoffe, das kommt nicht wieder vor, dass die Fraktion der CDU zeitgleich zur Grünen Woche eine Klausur macht. Bei der SPD sind wir das leider schon gewöhnt, aber früher haben sich die SPDAbgeordneten zumindest ein bisschen um ihre Klausur gedrückt. Aber, ich denke, die Landwirtschafts- und Ernährungsbranche hat das schon verdient, dass wir die Grüne Woche weiter zur Kenntnis nehmen. Die Grüne Woche ist nicht nur eine Verbrauchermesse für den Bereich der Ernährung und der Landwirtschaft, sondern sie ist immer mehr auch eine Fachtagung, bei der man an den Veranstaltungen, die rund um diese Messe stattfinden, sehr gut wahrnehmen kann, welche Dinge uns international in der nächsten Zeit ereilen werden, welche Entwicklungen in anderen Ländern stattfinden und daraus gerade für die Thüringer Spezifika lernen kann und hier diese Fragen in Landespolitik ummünzen kann.

Deshalb, denke ich, ist es unstrittig, dass wir uns dort als Ausschuss auch weiterhin sehen lassen werden, dass wir uns intensiver einbringen werden und natürlich auch bei der Gestaltung dieser Messe durch das Land und bei der Gestaltung der Landesvertretung Einfluss nehmen werden. Ich möchte dazu aber sagen, dass ich hoffe, wenn wir hier über eine eigene Halle reden, was meiner Ansicht nach beim Berliner Markt sehr großen Sinn macht, dass wir dann auch das für Tourismus zuständige Ministerium mit dazu bekommen und in diesem Zuge auch mehr Landkreise. Denn daran scheiterte es ja bisher meistens. Die Kreise haben sich nicht mit eingebracht und wenn denn der Fokus auch stärker auf

Tourismus gerichtet wird - die Ernährungsbranche ist schon gut beworben, die wir in Thüringen haben -, dann haben wir die Chance, die Kreise damit auch ein Stück weit zu locken. Die Klammer dieser eigenen Halle ist ja eben gerade die auch sonst auf der Grünen Woche üblich gewordene Verknüpfung zwischen touristischen Angeboten und der Ernährungswirtschaft. Das müssen wir hinbekommen. Da bin ich auch gern bereit, mich mit einzubringen und hier die Unterstützung anzubieten.

Nun aber noch ein paar Worte zu dem, was Egon Primas gleich am Anfang, aber nur sehr kurz, gesagt hat, dem Wegfall der zentralen Marketingagentur der Landwirtschaft. Diese Auswirkung ist eine, die sehr brisant ist für das Ernährungsgewerbe, was gerade die Beteiligung an internationalen Messen angeht. Wenn ich mir ansehe, wie sich die Preisentwicklung für landwirtschaftliche Produkte und Produkte des Ernährungsgewerbes in der letzten Zeit dargestellt hat, haben wir mit dieser Krise hier einen massiven Einbruch erlebt. Wir können da nur herauskommen durch eine höhere Veredlung und durch die Vermarktung dieser hochveredelten, hochpreisigen Produkte weltweit. Dazu brauche ich aber die Unterstützung der Unternehmen, sich auf weltweiten Messen zu bewerben und dort ihre Produkte vorzustellen. Das kann kein Unternehmen der Thüringer Ernährungsbranche leisten. Deshalb brauchen wir eine Regelung und die kann auch Thüringen allein nicht leisten, eine Regelung zusammen mit dem Bund, wie wir das, was durch die CMA weggefallen ist in diesem Bereich, wiederbeleben und in dieser Verantwortung weiterführen können mit Unterstützung der Betriebe, damit wir wirklich die Produkte unseres Landes im Interesse unserer Unternehmen weltweit zu vernünftigen Preisen vermarkten können und dabei auch ein Stückchen profitieren können von höheren Preisen und ein Stück die brenzliche Situation in den Erlösen unserer Betriebe wieder wettmachen. Danke schön.

(Beifall DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für die SPD-Fraktion hat sich Frau Abgeordnete Mühlbauer zu Wort gemeldet.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte mich zuerst einmal bedanken für diese Aktuelle Stunde. Ich halte es für wichtig, ein paar Gedanken hier festzuhalten, ein paar Gedanken, Herr Primas, die Sie erwähnt haben, die sehr wichtig sind, die man hier noch mal ganz deutlich aufgreifen sollte.

Ich möchte mich hier ganz herzlich bei allen Unternehmen bedanken, die sich dort seit Jahren beteiligen. Ich möchte mich bei unseren Landkreisen bedanken, die dort waren, das war das Weimarer Land, Greiz, Saalfeld-Rudolstadt und Altenburger Land. Mit vielen Kosten, mit viel Mühen und mit viel Arbeit sind wir dort vertreten. Ich halte es für richtig und für wichtig, eine eigene ThüringenHalle dort aufzubauen. Ich halte es ebenfalls für wichtig, Herr Kummer - und das unterstreiche ich ganz deutlich -, der Übergang und die Einbindung des Tourismus ist wesentlicher Bestandteil. Ich habe es heute schon öfter gesagt, Natur allein, Lebensmittel, Landwirtschaft funktioniert nicht, Nachhaltigkeit, Zusammenarbeit, Übergang mit anderen Bereichen, der Tourismus und die Touristiker aus unserem Landtag müssen mitmachen. Ich freue mich auf Ihr Konzept, Herr Minister, welche Ideen Sie haben, Marketing zu stärken.

Jetzt lassen Sie mich aber noch eine Anmerkung machen. Herr Kummer, ich habe es sehr bedauert - ich bin neu in diesem Landtag, ich war selbst schon, ohne Landtagsabgeordnete zu sein, aus Interesse auf der Grünen Woche vor Jahren -, ich konnte dieses Jahr nicht. Wie Sie wissen, hatten wir Klausurtagung; wie Sie wissen, haben wir Verantwortung für dieses Land. Wir wollen einen Landeshaushalt möglichst zeitnah verabschieden. Aber eine Frage, die sich mir aufdrängt und stellt: Ich werde nächstes Jahr mit Sicherheit zur Grünen Woche fahren, ich werde nächstes Jahr mit Sicherheit meine Zeit mit unseren Unternehmen, mit unseren Touristikern, mit denen verbringen, die sich dort einbringen. Aber ich frage Sie und ich frage den Ausschuss ganz eindeutig - eine ganze Woche Grüne Woche in Berlin, der ganze Ausschuss und die dazugehörigen Referenten, wir sind mit wichtigen Aufgaben gefordert in diesem Landtag, ich frage ernsthaft: Ist es nicht möglich, effektiv in einem Zeitabschnitt? Möge es ein Wochenende, mögen es zwei Tage sein, lassen Sie uns über eine effektive Zeit diskutieren, was sinnvoll ist, am Thüringentag dort zu sein, ist für mich Priorität im nächsten Jahr, und ich werde alles dafür tun, dort zu sein, und wenn ich auf zwei Veranstaltungen gleichzeitig sein muss. Aber ist eine Woche zwingend notwendig? Diese Frage möchte ich heute hier stellen. Wir kosten diesem Land Geld. Wir müssen für dieses Land etwas leisten, dafür trete ich hier an und dafür möchte ich auch effektiv für die Bürger arbeiten. Danke.

(Beifall SPD)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN rufe ich den Abgeordneten Dr. Augsten auf.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, werte Kollegin Mühlbauer, werter Kollege Primas. Ja, Frau Mühlbauer, Sie waren zwar bei der Grünen Woche nicht dabei, aber Sie waren, glaube ich, beim letzten Ausschuss anwesend. Lesen Sie bitte noch mal im Protokoll nach, was wir da vereinbart haben.

(Beifall DIE LINKE)

Das, was Sie jetzt gerade hier vorgetragen haben, stimmt nicht mehr. Es gibt dort eine Vereinbarung, dass genau das gemacht wird, was Sie vorgeschlagen haben.

Sehr geehrter Herr Primas, mir ging es ähnlich wie Herrn Kummer, nicht so sehr, weil ich Ihnen das nicht zutraue, dass Sie sich für das Agrarmarketing einsetzen, sondern ich habe natürlich auch neben Minister Reinholz gesessen, als wir zu Mittag gegessen haben in Berlin, und habe dann auch vernommen, dass er sich vornimmt, dort eine ThüringenHalle im nächsten Jahr zu installieren. Ich habe das schon mehrmals erlebt, dass Leute ganz euphorisch sind angesichts der Situation und sagen, ja, wir machen das im nächsten Jahr alles viel besser. Ich habe gedacht, mal sehen, wenn dann die Haushaltsverhandlungen vorbei sind, was Frau Walsmann da zulässt. Nun haben Sie das noch einmal unterstrichen und Sie sind ja nicht weit auseinander, der Minister und Sie, und ich bin weiterhin gespannt, was nun von dieser Idee übrig bleibt. Wir sind in der Einschätzung der Grünen Woche völlig d’accord. Tolle Geschichte für die 30 Unternehmen, die sich dort präsentieren. Ich denke an Heichelheim mit ihren Klößen, ich denke da an Dr. Ihm mit seinem Käse usw. Das sind Produkte, die nicht nur europaweit nachgefragt werden, sondern möglicherweise auch weltweit einmal eine Rolle spielen. Deswegen muss man dort auch hin, unabhängig davon, dass dort in Berlin viele Leute wohnen, die möglicherweise genau diese Thüringer Produkte sehr schätzen. Aber ich stelle mir die Frage - und deswegen meine Verwunderung -, wie ist es mit den Kosten? Ich kenne mich in dem Bereich ein bisschen aus und weiß z.B., dass die Sachsen-Anhaltiner-Halle, um die geht es möglicherweise, Herr Reinholz, so in der Größenordnung, 550.000 € gekostet hat. Das waren die Informationen, die ich bekommen habe. Ich glaube, wir haben 150.000 € ausgegeben in Thüringen in diesem Jahr. Das heißt, wenn wir uns an Sachsen-Anhalt messen bzw. im kommenden Jahr dort genauso gut aufgestellt sein wollen, dann müssen wir ebenso viel Geld auf den Tisch legen.

Also die Frage, die möglicherweise Herr Reinholz dann auch beantworten kann: Wo soll denn das

Geld herkommen angesichts der Situation, die wir im Finanzbereich haben? Zweite Frage: Sind denn die Betriebe gefragt worden, die nachher diese Halle ausfüllen sollen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit den 30 Betrieben, die jetzt in Berlin waren, dort eine Halle voll bekommt. Und - auch das sage ich aus leidvoller Erfahrung - bei dem hohen Eigenanteil, den diese Firmen leisten müssen, möge man sie doch einbeziehen in die Ideen. Es kann ja sein, dass die Betriebe das ein bisschen anders sehen. Aber - und das ist jetzt wirklich mein Zeigefinger an der Stelle - ich bitte darum, Herr Minister, Agrarmarketing ist nicht nur Grüne Woche, Agrarmarketing sind Warenbörsen beim Lebensmitteleinzelhandel. Das sind die Märkte. Ich habe mich noch einmal erkundigt bei Leuten, die sich sehr gut auskennen. Die haben selbstverständlich darauf hingewiesen, Berlin schön und gut, aber dass natürlich Thüringer Produkte in den westdeutschen Bundesländern - Niedersachsen, Hessen, NordrheinWestfalen -, dort, wo Kaufkraft vorhanden ist, zu 0 Prozent nachgefragt werden, das ist ein Armutszeugnis, vielleicht auch ein Armutszeugnis für dieses Land. Insofern sind die Ansätze, Warenbörsen mit dem Lebensmitteleinzelhandel zu machen und hervorragende Thüringer Produkte dort anzubieten, ein ganz wichtiger Baustein. Es geht um Produktwerbung, das passt dazu gerade auch in den Westbundesländern.

Herr Minister, wir hatten heute Vormittag Gelegenheit, in Nottleben über Produktinnovation und Produktentwicklung im Ökolandbau zu sprechen, das trifft natürlich genauso zu für den konventionellen Bereich. Ich glaube, auch hier sind wir nicht nur gut aufgestellt, aber auch hier muss Geld fließen. Insofern bitte ich darum, auch daran zu denken, dass Dinge, die hier in Aussicht gestellt werden, nicht zulasten der anderen ganz wichtigen Baustellen gehen dürfen.

Die letzten beiden Bemerkungen: Ich möchte mich da unbedingt Herrn Kummer anschließen. Es gibt ein bisschen die Befürchtung, Herr Reinholz, als jemand, der dem Tourismus ja sehr nahe steht, dass hier möglicherweise Tourismusförderung indirekt betrieben wird auch auf der Grünen Woche zulasten der Landwirtschaft. Auch hier schließen wir uns der Forderung an, hier muss sich der Tourismus unbedingt beteiligen, also sprich das Wirtschaftsministerium. Die Grüne Woche ist zu einem großen Teil wirklich eine Tourismuswerbung in hohem Maße. Insofern kann es nicht sein, dass die Landwirtschaft das Geld hinlegt und der Tourismus davon profitiert. Auch hier ist unbedingt zu unterstreichen, was Herr Kummer gesagt hat. Hier brauchen wir die Unterstützung des Wirtschaftsministeriums, weil es um mehr als um Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft geht.

Meine letzte Bemerkung: Herr Primas, Sie haben es jetzt nicht gesagt, aber ich beziehe mich auf Ihre Pressemitteilung zu dem Thema, in der Sie diese Aktuelle Stunde angekündigt haben. Ich will noch einmal ganz eindeutig sagen: Mit den GRÜNEN ist eine Exportförderung - ich sage einmal Export im Sinne raus aus Europa - nicht zu machen. Ich darf Sie noch einmal darauf hinweisen, das, was gerade im Bereich Milch in der Diskussion ist, wir dampfen die Milch ein, die zu viel ist, und dann geben wir sie in die Entwicklungsländer, damit machen wir Märkte kaputt, die dort gerade aufgebaut werden mit einheimischen Landwirten. Auch das werden wir noch einmal thematisieren hier im Landtag. Das ist etwas, bei all den Übereinstimmungen, die wir haben in der Sache, was wir nicht mittragen. Exportförderung nein, Geld für einheimische Landwirtschaft, um die Nahrungsmittel und Lebensmittel zu vermarkten ja, aber bitte schön nicht zulasten von Dingen, die uns ebenso wichtig sein müssen und vor allem für Dinge für die kleinteilige regionale Vermarktung. Danke schön.

(Beifall Bündnis 90/DIE GRÜNEN)

Für die FDP-Fraktion hat sich der Abgeordnete Barth zu Wort gemeldet.

Vielen Dank. Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, Corporate Identity und Corporate Design, eine einheitliche Marke - jeder, der ein Unternehmen hat oder der einmal auf einer Messe war, weiß, dass Wiedererkennungswert heute ein ganz zentraler Punkt, ein ganz zentraler Wert für jeden ist, der irgendetwas auf dieser Welt auf irgendeinem Markt verkaufen will. Wer einmal auf der Grünen Woche gewesen ist als Verbraucher, als Kunde, einfach als interessierter Bürger auf einer der, wenn nicht gar der größten Verbrauchermesse in Europa, der erinnert sich, wenn er zu Hause ankommt, vielleicht an die Halle von Brandenburg, vielleicht auch an die von Mecklenburg-Vorpommern, aber auf gar keinen Fall an einen einheitlichen Auftritt von Thüringen, denn den hat es bis jetzt in der Vergangenheit schlicht und ergreifend nicht gegeben. Da geht es gar nicht so sehr um die Frage einer eigenen Halle, da sind die finanziellen Dinge, die eine Rolle spielen, da ist die Frage, wie viele Unternehmen machen überhaupt mit. Aber ein einheitlicher Auftritt - ich hatte dieses Jahr leider nicht die Gelegenheit, bin aber in den letzten Jahren regelmäßig zur Grünen Woche gewesen und wenn da in 20 Metern Höhe so eine kleine Thüringenfahne hängt, die man vielleicht sieht, wenn man einmal an irgendeinem Stand ein Schnäpschen trinkt, weil man da den Blick

überhaupt in diese Höhe lenkt, dann ist das bestimmt nicht das, was ich als Wiedererkennungswert, als einheitlichen Auftritt oder als Punkt, wo man hingeht, den man als Ziel hat, bezeichnen würde.