Zum Schluss noch ein Wort zum Antrag der FDP und der Frage des Fachkräftemangels, auf den so abgehoben wird. Weiterbildung und duale Studiengänge sind hierfür ganz wichtig und werden von unseren Hochschulen auch immer mehr angeboten. Deshalb soll auch in der Lausitz ein gemeinsames Weiterbildungszentrum entstehen. Es braucht eben nicht nur die Bemühungen der Hochschulen, sondern vor allem auch eine gute, anständige Bezahlung. Dann wird es sicher einfacher, junge
Vielen Dank, Frau Abgeordnete Melior. - Wir setzen die Aussprache mit dem Beitrag der CDU-Fraktion fort. Herr Abgeordneter Prof. Dr. Schierack hat das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Ministerin! Globalisierung, Vervielfachung des verfügbaren Wissens, begrenzter finanzieller Spielraum, immer schnellere Umsetzung von Erfindungen in Innovation und Marktreife, Internationalisierung, demografischer Wandel, all das fordert unsere Schul- und Hochschulbildung heraus. Zudem müssen unsere Hochschulen sich den neuen Anforderungen im Bologna-Prozess und im Exzellenzwettbewerb des Bundes stellen. Daraus folgt: Unsere Schulen und Hochschulen müssen ihre Angebote entsprechend optimieren und sie auf die Belange der modernen Wissenschaftsgesellschaft einstellen. Bildungsexpansion, die Notwendigkeit zur Steigerung der Zahl der Akademiker, verstärkte interdisziplinäre Verzahnung von gesellschaftlich relevanten Themen mit Technologie und Techniken, das sind die Grundlagen einer prosperierenden Wissenschaftslandschaft. Sie setzen entscheidende Wachstumsimpulse. Somit wird der drohende Fachkräftemangel insbesondere im Bereich der Ingenieurwissenschaften noch größere Initiativen und Anstrengungen als bisher erfordern. Dazu kann der vorliegende Antrag einen Beitrag leisten, und darauf muss das Land gemeinsam mit den Schulen und Hochschulen reagieren.
Sehr geehrte Damen und Herren, die Landesregierung hat gemeinsam mit Berlin im letzten Jahr die Innovationsstrategie fortgeschrieben und Zukunftsfelder für die Region definiert, auf deren Grundlage Cluster gebildet wurden und werden. Damit erfolgt eine sinnvolle wirtschaftspolitische Fokussierung, die ein großes Entwicklungspotenzial für unser Land heben soll. So weit, so gut. Das Konzept steht, aber in der Umsetzung ist noch einiges zu tun. Wenn ich mir die Zukunftsfelder ansehe, so erkenne ich noch Optimierungspotenzial, große Reserven hinsichtlich der Einbindung unserer Bildungslandschaft in diese Clusterstrategie. Zum Beispiel, meine ich, sind unsere Hochschulen noch nicht ausreichend in die Innovationsstrategie eingebunden - ich würde sagen: noch nicht ausreichend eingebunden worden. Studiengänge und Fachbereiche bilden nicht konzentriert die Entwicklung der Cluster ab. Oder anders ausgedrückt: Die identifizierten Cluster finden nicht ausreichend Widerhall in den Brandenburger Studiengängen. Auch die Kooperation mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen und die Schwerpunktsetzung der Cluster könnte noch einen deutlichen Dynamisierungsvorgang freisetzen. Instrumente wie leistungsorientierte Mittelverteilung und Zielvereinbarungen müssen wesentlich stärker als bisher für die zielgerichtete Entwicklung und Einbindung in diese Strategie genutzt werden.
Meine Damen und Herren, zusammenfassend kann ich sagen: Die Schwerpunkte der brandenburgischen Wirtschaft müssen
sich in den Schwerpunkten der Schulen und Hochschulen widerspiegeln. Natürlich müssen auch die Schulen frühzeitig in den Prozess eingebunden werden und an diesem äußerst komplexen Prozess der Entwicklung teilhaben dürfen. Eine gute naturwissenschaftliche Bildung und Aufgeschlossenheit für Natur und Wissen wird bekanntlich im Kita- und Grundschulbereich gelegt. - Herzlichen Dank.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Prof. Dr. Schierack. - Wir setzen mit dem Beitrag der Fraktion DIE LINKE fort. Herr Abgeordneter Jürgens hat das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Lipsdorf, Sie kennen sicherlich die Geschichte vom Igel und dem Hasen.
- Kennen Sie nicht? Das ist aber schade. Ich kann sie nur empfehlen. Es ist eine Geschichte, wo der Hase sich besonders toll findet, sich ganz doll aufplustert und dann einem Wettlauf mit dem Igel zustimmt. Im Endeffekt verliert er, weil der Igel sagt: Ick bin all hier! und im Prinzip überall schon ist, wo der Hase ankommt. So ähnlich, lieber Kollege Lipsdorf, ist das auch mit der FDP und ihrem Antrag zu MINT. Das Thema ist gut, das Thema ist wichtig, aber die Koalition ist bei diesem Thema schon längst da.
„Angesichts des absehbaren Fachkräftemangels müssen schon bei Kindern und insbesondere bei Mädchen Technikbegeisterung, Interesse für Naturwissenschaften und für technische Berufe geweckt werden. Solche Initiativen sollen in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ausgebaut werden. Naturwissenschaftliche und experimentelle Anteile im Primarbereich... und integrierter naturwissenschaftlicher Unterricht in der Sekundarstufe I sollen verstärkt werden.“
Meine Kollegin Melior ist schon auf die Kleine Anfrage eingegangen, die aus Ihrer Fraktion gestellt wurde. Ich will das nicht wiederholen, ich will nur kurz vorlesen, was es in dem Bereich in Brandenburg schon gibt. Da gibt es die MINT plus Charta in Schwarzheide, den Verein MINT-EC, da gibt es START, das Stipendienprogramm der Hertie-Stiftung. - Frau Blechinger, ich beantworte keine Zwischenfragen, danke. - Da gibt es das UNEX-Schülerlabor der BTU, es gibt die Science-Akademie von der FH Lausitz, es gibt „MINT gewinnt“ von der TH Wildau, es gibt MINT Coaching von der FH Brandenburg. Also es gibt dazu jetzt schon ganz viele Bereiche, die hier in unserem Land stattfinden und die auch von der Landesregierung gefördert werden.
Zu Ihrem Antrag: Sie wollen, dass die Hochschulen stärker zur Weiterbildung von Erzieherinnen und Erziehern verpflichtet werden. Sie wollen, dass Studierende in die Schulen geschickt werden, und Sie wollen, dass Hochschulen stärker mit den
Schulen zusammenarbeiten. Nun sind Sie ja eigentlich, was die FDP angeht, eine Partei der Freiheit, zumindest nennen Sie sich immer so. Ihnen müsste das Thema Hochschulautonomie sehr nahe liegen. Ich bin ein Verfechter von Hochschulautonomie. Die Hochschulen können mit dem, was Sie hier fordern, nicht verpflichtet werden. Man kann sie dazu anregen, man kann sie bitten. Aber in der Art, wie Sie es hier vorschlagen und es umgesetzt werden soll, geht es mit der Hochschulautonomie leider nicht zusammen. Sie wollen die Abbruchquote in den MINT-Studiengängen durch mehr Praxisbezug senken. Dabei muss man aber erst mal fragen, worin überhaupt die Ursachen dieser Abbruchquote liegen. Wir müssen analysieren, wo die Gründe dafür liegen, und wir müssen dann die Ursachen abstellen.
Sie wollen die Didaktik bei den MINT-Fächern in der Lehrerausbildung stärken. Herr Lipsdorf, als Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses müssten Sie wissen, dass wir an einer Änderung des Lehrerbildungsgesetzes arbeiten. Das ist in Arbeit, und diese Bestandteile werden enthalten sein. Insofern ist Ihr Forderungskatalog auch in diesem Bereich unsinnig.
Sie wollen, dass die Schulen stärker mit der Wirtschaft kooperieren. Das erfolgt bereits in vielfältigen Initiativen im Lande. In meiner Region Fürstenwalde übernimmt dies der Verein „Kita-Schule-Wirtschaft“.
Ein letzter Punkt, Herr Lipsdorf. Die Terminsetzung, im IV. Quartal einen Bericht vorzulegen, ist aus meiner Sicht mehr als unseriös.
Es ist ein bunter Blumenstrauß an Maßnahmen, die allerdings leider verdorrt sind. Insofern werden wir diesen Antrag ablehnen. - Danke schön.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Jürgens. - Wir setzen mit dem Beitrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fort. Frau Abgeordnete von Halem hat das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen - zumindest die, die aus der Mittagspause schon zurückgekehrt sind! Dieser Antrag erinnert mich ein wenig an den Antrag „Mehr Wirtschaftskompetenz in die Schulen“ vom November 2010. In beiden Fällen steckt eine löbliche Intention dahinter, nämlich das Bildungssystem zu verbessern: im ersten Fall durch Anreicherung von mehr Wirtschaftskompetenz, im aktuellen Punkt durch mehr Kompetenz in den MINT-Fächern. Grundsätzlich wunderbar. Trotzdem erinnern mich beide Anträge ein bisschen an das beliebte Kinderspiel „Topfschlagen“. Auf der Suche nach der richtigen Lösung, dem Kochtopf mit den begehrten Süßigkeiten, krabbelt man mit verbundenen Augen umher und drischt mit dem Kochlöffel voller Kraft eben auch ein paar Mal daneben.
Die geforderte Qualitätsoffensive benennt viele Punkte, die es längst gibt: in den Kitas, in den Schulen, beim Übergang von Schule zur Ausbildung. Die Kollegen Melior und Jürgens haben darauf schon hingewiesen.
Auch ich habe den Eindruck, dass es eine ganze Menge Punkte schon gibt. Das müssen wir nicht im Grundsatz noch einmal neu fordern. Nichtsdestotrotz kann man natürlich vieles besser machen. Es gibt Programme, aber der Anteil derer, die in den MINT-Fächern erfolgreich eine Berufsausbildung abschließen, ist noch zu gering, insbesondere der weibliche Anteil. Also lautet die Forderung: Es muss noch etwas verbessert werden. Was die vorhandenen Angebote angeht, so kann man überlegen, ob vielleicht ein Monitoring interessant wäre, um Angebote für die Schulen noch übersichtlicher zu machen oder Bedarfe konkreter zu fassen.
Zudem kommt es natürlich auch in diesem Bereich auf den Anfang an. Die Neugierde der kleinen Entdeckerseele zu erhalten können wir immer weiter befördern. Wir können die Angebote für Schülerinnen und Schüler bei Übergang von der Schule in die Ausbildungsphase besser publik machen, insbesondere Mädchen für MINT-Berufe begeistern und Schulen zu MINTProfilen ermutigen. Aber wenn wir selbstständige Schulen wollen, dann muss diese Schwerpunktsetzung in der Hand derselben liegen. Aus der aktuellen Nachfrage nach naturwissenschaftlich-technischen Berufen lässt sich aus unserer Sicht nicht ableiten, dass die Forschung nicht gut aufgestellt sei, es eklatant zu wenig Kooperation mit Schulen oder mangelhafte Angebote für Schüler und Lehrkräfte gäbe.
Die MINT-Fächer sind interessant für Studienanfänger. Daran mangelt es nicht. Ein Problem ist allerdings die Abbrecherquote, das ist richtig. Offensichtlich gibt es in der Vermittlung der MINT-Themen eine Diskrepanz zwischen den Inhalten in der Schule, wo die Themen eher anschaulich dargestellt werden, und dem Studium mit einer eher wissenschaftlichen Perspektive. Daran und an den Anforderungen in Mathematik scheitern viele motivierte Studienanfänger in den ersten Semestern. Woran liegt das? Es mag zielführend sein, wie von der FDP gefordert, den Blick auf die Lehrpläne in den MINT-Fächern bzw. die Lehramtsausbildung zu richten. Ein erhöhter Praxisbezug im Studium allein - das sehen wir genauso - löst das Problem nicht. Die konkrete Gestaltung der Didaktik - Punkt 6 des Antrags - fällt in die Autonomie der Hochschulen, und das ist auch richtig so.
Die Intention ist richtig: Wir sollten alle verfügbare Energie auf das Bildungssystem richten. Die Verzahnung zwischen Schule und Ausbildung lässt sehr viele Fragen offen, der vorliegende Antrag haut aber zu oft daneben.
Während Frau Ministerin Kunst ans Rednerpult tritt, begrüße ich Gäste aus dem Beruflichen Gymnasium Falkenberg. Herzlich willkommen im Landtag Brandenburg!
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Qualifizierung und Weiterbildung von Erzieherinnen im Bereich der naturwissenschaftlichen Bildung in Brandenburg besitzt einen hohen Stellenwert. So sind bisher 900 Kitas in vielfältige Initiativen und Kooperationen mit der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, im Bereich naturwissenschaftlicher, mathematischer und auch technischer Bildung von Kindern eingebunden. 91 davon sind auch als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert worden. Mehr als 120 Erzieherinnen besuchten Fortbildungsangebote der Leuchtpol GmbH für Pädagogen zur Förderung von Energie- und Umweltbildung im Elementarbereich.
Meine Damen und Herren! Die MINT-Disziplinen ganz allgemein - sie sind ja schon vorgestellt worden - sind ein wichtiger Faktor für Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Ich glaube, darüber besteht tiefe Einigkeit, auch darüber, dass es Engpässe vor allem bei Stellenangeboten gibt, die einen Hochschulabschluss erfordern. Von daher ist es vordringliches Anliegen der Landesregierung und auch der Hochschulen des Landes, möglichst viele junge Menschen für Ausbildungs- und Studiengänge in diesem Bereich zu gewinnen.
Frau Ministerin, halten Sie es in diesem Zusammenhang für sinnvoll, dass die Zuweisungen für die gymnasialen Oberstufen im Hinblick auf die Lehrerwochenstunden gekürzt wurden, sodass die Kursgrößen noch größer werden und sich dadurch noch weniger Physik- oder Chemie-Leistungskurse an den Schulen einrichten lassen?
Darauf wird das entsprechende Ressort kompetent antworten. Selbstverständlich kann man immer nur das anbieten, was machbar ist. Die MINT-Förderung ist ein prioritäres Thema, wie ich gerade ausgeführt habe, sowohl im Kindergartenbereich als auch in den Schulen und Hochschulen.
Meine Damen und Herren! Besonders großes Potenzial bei der Förderung des technisch-naturwissenschaftlichen Nachwuchses liegt darin, den Anteil junger Frauen in den MINT-Studiengängen zu steigern. Aus diesem Grunde gehörte das MWFK auch zu den ersten Unterzeichnern des 2008 gegründeten nationalen Pakts für Frauen in MINT-Berufen. Dabei ist die Zielstellung, ein realistisches, praxisorientiertes Bild der Ingenieur- und naturwissenschaftlichen Berufe zu vermitteln, ein wichtiger Punkt, um mit Rollenvorbildern für mehr Interesse für die MINT-Studiengänge zu werben.
Die Förderung der MINT-Fächer im Allgemeinen erfolgt genau wie die der anderen Fächer über innovative, zum großen Teil auch in Brandenburg entwickelte und mittlerweile bewährte Instrumente. Dazu gehören die Studierendenwerbung an Schulen in vielfältigen Kooperationsformen zwischen Schulen, Hochschulen, Instituten der Wissenschaft und Forschung wie auch Unternehmen der Wirtschaft und ihrer Verbände, das Frühstudium für begabte Abiturienten und eine möglichst umfassende Studienberatung, die individuelle Neigungen und Interessen von Schülerinnen und Schülern einbezieht. Bei Aufnahme eines Studiums gibt die strukturierte Studieneingangsphase Orientierung und wichtige Hilfestellung durch erfahrene Tutoren und Mentoren und dabei besondere Verstärkung für die naturwissenschaftlichen Studiengänge.
Die Qualität der Lehre als bestimmende Grundlage für den Erfolg eines Studiums ist eine Daueraufgabe, der sich die brandenburgischen Hochschulen konsequent stellen. Das gilt erst recht für die MINT-Fachrichtungen, die das Profil vieler Hochschulen des Landes wesentlich prägen.
Also, Sie sehen, meine Damen und Herren, wir arbeiten bereits planvoll und strukturiert. Ihr Antrag für eine Qualitätsoffensive rennt somit offene Türen ein. Die Qualitätsoffensive ist längst in vollem Gange und kann mittlerweile achtbare Erfolge vorweisen. - Vielen Dank.