Protokoll der Sitzung vom 26.03.2003

Herr Minister, darf Herr Abg. Blenke eine Zwischenfrage stellen?

Ja.

Bitte, Herr Kollege Blenke.

Herr Minister, haben Sie sich für den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie diese Wette verlieren, schon Gedanken darüber gemacht, welche Tätigkeit Sie beim Straßenbau ausüben werden?

(Lebhafte Heiterkeit)

Jawohl, ich werde das machen, was ich dann von den beiden Sozialdemokraten auch verlange: Wir gehen im ersten Vierteljahr, wenn Winter und Wahlkampf ist – da tut es besonders weh –, mit der Schaufel dorthin, wo man uns zutraut, dass wir keinen Schaden anrichten.

(Heiterkeit – Abg. Zeller SPD: Und was ist, wenn man Sie nicht brauchen kann?)

Ich will Ihnen mit der Wette nur signalisieren: Das, was Sie machen, ist Luftbuchung. Wir werden vielleicht 210, 220, meinetwegen 250 Millionen € kriegen – da stimme ich mit dem Kollegen Palmer überein –; das wäre schon eine bemerkenswerte Leistung. Aber die 330 Millionen, die Sie behaupten, unterstellen, die Sie den Leuten versprechen, sind ein leeres Versprechen, sind heiße Luft.

Kurz und klein, meine Damen und Herren:

Erstens: Sehr viel weniger Projekte als bei uns.

Zweitens: Sie haben ein Finanzierungsproblem, weil Sie die Maut nicht nehmen.

Drittens: Sie haben den Leuten etwas versprochen, was Sie nicht halten werden.

Ich bedanke mich.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Kretschmann GRÜNE)

Das Wort erhält Herr Abg. Boris Palmer.

(Lebhafte Unruhe)

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich stelle zunächst mit Befriedigung fest: Der Begriff „Benachteiligung Baden-Württembergs“ ist weg, ist in der Debatte nicht mehr aufgetaucht. Dieser Mythos ist erledigt. Vielen Dank, dass Sie darauf verzichtet haben.

Herr Kollege Scheuermann, Ihre These, in Baden-Württemberg herrsche ein Nachholbedarf im Straßenbau, belegt ja erstens – –

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Meine Damen und Herren, ich darf Sie bitten, private Unterhaltungen außerhalb des Plenarsaals zu führen.

(Abg. Oelmayer GRÜNE: Sehr gut!)

Diese These belegt erstens, dass Sie immer noch mehr Straßen bauen wollen.

Zweitens frage ich Sie, wenn Sie aus Ihrer Sicht Recht haben: Woher kommt der Nachholbedarf? Ist der in 16 Jahren Regierungszeit Kohl aufgelaufen?

(Zuruf des Abg. Scheuermann CDU)

Was die Prioritätenfrage angeht – –

(Glocke der Präsidentin)

Herr Abg. Palmer, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Schebesta?

Bitte schön.

Bitte sehr, Herr Abg. Schebesta.

Herr Abg. Palmer, halten Sie die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit für einen Fehler?

Manche Verkehrsprojekte Deutsche Einheit sind vierspurige Autobahnen im Nirwana, wo gar niemand fährt. Dort könnte man darauf verzichten. Aber wenn Ihre Frage lautet, ob ich einsehen würde, warum in den letzten Jahren weniger Geld nach Baden-Württemberg geflossen ist: Selbstverständlich. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich das auch nie beklagt.

Was die Prioritäten angeht: Wir haben nie gefordert, dass eine innere Priorisierung in Form einer Nummerierung stattfinden solle. Unsere These ist nur: Wer eine Liste abgibt, die so lang ist, dass alles drin ist,

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Da ist nicht alles drin! Sonst wäre sie doppelt so lang!)

der setzt keine Prioritäten. Und darauf bezieht sich mein Vorwurf. Das wollen Sie ja bis heute nicht ändern.

Im Übrigen ist es so: Wer den Leuten erzählt – 20, 25 Jahre lang –, dass eine Straße vordringlich sei, wer den Vordringlichen Bedarf so aufbläht, dass es ewig dauert, bis das realisiert wird, der sorgt für Politikverdrossenheit. Denn die Bürgerinnen und Bürger wollen nicht so lange erzählt bekommen, dass etwas in nächster Zeit realisiert wird.

Herr Kollege Göschel, ich bedanke mich für die Belegung mit dem Begriff „Traumtänzer“. Dazu zwei Bemerkungen. Sie haben das ja auf die A 5 bezogen.

(Abg. Göschel SPD: Ein sehr sympathischer Traumtänzer!)

Danke schön.

Erstens: Wenn Sie mir vorwerfen, ich sei ein Traumtänzer, weil ich den sechsspurigen Ausbau einer Autobahn wenigstens an einer Strecke für nicht notwendig halte, nämlich an der einzigen, wo wir eine echte Chance haben, massiv auf die Schiene zu verlagern, weil wir dort viergleisig ausbauen und weil die Schweiz keine Lkw durchlässt – –

(Zuruf der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP)

Anderswo werden wir es nicht schaffen, aber dort schon. Wenn wir wenigstens dort einmal auf den Autobahnausbau verzichten und auf die Schiene setzen, ist das keine Traumtänzerei, sondern nur der Beleg dafür,

(Unruhe)

dass wir Grünen tatsächlich die Einzigen sind, die noch auf Ökologie setzen. Und Ihr Lärm bestätigt es ja aufs Neue.

(Glocke der Präsidentin)

Herr Abg. Palmer, gestatten Sie – –

Gleich. – Mein Traum ist bereits Wirklichkeit. Jedenfalls ist im Referentenentwurf der sechsspurige Ausbau der A 5 mit 250 Millionen € nicht

drin, dafür aber der Stadttunnel Freiburg. Das ist ein schöner Traum.

Bitte die Zwischenfrage.

(Glocke der Präsidentin)

Herr Abg. Dr. Schüle.

Herr Kollege Palmer, wie bewerten Sie das Abstimmungsverhalten Ihres ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Salomon bei der gestrigen Gemeinderatssitzung in Freiburg, wo er den sechsspurigen Ausbau der A 5 bis Neuenburg neuerdings befürwortete?