Protokoll der Sitzung vom 29.07.2004

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Wieser CDU: Sehr gut!)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Rudolf.

(Abg. Wieser CDU: Noch einmal Rudolf? Ist noch nicht alles gesagt?)

Meine Damen und meine Herren von den Regierungsfraktionen, ich kann Ihnen das nicht ersparen.

(Abg. Wieser CDU: Das wäre aber schön!)

Sie beide, sowohl Herr Wacker als auch Frau Berroth, haben hier versucht, auf die Oppositionsfraktionen einzuschlagen, weil Sie von der eigenen Unfähigkeit, die Vereinbarungen mit den privaten Schulen einzuhalten, ablenken wollten.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Wider- spruch bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Wieser CDU: Jetzt waren Sie ein Jahr in der Schweigespirale, und jetzt wachen Sie auf! – Zuruf des Abg. Zeller SPD)

Herr Wieser, Sie könnten genauso wie Ihre Kollegin und Ihr Kollege, die ich gerade erwähnt habe, ganz einfach die Protokolle der Plenarsitzungen aus der Zeit der großen Koalition wie auch die Protokolle der Schulausschusssitzungen aus dieser und der letzten Legislaturperiode nachlesen. Dann könnten Sie ganz klar feststellen, dass die SPD schon seit vielen Jahren gemeinsam mit den Grünen – zum Teil auch noch mit der FDP/DVP, bevor sie in der Regierungsverantwortung war – an der Seite der privaten Schulen in Baden-Württemberg gestanden hat.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Wir stehen noch immer an der Seite der privaten Schulen! – Abg. Wacker CDU: Wir stehen auch an der Seite der privaten Schulen! – Zuruf des Abg. Kleinmann FDP/DVP)

Nur ein Beispiel: Die interfraktionelle Arbeitsgruppe war hier wiederholt und in vielen Sitzungen des Schulausschusses ein Thema. Sowohl die Grünen als auch ich für die SPD-Fraktion haben immer wieder darum gebeten, mit in diese Arbeitsgruppe einbezogen zu werden. Sie sind diesem Wunsch nicht nachgekommen. Nun können Sie heute nicht hinstehen und uns vorwerfen, dass wir nicht dabei gewesen seien. Wenn Sie uns nicht einladen und wir nichts von den Terminen wissen, können Sie hinterher nicht sagen: „Sie haben ja nicht mitgearbeitet.“ So kann man nicht miteinander umgehen.

(Abg. Schmiedel SPD: Unverschämtheit! – Abg. Wieser CDU: Sie müssen schon selbst arbeiten!)

Das ist genau der Stil, in dem Sie hier innerhalb des Parlaments mit uns umgehen.

(Abg. Wieser CDU: Sie können doch nicht im Kohlenwagen mitfahren! Sie müssen schon Loko- motive sein! – Zuruf des Abg. Dr. Noll FDP/DVP)

Das ist genau der gleiche Stil, in dem Sie gegenüber den privaten Schulen auftreten. Sie haben sie jahrelang auf ihre Kosten mitarbeiten lassen, und jetzt haben Sie in Ihrem Antrag genau das vorgelegt, was sowieso schon beschlossen ist.

(Abg. Wieser CDU: Sie wollen immer im Beiwa- gen mitfahren und nicht das Benzin bezahlen!)

Das, was im ersten Absatz Ihres Antrags steht, ist genau das, was im Herbst sowieso kommen wird.

(Abg. Wacker CDU: Was?)

Das, was Sie für 2005 und 2006 als Absichtserklärung in Ihren Antrag schreiben, ist im Moment Stand der Dinge. Es gibt noch keine Eckdaten für den Haushalt und auch noch keine Details.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Das ist ein Eckdatum für den Haushalt!)

Da können Sie natürlich in den Antrag hineinschreiben, dass Sie keine Kürzungen vorhätten.

(Abg. Wacker CDU: Leben Sie im Märchenpara- dies?)

Daran sind Sie überhaupt nicht gehalten. Sie haben bisher dauernd Versprechungen abgegeben, an die Sie sich nicht gehalten haben.

(Abg. Wacker CDU: Ach, unglaublich!)

Das ist doch hier überhaupt nichts Neues. Das ist genau das gleiche Verhalten, das Sie schon in den letzten Jahren gezeigt haben.

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Das nimmt denen auch niemand mehr ab!)

Sie machen Versprechungen, Sie halten die Karotte hin. Man muss eigentlich feststellen: Wenn die Privatschulen der Esel sind und Sie die Karotte vorn hinhalten, wird der Stab immer länger, und die Karotte wird langsam vertrocknen.

(Beifall bei der SPD – Abg. Schmiedel SPD: Sehr gut! Ausgetrocknete Karotte! – Glocke des Präsi- denten)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Rastätter.

Dieser Kritik der Kollegin Rudolf kann ich mich anschließen. Es ist ausdrücklich nie erwünscht gewesen, dass wir in der Arbeitsgruppe mitarbeiten, während Sie dort auf die Kompetenzen des Kultusministeriums und des Finanzministeriums zurückgreifen konnten.

(Abg. Zeller SPD: Gibt es da welche?)

Das Gleiche gilt übrigens für ein weiteres Thema. Als der Bericht des Landtags an die Schulen in freier Trägerschaft gegangen ist, habe ich vergeblich versucht, diesen Bericht vom Ministerium zu erhalten. Schließlich habe ich ihn nach

einer Woche zähen Verhandelns bekommen – angeblich bekommen. Das hat sich nämlich als Trick herausgestellt, denn tatsächlich hat man mir nur die Anlagen geschickt.

(Zuruf des Abg. Dr. Noll FDP/DVP)

Ich habe erst bei den Gesprächen mit den Schulen in freier Trägerschaft festgestellt, dass ich den eigentlichen Bericht nicht erhalten habe.

(Abg. Dr. Caroli SPD: Trickserei!)

Ich musste ihn von den Schulen in freier Trägerschaft erbetteln. Das heißt, bei diesem Thema wird die Opposition des Landtags systematisch ausgeschlossen bzw. in ihrer parlamentarischen Arbeit behindert. Das muss hier einmal ganz deutlich gesagt werden.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Zeller SPD: Das hat Methode bei denen!)

Zweitens komme ich zur Aussage der Frau Berroth, dass unser Gesetzentwurf angeblich einen Weihnachtswunschzettel darstelle. Dazu möchte ich den ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der FDP/DVP-Landtagsfraktion zitieren, den Kollegen Pfister,

(Abg. Zeller SPD: Oh, jetzt!)

der 1989 in einer Rede im Landtag von vier Giftzähnen gesprochen hat, die dem Gesetz dringend gezogen werden müssten.

(Abg. Schmiedel SPD: Jetzt kommt der Giftzahn Pfister! – Abg. Wieser CDU: Jetzt ist er da! Jetzt können Sie ihn direkt fragen!)

Dazu gehört gemäß dem BVG-Urteil ein Ausgleich für Kosten während der Wartefrist. Dazu gehört der Gymnasialzuschuss ab Klasse 5 für die freien Waldorfschulen. Ich bitte Sie, einfach zu berücksichtigen, dass dies Forderungen sind, die schon seit 15 Jahren aus Ihrer eigenen Fraktion kommen.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Es gehört schon einiges dazu, das als Weihnachtswunsch der grünen Landtagsfraktion abzutun.

(Unruhe)

Und zum Schluss: Sie haben es in der Hand, im Haushalt Prioritäten zu setzen. Wenn Sie bestimmte Bildungsvorhaben verfolgen – beispielsweise Fremdsprachen an der Grundschule oder achtjähriges Gymnasium –, dann setzen Sie sie auch im Haushalt um! Es geht um die Frage, welchen Stellenwert eine verfassungsgerechte Bezuschussung von freien Schulen in diesem Land hat. Ich fordere Sie hiermit auf, diese verfassungsrechtliche Vorgabe genauso ernst zu nehmen wie Ihre bildungspolitischen Reformvorhaben, für deren Umsetzung Sie das Geld dann auch haben.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Boris Palmer GRÜNE: Sehr gut!)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Berroth.

(Unruhe – Abg. Schmiedel SPD: Wer hat jetzt die Giftzähne?)

Ich will einfach noch einmal kurz zu den Vorwürfen, die uns gerade gemacht wurden, Stellung nehmen.

Es stimmt: Wir haben die Oppositionsfraktionen sehr bewusst nicht zu dieser Arbeitsgruppe eingeladen.