Darauf bin ich im Moment nicht vorbereitet, und das kann ich auch hier nicht sagen. Zum Untersuchungsausschuss insgesamt, zum Klinikskandal, da werden wir wohl noch die Ergebnisse bekommen, da möchte ich auch nichts vorwegnehmen. Insgesamt ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
Ich kann nur sagen, wenn wir Korruption hier in Bremen weiter erfolgreich bekämpfen wollen, dann hängt das insgesamt nicht nur von guten Gesetzen ab. Es hängt davon ab, wie wir das Gesetz vollziehen. Es hängt davon ab, wie wir die Justiz und die Ermittlungsbehörden der Polizei angemessen ausstatten. Auch das gehört dazu. Es hängt davon ab, ob ein fundierter Austausch von Informationen untereinander stattfindet, und vor allen Dingen, das möchte ich zum Abschluss noch sagen, wir benötigen Vertrauen. Wo kein Vertrauen ist, funktioniert auch die Demokratie nicht. Vertrauen ist das Netzwerk, und die Normen der Gegenseitigkeit sind ein Teil des Sozialkapitals, das eine Gesellschaft hervorbringt. Zu dieser Produktion des Vertrauens gehören natürlich funktionierende Institutionen, vor allem effizient und korruptionsfrei arbeitende Verwaltungen, und die haben wir. – Danke schön!
Gemäß Paragraf 29 unserer Geschäftsordnung hat der Senat die Möglichkeit, die Antwort auf die Große Anfrage in der Bürgerschaft mündlich zu wiederholen. Ich gehe davon aus, dass darauf verzichtet werden kann, sodass wir gleich in die Aussprache eintreten können.
Sehr verehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wer ist nun der Vertreter des Senats? Ah ja! Glücklicherweise ist noch jemand gekommen, der die chronisch armen kranken Kinder vertreten kann.
Meine Damen und Herren, dem Thema chronisch kranke Kinder haben wir uns angenommen, weil wir erstens Hinweise aus Elternschaft und Ärzteschaft erhalten, die beklagen, dass es hier Handlungsbedarf gibt, zweitens, weil wir erkennen, dass sich das Problem mit der zunehmenden Ganztagsbetreuung auf die Bildungseinrichtungen verlagert und es drittens mehr chronische Erkrankungen gibt, als hier vom Senat in seiner Antwort deutlich gemacht wird! Viertens, auch wir sind der Meinung, dass wir Nachbesserungsbedarf in der Beachtung der chronisch kranken Kinder haben. Wir müssen für sie einen Teil der Verantwortung mitübernehmen. Ich will kurz auf das Problem eingehen: Lehrerinnen und Lehrer werden mit den gesundheitlichen Problemen der Schüler und Schülerinnen konfrontiert.
In Hamburg leidet eins von zehn Kindern an Asthma, eins von zehn Kindern an Neurodermitis, eins von 550 Kindern und Jugendlichen in Hamburg hat den Diabetes Typ I, verbreitet ist Epilepsie, Rheuma hat circa eins von 1000 Kindern. Einige wenige Kinder sind HIV-positiv beziehungsweise bereits von AIDS betroffen oder haben Mukoviszidose oder eine andere seltene Krankheit. Darüber hinaus hatten wir auch in diesem Haus für Bremen das Thema TouretteKinder, eine auch eher seltene Erkrankung. Mir fallen spontan noch ein Hyperaktivität, Autismus und Essstörungen.
Ich zitiere übrigens die Zahlen aus Hamburg, weil sie dort sehr viel detaillierter veröffentlicht sind als in Bremen. Wie man aus der Antwort des Senats lesen kann, gibt es hier in Bremen eine Datenerfassung solcher Art nicht. An dieser Stelle kann man schon einmal anregen, auch über eine Datenerfassung nachzudenken.
Chronisch kranke Kinder sind vielfältigen Belastungen ausgesetzt, die auch das schulische Lernen beeinflussen. Ihr schulischer Alltag unterscheidet sich wesentlich von dem anderer Kinder. An Familien und Schule sind spezielle Anforderungen gestellt. Zum einen geht es immer um die individuelle Berücksichtigung eines Kindes mit seinen Besonderheiten in Be––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
zug eben auf die Erkrankung, aber es geht auch darum, das Kind in der Schule als ein normales Kind zu sehen, es nicht immer nur als Patienten zu sehen. Die Schule kann ein chronisch krankes Kind im Schulalltag unterstützen. Die Schule kann es schaffen, dass Kinder die Schule als einen Ort empfinden, wo am meisten Normalität herrscht.
Das gelingt aber nur, wenn Lehrer um die Krankheiten des Kindes und dessen Lebensumstände wissen, die aus der Krankheit resultieren, wenn sie abschätzen können, wie viel Forderung oder wie viel Rücksichtnahme und Schonung das Kind benötigt. Geht es beispielsweise um eine spezielle Medikation für eine bestimmte Erkrankung, wird ein Lehrer durch Eltern und Kinderärzte oder das Gesundheitsamt eingeführt, ganz sicher auf diese Herausforderung eingestellt. So verstehe ich das auch aus der Antwort des Senats. Es gibt eine Reihe an Besonderheiten aufgrund unterschiedlichster Erkrankungen. Es ist richtig, das stimmt, dass nicht jeder Lehrer auf jedes Indikationsgebiet selbstverständlich vorbereitet sein kann. Aber neben Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis und Diabetes, die hier vom Senat als die chronischen Krankheiten genannt worden sind, gibt es allerdings viele kranke schulpflichtige Kinder und Jugendliche, die Probleme haben und leiden, weil sie mit ihrer Krankheit nicht ausreichend Akzeptanz finden.
Ich verweise an dieser Stelle auch noch einmal auf die Tourette-Kinder. Ihre körperlichen und seelischen Belastungen werden im Schulalltag kaum verstanden. Die Lehrerausbildung bietet meines Erachtens keinerlei Vorbereitungen und krankenpädagogische Fragestellungen.
Tatsache ist, so die Lehrer und Ärzte, die chronischen Erkrankungen haben zugenommen. Das muss ich nicht nur als Gesundheitspolitikerin ernst nehmen, sondern diese Erkenntnis, ich wollte eigentlich sagen, Herr Senator Lemke, möchte ich auch für den Bereich Bildung thematisieren. Die Aufgaben der Schule sollen hier nicht unter der Hand, das möchte ich noch einmal ganz klar sagen, ausgeweitet werden, das ist nicht mein Gedanke. Aber wir müssen an dieser Stelle sensibler werden insbesondere vor dem Hintergrund, dass wir auch Ganztagsbetreuung und Ganztagsschule ausweiten und die Kinder in einer Rundumbeobachtung und Rundumverantwortung haben.
Ich erkenne allein schon an der Aufzählung der chronischen Krankheiten in der Antwort des Senats, dass hier noch Aufklärungsbedarf besteht. Andere Bundesländer übrigens, wenn man einmal googelt, haben eigene Webseiten zu dieser Thematik, sie zählen auch zusätzlich andere Krankheiten auf und geben auch sehr viel mehr Informationen. Die Schule bietet eine Chance für kranke Kinder, in einer Gemeinschaft leben zu lernen. Förderung der Integration in der Schule kann helfen, die Krankheit zu be
Die Antwort des Senats ist richtig, ich will das nicht einschränken, es gibt zahlreiche Angebote für Lehrer, sich weiterzubilden. Es gibt Beratung für die Individualfälle. Das ist auch gut so, und ich bin auch Ihrer Meinung, dass man in der Lehrerausbildung kein neues Unterrichtsfach einführen muss, Medizin mit Spezialanforderungen in Diagnostik und Behandlung, das ist nicht das Thema. Es gibt Möglichkeiten, aber sie erscheinen mir an dieser Stelle nicht ausreichend, und sie werden in der Schule auch nicht ausreichend wirksam.
Es tut einem, das kann ich Ihnen sagen, meine Damen und Herren, in der Seele weh, wenn Sie Berichte von Kindern lesen und hören, in denen sie ihre Erlebnisse schildern, und auch übrigens Berichte von fürsorgenden Eltern, die mittags am Mittagstisch von der Diskriminierung ihrer Kinder berichtet bekommen. Das tut einem wirklich in der Seele weh, und ich finde, kranke Kinder brauchen eine besondere Berücksichtigung. Ich möchte den Bildungssenator einfach davon überzeugen, dass es wichtig ist, dass sich auch die Schule mit diesem Thema auseinandersetzt. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Integration auch sicherzustellen, Diskriminierung zu vermeiden und die Krankheiten neu zu ordnen, denn heute gibt es eben mehr chronische Erkrankungen als früher.
Ich bitte Sie alle, dafür Sorge zu tragen, dass diese Kinder mehr Aufmerksamkeit erhalten, dass es mehr Hilfestellungen gibt. Die Familien müssen miteinbezogen werden, auch die Mitschüler. Warum nicht einmal gesundheitsbezogene Projekttage? Das habe ich an irgendeiner Stelle schon einmal angeregt. Es gibt Wandertage in einem Schuljahr, Projekttage, die sich durchaus eignen, sich auch einmal mit derartigen Themen auseinanderzusetzen, hier können dann beispielsweise auch Mitschüler ganz einfach in solch einen Themenbereich eingeführt werden.
Ich wollte Ihnen eigentlich an dieser Stelle mit Genehmigung der Präsidentin nur ganz kurz über einen Artikel aus der Ärztezeitung vom 13. Februar berichten, und zwar mit der Überschrift „EU alarmiert über Fettleibigkeit“: „Das europäische Parlament hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, Fettleibigkeit als chronische Krankheit anzuerkennen“. Dies nur als Hinweis, womit wir uns vielleicht sogar in Zukunft auseinanderzusetzen haben.
Ich fasse kurz zusammen: Ich wünsche mir eine genauere Erfassung der Daten, wie viele Kinder eigentlich chronisch krank in Bremen sind. Ich wünsche mir mehr gesundheitsbezogene Themen in Projekttagen, in, ich weiß nicht welchen, Veranstaltungen innerhalb eines Schuljahres. Vor dem Hintergrund dieser Bestrebungen der EU könnte man sogar beispielsweise den Kontakt oder das Gespräch mit den Krankenkassen suchen, Prävention in der Gesundheits
erziehung fängt vielleicht dann auch schon in der Schule an, und vielleicht auch ganz einfache Möglichkeiten schaffen, dass Eltern betroffener Kinder zu Schulkonferenzen einzuladen sind. Aus den Hinweisen unserer bremischen Mitbürger entnehme ich eine viel größere Problematik, als ich es in der Antwort des Senats erkennen kann. Vielleicht kann man hier doch noch einmal ein bisschen in Klausur gehen. – Vielen Dank!
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! An einem schönen sonnigen Frühlingsmorgen traf ich unseren Henning Scherf.
Nein, aber er sah sehr mitgenommen aus, so, als hätte er die ganze Nacht durchgearbeitet. Mitfühlend sprach ich ihn darauf an.
Mitfühlend sprach ich ihn darauf an und bekam schniefend zur Antwort, meine Allergien machen mir zu schaffen. Wenn die Blütezeit beendet ist, geht es mir wieder viel besser. Meine Damen und Herren, wenn schon ein großer Erwachsener so leidet unter den Allergien, um wie viel wird ein Kind erst leiden müssen? Die Palette der chronischen Krankheiten bei Kindern im Vorschul- und Schulalter reicht von Allergien über Stoffwechselerkrankungen bis hin zu Anfallsleiden und Organschäden. Meine Kollegin hat das gerade eben ausgeführt. Betroffene Kinder sind häufig eingeschränkt in ihren Aktivitäten und in ihrem Leistungsvermögen und finden nur mit Hilfe von Medikamenten und Therapien Erleichterung ihrer Beschwerden.
Ich möchte dieses Thema aus der Sicht der Eltern, Kinder, Lehrer, Betreuer und Betreuerinnen beleuchten. Eltern chronisch kranker Kinder haben in der Regel eine ganz besonders enge Beziehung zu ihrem Kind, denn sie mussten lernen, dass ihre Kinder einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen, dass sie in besonderem Maß gefährdet sind und dass Unachtsamkeiten geahndet werden mit einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes ihres Kindes bis hin zu bedrohlichen Situationen. Diese Erfahrung prägt sowohl Eltern als auch die Kinder und macht den Eltern ein Loslassen ihrer Kinder, eine Abgabe ihrer ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
Verantwortung an andere besonders schwer. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist uns, der SPDFraktion, wichtig, dass auch diese Mädchen und Jungen gemeinsam mit Gleichaltrigen in die Kindertageseinrichtungen, Horte und Schulen gehen.
Die SPD-Fraktion begrüßt ausdrücklich, dass selbstverständlich auch chronisch kranke Kinder ihren Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz haben und selbstverständlich auch der Schulpflicht unterliegen. Dies allerdings setzt verpflichtend voraus, dass Erzieherinnen, Lehrerinnen und Betreuerinnen, wir haben einen Personalmix im Bildungsbereich, kompetent mit der Erkrankung ihres Schützlings, Schützling im wahrsten Sinne des Wortes, umgehen können. Die vertrauensvolle, enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Kindertagesstätte und Schule ist hierfür unabdingbar.
Eltern können ihr Kind nur dann loslassen, wenn sie sicher sein können, dass die Erzieherinnen oder Lehrerinnen ihr Kind annehmen, die Erkrankung ernst nehmen und sich im Umgang mit Ausnahmesituationen informieren. Die Erzieherinnen und Lehrerinnen müssen wissen, worauf zu achten ist, welche Regeln zu befolgen sind, woran sie eine Veränderung erkennen können und wie sie im Notfall zu handeln haben. Immer sind besonders Eltern die Fachleute für ihr Kind. Ihr Wissen geht häufig, ihr Kind betreffend, über das Wissen eines Fachmanns hinaus.
Der Antwort des Senats ist zu entnehmen, dass es in Bremen für gezielte Fragestellungen vielfältige Angebote der Fortbildung für pädagogisches Personal gibt. Kliniken bieten Beratungen für Diabetes, Adipositas, also Fettleibigkeit, sowie Asthma an. Auch der deutsche Diabetikerbund Bremen berät und bietet Kurse für interessierte Pädagogen an. Die Universität stellt sich zur Beratung ebenso zur Verfügung wie nach Absprache auch das Gesundheitsamt.
An der Nutzung dieser Angebote durch Pädagogen fehlt es leider noch zu häufig, hier muss dringend nachgebessert werden. Lehrer, Erzieher und Betreuer müssen noch stärker motiviert werden. Es liegt auch in ihrem Interesse, Sicherheit im Umgang mit diesen Schülern zu gewinnen.