Protokoll der Sitzung vom 22.03.2012

großes, noch nicht erschlossenes Potenzial aufweist, dem des Fahrradtourismus.

(Beifall bei der SPD)

Für Unterkunft, Verpflegung, kulturelle und touristische Angebote geben Fahrradtouristen nach Einschätzungen des ADFC durchschnittlich mehr Geld als andere Reisende aus. Des Weiteren reisen Fahrradtouristen auch gern außerhalb der Hauptsaison, tragen also zu einer besseren Verteilung der Einnahmen bei. Das sind positive Voraussetzungen. Bremen und Bremerhaven verfügen auch dank ihrer Lage am Weserradweg, ihrer attraktiven Innenstädte sowie eines interessanten Umlandes mit den Flüssen Lesum und Wümme über beste Voraussetzungen, um an diesem Zukunftsmarkt mit einem großen Anteil zu partizipieren. In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei der Informationszentrale des Weser-Radwegs, dem WeserKontor, bedanken. Sie haben mir, nachdem sie erfahren haben, dass wir das heute hier debattieren, ein wunderbares Informationspaket mit einem Video und einem Ratgeber zukommen lassen. Ich habe vieles gelernt. Ich habe unter anderem gelernt, dass man auch ein Weser-Radweg-Diplom machen kann, das sehr viel Spaß macht. Ich habe gelernt, dass es Wesertaler aus Silber zu gewinnen gibt, und ich habe gelernt, dass der Weser-Radweg bereits im Jahr 1992 offiziell eröffnet wurde und seitdem zu den Top-Radwegen gehört.

(Abg. W i l l m a n n [Bündnis 90/Die Grü- nen]: Ja, das ist so! Fahren Sie ihn einmal!)

Was den Informationen auch zu entnehmen war, ist, dass auch wieder ein gemeinsames Engagement vieler Landkreise, Städte und Gemeinden dazu geführt hat, dass wir hier einen großen Erfolg vorweisen können. Ich möchte an dieser Stelle den Handelnden meinen Glückwunsch aussprechen und weiterhin guten Erfolg wünschen!

(Beifall bei der SPD)

Ich finde, darauf lässt sich gut aufbauen, und Bremen tut gut daran zu schauen, wie man das noch stärker verwenden und darauf aufbauend vielleicht auch noch stärker vermarkten kann. Insbesondere Bremen-Nord, das bis heute meines Erachtens trotz hoher getätigter Investitionen nicht ausreichend von der bisherigen positiven Entwicklung des Tourismus in Bremen profitiert, (Beifall bei der CDU)

könnte meines Erachtens durch eine optimierte Strategie vom Fahrradtourismus profitieren.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Die Nordbremer sind unter uns, ja?

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Wie kann das gehen? Das ist vielleicht nicht ganz unwichtig. Was muss getan werden? Wir meinen, zur Stärkung des Fahrradtourismus bedarf es neben einer gut befahrbaren und erreichbaren Verkehrsinfrastruktur auch passender Dienstleistungsangebote sowie einer zielgruppengenauen Informations- und Öffentlichkeitsarbeit. In den Reiseportalen, in den Routenplanersystemen müssen natürlich möglichst viele Anlaufpunkte Bremens wiederzufinden sein. So interessante Standorte wie beispielsweise die Überseestadt oder der Vegesacker Hafen, um wieder BremenNord zu nennen,

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der CDU – Abg. Frau N e u m e y e r [CDU]: Ja! Recht hat er!)

aber auch, um Bremerhavener Punkte zu nennen, die Havenwelten oder der Fischereihafen müssen gut erreicht und einfach wahrgenommen werden können. Mit dem Fahrrad kann man das auch alles wunderbar erkunden, denn mit dem Fahrrad durch die Überseestadt zu fahren, ist ein ganz anderes Gefühl, als da mit dem Auto durchzubrausen.

(Abg. T s c h ö p e [SPD]: Besonders bei Regen!)

Bei Regen nimmt man ein überdachtes Fahrrad, Herr Saxe kennt da sicherlich die Einzelheiten, wie man das macht!

Was uns auch noch wichtig ist: Wir möchten die Vernetzung sämtlicher Verkehrsträger. Es ist uns wichtig, dass das Fahrrad kombiniert werden kann mit dem Auto, mit der Bahn, mit dem Schiff, ganz wichtig auch aufgrund der wunderbaren Wasserwege, aber auch mit dem Flugzeug und hier vor Ort auch mit dem ÖPNV, also mit Bus und Straßenbahn. Die Vernetzung trägt meines Erachtens auch ganz erheblich dazu bei, dass das Fahrrad dann noch stärker als Verkehrsmittel akzeptiert wird, sowohl im Tourismusbereich als auch darüber hinaus.

Des Weiteren sollen Radmietsysteme entwickelt, geschützte Fahrradparkplätze geplant und entsprechende Infrastrukturen für E-Bike-Nutzer vorgesehen werden. Das ist eine Tendenz, die sich im Moment auch ganz hervorragend entwickelt. Diese Gefährte sind mittlerweile ganz erschwinglich, und, ich meine, da sollte Bremen auch ganz weit vorn dabei sein.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen – Glocke)

Ich höre die Glocke hinter mir, daher mein letzter Satz!

Wir meinen, dass für diesen spannenden und zukunftsträchtigen Markt des Fahrradtourismus kurzfristig Maßnahmen aufgezeigt werden müssen; deswegen haben wir den Antrag auch in der Form formuliert. Wir wünschen uns mittelfristig ein Konzept, das alle hier vorgeschlagenen, im Antrag dargelegten Maßnahmen berücksichtigt, möchten aber, wie gesagt, vorher auch schon einmal das eine oder andere umsetzen. Auf die Diskussion der Ergebnisse, die uns hier erfreuen werden, bin ich jetzt schon gespannt, und ich freue mich auf die Diskussion. – Vielen Dank!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Saxe.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Bremen ist eine Hauptstadt des Rads. Logisch, das behaupten die Grünen, werden Sie sagen. Das sagen wir zwar tatsächlich schon länger, diesmal stammt das Zitat aber von unserem Wirtschaftssenator Herrn Günthner aus einem Interview mit der Zeitschrift „Pedal“.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der SPD – Abg. H i n n e r s [CDU]: Damit wird die Behauptung aber nicht rich- tiger!)

Doch, die Behauptung ist schon ziemlich richtig, das werde ich auch gleich darlegen!

Es ging selbstverständlich um Fahrradtourismus. Hauptstadt des Rads, das kann man mit Fug und Recht behaupten! In keiner Stadt mit über 500 000 Einwohnern gibt es einen derartigen Fahrradanteil wie bei uns von ungefähr 26 Prozent. In Bremerhaven ist das zwar noch nicht ganz so stark, aber der Anteil steigt dynamisch.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Solch ein Image als fahrradfreundliche Kommune hilft sehr bei der Entwicklung des Fahrradtourismus. Wenn Fahrradfahren alltäglich ist, gestaltet sich die Servicekette entsprechend gut. Die Nummer eins im Norden sind wir. In der Tat haben wir mit einem Anteil der Fahrradreisenden von 5,3 Prozent unter den Tagestouristen doppelt so viele wie Hamburg und liegen 0,8 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Jedoch, ehrlich gesagt, so richtig prall sind diese Zahlen irgendwie nicht. Alle Experten sprechen von ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

den großen Potenzialen des Fahrradtourismus, in den Köpfen der Planer und Marketingstrategen ist das aber nicht angekommen. Ich habe mit Frau Bangel, der Referentin für Fahrradtourismus beim ADFC, gesprochen. In Bremen und Bremerhaven ist es leider so wie in fast allen Kommunen, beim Tourismusmarketing wie beim Standortmarketing kommt der Fahrradtourismus kaum vor. Wenn dann ein maßgeblicher Entscheider unserer Tourismuszentrale Bremen nur als Quellgebiet des Fahrradtourismus beschreibt, ist das weder besonders schlau noch zutreffend und weitblickend schon gar nicht!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Die Potenziale in Bremen sind eigentlich, finde ich, toll. Wir haben acht überregionale Routen, wir haben den Weser-Radweg, einen der meist genutzten Radwege, die es in Deutschland gibt, es ist landschaftlich total reizvoll, wir haben eine wunderbare Hotellerie und einen sehr guten Handel. Alle profitieren von diesen Touristen, und trotzdem ist bisher relativ wenig passiert.

Die Defizite sind unübersehbar. Die Angebote sind verstreut und unübersichtlich für Radtouristen. Gebündelte Informationsangebote sucht man vergeblich und findet sie allenfalls beim ADFC. Die Infrastruktur für den Fahrradtourismus an spannenden Punkten ist von großen Barrieren geprägt. Nennen wir einmal die Überseestadt oder die Domsheide als echtes Fahrradmobilitätshindernis, um von der Innenstadt in das Viertel zu gelangen! Auch die Havenwelten und der Fischereihafen in Bremerhaven sind kein richtiger Quell der Freude für interessierte Fahrradtouristen. Aufgefallen ist mir, dass es keine offizielle Route auf der rechten Weserseite in Bremen gibt, die insbesondere die Überseestadt in das Fahrradwegenetz führt.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Doch ich denke, wird das Problem erkannt, wird das Problem dann auch irgendwann gebannt. Die Potenziale sind von allen erkannt worden. Wir müssen, denke ich, noch viel tun, damit das hier ein Wallfahrtsort der Fahrradtouristen wird, dass sie nicht nur von hier wegfahren, sondern auch hierher kommen. Es lohnt sich aber, denn, wie der Kollege Kottisch das schon gesagt hat, sie geben ungewöhnlich viel Geld aus, wenn sie denn einmal dahin kommen, wo wir sie gern haben wollen, nämlich nach Bremen und Bremerhaven.

Die Potenziale und Defizite für die Weiterentwicklung des Fahrradtourismus sind also groß, aber es ist ein sehr lohnendes Ziel, denn dieser Fahrradverkehr insgesamt nützt unserer Gesellschaft, unserer Umwelt, dem Klima und erhöht die Lebenserwartung der Fahrradfahrer und Fahrradtouristen. Wenn man länger fährt, werden die Glückshormone Endorphin und

Adrenalin ausgeschüttet, und man hat sehr viel weniger Stress dabei. Bei einer Recherche bei Radio Bremen habe ich noch Folgendes gefunden: Nach Angaben der WHO könnten 95 000 von 100 000 Bypassoperationen von Menschen verhindert werden, wenn sich das Radfahren wieder selbstverständlicher sowohl in den Alltag als auch in den Urlaub einbringen ließe.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

So viel zum Abschluss als Beitrag zum gesundheitlichen Potenzial des Fahrradtourismus für das Land Bremen! – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Strohmann.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Unser WeserRadweg gehört zu den attraktivsten Radwanderwegen in Deutschland.

(Beifall bei der CDU und bei der SPD)

Radfahrer finden hier Ruhe und Erholung in abwechslungsreicher Landschaft. Ich bin selbst auch schon einmal – man soll es nicht glauben – diese Strecke gefahren. Überwiegend abseits von Hauptverkehrsstraßen auf gut befahrbaren Strecken erschließt sich den Radfahrerinnen und Radfahrern eine vielfältige Landschaft unserer schönen Heimat zwischen Bremen und Bremerhaven. Bremen gilt als ein großes kulturelles Highlight auf dieser Strecke. Viele Radfahrer legen in unserer schönen Hansestadt eine Pause ein. Bremen profitiert davon, sie übernachten in unseren Hotels, sie trinken ein Bier an der Schlachte oder ein Alster – so ist das Alster ja entstanden –, gehen essen im Schnoorviertel und besuchen unsere Kultureinrichtungen. Das Gleiche gilt übrigens auch für Bremerhaven: Fahrradtouristen sind ein großer Gewinn auch für unsere Seestadt. Bremen könnte sich aber für Fahrradtouristen noch viel attraktiver machen, denn der Radwanderweg führt nur links der Weser entlang. Es muss gelingen, mehr Fahrradtouristen dazu zu bewegen, die Weser zu überqueren. Rechts der Weser muss viel mehr passieren, nach Bremen-Nord zum Beispiel kommen kaum Radler!

(Beifall bei der CDU und bei dem Bündnis 90/ Die Grünen)

Darüber hinaus muss Bremen schauen, wo die Trends hingehen und dass wir diese Trends letztlich ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

nicht verschlafen. E-Bikes sind immer stärker im Kommen. Mit Elektrofahrrädern können auch Senioren mobil viel besser unterwegs sein. Auch können viel längere Strecken mit E-Bikes zurückgelegt werden, sodass die Radien der Fahrradtouren sich auch verändern, und darauf muss man sich einstellen. Damit Bremen auch hier den Anschluss nicht verliert, muss auf diese Entwicklung früh reagiert werden. Ich weiß, dass auf kommunaler Ebene überlegt wird und Pläne gemacht werden, wie die Infrastruktur ausgebaut werden kann, wo man zum Beispiel sein E-Bike aufladen und Akkus wechseln kann. Dazu gibt es Pläne, und, ich glaube, da muss Bremen als Oberzentrum auf diesem Gebiet eine wichtige Rolle spielen. Der vorliegende Antrag zeigt wichtige und gute Ansätze auf, um den Fahrradtourismus zu stärken und auszubauen. Wir werden ihn daher auch mittragen und sind damit einverstanden! Ich möchte allerdings noch zwei Punkte ansprechen! Der eine ist folgender: Sie haben ja im Beschlusstext geschrieben, dass wir in sechs Monaten einen Bericht mit den ganzen Prüfaufträgen erwarten. Ich hoffe nur, dass es nicht nur bei einem schönen Bericht bleibt, sondern dass wir dann auch gemeinsam in die Umsetzung gehen, denn wir brauchen Taten und nicht nur Berichte und Worte. Wir sind da aber an Ihrer Seite. Eine Sache möchte ich noch erwähnen: Uns wurde ja vor zwei oder drei Jahren das Landestourismuskonzept vorgestellt. Darin stand ja, glaube ich, fast gar nichts über den Fahrradtourismus, genauso wie deswegen wahrscheinlich auch nicht viel über Bremen-Nord darin stand. Ich glaube schon, dass wir perspektivisch noch einmal überlegen müssen, ob wir jetzt zu dem einen oder anderen Punkt noch zusätzliche Anträge, Prüfaufträge und Konzepte schreiben oder ob wir nicht gemeinsam herangehen wollen, dieses doch relativ schwache Landestourismuskonzept zu überarbeiten. Wie gesagt, es ist ein guter Schritt, den wir unterstützen. – Vielen Dank!

(Beifall bei der CDU)

Als nächste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Frau Bernhard.