Wichtig ist, dass die Schulen einen übergreifenden Unterstützungsrahmen haben, der es ermöglicht, dass sie gezielt einzelnen Kindern und Jugendlichen bei der Aneignung der Schreib- und Lesekompetenz helfen können, die Sprachförderung ist nämlich die Aufgabe aller Fächer und aller Jahrgangsstufen. Der Prozess ist nach der Grundschule keineswegs abgeschlossen. Auch in der Sekundarstufe I muss dieser Bereich zentral in den Fokus genommen werden. Nur so können möglichst viele Schülerinnen und Schüler zu einem höheren Schulabschluss geführt werden.
Die Förderung im Bereich Deutsch als Fremdsprache ist dabei ein wichtiger Bereich. Eine enge Verzahnung mit den anderen Maßnahmen an der Schule ist dabei aber auch wichtig. Gut ist, dass es sehr viele Sprachberaterinnen und Sprachberater gibt, die in den Schulen gezielt im Rahmen der Zentren für unterstützende Pädagogik den Bereich Sprachförderung im Blick haben. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass die verschiedenen einzelnen Maßnahmen so ineinander greifen, dass sie aufeinander abgestimmt werden können und möglichst viele Kinder davon profitieren können.
Nach dieser Großen Anfrage ist für uns offen geblieben, welche gezielten Maßnahmen es gibt, um das Schreiben als eigenständige Kompetenz stärker zu fördern. In der Antwort auf unsere Große Anfrage auf Seite acht wurde nur ausgeführt, dass auch der Bereich des Schreibens durch gezielte Maßnahmen unterstützt wird. Mich interessiert dabei besonders, welche Maßnahmen es dazu gibt. Das ergibt sich aus der Antwort leider nicht. Vielleicht können Sie aber, Frau Senatorin, gleich diese Frage beantworten.
Im Rahmen der Veränderungen durch die Einführung der Oberschulen und der inklusiven Beschulung ist der Fokus im Unterricht deutlich mehr auf die Heterogenität in der Schülerschaft gelegt. Alle Kinder sind unterschiedlich und bringen die verschiedensten Kompetenzen mit. Das gilt es im Unterricht auch zu berücksichtigen. Ein veränderter Unterricht, in dem weitgehend auf den Frontalunterricht verzichtet und die Arbeit in Kleingruppen und im Rahmen von Projekten in den Vordergrund gerückt wird, bietet gleichzeitig die Möglichkeit, jedes Kind individuell
Herr Präsident, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bedanke mich für die ausführliche Antwort des Senats auf die von der Regierungskoalition gestellten Großen Anfrage zu Lese- und Schreibkompetenzen als Schlüssel für schulischen Erfolg. Gerade erst haben wir in der Bürgerschaft die schlechten Ergebnisse der Stadtstaaten beim Ländervergleich der Grundschulen in Deutsch und Mathematik debattiert, die das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen, IQB, jüngst vorgelegt hat.
Bremen hat in den letzten Jahren beträchtliche zusätzliche Ressourcen in die Verbesserung der Leseund Schreibkompetenzen sowie der Mathematikkenntnisse der Schülerinnen und Schüler investiert. Heute wird bei allen Bremer und Bremerhavener Kindern ein Jahr vor der Einschulung ein Sprachtest und bei festgestellten Defiziten eine verbindliche Sprachförderung durchgeführt. Es wurden die Stundentafeln in Deutsch und Mathematik in der Grundschule erhöht, die „Offensive Bildungsstandards“ und schulübergreifende Fachkonferenzen in Deutsch und Mathematik implementiert. Es gibt Vorkurse für Kinder mit Migrationshintergrund, Leseclubs, Sommercamps und vieles mehr.
Seit dem Jahr 2010 gilt für alle Bremer Studierenden des Grundschullehramts: Sie müssen nach dem neuen Bremer Lehrerausbildungsgesetz die Fachwissenschaften und Didaktiken der Fächer Deutsch und Mathematik und ein drittes Schulwahlfach studiert haben.
Warum haben die getroffenen Maßnahmen bisher nicht die erhofften Wirkungen gezeigt? Zum einen sind auch die anderen Bundesländer natürlich nicht untätig geblieben. Zumeist von weitaus günstigeren Ausgangslagen und Rahmenbedingungen startend haben sie ihrerseits eine Vielzahl von Maßnahmen eingeführt, um die schulischen Leistungen ihrer Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Zum anderen konnten viele der inzwischen implementierten Maßnahmen noch nicht greifen, beziehungsweise sie wurden, wie zum Beispiel die Sprachförderungsmaßnahmen, erst nach den Untersuchungen begonnen. Unverändert gilt allgemein und insbesondere für Bremen, dass das Bildungsniveau und Leseverhalten der Eltern sowie das Familienklima das kindliche Leseverhalten ganz massiv beeinflussen. Die Herkunft bestimmt den Bildungserfolg der Kinder.
reinen Bildungsaspekt nicht aus. Sie brauchen mehr und vor allem ganzheitliche Unterstützung. Deshalb haben wir in den letzten Jahren die Ganztagsschulen aufgebaut und Projekte mit einer sozialräumlichen Ausrichtung wie QUIMS und Quartierbildungszentren initiiert. Die bestehenden Ganztagsschulen liegen überwiegend in Stadtteilen mit hohen Sozialindikatoren. Hier liegt der Versorgungsgrad der Stadtgemeinde Bremen durch die Einrichtung der zehn offenen Ganztagsschulen/Grundschulen in diesem Jahr mittlerweile bei 41 Prozent. Wichtig ist, auch den vorschulischen Bereich stärker in den Fokus unserer Bemühungen zu rücken.
Nach Meinung der Wissenschaftler ist die Sprachentwicklung eines Kindes im Alter der Einschulung bereits zu einem großen Teil abgeschlossen. Dort hilft nur ein frühes Fördern, und das geht nur mit einer gemeinsamen Anstrengung der Ressorts Soziales und Bildung.
Unser Vorteil ist, dass die Leistungen in den Kompetenzen Lesen, Zuhören und Mathematik in unseren Grundschulen flächendeckend erhoben wurden. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie und der vielen Vergleichstests geben den Schulen und den unterrichtenden Lehrkräften klare Hinweise darauf, wo jeweils ihre Stärken und Schwächen liegen. Leider gibt die Studie aber keine Hinweise, wie den festgestellten Defiziten erfolgreich begegnet werden kann. Wir müssen damit beginnen, die vielfältigen Fördermaßnahmen in den Kompetenzbereichen Deutsch und Mathematik auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen und hier gegebenenfalls nachzusteuern.
Weiterhin lässt aus unserer Sicht die Studie eine Reihe von Fragen offen, die wir gern mit Frau Professorin Stanat, Direktorin des IQB, erörtern möchten. Eine Gelegenheit dazu gibt es am 5. Dezember 2012 um 19.30 Uhr im Konsul-Hackfeld-Haus anlässlich der Veranstaltung „Stadtgespräch Bildung“, zu der die Senatorin für Bildung und Wissenschaft eingeladen hat. – Vielen Dank!
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Lesen und Schreiben – hiermit befasst sich die der Großen Anfrage zugrundeliegenden Level-One-Studie – gehören zu den wichtigsten Kulturtechniken unserer Gesellschaft, sowohl in wirtschaftlich-beruflichen Zusammenhängen als auch im sozialen Zusammenleben. Die neue Erkenntnis der Studie ist nicht, dass es in unserer Gesellschaft Defizite in Form von Analphabetismus gibt, das Neue ist eher die Dimension. Die Größenordnung, in der Menschen im Erwachsenenalter ganz oder zu einem großen Teil nicht schreiben und lesen können, ist schlicht erschreckend. Von Analphabetismus sind 2,3 Millionen Menschen, also vier Prozent der Erwerbsfähigen, betroffen. Mehr als dreimal so viele sind funktionale Analphabeten und können nicht einmal kürzere zusammenhängende Sätze und Texte verstehen. Schreiben und Lesen sind nicht nur Techniken, die eine funktionale Bedeutung haben. Ich frage mich manchmal, welche Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls und der Lebensqualität eigentlich mit Analphabetismus verbunden sein muss, welche Möglichkeiten der Beteiligung und der Weiterentwicklung zum Beispiel im Beruf und im sozialen Umfeld versagt sind und wie viel Kraft aufgebracht werden muss, um den Schein zu wahren, um soziale Stigmatisierung zu vermeiden. Deshalb ist es richtig, dieses Thema hier an dieser Stelle auch politisch zu diskutieren. interjection: (Beifall bei der CDU)
Seit der Vorlage der Level-One-Studie hat sich die Welt weitergedreht, und wir verfügen über die Erkenntnisse der IQB-Studie, die bereits erwähnt worden ist. Ich habe in der letzten Debatte insbesondere den Bereich der Mathematik angesprochen. Der zweite getestete Bereich betraf sprachliche Kompetenzen, zum Beispiel auch das Lesen und Schreiben. Was soll ich Ihnen sagen? Bremen liegt auf Platz 16, letzter Platz unter den Bundesländern. Das sollten wir an dieser Stelle nicht schönreden. Wenn es in der Antwort des Senats heißt, „die Rahmen- und Bildungspläne, die seit PISA neu entwickelt wurden, setzen auf systematische Ausbildung von Kompetenzen auch im Bereich von Lesen und Schreiben und orientieren sich an den Bildungsstandards“, so scheint zwischen Theorie und Praxis noch eine gewisse Differenz zu bestehen. Das ist auch hier von höchster Bedeutung, denn es ist zu befürchten, dass mangelhaft ausgeprägte Kompetenzen in der Kindheit jetzt und Analphabetismus im Erwachsenenalter in der Zukunft in einem wesentlichen Zusammenhang stehen. Diese Beziehung und die Daten der Studie legen die Vermutung nahe, dass das Problem auch ein massiv bremisches Problem ist und bleibt. Dem entgegenzuwirken, das ist auch Teil Ihrer und unserer Verantwortung. ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
Wenn wir jetzt gegenwärtig von der Situation im Grundschulalter ausgehen, wäre aufgrund der Datenlage nicht zu erwarten, dass sich die Situation in der Zukunft verbessert, zumindest wenn man untätig bliebe. Es ist also Zeit, etwas zu tun. Es steht gar nicht in Zweifel, dieser Handlungsbedarf scheint erkannt, und die Antwort spricht auch eine Reihe von Gegenmaßnahmen diagnostischer und therapeutischer Art an.
Meines Erachtens ist jetzt insbesondere Zweierlei wichtig: Wir müssen mehr über die spezifisch bremische Situation wissen und müssen verifizieren, ob die Zahlen tatsächlich so auch auf Bremen übertragbar sind. Gibt es eine spezifische regionale Verteilung in Bremen und Bremerhaven? Welche sozialen oder migrationsbedingten Ursachen spielen eine Rolle und müssen berücksichtigt werden? Lassen sich die vielfältig eingeleiteten und umgesetzten Maßnahmen weiterentwickeln und eventuell bündeln? Ich möchte den Senat ausdrücklich ermuntern, hier unsere regionale Wissensbasis zu verbreitern. Sowohl von den Vergleichsdaten als auch von der Methodik her könnte die Level-One-Studie eine gute Grundlage sein. Weiteres ist aber noch wichtiger. Das Reparieren von Analphabetismus im Erwachsenenalter ist schwierig. Die Prävention vor zukünftigem Analphabetismus muss deshalb gezielt in der Schule der Gegenwart beginnen, das ist das Gebot der Stunde, und hier müssen wir eindeutig noch besser werden. Für mich ist es unverständlich und inakzeptabel, dass unser Bildungssystem offensichtlich in nicht geringem Umfang faktische Analphabeten entlässt.
Hier brauchen wir eine gezielte Evaluation und Weiterentwicklung des didaktischen Programms und Instrumentariums der Schulen, aber gerade auch in der frühkindlichen Bildung. Wir müssen die Eltern und das soziale Umfeld in die Pflicht nehmen, denn hier findet sprachliche Sozialisation sehr maßgeblich statt. Wir müssen schließlich den Bereich der organisierten Förderung weiter individualisieren und die Sprachstandsdiagnostik und -förderung in der Bildungskarriere so weit wie möglich nach vorn legen. Wir brauchen hierzu geeignete Rahmenbedingungen und, ganz wichtig, eine entsprechende zusätzliche Ausstattung. Es muss deutlich sein, dass das nicht einmal so nebenher zu machen ist, sondern zusätzliche Kapazitäten erfordert. (Glocke)
Ich komme gleich zum Schluss! Für mich ist es eine lohnende Investition in die Zukunft, denn auch hier gilt, auf den Anfang kommt es an. Analphabetismus vermeiden und nicht reparieren muss das Motto heißen. Ein Verdienst der Level
One-Studie ist es, diese Diskussion anzuregen, aber handeln für weniger Analphabetismus in der Zukunft müssen Sie und wir, und zwar jetzt. – Danke!
Herr Präsident, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Level-One-Studie zur Literalität von Erwachsenen auf den untersten Kompetenzniveaus hat gezeigt, dass 14,5 Prozent der 18- bis 64-Jährigen funktionale Analphabeten sind, also nur einzelne Sätze lesen oder schreiben können, und immerhin noch 4,5 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung Analphabeten im engeren Sinne sind, also nur einzelne Wörter lesen oder schreiben können.
Wir haben es hier schon einmal diskutiert: In Bremen leben damit ungefähr 60 000 Analphabeten. Bei 60 Prozent, egal ob im engeren Sinne oder funktional, ist Deutsch die erste Muttersprache, sie sind also keine zugewanderten Bürgerinnen und Bürger Bremens. Im Grunde ist es ein Skandal, dass in dem hochindustrialisierten Deutschland bei so vielen Menschen die Grundbildung fehlt. Es ist ein weit verbreitetes Phänomen, dass viele weder lesen noch schreiben können, obwohl sie zum Teil beziehungsweise sogar viele erfolgreiche Schulabschlüsse gemacht haben, sogar bis hin zum Abitur, und auch Berufsausbildungen absolviert haben.
Die Level-One-Studie hat die Öffentlichkeit und die Politik aufgeweckt, denn es handelt sich um ein Problem, das durchaus in der Mitte der Gesellschaft vorhanden ist. Die Koalition möchte heute diskutieren, was Bremen tut, um den Analphabetismus insbesondere an Schulen zu reduzieren. Wer in Schulen, egal ob in der Grund- oder der Oberschule, nicht lesen oder schreiben kann, der wird keinem anderen Unterrichtsfach erfolgreich folgen können. Ein Abschluss rückt dann oft auch in weite Ferne. Hier ist es etwas problematisch, denn wir haben viel davon gehört, wie wichtig ineinander verzahnte Sprachförderung ist.
Genau das ist aber in Bremen das Problem, wir haben hier keine durchgängig implementierte verzahnte Sprachförderung. Es gibt sehr viele Projekte, das haben wir hier auch schon des Öfteren diskutiert, die aus Drittmitteln finanziert werden und an verschiedenen Schulstandorten ganz unterschiedlich ausgelegt sind. Sie mögen alle sinnvoll sein, aber eine engere Verzahnung wird hier von Lehrerinnen und Lehrern, Personalräten und auch von den Schulleitern schon seit Langem gefordert.
Die Bildungssenatorin hat in der Bildungsdeputation auch schon des Öfteren angemerkt, dass wir hier einen extremen Nachholbedarf haben. Wir sehen es
im Übrigen nicht nur an den neusten Ergebnissen, die das IQB im Auftrag der Kultusministerkonferenz jüngst veröffentlicht hat. Bremens Schülerinnen und Schüler haben häufiger als anderswo Probleme im Bereich Lesen, Schreiben und Verstehen.
Ich frage mich, wenn ich mir diese Große Anfrage anschaue, die gerade einmal vier Fragen formuliert, warum dort nicht gezielter gefragt worden ist. Ich habe mich zum Beispiel gefragt, warum die Problematik der Vorklassen vergessen worden ist.Vorklassen gehören für mich unmittelbar zum Thema. Hier lernen hauptsächlich Kinder, die neu zugewandert sind, neben dem Unterricht in den sogenannten Vorklassen Deutsch. Wir haben tatsächlich im Moment ein Problem. In den Vorklassen kommt es zu einer steigenden Beschulung, weil seit Mai 2011 die Zahl der Zuwanderer steigt. Nach Rücksprachen mit Lehrerinnen und Lehrern, die ich gehalten habe, gibt es sehr viele Kinder, die zum Beispiel aus Rumänien, Bulgarien stammen, die nicht nur keine Deutschkenntnisse haben, sondern die tatsächlich Analphabeten im engeren Sinn sind, das heißt, sie können auch in ihrer Muttersprache weder lesen noch schreiben.
Mit den Kursen an der Grundschule, die auf zwölf Wochen beschränkt sind, und dem Vorklassensystem an der Oberschule wird man dieser Situation oft nicht gerecht. Das merken Lehrer auch durchaus an. Hier ist eine größere Unterstützung und eine andere Form des Unterrichts angezeigt als für Zuwanderer, die in einer Muttersprache schreiben und lesen können. Für diese Deutschkurse stehen insgesamt zu wenig Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung, und es gibt eine starke Tendenz, dass sich die Zahl der Schüler mit einem Sprachförderbedarf an einigen Schulen konzentriert.
Bei den Vorklassen ist das zumindest so gewollt, einige Schulen stellt das tatsächlich auch vor Probleme. Exemplarisch kann ich die Schule Helgolander Straße nennen. Sie hat einfach, weil man das nicht steuern konnte, ganz viele Kinder einer Alterstufe aufgenommen, und das hat die Kapazitäten gesprengt. Ich glaube, da muss die Bildungsbehörde individuell nachsteuern, genau schauen, wie die Bedingungen sind und es nicht mit den normalen Kapazitätszuweisungen bewenden lassen.
In der Antwort des Senats stehen eine ganze Reihe wohlklingender Initiativen, die mehr oder weniger nützlich sind. Der Vorlesetag der BertelsmannStiftung wird beispielsweise aufgeführt. Aktuell werden im Kampf gegen Lese- und Rechtschreibschwächen bei Schülerinnen und Schülern ein Diagnostikkoffer entwickelt und sehr viele Vergleichsarbeiten zur Überprüfung der Kompetenzen geschrieben. Eltern oder Mitarbeiter der Freiwilligen-Agentur Bremen sind als Lesepaten tätig, das ist sinnvoll. Ich war selbst einmal Lesepatin einer Grundschule.
Das Beste in dieser Antwort ist aber, und das finde ich fast schon ein bisschen zynisch, das gezielt die
14 Jahreswochenstunden der Kontigenttafel eingesetzt werden können, die jeder Oberschule einmal im Jahr zur Verfügung stehen. 14 Stunden im Jahr sollen das Problem mangelnder Sprachkompetenz heilen? Ich glaube – da sind wir uns alle einig –, das wird nicht reichen.
Es ist tatsächlich die schon viel geforderte durchgängig implementierte Sprachförderung einzuführen, die ineinander verzahnt sein muss. Das wird aber nicht zum Nulltarif möglich sein und auch nicht aus den Mitteln, die im Bildungshaushalt stehen, zu leisten sein, aber statt Diagnostikkoffer und Vergleichsarbeiten wäre das die sinnvollere Lösung.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir haben hier den Hinweis auf die Studie schon gehört, die „leo.-Level-One-Studie“, die sich allerdings auf das Erwachsenenalter bezieht und nicht auf Kinder, Jugendliche oder jüngere Schülerinnen und Schüler. An der Studie haben Personen zwischen 18 und 64 Jahren teilgenommen, die über ausreichende Deutschkenntnisse verfügten. Das heißt, es sind gerade Menschen mit Migrationshintergrund, die Sprachprobleme haben, nicht erfasst worden, das heißt, also auch hier gibt es nichts Repräsentatives in dieser Studie. Ich hoffe, unser Plan „Migration und Bildung“, den wir gerade in einem dafür eingerichteten Unterausschuss erarbeiten, wird uns für Bremen weitergehenden Aufschluss geben.
Wir wollen uns über Schülerinnen und Schüler sowie Lese- und Schreibkompetenz unterhalten, und das ist eben schon mehrfach angeklungen: Wir haben, denke ich, viele Projekte, die wir in den letzten Jahren versuchen miteinander zu verknüpfen, sodass daraus langsam ein Konzept entsteht, das von der frühkindlichen Bildung bis mindestens zum Übergang in die berufliche Bildung reicht. Dafür haben wir eine Menge getan. Erwähnt worden ist bereits der Sprachtest, die Diagnostik, um überhaupt zu erfassen, wie viele es denn sind. Über die Ergebnisse des Tests sowie die anschließend für die Schülerinnen und Schüler eingeleiteten Maßnahmen, nämlich Förderstunden einzusetzen, berichten wir regelmäßig in der Deputation.
Dass wir immer noch nicht den Erfolgsfaktor für die Verbesserung der Lesefähigkeit und Sprachförderung kennen und nicht genügend Forschung vorhanden ist, ist ein besonders bedauerliches Kapitel in der Bundesrepublik. Niemand kann uns wirklich genau sagen, welche Schritte bei diesen Erkenntnissen, die wir haben, erfolgreich sind, damit Kinder, bevor sie in die Schule kommen, keine großen Proble
me mehr haben. Alles deutet allerdings daraufhin, dass eher ein integratives Konzept als ein additives Konzept zielführend ist, das man für die Schule haben sollte.