Protokoll der Sitzung vom 17.04.2002

Ich denke an einen Großteil der Radfahrer, für die es, wenn vielfältige Beobachtungen nicht täuschen, keine Straßenverkehrsordnung gibt.

(Michael Dose SPD: Können Sie eigentlich Rad fah- ren? Die jahrzehntelange, einseitige innerstädtische Still- standsstrategie für das Straßennetz sowie Ihr Konzept der Verdrängung des Straßenverkehrs in den ÖPNV und auf das Fahrrad waren und sind Irrwege. Sie stehen im kras- sen Gegensatz zur zentralen Rolle Hamburgs als Ver- kehrsknoten, Überseehafen und Logistik- sowie Distribu- tionszentrum. Herr Dose, Sie behaupten, die Förderung des Radverkehrs helfe dem Wirtschaftsverkehr in einer Weltstadt wie Hamburg. Das ist eine Lachnummer, mit Sicherheit nicht nur in der Handelskammer. (Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP – Michael Dose SPD: Ken- nen Sie auch andere Städte?)

Leider scheinen Sie nur zu oft zu vergessen, dass Hamburgs Wohlstand seine Wurzeln in der Funktion der Stadt als Verkehrsdrehscheibe Nordeuropas hatte und hat. Verkehr, gerade auch der motorisierte, sollte erwünscht sein.

(Michael Dose SPD: Waren Sie schon einmal in Amsterdam oder Wien?)

Dies nur nebenbei, Frau Sager: Das Gemeinwohl steht über den Interessen einzelner Anlieger.

(Vereinzelter Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der CDU)

Warum sollte bei Nutzungskonflikten statt für Freizeit und Wohnen nicht auch einmal für Handel, Gewerbe und Verkehr entschieden werden, also für Wertschöpfung?

(Krista Sager GAL: Ich denke, Sie wollen Steuer- zahler nach Hamburg holen!)

Meine Damen und Herren von der SPD, ich fordere Sie auf, die strategischen Herausforderungen, vor denen die Wirtschaftsmetropole Hamburg steht, gemeinsam anzunehmen. – Danke.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Das Wort erhält die Abgeordnete Sager.

Aus Zeitgründen nur zwei Anmerkungen. Herr Bausenator, es ist in der Vergangenheit nicht unüblich gewesen, dass es in Bezirken Bürgerbegehren in Angelegenheiten gegeben hat, in denen der Senat zuständig war, und der Senat das Ergebnis des Bürgerbegehrens erstens abgewartet und zweitens gewürdigt hat. Ich nenne nur den Bahnhof Bergedorf.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Herr Rumpf und Herr Winkler, ich kann mich sehr gut daran erinnern, welches öffentliche Klima in dieser Stadt im Zusammenhang mit den Themen Autoverkehr und Tempo geherrscht hat, als Sie die Wahlen gewonnen haben.

(Dirk Nockemann Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Sie haben uns doch immer ausgegrenzt, Frau Sager!)

Jetzt nenne ich Ihnen die Fakten. Die Zahl der im Verkehr Getöteten ist in Hamburg in den Jahren 1997 bis 2000 drastisch heruntergegangen, und zwar auf einen Tiefstand von 41 Getöteten im Jahre 2000. Im Jahre 2001 wurden im

(Senator Mario Mettbach)

Autoverkehr 56 Personen getötet, davon nur in den Monaten September bis Dezember 27.

(Dr. Michael Freytag CDU: Das lag an Ihnen! Das liegt an der neuen Regierung? – Unmutsäußerun- gen bei der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Im Jahr 2000 hat bei den im Verkehr Getöteten in 29 Prozent der Fälle überhöhte Geschwindigkeit eine Rolle gespielt, im Jahre 2001 in 41 Prozent der Fälle. Darüber sollten Sie nachdenken.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Rumpf.

Frau Sager...

(Anja Hajduk GAL: Darüber würde ich nicht lachen, Herr Rumpf!)

Ich lache auch gar nicht, aber ich müsste Frau Sager vielleicht einmal schlicht erzählen, dass überhöhte Geschwindigkeit in aller Regel der Grund für einen Verkehrsunfall ist.

Das verhindern Sie auch nicht, indem Sie Tempo-30-Zonen einrichten.

Stichwort Bürgerbegehren. Senator Mettbach hat es deutlich gemacht, dass bezüglich der Stresemannstraße der Senat, die Stadt Hamburg, zuständig ist, weil es sich um eine Bundesstraße handelt.

(Dr. Willfried Maier GAL: Das war in Bergedorf auch so!)

Beim Holzhafen war das etwas anderes, dort war es eine bezirkliche Angelegenheit.

(Anja Hajduk und Christian Maaß, beide GAL: Ber- gedorf!)

Dort haben Sie es evoziert, weil das Bürgerbegehren gegen Sie war.

(Dr. Willfried Maier GAL: Wir haben es deshalb im Parlament entschieden!)

Das nennen Sie dann eine bürgernahe Entscheidung.

(Dr. Willfried Maier GAL: Wir haben es deswegen in die Bürgerschaft geholt!)

Besten Dank, keine Nachhilfe mehr in Sachen Bürgerbegehren.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Reinert.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Sager, Ihre Argumentation zu den Verkehrstoten finde ich schlicht und ergreifend zynisch.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP – Krista Sager GAL: Sie sind zynisch!)

Sie sagen, seit September des vergangenen Jahres

(Krista Sager GAL: Ich gucke mir nur die Zahlen an!)

ist in Hamburg mehr als die Hälfte der Verkehrstoten in 2001 registriert worden.

(Manfred Mahr GAL: Na und?)

Lieber Herr Mahr, es tut mir Leid, dass Frau Sager nicht genauer recherchiert hat. Ich bin sicher, bei genauerer Recherche wäre sie dazu gekommen, dass nach Vorliegen der ersten Hochrechnung am 23. September, dem Wahlsonntag, die Zahl der Verkehrstoten drastisch anzusteigen begann. Was Sie hier vorführen, ist absurd.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP – Anja Hajduk GAL: Das tut weh!)

Welche verkehrspolitische Maßnahme des neuen Senats,

(Krista Sager GAL: Es geht um das Klima in der Stadt!)

der erst am 31. Oktober gewählt wurde, konnte sich schon in den Monaten September, Oktober auswirken?

(Christian Maaß GAL: Die Aufforderung zum Ra- sen!)

Das spottet jeder Beschreibung.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP)