Protokoll der Sitzung vom 28.01.2000

Der Experte an der Universität Oldenburg - das unterstreicht einiges - für Saterfriesisch, der auch ein herausragendes Wörterbuch für diese Sprache - für die Schulen - herausgegeben hat, das gelesen und genutzt wird, der Beauftragte für Saterfriesisch an der Universität Oldenburg ist ein Kreole aus New Orleans.

(Zuruf von Ontijd [CDU])

Niedersachsen ist weltoffen und bereit, die Welt für die EXPO zu empfangen. Wir müssen gleichwohl auf Deutsch als Amtssprache bestehen.

Als Frau Pruin vorhin die Frage stellte, ob wirklich jede in Niederdeutsch gestellte Anfrage an die Regierung auch so beantwortet werden müsse, viel mir Folgendes ein: Wenn Sie z. B. die Sozialministerin etwas auf Plattdeutsch fragen würden und diese in breitestem Bayerisch antworten würde, wozu sie in der Lage ist, dann könnte es sein, dass das halbe Parlament weder die Frage noch die Antwort verstünde.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD - Frau Pruin [CDU]: Wir sind aber in Niedersachsen und nicht in Bayern!)

Frau Hansen!

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich komme aus Göttingen, und wir sprechen ein ganz anderes Platt. Manche verstehen das nicht. Aber der Minister versteht das. Deshalb frage ich jetzt: Ist es nicht richtig, eine solche Fragestunde auch einmal auf Plattdeutsch zu halten? Das trägt ja auch ein bisschen zur Belustigung bei.

(Mühe [SPD]: Wir sind aber kein Ka- barett!)

Ich rege an, dass alle Abgeordneten einmal eine plattdeutsche Unterrichtseinheit nehmen, damit sie sich hier auch austauschen können.

Außerdem frage ich nach: Wie ist das eigentlich mit dem Unterricht an den Grundschulen in unseren Dörfern, wo plattdeutscher Unterricht meist in ehrenamtlicher Arbeit erteilt wird? Wird das finanziert, oder läuft das nur über die Landschaftsverbände?

Die zweite Frage schließe ich gleich an: Wie viele Lehrer nehmen denn im Studium überhaupt noch an Kursen in Plattdeutsch teil; wird das überhaupt noch gelehrt, damit die Lehrer in der Lage sind, solchen Unterricht zu erteilen? Allein auf die Ehrenamtlichen können wir nicht setzen, wenn wir gewillt sind, das Plattdeutsche langfristig zu erhalten.

(Beifall bei der CDU)

Das waren vier Fragen.

Ich habe zwei Fragen verstanden. Die Beantwortung der dritten Frage lässt die Geschäftsordnung nicht zu, auch auf Platt nicht.

Wie werden unsere Lehrer in Plattdeutsch ausgebildet? - Wenn die das nicht von zu Hause aus mitbringen, dann ist es sehr schwer, das zu erlernen. Das ist nämlich eine Sprache, die man durch Sprechen lernt. Dennoch ist es sinnvoll, Niederdeutsch zu lehren und für diejenigen, die sich dafür interessieren, auch entsprechenden Unterricht anzubieten. Wir haben Lehrangebote an der Universität Oldenburg, Arbeitsstelle Niederdeutsch - ich hatte bereits darauf hingewiesen -, und in Göttingen die Abteilung für niederdeutsche Sprache und Kultur. Die leitet Professor Stellmacher. Die Angebote gelten auch für die Lehramtsstudierenden.

Wie können wir diese Sprachkultur erhalten und pflegen? - Ganz sicherlich nicht mit Planstellen und finanziellen Zuschüssen allein.

(Frau Hansen [CDU]: Aber auch!)

Vielmehr müssen wir kulturelle und sprachliche Traditionen, die vorhanden sind, sinnvoll unterstützen. Ich glaube schon, dass die Pflege der niederdeutschen Sprache neben der professionellen wissenschaftlichen Arbeit, die in diesem Zusammenhang geleistet werden muss, in erster Linie eine sinnvolle Aufgabe von ehrenamtlicher Arbeit ist. Wenn die Landschaftsverbände mit kleinen Zuschüssen solche ehrenamtliche Arbeit unterstützen, finde ich das richtig. Die Landschaften und Landschaftsverbände werden vom Land flächendeckend finanziell unterstützt. Sie könnten das tun. Ich würde sie auch dazu ermuntern. Wenn Sie darüber hinaus für Abgeordnete einmal einen kostenlosen Kurs gäben, dann würde sicherlich die eine oder andere daran teilnehmen. Wir haben ja gerade gehört, dass auch das südniedersächsische Platt einen besonders netten Klang hat.

(Frau Pawelski [CDU]: Jetzt macht er wieder Komplimente!)

Herr Eveslage wollte noch eine Frage stellen, und danach Herr Ontijd.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich frage die Landesregierung: Wie bewertet sie die Meinung der Bezirksregierung Weser-Ems, dass Hinweisschilder im Straßenverkehr im Saterland nicht auf Saterfriesisch beschriftet sein sollen.

(Zurufe)

Ist jemand von der Landesregierung in der Lage, auf diese Frage zu antworten? - Herr Oppermann, bitte!

Herr Eveslage, die Verkehrsschilder müssen so beschriftet werden - -

(Eveslage [CDU]: Zweisprachig!)

- Saterfriesen, die nicht in der Lage sind, die auf Hochdeutsch beschrifteten Verkehrsschilder zu lesen, befinden sich in Lebensgefahr.

(Beifall bei der SPD)

Herr Ontijd, Ihre zweite Frage!

(Ontijd [CDU]: Das hat sich erledigt!)

Frau Lau!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich spreche nicht Plattdeutsch und möchte mich in diesem Parlament auch nicht ausgegrenzt fühlen, sondern meinem Auftrag gerecht werden.

(Oh! bei der CDU)

Ich bin von Bürgerinnen und Bürgern gewählt worden und lasse mich nicht in eine bestimmte Ecke zwingen. Ich möchte mitreden können! Von daher erwarte ich schlichtweg, dass hier Hochdeutsch gesprochen wird. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung - ich möchte bitteschön eine Antwort auf Hochdeutsch haben, damit ich das auch richtig verstehe -,

(Zuruf von Ontijd [CDU])

ob sie es nicht für ausreichend hält,

(Zurufe von der CDU: Abbrechen!)

was in den Regionen gerade zur Stärkung der kulturellen Arbeit geschieht und in diese Richtung forciert wird, und ob nicht verstärkt die anderen Probleme mehrsprachig angegangen werden müssten, nämlich z. B. dort, wo man mit Russisch Probleme hat, dass man gerade im Hinblick auf europäische Sprachen dies internationaler laufen lassen müsste, was auch die Qualifizierung von Lehrern betrifft. Zur Begründung könnte ich Folgendes sagen.

Die Frage ist gestellt, Frau Lau! Das war eine Frage. Ich hab genau darauf geachtet. Wer möchte antworten?

(Eveslage [CDU]: Das war aber eine komplizierte Frage!)

Frau Jürgens-Pieper!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Lau, Sie haben freundlicherweise danach gefragt, ob wir meinen, dass wir schon ordentlich etwas getan haben. Ich meine, das lässt sich aufgrund dessen, was Herr Oppermann dargestellt hat, belegen. Ich habe mich noch einmal vergewissert. Wir haben das aufgelistet. Ich werde Ihnen das zur Verfügung stellen. An allen Schulen sind entsprechende Lehrer vorhanden. Ich meine, das lässt sich sehen. Ich möchte aber, weil sie hier zu einer sehr lustigen Situation geführt hat, etwas zu der Frage sagen, die wohl aus Göttingen kam: Ist es nicht auch ganz schön, wenn man sich lustig unterhält? Natürlich ist das auch ganz schön. Aber es gibt auch deshalb einen solchen Rückgang im Interesse an den Regionalsprachen und insbesondere natürlich am Plattdeutschen, weil diese Sprache eine Belustigungssituation hervorruft,

(Eveslage [CDU]: Leider ist es so!)

da diese Sprache letztlich ganz lange als rückständig und als nicht modern galt und die jungen Leute natürlich Hochdeutsch lernen wollten, um sozusagen Wege in die Gesellschaft zu ebnen. Von daher müssen wir in solch einer Situation und solch einer Fragestunde aufpassen, dass wir nicht wieder in die

gleichen Fallen tappen, wenn wir unsere jungen Leute dafür interessieren wollen.

(Beifall bei der SPD und bei der CDU)

Frau Pruin, Sie haben das Wort zu einer zweiten Zusatzfrage.

Froo Ministerin, ik bedank mi för disse Antwoord, de Se Marion Lau geven hebben. Van Harten Dank daarför.

(Beifall bei der CDU)

Wi willen in d’ Kopp hollen, da Se verklaart hebben, wo wichtig disse Straak in uns Kuntrei is un dat se erhollen worden mutt, man ik hebb noch en Fraag: Wat is egentlik mit de Tüskenbericht van d‘ Heimatbund to de Punkten, de wi besloten hebben? De sull bit Dezember 1999 vörleggt worden.

Wer kann darauf antworten? – Herr Oppermann!

Zuständig für den Bericht ist die Bundesregierung. Wenn der Heimatbund einen Bericht anfertigt, dann ist das eine Vorarbeit für den Gesamtbericht, der von der Bundesregierung abgegeben werden muss, Frau Pruin. Dafür sind wir als Land nicht zuständig.