Protokoll der Sitzung vom 06.06.2008

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Meine Damen und Herren, auch das Kultusministerium trifft im Rahmen des Zentralabiturs vielfältige Vorkehrungen für dessen reibungslose Durchführung. Zum Abitur haben wir beispielsweise eine Hotline eingerichtet. Am Tag vor der schriftlichen Abiturprüfung hält das Kultusministerium diese während der elektronischen Übermittlung der Prüfungsaufgaben an die Schulen bereit. Das ist eine erste Möglichkeit, um schon einmal einen Blick auf die Aufgaben zu werfen. Während der elektronischen Übermittlung ist also ein Kontakt möglich, und falls es irgendwelche Schwierigkeiten z. B. technischer Art geben sollte, können diese gleich behoben werden.

Die Hotline ist ebenfalls während des nachfolgenden Prüfungstages geschaltet. Sollten Ungenauigkeiten auftreten, werden sie sofort über die Hotline geklärt und die Richtigstellungen umgehend per

E-Mail an die Schulen übermittelt. Dieses Verfahren hat sich im Abitur der Jahre 2006, 2007 und 2008 bewährt.

Zu dem von der Fragestellerin genannten Vorschlag im Fach Chemie wurde von keiner einzigen Schule über die Hotline eine Anfrage an das Kultusministerium gestellt. Die von der Fragestellerin angesprochene Aufgabenstellung im Fach Chemie haben wir noch einmal überprüft: Fachkenntnisse, die über die fachbezogenen Rahmenrichtlinien, Einheitlichen Prüfungsanforderungen und thematischen Schwerpunkte hinausgehen, wurden danach nicht verlangt.

Zum Verständnis: Curriculare Grundlagen für den Oberstufenunterricht und die Abiturprüfung sind erstens die geltenden fachbezogenen Rahmenrichtlinien und zweitens die Einheitlichen Prüfungsanforderungen für die Abiturprüfung. Ergänzend gibt das Kultusministerium für den Oberstufenunterricht fachbezogene thematische Schwerpunkte zur Vorbereitung auf die schriftliche Prüfung vor. Diese basieren wiederum auf den vorgenannten Rahmenrichtlinien und Einheitlichen Prüfungsanforderungen.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich namens der Landesregierung die Fragen im Einzelnen wie folgt:

Zu 1: Die Abituraufgaben werden von Fachkommissionen erstellt, denen besonders fachkompetente Lehrkräfte angehören, wie z. B. Fachkräfte der Landesschulbehörde, der Studienseminare oder in der Abiturprüfung erfahrene Fachlehrkräfte. Die Eignung der Aufgaben wird dann noch einmal durch die entsprechenden Fachreferentinnen und Fachreferenten des Kultusministeriums überprüft.

Nach Auswertung der Hotlineergebnisse wurde zum einen im Fachgymnasium bei einer Aufgabenstellung in Mathematik der Begriff „Gewinnschwelle“ durch den Begriff „Gewinngrenze“ ersetzt. Zum anderen wurde in der gymnasialen Oberstufe im Fach Biologie in einer Aufgabenüberschrift die Zuordnung von zwei Abbildungen korrigiert.

Zu 2: Wenn ausnahmsweise Fehler in Prüfungsaufgaben auftreten, werden sie in der Regel vor Prüfungsbeginn ausgeräumt. Kommt es trotzdem während der Prüfungen zu Ungenauigkeiten, tragen die Schülerinnen und Schüler selbstverständlich nicht die Folgen. Die Fehler werden korrigiert. Sollte dies nicht möglich sein, passt das Kultusministerium den Erwartungshorizont und die Bearbei

tungsvorgaben für die Lehrkräfte, die die Arbeiten zu korrigieren haben, entsprechend an.

Im konkreten Fall sind die Fachgymnasien angewiesen worden, den Austausch des Begriffs „Gewinnschwelle“ bei der Begutachtung und Bewertung der Schülerarbeiten entsprechend zu berücksichtigen. In der gymnasialen Oberstufe ergab sich im Fach Biologie definitiv kein Problem, weil die Abbildungen selber korrekt beschriftet waren und keine Verwechslung zuließen.

Zu 3: Das Zentralabitur ist in der Vergangenheit stets fachbezogen ausgewertet worden. Die Auswertungsergebnisse, Frau Korter, werden auf dem Niedersächsischen Bildungsserver eingestellt. Auch in diesem Jahr wird es eine solche Auswertung geben. Die Schulen erhalten eine Rückmeldung über ihre Abiturergebnisse in jedem Fach.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Eine erste Zusatzfrage stellt die Abgeordnete Dr. Heinen-Kljajić von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich frage die Landesregierung: In welchen Fächern war die Aufgabenstellung bzw. waren die Operatoren unklar? Zumindest nach unseren Kenntnissen wurden die Schüler in den Fächern Deutsch, Geschichte und Physik aufgefordert, etwas zu beschreiben, obwohl eigentlich etwas analysiert werden sollte. Das führt insofern zu einem Problem bei der Bewertung, als für eine Beschreibung logischerweise weniger Punkte vergeben werden als für eine Analyse.

Meine zweite Frage: Wie soll bei der Bewertung dieser Aufgaben verfahren werden, bzw. wie kann sichergestellt werden, dass sich dieser Fehler bei den Operatoren nicht negativ bei der Bewertung für die Schüler auswirkt, die sich eigentlich streng an die Aufgabenstellung gehalten haben?

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung bei der LINKEN)

Frau Ministerin Heister-Neumann!

Frau Heinen-Kljajić, diese Dinge sind uns definitiv nicht bekannt und auch nicht mitgeteilt worden.

(Zustimmung bei der CDU - Ursula Helmhold [GRÜNE]: Das ist ja er- staunlich!)

Eine weitere Zusatzfrage stellt die Abgeordnete Helmhold von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Ministerin, vor dem Hintergrund, dass ich es schon erstaunlich finde, dass wir aus den Schulen offensichtlich mehr erfahren als das Kultusministerium,

(Oh! bei der CDU)

frage ich die Landesregierung: Ist es richtig, dass den Schulen in verschiedenen Fächern - nach unseren Informationen in Biologie, Chemie und Erdkunde - noch am Morgen vor der schriftlichen Abiturprüfung per Mail Korrekturen zugesandt worden sind? Können Sie das bestätigen? Welche Fächer waren betroffen? Konnte jeweils sichergestellt werden, dass das den Schülerinnen und Schülern noch rechtzeitig vor Beginn der Prüfung mitgeteilt worden ist, sodass sie ausreichend Zeit hatten, um sich darauf einzustellen?

(Zustimmung bei den GRÜNEN)

Frau Ministerin Heister-Neumann!

Ich habe ja darauf hingewiesen, dass sich das im Fach Biologie auf Abbildungen bezog, die aber selbst korrekt beschriftet waren. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Zuordnung in der Aufgabenüberschrift nicht richtig ist. Das hat sich inhaltlich aber überhaupt nicht ausgewirkt.

Vielleicht noch einmal zum System: Die Fachkommissionen erstellen die Aufgaben, das hatte ich gesagt. Sie werden dann von uns noch einmal überprüft und am Vortag der Prüfung an die Schulleitung übermittelt. Zu diesem Zeitpunkt ist die erste Hotline eingerichtet. Da kann man schon einmal draufschauen und sich einen Überblick verschaffen, ob es irgendwelche Probleme gibt. Zum Teil sind auch die Fachlehrer dabei.

Am Tag der Prüfung selbst werden die Aufgaben den Fachlehrern - und zwar frühzeitig vor der Prüfung - zur Verfügung gestellt. Sie können dann noch einmal draufschauen. Es gibt also eine zweite Clearing-Situation. In dieser Clearing-Situation

sind dann Dinge wie fehlerhafte Begrifflichkeiten - z. B. im Fach Biologie - gemeldet worden. Das gibt es auch in anderen Fächern. Das ist im Rahmen dieser Hotline erledigt worden. Es haben sich aber überhaupt keine inhaltlichen Auswirkungen auf die Prüfungsaufgaben ergeben. Es wird auch ein Fehlerprotokoll erstellt, aus dem sich das ergibt.

Man kann Folgendes feststellen: Es gibt technische Fehler. Zum Beispiel hat tatsächlich eine Schule vergessen, dass das Abitur stattfindet. Es gibt auch den Fall, dass die Aufgaben nicht downgeloaded wurden, obwohl sie übermittelt wurden. Diese Probleme können dann noch geklärt und beseitigt werden. Am Tag der Prüfung können vor der Prüfung auch noch Begrifflichkeiten geklärt werden.

Für mich ist das Entscheidende mit Blick auf die Prüfungssituation der Schülerinnen und Schüler, dass während der Prüfung nur noch eine Berichtigung stattfinden musste, die dann aber in der Bewertung berücksichtigt wird. Insofern haben unsere Schülerinnen und Schüler im Abiturjahrgang 2008, glaube ich, sehr gute Karten im Zusammenhang mit dem Ablauf der Prüfung gehabt.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Eine weitere Zusatzfrage stellt die Abgeordnete Staudte von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Herr Landtagspräsident! Frau Ministerin! Sie haben jetzt gesagt, es wurde in einem Fall während der Prüfung noch eine Korrektur nachgereicht. In welchem Fach hat denn diese Korrektur stattfinden müssen?

Frau Ministerin Heister-Neumann!

Das war im Fachgymnasium im Bereich Mathematik, und da ging es um die Begriffe „Gewinnschwelle“ und „Gewinngrenze“.

(Ursula Körtner [CDU]: Das hat sie auch schon gesagt!)

Das hatte ich ja schon ausgeführt. Das war der einzige wirklich inhaltliche Fehler.

(Zustimmung bei der CDU)

Eine weitere Zusatzfrage stellt der Abgeordnete Limburg von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Herr Präsident! Frau Ministerin! Ich frage Sie, in welcher Schule denn vergessen worden ist, dass Abitur war, und welche Konsequenzen die Landesregierung aus diesem Vorfall zieht.

Frau Ministerin Heister-Neumann!

(Zuruf von der CDU: Datenschutz! - Weitere Zurufe von der CDU - Glocke des Präsidenten)

Ich glaube, den Hinweis auf den Datenschutz brauche ich nicht zu wiederholen. Diese Antwort werde ich hier nicht geben.

(Zustimmung bei der CDU - Zuruf von der CDU: Sehr richtig!)

Eine weitere Zusatzfrage stellt die Abgeordnete Polat von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Wir haben zwar keine Hotline, aber auch uns hatte die Meldung über den Fehler erreicht, und ich bitte Sie um Antwort auf die folgende Frage: Trifft es zu, dass in einigen Fächern - beispielsweise in Biologie - durch den Computerausdruck Grafiken und Tabellen verschoben wurden? Können Sie dazu etwas sagen?

(Zurufe von der CDU: Hat sie doch schon erklärt! Ist schon beantwortet! - Glocke des Präsidenten)

Einen Augenblick, bitte! Ich darf um Ruhe bitten, damit die Frau Ministerin in Ruhe ihre Ausführungen machen kann.