In Niedersachsen, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist das Know-how zu Hause. Wir sind führend in der Kompetenz und im Export von Geothermietechnologien. Ich nenne hier die Geschäftsstelle der Geothermie des Landes Niedersachsen, das Zentrum der Tiefbohrindustrie in Celle, die TU Clausthal, die TU Braunschweig, die Uni Göttingen, das Geozentrum in Hannover, das ab 2013 komplett mit Erdwärme versorgt werden soll, und vor allem den Forschungsverbund Geothermie und Hochleistungsbohrtechnologie gebo in Celle. Das Energieforschungszentrum EFZN in Goslar koordiniert die Aktivitäten der Uni Göttingen, des Geozentrums in Hannover und weiterer Unternehmen in Celle.
Wir können positiv feststellen, dass bereits erste Pioniere die Ärmel hochkrempeln. Die Stadtwerke Munster im Heidekreis sind mit ihrem Geothermieprojekt HeideGeo erfolgreich gestartet. Über 2 000 Haushalte sollen mit Erdwärme aus den Tiefen der Heide beheizt werden. Wir stellen fest: Niedersachsen hat das Potenzial, eine führende Position in der deutschen und europäischen Energiewirtschaft einzunehmen.
Die Nutzung der Geothermie ist ein spannendes Kapitel der Energieversorgung. In der Erde steckt ein unerschöpflicher Energievorrat. 99 % der Erde sind heißer als 1 000 °C, und das verbleibende Prozent erreicht vielfach immer noch mehr als 100 °C. Dieses Prozent ist interessant für die Geothermie.
In Niedersachsen wird bereits in mehr als 6 000 Gebäuden Erdwärme genutzt. Aber Deutschland insgesamt nutzt weniger als 1 % seines Erdwärmepotenzials zur Energiegewinnung. In ca. zehn Jahren können bereits 10 bis 15 % des Strombedarfs mit Geothermie gedeckt werden. Mit der Geothermie haben wir eine Energieart, die aufgrund der geologischen Struktur - hier sind es vor allem die Salzstrukturen im Norddeutschen Becken - für uns in Niedersachsen sehr große Potenziale bietet. Die Temperaturen liegen in einer Tiefe von 3 bis 7 km bei ca. 120 °C, oft sogar im Bereich von 200 °C. Vor allem steht uns die Erdwärme immer,
also rund um die Uhr und zu jeder Jahreszeit, kostenlos zur Verfügung, und zwar CO2-frei, was wir alle eigentlich wollen. Das sind ausgezeichnete Vorteile einer erneuerbaren Energie.
Aber ein Flaschenhals bei der ganzen Nutzung sind die Kosten einer Bohrung. 80 % der Investitionskosten bei der Einrichtung eines geothermischen Kraftwerks entfallen allein auf die Einrichtung der Bohrtechnik. Eine Bohrung in die Tiefe von ca. 3 000 bzw. 4 000 m kann 10 Millionen Euro und mehr kosten und dauert ca. 120 Tage. Genau hier müssen wir ansetzen. Es gilt, Forschung und Entwicklung noch mehr zu aktivieren. Und wo ist dieses am besten möglich? - Dort, wo bereits Know-how gebündelt vorhanden ist, nämlich in Celle. Wenn wir dieses Fachwissen mit dem wissenschaftlichen Potenzial der Hochschulstandorte Braunschweig, Clausthal, Göttingen und Hannover sowie des EFZN in Goslar verknüpfen, haben wir ausgezeichnete Chancen, das Land für Geothermie in Deutschland zu werden.
Mit einer Investition in Höhe von 6,2 Millionen Euro in den Drillingsimulator in Celle hat das Land bereits eine Wegmarke gesetzt. Es ist weltweit der leistungsfähigste Bohrsimulator, mit dem neue Bohrtechniken erforscht werden sollen. Wir wollen, dass in Celle das deutsche Zentrum für Tiefengeothermie aufgebaut wird. Warum? - Wie gesagt, weil hier die Kompetenzen vor Ort gebündelt sind, in einem Verein mit 26 Firmen und Kompetenzträgern, die Erfahrung in der Gas- und Erdölförderung, aber auch in der Fernwärmeversorgung haben. In Celle ist das Know-how zu Hause. Davon konnten wir als Arbeitskreis Umwelt und Klimaschutz unserer Landtagsfraktion uns am 23. März 2011 bereits vor Ort ein Bild machen. Dieses Bild war beeindruckend. Wir sind überzeugt, dass diese Stadt der richtige Standort für uns alle in Niedersachsen ist.
Vielen Dank, Frau Dr. Schmitt, für die ausgezeichneten Aktivitäten Ihres Vereins GeoEnergy in Celle. Es ist schön, dass Sie heute bei uns sind.
In Celle ist das weltweit führende Forschungs- und Technologiezentrum erfolgreich tätig. Das Land beteiligte sich mit 15 Millionen Euro am Aufbau des Zentrums. Neben dieser Förderung beteiligt sich das Land an drei Projekten im Bereich Forschung und Entwicklung. Nur am Rande möchte ich darauf hinweisen, dass Niedersachsen bundesweit bei den Forschungsinvestitionen in den Bereichen
Wir als Landtagsfraktion wollen, dass in Kooperation mit der Energiewirtschaft einschließlich der kommunalen Energieversorger Potenziale der Geothermie erkundet werden, wir wollen uns für einen besseren Zugang zu den Untergrunddaten einsetzen, wir wollen die Geschäftsstelle Geothermie in Celle ausbauen, und wir wollen uns für die Ansiedlung des Generalsekretariats des Internationalen Zentrums für Geothermie in Niedersachsen ab 2016 einsetzen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben umfangreich an diesem Antrag gearbeitet. Bedanken möchte ich mich bei meinen Landtagskollegen für die sachliche und konstruktive Beratung in den Ausschüssen. Wir haben uns im Rahmen einer Anhörung sowie durch Besuche vor Ort über die Chancen und Potenziale informiert. Herausstellen will ich an dieser Stelle die ausgezeichnete Vorarbeit unseres Landtagskollegen Thomas Adasch und unseres viel zu früh verstorbenen Landtagskollegen Karl-Heinrich Langspecht, der als der Vater des Geothermiezentrums gilt. Wir alle sind ihm zu Dank verpflichtet.
Es gilt, wie es Kollege Thomas Adasch am 31. Oktober dieses Jahres gegenüber der Celleschen Zeitung zum Ausdruck gebracht hat:
Diesem schließen wir uns ohne Abstriche an. Es ist positiv, dass dieser Antrag von einer breiten Parlamentsmehrheit getragen wird und dass sich auch die Grünen haben überzeugen lassen, diesen Antrag und dieses Engagement mit ihrer Enthaltung zu unterstützen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Durch Enthaltung zu unterstützen“ ist eine schöne Formulierung; ich glaube, darauf könnten wir häufiger zurückkommen.
Lieber Kollege Axel Miesner, den Satzbaustein, den Sie am Anfang Ihrer Reden immer verwenden, sollten Sie vielleicht erweitern und darauf hinweisen, dass wahrscheinlich und überhaupt CDU und FDP die Erfinder erneuerbarer Energien sind. Dann macht das die Sache am Ende rund.
Wer sich mit dem Thema Geothermie beschäftigt, muss sich zunächst mit dem Stand der Technik in diesem Bereich vertraut machen. Ich finde es hoch spannend, was alles im Bereich der Bohrtechnik mittlerweile möglich ist. Es gibt Unternehmen, vorrangig in Celle - darauf hat der Kollege Miesner hingewiesen -, die in der Lage sind, Bohrungen an fast jedem Ort der Welt durchzuführen und das, was sie da tun, online am Rechner zu verfolgen. Das ist schon beeindruckend.
Ich sage das hier nicht, um eine naive Technikgläubigkeit zu demonstrieren, sondern weil man gerade in Kenntnis dieses Standes der Technik darauf hinweisen muss, dass dennoch eine ganze Menge an Grundlagenforschung zu leisten ist, was sowohl Geothermie generell anbetrifft als auch Bohrtechnologie anbetrifft; darauf ist vorhin eingegangen worden. Denn man kommt bei der Tiefengeothermie in Bereiche, in denen man bei über 250 °C, bei 300 °C arbeiten muss. Da sind die hochkomplexen Bohrsysteme leider sehr schnell am Ende und machen, um es vereinfacht zu sagen, die Grätsche.
Klar ist auch, dass Probleme wie Fracking gelöst werden müssen. Auch Bodenabsenkungen und Bodenaufwallungen können eintreten, und dafür muss es Lösungen geben. Ganz nebenbei gesagt: In der Zeitschrift Versicherungsjournal habe ich einen Hinweis darauf gefunden, dass noch viele versicherungsrechtliche Fragen offen sind. So ganz einfach ist das also nicht.
Gleichwohl ist es - darauf lege ich natürlich Wert - in dieser Zeit der Energiewende unverzichtbar, die Potenziale der Erdwärme zu nutzen, um die künftige Energieversorgung auf eine möglichst breite Grundlage zu stellen. Dieser Landtag wird noch eine Menge tun und Beschlüsse fassen müssen, um den Standort Niedersachsen zu stärken. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Mit der vorhandenen Kompetenz an den Wissenschaftsstandorten Clausthal, Hannover, Göttingen und Braunschweig sowie der Kompetenz der beteiligten Unternehmen, vorrangig in Celle, haben wir in Niedersachsen in der Tat ein Alleinstellungsmerkmal. Mit diesem
Im Ausschuss für Wissenschaft und Kultur hat es eine Debatte darüber gegeben, wer die wissenschaftliche Federführung haben soll, ob der Drillingsimulator, von dem hier schon die Rede war, von allen Interessierten genutzt werden können soll oder ob Zugangsbeschränkungen denkbar sind. Ich finde, diese Fragen sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Gerade wenn es um die Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft geht, muss es klare Regelungen geben.
In der Debatte ist auch deutlich geworden, dass es bei einer Evaluation der Entwicklung unter Umständen auch darum gehen muss, klar zu definieren, wer die Federführung hat. So ganz eindeutig schien mir das in der Debatte, die da geführt wurde, noch nicht zu sein. Aber das kann man lösen.
Ich habe die Diskussionen im Umwelt-, im Wirtschafts- und im Wissenschaftsausschuss insgesamt als sehr sachbezogen empfunden. Ich freue mich, dass wir am Ende dazu gekommen sind, den Ursprungsantrag zu erweitern. Ich freue mich, dass unser Wunsch, Celle als Standort für ein deutsches Zentrum für Tiefengeothermie ausdrücklich zu nennen, von Ihnen akzeptiert wurde. Ich will gerne zugestehen - dafür danke ich ihm -, dass der Kollege Langspecht daran maßgeblichen Anteil hatte.
Der Punkt 5 des Forderungskataloges - die Bewerbung um den Sitz des Generalsekretariats der IGA - ist uns deshalb so wichtig gewesen, weil Niedersachsen im Wettbewerb zu anderen Standorten in Deutschland steht. Da sind Potsdam und Bochum zu nennen. Aber auch andere Staaten dieser Welt schlafen natürlich nicht, sondern sind an dieser Stelle aktiv. Auch wenn es jetzt noch nicht fällig ist, muss uns klar sein, dass wir dafür Geld in die Hand nehmen müssen, wenn es so weit ist. Herr Ministerpräsident, wir sind gerne dazu bereit, das im Jahre 2016 zu machen. Das ist natürlich nicht zum Nulltarif zu haben.
Die SPD-Fraktion stimmt dem Antrag in dieser Form, auf die wir uns verständigt haben - da bin ich auch dem Kollegen Martin Bäumer dankbar -, zu.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube, wenn ich Ihnen sage, dass ich heute mit einem lachenden und einem weinenden Auge vor Ihnen stehe.
Das lachende Auge resultiert natürlich aus der tollen Beschlussempfehlung, die wir gemeinsam hinbekommen haben und der heute wohl auch Teile der Opposition zustimmen werden. Zumindest haben wir im Ausschuss entsprechende Einlassungen gehört.
Gleichzeitig bin ich traurig darüber, dass unser lieber Kollege Karl-Heinrich Langspecht, der sich viele Jahre in ganz besonderer Weise - wie niemand sonst in diesem Hause - für die Geothermie in Niedersachsen und in Celle eingesetzt hat, den heutigen Erfolg nicht mehr mit uns feiern kann.
Meine Damen und Herren, die Geothermie ist grundlastfähig. Sie belastet die Menschen in überschaubarem Maße wahrscheinlich weniger als jede andere erneuerbare Energie. Aber sie ist noch vergleichsweise teuer. Denn in der Vergangenheit sind geologische Daten teilweise nicht zugänglich gewesen. So wurden zu viele Bohrungen abgeteuft, bei denen später keine geothermische Nutzung möglich war. Dies ist nach Auskunft zahlreicher Branchenverbände und Unternehmen einer der größten Hinderungsgründe für die betriebswirtschaftlich sinnvolle Nutzung von Geothermie. Wir haben darauf reagiert. Die Geschäftsstelle Geothermie des LBEG wird landesweit die Datengrundlagen zum Wärmeerzeugungspotenzial aufbereiten und den Unternehmen zur Verfügung stellen, und sie wird die Firmen bei ihren geplanten Projekten beraten.
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, zwischen den beiden niedersächsischen Städten Celle und Clausthal-Zellerfeld liegen über die A 7 knapp 130 km und gut anderthalb Stunden Fahrt.
Nach der Ansiedlung und Einweihung der Firma Baker Hughes in Celle im vergangenen Jahr möchten wir erreichen, dass sich in Celle Wirtschaft und Forschung zusammenfinden und deswegen ebenfalls in Celle das deutsche Zentrum für Tiefengeothermie entsteht.
Gleichzeitig soll aber auch die Lehre in Niedersachsen davon profitieren, und zwar in ClausthalZellerfeld. In dem mit Wirtschaftsstrukturen nicht besonders gesegneten Clausthal-Zellerfeld sollen nach unserem Wunsch die Studiengänge im Bereich der Geothermie ausgebaut werden.
Die Nähe dieser beiden Städte gewährleistet, dass jeder Student aus Clausthal praktischen Anschauungsunterricht in Celle nehmen kann und gleichzeitig der Wissenstransfer gewährleistet ist.
Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir ein Zitat aus dem Koalitionsvertrag zwischen CDU und FDP. Da heißt es:
„Die Landesregierung wird anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen zur Stärkung der niedersächsischen Betriebe optimieren und Initiativen des Landes in besonders Erfolg versprechenden Zukunftsfeldern intensivieren.
Durch eine ressortübergreifende Zusammenarbeit insbesondere zwischen dem Wirtschafts- und dem Wissenschaftsministerium wird der Transfer von Wissen in die niedersächsische Wirtschaft noch zielgenauer auf die betrieblichen Bedürfnisse ausgerichtet und durch Förderung von Existenzgründungen aus dem Hochschulbereich weiter ergänzt.“