Protokoll der Sitzung vom 08.09.2010

Wir haben das Problem, dass diese Biogasanlagen vorhanden sind. Sie werden diese Biogasanlagen - über 100 Stück in Cloppenburg - in den

nächsten 20 Jahren nicht mehr beseitigen können. Darüber müssen wir uns Gedanken machen. Dies ist eine Frage, die den Grundwasserschutz, insbesondere aber auch den Bereich des Artenschutzes betrifft. Wir wissen, dass die Bereiche, in denen Mais wächst, artenarm sind. In den Bereichen ist also nichts machbar. Sogar die Jäger beklagen das, weil sie keine Wildschweine mehr schießen können, die sich insbesondere im Emsland rasant vermehren.

(Björn Thümler [CDU]: Im Emsland?)

- Ja, im Emsland! Ich habe in der HAZ gelesen, dass sich die Jäger dort beschweren.

Meine Damen und Herren, das ist also ein ernstes Thema. Wir als Landesregierung sagen Ja zur Biomasse. Wir wollen sie im ländlichen Bereich auch weiterhin als Wertschöpfung haben, aber wir müssen diesen Auswüchsen begegnen.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Die Landesregierung - Herr Minister Sander - hat ihre Redezeit nicht überschritten. Insofern würde ich dem Wunsch nach zusätzlicher Redezeit nicht nachkommen wollen.

(Zustimmung von Ernst-August Hop- penbrock [CDU])

Damit ist die Besprechung zu Punkt b abgeschlossen.

Wir kommen zu Punkt 13 c:

Schwarz-gelbe Risikoverlängerung blockiert Ausbau der Erneuerbaren Energien in Niedersachsen - Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen - Drs. 16/2801

Dazu erteile ich dem Kollegen Wenzel das Wort.

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Beschluss zur Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken in Deutschland und in Niedersachsen ist ein schwerer Fehler

(Beifall bei den GRÜNEN)

und ein ordnungspolitischer Offenbarungseid von FDP, CDU und CSU, die offenbar vergessen haben, wie soziale Marktwirtschaft funktioniert.

(Vizepräsident Dieter Möhrmann über- nimmt den Vorsitz)

Er ist, meine Damen und Herren, ein wirtschaftspolitischer Anschlag auf die Branche der erneuerbaren Energien, die in den letzten Jahren mehr als 300 000 Arbeitsplätze in Deutschland - und viele davon in Niedersachsen - geschaffen hat.

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung von Detlef Tanke [SPD])

Die Bundeskanzlerin spricht von Revolution. Seit wann ist denn die Zuteilung von Sonderprofiten an Konzerne eine Revolution? Das ist Restauration!

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LINKEN)

Die Bundeskanzlerin spricht vom Ausbau der Erneuerbaren. Dazu schreibt die Süddeutsche Zeitung, das sei, als wolle man den Bau neuer Autobahnen als Durchbruch für Radfahrer feiern.

Meine Damen und Herren, die Bundeskanzlerin spricht von Brückentechnologie, aber sie meint das Sprungbrett für neue Atomkraftwerke und lobt die Neubaupläne in Litauen.

Das, was Sie machen, meine Damen und Herren von CDU und FDP, ist nicht Befriedung, sondern eine gesellschaftspolitische Kampfansage.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Herr McAllister, Sie und Ihre Desaster-Koalition in Berlin

(Widerspruch bei der CDU - Astrid Vockert [CDU]: Jetzt reicht es aber!)

stehen am Scheideweg. Ihre Beschlüsse sind falsch, die Gesetze gebieten das Gegenteil, die Mehrheiten in der Bevölkerung stehen dagegen,

(Hans-Christian Biallas [CDU]: Das stimmt erst mal gar nicht!)

und die Vernunft gebietet anderes. Sie haben nicht die Legitimation, den Atomkonsens aufzukündigen.

(Beifall bei den GRÜNEN, bei der SPD und bei der LINKEN)

Sie haben nicht die Legitimation, das Verfassungsorgan Bundesrat zu umgehen, und Sie haben nicht die Legitimation, das Atomgesetz zu missachten, das keinen Tag Verlängerung ohne Endlager zulässt.

Sie, Herr Ministerpräsident McAllister, müssen jetzt beweisen, ob Sie ein Blatt im Wind sind oder ob

Sie in der Lage sind, niedersächsische Interessen zu vertreten.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Dieser Beschluss der Bundesregierung kostet Niedersachsen viele Arbeitsplätze an der Küste. Er bedroht Arbeitsplätze bei Stadtwerken, im Handwerk und in der Metallindustrie. Sie verspielen die Position Niedersachsens als Windkraftland Nummer eins, und Sie werden erleben, dass die großen Atomkonzerne die Windkraftflächen in der Nordsee nur erworben haben, um sie stillzulegen.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD - Jens Nacke [CDU]: Herr Wen- zel, machen Sie mal eine Nummer kleiner!)

Sie werden erleben, dass die Strompreise steigen, weil Monopolisten auf monopolisierten Märkten Monopolrenditen durchsetzen. Das wird der Verbraucher spüren. Das ist Volkswirtschaft im ersten Semester, Herr McAllister!

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Wollen Sie, Herr McAllister, tatsächlich den Weiterbau in Gorleben genehmigen, obwohl noch nicht einmal die Sicherheitsanforderungen für Atommüll definiert sind? Sie bieten Gorleben, einen löcherigen Schweizer Käse, auf dem Silbertablett als Atommülllager an.

(Karl-Heinrich Langspecht [CDU]: Oh Mann!)

Sie verkaufen die Sicherheit unserer Kinder für eine Handvoll Geld.

(Beifall bei den GRÜNEN, bei der SPD und bei der LINKEN - Heinz Rol- fes [CDU]: Das ist ja peinlich, so was!)

Sie sprechen von Transparenz und Bürgerbeteiligung, aber Sie schreiben Enteignungsparagrafen und Klageverbote in die neuen Gesetzentwürfe.

Meine Damen und Herren, Herr McAllister, Sie müssen jetzt zeigen, ob Sie nur eine große Klappe haben

(Widerspruch bei der CDU)

oder ob Sie den Mumm haben, gegen diese unverantwortlichen Beschlüsse vorzugehen.

(Beifall bei den GRÜNEN, bei der SPD und bei der LINKEN)

Herr Kollege Wenzel - - -

Frau Merkel hat um 23 Uhr - - -

Herr Kollege Wenzel, ich möchte Sie einen Moment unterbrechen. Ich bitte Sie, den Begriff „große Klappe“ in diesem Zusammenhang hier im Landtag nicht zu gebrauchen. Ich weiß, das ist nicht ordnungsruffähig. Aber ich finde schon, der Umgangston sollte ein etwas anderer sein.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Jens Nacke [CDU]: Etwas seriöser, Herr Wenzel!)