Wir erkennen das seit zwei Jahren. Hier in Niedersachsen regiert eine GroKo, für die Bildung keine Priorität hat. Mittelmaß reicht Ihnen von der GroKo aus. Sie schaffen es seit zwei Jahren nicht, die Zahl der Abordnungen signifikant zu reduzieren. Sie schaffen es seit zwei Jahren nicht, die Unterrichtsversorgung nachhaltig zu verbessern. Es fallen immer noch pro Woche 100 000 Stunden aus. Es wird immer noch nicht nach Bedarf ausgeschrieben, auch wenn der Minister etwas anderes behauptet. Es gibt 426 Schulen, an denen nach den Zahlen des Ministeriums für die Personalprog
nose mindestens eine Vollzeitlehrereinheit fehlt. Wir wollen wissen: Warum sind denn an diesen Schulen eben keine Stellen ausgeschrieben, wenn doch angeblich nach Bedarf ausgeschrieben wird?
Bei der Digitalisierung ist kein Konzept dieser GroKo zu erkennen, außer dass Sie sagen: Wir verteilen das Geld mit der Gießkanne auf alle Schulen.
Sie müssen endlich anfangen, die Unterrichtsversorgung zu verbessern. Wie kann das gehen? - Lehrerbesoldung A 13! Speisen Sie die Grund-, Haupt- und Realschullehrkräfte doch nicht mit einer mickrigen Zulage ab.
Führen Sie, wie im Koalitionsvertrag versprochen, die Altersermäßigung ab 55 wieder ein! Sie werden feststellen, dass dies kein Verlust, sondern ein Gewinn für die Unterrichtsversorgung ist. Wenn aktuell acht von zehn Lehrkräften vorzeitig in den Ruhestand gehen, dann muss man genau dort ansetzen, um die Situation in den Schulen zu verbessern. Wenn künftig nur noch vier oder fünf von zehn Lehrkräften vorzeitig in den Ruhestand gehen und wir trotzdem die jungen Lehrkräfte neu einstellen, dann haben wir unter dem Strich einen Gewinn für die Unterrichtsversorgung. Tun Sie endlich etwas für die Gesundheit der Lehrkräfte, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Legen Sie endlich einen Fokus auf den Kernunterricht, so wie es einst die CDU im Landtagswahlkampf versprochen hat.
Stärken Sie in den Grundschulen endlich die Grundfähigkeiten. Warum haben Schülerinnen und Schüler in Bayern eigentlich mehr Unterricht in
Mathematik und Deutsch in der Grundschule als in Niedersachsen? Sind unsere Schülerinnen und Schüler nicht genauso viel wert? Haben sie nicht genauso viel Anspruch auf Mathematik- und Deutschunterricht wie die Kinder in Bayern, meine sehr geehrten Damen und Herren? Lesen, Schreiben, Rechnen - das Vermitteln dieser Grundfähigkeiten in der Grundschule sorgt dann in der 9. Klasse dafür, dass die Ergebnisse in den Ländervergleichen, in den IQB-Studien besser werden und dass unsere Kinder mehr Bildung bekommen.
Sorgen Sie endlich dafür, dass im Sekundarbereich I an den Haupt-, Real- und Oberschulen dem permanenten fachfremden Unterricht endlich ein Ende gesetzt wird! Das ist doch eines der Kernprobleme. Es wird dort viel zu viel fachfremd unterrichtet. Gerade in den Naturwissenschaften ist das ein elementares Problem.
Sie haben es nach zwei Jahren immer noch nicht geschafft, eine Lehrkräftebedarfsprognose fachgenau und lehramtsgenau zu erstellen. Was ist denn eigentlich das Problem? - Sie kennen doch jeden Lehrer in Niedersachsen. Sie wissen, welche Fächer jeder Lehrer in Niedersachsen studiert hat. Sie wissen, wann sie in Pension gehen. Sie könnten eigentlich genau prognostizieren, wann Sie welche Fachlehrer brauchen, damit dem fachfremden Unterricht ein Ende gesetzt werden kann.
Sie können in der Digitalisierung endlich die Bildungscloud auf den Weg bringen. Sorgen Sie dafür, dass nicht nur Infrastruktur angeschafft wird, sondern dass die Lehrkräfte in Niedersachsen auch ein Instrument bekommen, mit dem sie die Digitalisierung endlich umsetzen können, nämlich mit einer Bildungscloud, die geprüfte Lern-Apps enthält.
Mittelmaß kann nicht der Anspruch sein. Mittelmaß ist vielleicht der Anspruch des Ministers an seine eigene Amtsführung, aber Mittelmaß darf nicht der Anspruch für die Bildung unserer Kinder sein. Wir brauchen die beste Bildung für Niedersachsens Schülerinnen und Schüler.
Vielen Dank, Herr Försterling. - Das Wort hat nun Frau Kollegin Wulf für die CDU-Fraktion. Bitte, Frau Kollegin!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Försterling, ich muss schon sagen, ich bin jetzt von Ihnen wirklich enttäuscht. Ich habe wirklich gedacht, wir kriegen jetzt eine fundierte Debatte über die Frage der MINTBildung, über die Frage der naturwissenschaftlichen Fächer und des Mathematikunterrichts in Niedersachsen. Stattdessen halten Sie hier eine Standardrede, die wir jedes Jahr wieder hören mit genau den gleichen Themen, obwohl Sie wissen, dass wir bei der Digitalisierung einen gemeinsamen, sehr differenzierten und langen Antrag im Ausschuss haben, mit dem wir uns unter fachlichen und pädagogischen Gesichtspunkten differenziert beschäftigen und nicht nur „Geräte ins Land gießen“, wie Sie uns gerade unterstellt haben.
Sie wissen ganz genau, dass wir seit über einem Jahr über das Thema Inklusion auch unter ganz enger Einbindung der FDP diskutieren. Sie wissen auch, dass sich die Landesregierung bei dem Thema Lehrerbesoldung auf den Weg gemacht hat, um Verbesserungen zu erreichen.
Ich möchte hier heute lieber über MINT-Bildung, über Mathematik und die Frage diskutieren, wie wir es schaffen können, dass die Schüler in Mathematik besser werden. Ich möchte nicht immer auf den gleichen Themen herumreiten, bei denen wir alle auf einem guten Weg sind und sich diese Landesregierung auf den Weg gemacht hat.
Jetzt kommen wir mal zur Sache. Ist das Glas halb voll oder halb leer? - In Niedersachsen können wir es bei jeder Bildungsstudie sehen: Es kommt auf den Blickwinkel an. Niedersachsen landet in guter Tradition seit Jahrzehnten zuverlässig immer in einem guten Mittelfeld.
- Das ist leider unabhängig davon, wer hier regiert hat. Auch unter der Beteiligung der Grünen war das so, liebe Frau Hamburg.
Zuverlässig, bei fast jeder Bildungsstudie! Wir müssen im Bundestrend sehen, dass Niedersachsen hier im Mittelfeld abgeschlossen hat. Natürlich
ist uns das nicht genug. Wir können sehen, dass sich bundesweit die Kompetenzen im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften kaum nach oben entwickelt haben. Genau da liegt aus meiner Sicht der Hase im Pfeffer. Wir müssen darüber reden, wie wir besseren Mathematikunterricht und besseren naturwissenschaftlichen Unterricht machen. Es gibt tatsächlich auch Bundesländer, die in diesen Fächern sehr viel schlechter abgeschnitten haben.
Brandenburg: 11 % weniger Schüler erreichen den Regelstandard in Mathe. Mecklenburg-Vorpommern: -9 %, Sachsen-Anhalt: -7 %, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz: -6 %. Niedersachsen kommt mit glimpflichen 0,7 % Rückgang davon.
Natürlich löst das bei niemandem hier Jubelsprünge aus, das ist doch klar. Trotz der erheblichen Herausforderungen, Herr Försterling, das hatten Sie genannt, hat Niedersachsen das Leistungsniveau gehalten. Aber, nein, das reicht uns nicht. Natürlich wollen wir mehr. Immer noch 23 % der Neuntklässler erreichen nicht den Mindeststandard in Mathematik. Darüber kann uns auch nicht die Tatsache hinweghelfen, dass dieser Anteil ein wenig gesunken ist.
Unser politisches Ziel muss es natürlich sein, dass möglichst wenig fachfremder Unterricht erteilt wird und dass wir mehr Fachlehrer ausbilden. Deshalb haben wir die Arbeitsgruppe zwischen MK und Wissenschaftsministerium, die gezeigt hat, dass wir zwar genügend Studienplätze in diesen Bereichen haben, jedoch nicht ausreichend Bewerber finden, die genau diese Fächer studieren wollen, weil wir in Zeiten des Fachkräftemangels leben.
Wo bleibt diese Imagekampagne? - Sie ist lange angekündigt. Wir brauchen sie dringend, damit sich mehr MINTinteressierte Schülerinnen und Schüler auf den Weg machen, um den Lehrerberuf zu ergreifen, und den Weg in die pädagogische Richtung ein
Lassen Sie mich ganz kurz auf ein Sorgenkind eingehen, bei dem diese IQB-Studie ganz deutlich zeigt, dass wir Handlungsbedarf haben. Und zwar sind das die Gymnasien. Bei ihnen würde man eigentlich erwarten, dass die Lehrerversorgung, auch die Versorgung mit Fachlehrern, in der Regel solide ist. Trotzdem erleben wir hier im Vergleich zu 2012 einen Rückgang im regulären Kompetenzniveau um 4 %. Angesichts dessen müssen wir uns natürlich überlegen: Woran kann das liegen? Was ist hier falsch gelaufen? War es richtig, die Schullaufbahnempfehlung abzuschaffen?
Aus unserer Sicht nicht. Das wäre ein Ansatzpunkt, hier einzugreifen, um das Kompetenzniveau wieder zu heben. Aber - das hatten Sie, Herr Försterling, in Ihrer Pressemitteilung gefordert - ich halte es gerade in Niedersachsen nicht für nötig, davon zu reden, dass wir eine neue MINT-Initiative brauchen. Ich hätte Ihnen gerne alle Projekte aufgezählt, die wir in diesem Bereich haben. Lassen Sie uns die Projekte stärken, die wir haben; es sind vielfältige. Lassen Sie uns den MINT-Bildungsbericht, der 2012 zum ersten Mal erstellt wurde, neu auflegen! Ich glaube, das sind Ansatzpunkte, damit wir mit der MINT-Bildung in Niedersachsen weiterkommen.
Vielen Dank, Frau Kollegin. - Es folgt nun für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Frau Kollegin Hamburg. - Ich darf schon einmal voraussehend um etwas mehr Ruhe bitten.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Wulf, eine Imagekampagne wird Ihnen beim Thema Fachkräftemangel nicht helfen. Es ist die Besoldung, die Sie hier anpacken müssen; das wissen Sie. Nur wird das damit leider teuer, und deswegen reden Sie hier regelmäßig um den heißen Brei herum.