Nun reicht Leichte Sprache allein aber nicht aus. Wir diskutieren hier den Vorschlag, in amtlichen Bescheiden von Landesbehörden, aber auch von Kommunalbehörden, Formulierungen zu nutzen, die selbstverständlich rechtssicher, aber eben auch nachvollziehbar und verständlich formuliert sind. Vielleicht kennen das sogar einige von Ihnen: Post vom Amt lässt uns manchmal schon ein bisschen zweifeln. Es ist nun einmal einfach so, dass die
Eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach konnte schon 2008 feststellen, dass 86 % der Befragten, unabhängig vom Bildungsstand, Schwierigkeiten beim Lesen und Verstehen von Behördenschreiben hatten. Manchmal werden Schriftstücke nicht um Fremdwörter und Fachbegriffe herumkommen. Das ist klar. Verwaltungssprache wird immer auch ein wenig Fachsprache bleiben. Aber bestimmte standardisierte Anschreiben, die keine Rechtstexte sind, amtliche Vordrucke mit vorformulierten Textbausteinen beispielsweise, könnten durchaus auch anders verfasst werden - ohne Schachtelsätze, mit direkter Anrede, weniger kategorisiert. Dabei ist natürlich die Kunst, den Spagat zwischen rechtssicherer Formulierung und sprachlicher Transparenz hinzubekommen. Wir denken aber, es ist wirklich noch Luft nach oben da, wenn es darum geht, dass in amtlichen Bescheiden ganz einfach so formuliert wird, dass es auch der durchschnittliche Mensch ohne Jurastudium verstehen kann.
Mit der Kritik an Behördensprache sind wir nicht einmal besonders innovativ. Aus der Sprachwissenschaft wissen wir, dass es schon im 18. Jahrhundert die gleiche Kritik am Amtsdeutschen gab wie heutzutage. Aber ich bin natürlich frohen Mutes, dass sich daran im 21. Jahrhundert mit ein bisschen gutem Willen und Schulungen unserer Verwaltungen in Schleswig-Holstein einiges verändern ließe. Konzepte liegen ausreichend vor. Es gibt Netzwerke, Agenturen und Institute, die sich der verständlichen Sprache im Deutschen widmen.
Und der Blick nach Skandinavien zeigt: Es geht bereits anders. In Schweden beispielsweise, wo die sprachenpolitische Debatte gesellschaftlich viel breiter geführt wird, unterscheidet sich die Verwaltungssprache nur noch wenig von der Standardsprache. Nordrhein-Westfalen geht auch schon mit gutem Beispiel voran. In den letzten Monaten sind dort schon 600 Vordrucke auf ihre Lesbarkeit hin überarbeitet worden. Die Verwaltung ist ein Serviceorgan für die Bürgerinnen und Bürger und soll in den verschiedenen Lebenssituationen unterstützen und nicht verkomplizieren. Bürgerfreundliche Schriftsprache sollte im eigenen Interesse der Verwaltung liegen; und manchmal sind es ja schon kleine Sachen, die die Wirkung komplett verändern können. Wenn man zum Beispiel schreibt: „Zögern Sie nicht, nachzufragen“, kann ich Ihnen versichern, dass die Menschen dann auch nicht zögern.
Frau Präsidentin, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich über die breite Zustimmung zu unserem Antrag. Ich denke, das ist ein Thema, bei dem es uns gut zu Gesichte steht, dass wir uns damit beschäftigen, weil ich glaube, dass es eben auch unsere Aufgabe ist, dass wir Bürgerfreundlichkeit organisieren. Der Bericht zur Kommunalwahl ist eigentlich ein komplett anderes Thema. Ich möchte sie in diesen drei Minuten jetzt nicht mit den verschiedenen Sprachniveaus belasten, aber das sind eigentlich zwei komplett verschiedene Dinge. Deshalb halten wir auch unsere Kritik an der Landesregierung aufrecht.
Es war ein richtiger und wichtiger Schritt in Richtung der Inklusion, die Wahlunterlagen in Leichter Sprache zu verfassen. Dass die Ausführung zur Landtagswahl 2017 in der Tat kein verbindendes Element hatte, war mehr als bedauerlich. Viele Menschen haben - das ist eben schon angeklungen verstört auf die Wahlunterlagen reagiert. Manche fühlten sich sogar beleidigt; und ich muss sagen: Daraufhin war ich wiederum verstört, denn, wenn sich Menschen, die gut lesen können und gut gebildet sind, beleidigt fühlen, weil sie eine Unterlage bekommen, die für Menschen gedacht ist, die dieses Privileg eben nicht haben, dann zeichnet das eben auch ein typisches Bild von einer Gesellschaft. - Daran haben wir noch zu arbeiten; und was das angeht, ist noch viel, viel Luft nach oben.
Die Toleranz gegenüber den Menschen, die nicht so privilegiert sind, alles zu können, muss also unser Ziel sein, und daran müssen wir arbeiten.
Dass man Wahlunterlagen auch in angenehmer, ansprechender und trotzdem leicht verständlicher Sprache übersetzen kann, hat das capito-Büro in der damaligen Diskussion sehr deutlich gemacht. Sie haben etwas gegenüber gestellt und alle, die das ge
lesen haben, haben gesagt: „Ja, das ist super. Wenn das so gekommen wäre, dann hätte man das gut annehmen können und dann hätten wir nicht diese unschöne Diskussion gehabt.“ Deswegen, finde ich, ist dieser Umweg über eine Homepage - wenn ich jetzt schon nicht so privilegiert bin, alles machen zu können, muss ich also den Umweg über eine Homepage nehmen und habe keine direkte Ansprache - schwierig. Ich empfinde das in Sachen Inklusion tatsächlich als eine Rolle rückwärts.
Ich frage mich allerdings auch - ich habe die Broschüre komplett durchgelesen und finde sie sehr ansprechend -, warum ein Büro in Fulda mit der Übersetzung dieser Broschüre in Leichte Sprache beauftragt wurde, während wir doch auch die Fachkompetenz im Land Schleswig-Holstein haben, nämlich zum Beispiel in dem capito-Büro in Schleswig. Das ist eine Frage, die ich gern geklärt hätte, aber das können wir auch gern im Ausschuss machen.
Ich beantrage die Überweisung in den Sozialausschuss und in den Innenausschuss. - Nochmals vielen Dank für die breite Zustimmung zu unserem Antrag.
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. - Ich schließe somit die Beratung und stelle an die Kolleginnen Birgit Herdejürgen und Birte Pauls einmal die Frage, ob sich der Antrag auf Ausschussüberweisung auch auf den Bericht der Landesregierung bezieht.
- Gut, dann machen wir das so. - Es ist beantragt worden, die Drucksache 19/980 sowie den Bericht der Landesregierung, Drucksache 19/1002, federführend dem Innen- und Rechtsausschuss und begleitend dem Sozialausschuss zu überweisen. Wer so beschließen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. Die Gegenprobe? - Stimmenenthaltungen? - Damit ist die Ausschussüberweisung einstimmig so beschlossen.
Ich eröffne somit die Aussprache. - Das Wort hat Herr Abgeordnete Oliver Kumbartzky für die FDPFraktion.
Sehr geehrte, liebe Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Institut für Management und Tourismus, IMT, an der FH Westküste strebt eine Weiterentwicklung zum Deutschen Institut für angewandte Tourismusforschung an. Das verdient meines Erachtens politischen Rückenwind und Unterstützung gerade auch mit Blick auf die anstehenden Gespräche über eine neue Zielvereinbarung der FHW mit dem Land. Daher unser Antrag.
Kurz zur Ausgangssituation: Das IMT wurde zum 1. Juni 2006 im Rahmen des Projektes „Aufbau eines Kompetenzzentrums für betriebswirtschaftliche Tourismusforschung und -qualifizierung“ gegründet und ist mit Ablauf des Förderzeitraums am 31. Dezember 2008 als Institut an der FHW verankert worden. Im Laufe seines zwölfjährigen Bestehens hat sich das IMT zum größten In-Institut im Bereich Tourismus in der deutschen Hochschullandschaft entwickelt, und schon das ist beeindruckend.
Das IMT setzt seit dem Jahr 2009 in Ergänzung seines bis dahin gelegten regionalen und bundeslandweiten Fokus gezielt auch auf eine stärkere bundesweite Ausrichtung der Forschungs- und Transferaktivitäten. Aktuell wurde gerade eine deutschlandweite Analyse über Geschäftsreisen fertiggestellt.
Meine Damen und Herren, mit seinen Aktivitäten hat das IMT Know-how- und Mittelzuflüsse nach Schleswig-Holstein generiert und Erkenntnisgewinne durch bundesweit ausgerichtete Forschungs- und Entwicklungsprojekte erzielt. Außerdem wurde durch das IMT die bundesweite Positionierung der Fachhochschule und auch Schleswig-Holsteins als Wissenschaftsstandort gestärkt. Professor Dr. Bernd Eisenstein und sein Team leisten also seit jeher ganze Arbeit. Dafür gebührt ihnen natürlich Dank und Respekt, meine Damen und Herren.
nem Deutschen Institut logisch, sinnvoll und unterstützenswert ist. Durch die Weiterentwicklung lässt sich auch ein Schub für die FHW und den Forschungsstandort Schleswig-Holstein erwarten. Allein durch die Namensgebung „Deutsches Institut“ ist von einer Aufmerksamkeitssteigerung auszugehen, die zur Profilierung gegenüber konkurrierenden Fachhochschulen mit touristischen Inhalten beiträgt. Die Installierung eines Instituts für Tourismusforschung bedeutet aber nicht nur eine weitere Aufwertung des IMT und der Fachhochschule, sondern auch eine Stärkung im Wettbewerb um Studenten für den Fachbereich Internationales Tourismusmanagement.
Die zusätzliche Kompetenz durch das deutsche Institut soll sowohl der Tourismuswirtschaft des Landes als auch den handelnden Akteuren in Politik und Verbänden zugutekommen. Als Deutsches Institut soll die Zusammenarbeit mit Partnern wie der TASH, dem Tourismusverband Schleswig-Holstein oder dem Tourismus-Cluster intensiviert werden, um Ergebnisse der Arbeit des Instituts gezielter im Land verfügbar zu machen. Davon profitiert nicht nur die Tourismusforschung, von diesem Institut profitiert ganz Schleswig-Holstein, und zwar enorm; denn es ist ja allen bewusst, wie wichtig der Tourismus für unser Land ist. Er ist einer der zentralen Wirtschaftszweige in Schleswig-Holstein. Monat für Monat können wir uns über neue Übernachtungsrekorde freuen. Die Nachfrage nach Urlaub im „echten Norden“ ist echt ungebrochen, was uns alle natürlich nicht verwundert; denn wir wissen, wie schön es hier ist. Aber genau das ist ein weiterer Grund dafür, dass ein solches Deutsches Institut für Tourismusforschung so gut nach Schleswig-Holstein passt. Wo, wenn nicht hier, wäre dafür der richtige Standort?
Dass Heide ein attraktiver Studienstandort ist, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ein Deutsches Institut wird einen zusätzlichen Beitrag leisten, um die Fachhochschule noch offensiver als attraktiven Studienstandort mit aktuellen und praxisrelevanten Lehrinhalten, generiert aus anwendungsorientierter Forschung, zu positionieren.
Übrigens findet von morgen bis Samstag an der FH Westküste die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft statt. Das passt ganz gut. Insofern würde ein heutiger Landtagsbeschluss zum Thema „Deutsches Institut“ prima passen. Ich beantrage deshalb Abstimmung in der Sache und werbe selbstverständlich um breite Zustimmung.
Schon jetzt wünsche ich allen Beteiligten von der FHW, dem IMT und dem Bildungs- und Wissenschaftsministerium gute Verhandlungen in Sachen Zielvereinbarung und gutes Gelingen bei der - gern auch zügigen - Weiterentwicklung des IMT zum Deutschen Institut für angewandte Tourismusforschung. Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement. - Ihnen, meine Damen und Herren, danke ich jetzt für die Aufmerksamkeit. Danke schön.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich kann mich eigentlich dem Vorredner umfänglich anschließen. Trotzdem möchte ich ein paar Sätze vortragen, die ich formuliert habe, weil ich finde, dass es wert ist, über die FH Westküste und das Institut für Tourismus zu sprechen.
„Das Land zwischen den Meeren“, „Land der Horizonte“, „Der echte Norden“, das sind die Dachmarken, ehemalige oder aktuelle, die das Tourismusland Schleswig-Holstein beschreiben. Der Tourismus in unserem Land ist auf einem guten Weg. Auch wenn die aktuellen Zahlen aus der statistischen Erhebung interpretations- und damit korrekturbedürftig sind, sind bereinigt immer noch sehr gute Kennzahlen erreicht worden. Gäste- und Übernachtungszahlen eilen von einem Rekord zum nächsten, auch wenn der erhobene Zeigefinger unseres Tourismusministers - zu Recht, Herr Buchholz - warnt, sich nicht auf solchen Erfolgen auszuruhen.
Meine Damen und Herren, wir haben sehr passend zur wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus in Schleswig-Holstein auch ein schon jetzt bedeutendes Institut an der Fachhochschule Westküste in Heide, welches sehr erfolgreich im Bereich Management und Tourismus arbeitet. Vor zwölf Jahren gegründet, hat es sich zu einem der größten Institute im Bereich Tourismus innerhalb der deutschen Hochschullandschaft gemausert. Es leistet bereits heute eine wichtige Arbeit in Wissenschaft und angewandter Tourismusforschung. Das hat auch und gerade mit dem Leiter des Instituts, Professor Dr. Bernd Eisenstein, zu tun, der mit seinem Team
Warum also bedarf es noch eines Deutschen Instituts für Tourismusforschung, wenn doch alles so gut läuft? Nichts ist so gut, als dass es nicht noch besser werden kann. So ist mit dem neuen Label ich zitiere aus der Antragsbegründung - „eine Schärfung des Profils und entscheidend auch der verbesserte Zugang zu neuen Forschungsmärkten durch Drittmittel und Forschungspartner möglich“. Damit einher geht nicht nur eine Stärkung des Tourismusstandorts Schleswig- Holstein, sondern besonders der Westküste mit Heide. Das gönnen wir als Nordfriesen den Dithmarschern.