Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Gäste! Wir sehen den Bericht naturgemäß nicht ganz so euphorisch wie die Landesregierung, müssen aber hier auch nicht das Haar in der Suppe suchen.
81 % der Schüler sind nach der 6. Klasse sichere Schwimmer. Hier stellt sich die Frage: 81 % von welcher Gruppe genau, von den Schulen, die anbieten, also von allen Schulen oder nur von denen, die
Was außerdem nicht in der Statistik auftaucht, ist dieses: Es gibt nach wie vor Schulen, die leider tatsächlich nur ein halbes Jahr den Schwimmunterricht anbieten, oder sie haben noch kürzere Zeiträume. Es gibt nach wie vor auch Schulen - vereinzelt, aber die gibt es -, die Schwimmunterricht nur für die Schüler anbieten, die gar nicht schwimmen können, die aber das Seepferdchen haben. Dieses taucht so in der Statistik nicht auf. Insgesamt bedeutet dies: Wir müssen davon ausgehen, dass nach wie vor wohl sogar mehr als 20 von 100 Schülern nach der 6. Klasse nicht sicher schwimmen können.
Auch dies noch zum Thema „nicht sicher schwimmen können“: Wenn man danach nicht trainieren geht, wenn man danach nicht beim Schwimmen bleibt, dann verflacht auch so etwas. Das kann also ganz schön nach hinten losgehen. Bronze ist also das Mindestmaß.
Übertragen wir diese Zahlen einmal auf einen anderen Bereich: Wenn man jetzt von 20 % der Kinder sprechen würde, die nach der 6. Klasse nicht sicher im Zahlenraum bis 10.000 sind, dann würde das keinen Grund für Euphorie auslösen. Jedes Kind soll Schwimmen lernen; so steht es im Koalitionsvertrag. Davon sind wir aber leider noch weit entfernt.
Wie reagieren die Eltern von Kindern, die keinen Schwimmunterricht erhalten? Im besten Fall melden sie ihr Kind bei privaten Schwimmschulen an, wenn sie sich dies leisten können und diese Sicht dafür haben. Dass private Schwimmschulen geradezu boomen, ist für jedes Kind in jedem Alter, das dort schwimmen lernt, super wichtig, ist sogar lebenswichtig; aber aus bildungspolitischer Sicht ist das ein Alarmsignal.
Eine andere Zahl, die wir aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage von uns zum Schwimmunterricht an Grundschulen bezogen haben, ist in der Tat ohne jede Einschränkung ermutigend. Die Zahl der Grundschulen, die Schwimmunterricht anbieten, ist innerhalb Jahresfrist ganz erheblich gestiegen. Von 475 Grundschulen oder Grundschulabteilungen wird an nur noch 83 kein Schwimmunterricht mehr erteilt; 2017 lag diese Zahl noch bei 108. Das ist also ein immenser Fortschritt.
Die Hauptursachen für den Schwimmunterricht sind schon angeklungen; sie liegen tatsächlich bei über 60 % in fehlenden Hallenzeiten oder bei Fragen der Schülerbeförderung. Irgendwann wird der
Wahr bleibt aber auch: Wer die Schwimmausbildung als verbindlichen und integralen Bestandteil des Sports sieht und Fachanforderungen im Lehrplan festlegt, der muss auch die Rahmenbedingungen schaffen. Ein Best-Practice-Beispiel dafür, wo das gelungen ist, gibt es erfreulicherweise in Kiel. Seit der Fertigstellung des Hörnbades - das ist das Bad mit den Algen - kann die Stadt allen Kieler Grundschulen Schwimmzeiten anbieten. Die bedarfsgerechte Versorgung mit Schwimmstätten bleibt also oberste Priorität.
Nun zu einem Aspekt, der noch nicht angeklungen ist, der mich aber erfreut hat. Vielleicht können Sie sich denken, welchen Aspekt ich meine. Das ist ein Aspekt aus dem Bericht des Ministeriums, nämlich der Vorschlag, dass der Schwimmunterricht durch Differenzierung effektiver gestaltet werden kann. Das ist ja klar: Dort, wo die Leistungsspanne zwischen den schwächsten und den stärksten Kindern nicht ganz so groß ist, wird Unterricht effektiver und da erbringen auch alle Schüler höhere Leistungen. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass ich zu diesem Aspekt gern noch mehr ausführen würde. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.
Wir stimmen dem Antrag zu, weil er sich das BestPractice-Beispiel der Kieler Schwimmkampagne „Kiel auf Bronze-Kurs“ zu eigen gemacht hat. Natürlich können wir bei den Schwimmverbänden oder bei der DLRG anfragen; es wird nicht überall so gehen. Aber ich habe das in Ostholstein getan, und da wird das zum Teil auch so praktiziert.
Ganz klar: Kein Schwimmlehrer soll ersetzt werden, aber die Regel ist, dass ein Pädagoge - meistens sind es ja Sportlehrer - am Rand sitzt und nur einer im Wasser ist. Aber es ist kein Qualitätsabbruch und keine Einschränkung der Kompetenz.
Das Land lernt also von den Kommunen; das ist ein guter Ansatz. Die Kommunen ihrerseits benötigen aber weiterhin die Unterstützung des Landes. Mittel aus dem IMPULS-Programm müssen weiterhin verlässlich zur Sanierung von Sportstätten verwendet werden.
Der Vorschlag, die Bedingungen für Schwimmstätten im Rahmen der Neuordnung des kommunalen Finanzausgleichs zu verbessern, ist wichtig. Seine Umsetzung wird ganz entscheidend dafür sein, ob
Ich komme zum Schluss. Vielen Dank noch einmal von unserer Seite für den Bericht. Es gibt viel Licht, aber eben auch 20 % Schatten. Schwimmunterricht muss gestärkt werden. Ich freue mich auf die Gespräche auch im Ausschuss. - Vielen Dank.
Sehr geehrte Landtagspräsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Mindestens die Eltern unter Ihnen werden vor einigen Jahren den Film „Findet Nemo“ gesehen haben. Sie erinnern sich sicher an den Fisch Dorie und ihren Ratschlag, was man tun soll, wenn es schwierig wird: „Einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen!“ In Schleswig-Holstein ist das manchmal gar nicht so einfach. Wir nennen uns zwar immer wieder das Land zwischen den Meeren, betonen unsere Gesamtküstenlänge, dass wir 300 Seen oder 32.000 km Flusslandschaft haben, aber bei der Gewährleistung des Schwimmunterrichts steht den Schulen teilweise das Wasser bis fast zum Hals.
Das Gute ist ja, dass der Lehrplan Sport für die Grundschule jetzt schon das Schwimmenlernen verbindlich vorsieht. In der Umsetzung kriselt es allerdings. Und so stehen die weiterführenden Schulen dann vor dem Problem der teilweise doch sehr unterschiedlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler.
Von den 82 % aller Schulen, die dem Bildungsministerium mitgeteilt haben, wie es um den Schwimmunterricht steht, haben nur 87 % angeben können, dass sie im vergangenen Schuljahr mindestens einem Jahrgang Schwimmunterricht erteilt haben. Das reicht leider nicht, meine Damen und Herren.
Die angegebenen Hauptgründe sind laut Bericht, dass es keine Schwimmhallen in der Nähe gibt, dass keine Hallenzeiten zur Verfügung stehen, die Transportkosten zur Schwimmhalle nicht von der Schule übernommen werden können oder dass keine qualifizierten Lehrkräfte vorhanden sind.
Eine Hilfestellung könnte da sicherlich sein, schulübergreifende Kooperationen einzugehen und Trainerinnen und Trainer dort, wo es ansonsten an Zu
ständigkeiten mangeln würde, gemeinsam mit Sportlehrkräften den Schwimmunterricht erteilen zu lassen.
Das gilt vor allem, wenn wir wissen, dass momentan nur 4 % der Schulen beim Schwimmunterricht kooperieren und dass Lehrkräfte mit Schwimmlehrbefähigung teilweise aufgrund ihres Alters nicht mehr über die Fähigkeit zum Retten verfügen. Da ist es mir besonders wichtig, dass das Land die DLRG, den Schleswig-Holsteinischen Schwimmverband und den Landessportverband mit ins Boot nimmt.
Wir begrüßen daher, dass die Fachanforderungen für das Fach Sport an Grundschulen in SchleswigHolstein überarbeitet werden und dabei explizit auch die Schwimmausbildung berücksichtig wird.
Was die Qualifizierung der Sportlehrkräfte angeht, so kann man, finde ich, fast nicht mehr tun als das, was jetzt schon geschieht. Alle in Schleswig-Holstein ausgebildeten Sportlehrkräfte sind schwimmlehrbefähigt, und wer in einem anderen Bundesland ausgebildet worden ist, kann die Schwimmlehrbefähigung bei Fortbildungskursen des IQSH nachträglich erwerben.
Aber eines wird aus diesem Bericht auch klar: Herumdümpeln, das kann sich das Land nicht leisten. Bei einem Fonds von über 50.000 €, für den es noch nicht mal ein Konzept gibt, weiß man irgendwie nicht, ob das Glas nun halb voll oder halb leer ist.
Neben anständigen Investitionen bringen uns nur kreative Lösungen nach vorn. Wie sieht es beispielsweise mit sicheren Naturbädern aus? Lassen sich noch mehr Freibäder winterfest machen? Das Hauptproblem scheint doch zu sein, dass wir in unserem Bundesland zu wenige Schwimmbäder haben.
Das Land wird also da, wo die Landkarte besonders viele weiße Flecken aufweist, nicht um Wiedereröffnungen oder Neubauten herumkommen können.
Wasser auf meinen Mühlen war es natürlich, im Bericht noch einmal die Summen an Fördermitteln zu lesen, die die Küstenkoalition für die Schwimmsportstätten bereitgestellt hatte.
Ich mache mir keine Illusionen; es wird noch viel Zeit und Geld kosten, bis wir eine zufriedenstellende Situation für den Schwimmunterricht in Schleswig-Holstein haben. Bis dahin läuft noch viel Wasser die Schlei hinunter. Aber die DLRG richtet die Warnung an uns, dass mittlerweile jedes zweite Kind nicht schwimmen kann. Das ist eine viel zu hohe Zahl, und das Land muss darauf ernsthaft reagieren. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Damen und Herren! Nur eine kurze Ergänzung: Frau Ministerin, vielen Dank für den Bericht. Sie beschreiben ja, dass 81 % der Kinder in den Klassen 5 und 6 die Anforderungen, die dem Bronzeabzeichen entsprechen, erfüllt haben. Das suggeriert ein bisschen, dass das die Leistung der Schulen wäre. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein Großteil der Kinder, wie ich zumindest aus Flensburg weiß, das Bronzeabzeichen und das Silberabzeichen nicht in der Schule erworben haben, sondern außerhalb der Schule, nämlich in Schwimmvereinen und so weiter - und das kostenpflichtig. Dieser Hinweis ist mir ganz wichtig: Es ist kostenpflichtig.
Warum machen die Eltern das? Weil sie, sowohl was den Zeitpunkt des Schwimmunterrichts betrifft, als auch, was die Qualität des Schwimmunterrichts betrifft, sehr skeptisch sind. Deshalb muss man hinzufügen, dass viele sagen: Da gebe ich doch lieber Geld aus, damit ich sicher sein kann, dass meine Kinder die Abzeichen in Bronze oder Silber erreichen - und zwar früher, als es die Schulen anbieten. Das muss man, glaube ich, noch ergänzen. - Vielen Dank.
Meine Damen und Herren! Ich würde gern noch drei Bemerkungen machen, und zwar zu Äußerungen, die in dieser Debatte gefallen sind. Zunächst zu den statistischen Fragen: Wir haben natürlich nur diejenigen Schulen befragt, die auch verpflichtet sind, bis Klasse 6 Schwimmunterricht zu erteilen. Alle anderen haben wir natürlich nicht gefragt, weil diese naturgemäß auch nicht Teil dieser Statistik sein können. Das gilt beispielsweise für berufliche Schulen; aber auch die Förderzentren sind nicht Teil der Statistik. Das ist natürlich auch richtig, weil es keine entsprechenden Fachanforderungen zum Schwimmen in diesem Bereich gibt. Deren Auskunft wäre für die statistische Erhebung auch irrelevant, wann die Kinder - bis zur 6. Klasse - schwimmen lernen. Das nur zur Erklärung: Wir haben da nicht irgendwie gepfuscht oder so, sondern wir haben uns auf die Schulen beschränkt, die auch tatsächlich einen diesbezüglichen Beitrag leisten müssen.