Der Standort ist hochwassergefährdet. Das Augusthochwasser 2002 hat nicht nur dem Gebäude, sondern auch einem Teil der Bestände schweren Schaden zugefügt. Die beschädigte Gebäudesubstanz wurde mit Mitteln aus der VwV Infra zur Beseitigung von Hochwasserschäden bis 2005 wiederhergerichtet.
Herr Günther, Sie haben in Ihren Ausführungen sehr stark auf öffentliche Gelder abgestellt, die laut Ihrer Darstellung sehr spezifisch in die Denkmalpflege geflossen sind. Sie haben auch gesagt, dass es weitere Zuschüsse aus Mitteln des Kulturraumfonds gab und dass durch das Jobcenter dort Arbeitsgelegenheiten geschaffen worden sind. Ich denke, zur Ehrlichkeit gehört der Hinweis dazu, dass diese Mittel auch für andere Vereinszwecke eingesetzt worden sind. Sie wissen, dass der Verein auch im kulturellen Bereich aktiv ist. Das war also eine Vielzahl von projektbezogenen Geldern.
Die nach wie vor bestehende Hochwassergefährdung des Standortes und – darüber hinaus – Brandschutzauflagen sind die Gründe, warum die ehemalige Papierfabrik Trebsen nun aufgegeben werden soll und zukünftig nicht mehr als Bergelager zur Verfügung steht. Das Aus für die Fort- und Weiterbildung im Bereich der Denkmalpflege am Standort Trebsen aufgrund mangelnder Nachfrage – ich glaube, 2015 bzw. 2016 war das – war für das Gesamtkonzept am dortigen Standort ein weiterer herber Rückschlag.
Außerdem ist der Handel mit historischen Baustoffen ein klassischer Nischenmarkt, auf dem sich mittlerweile einige Anbieter nicht zuletzt über das Internet versuchen. Die damit zu erzielenden Einnahmen sind eher überschaubar.
Das Landesamt für Denkmalpflege hat die zentrale Zusammenführung vornehmlich im Eigentum des Freistaates Sachsen stehender Teile von Denkmalen angeregt, um, eingeschlossen in einem solchen Depot, weitere Bestände, beispielsweise des Sächsischen Bauteilarchivs, zu überführen. Dabei ist deutlich geworden, dass es sich nicht um die Übernahme des gesamten Inventars handelt.
Rein formal – und darauf haben Sie auch schon hingewiesen, zwar mit einer etwas anderen Notation, aber ich denke, formal muss man es so betrachten – sind die Bestände des Bergelagers und des Bauteilarchivs private Sammlungen, für die der Eigentümer bzw. Besitzer nicht zuletzt nach unserem Sächsischen Denkmalschutzgesetz Verantwortung trägt.
Im Jahr 2017 wurden bereits zahlreiche Sonderverkäufe durchgeführt und mir persönlich fällt es schwer, die noch vorhandenen Bestände auf ihre Wertigkeit hin zu beurteilen. Der Verein hat angekündigt, im deutlich kleineren Maßstab aufgrund beengter Räumlichkeiten im Trebsener Rittergut die Sammlung beispielsweise für Stuck oder auch für Schlösser und Beschläge fortzuführen oder zumindest die bereits vorhandenen Bestände zu erhalten.
Im Freistaat Sachsen gibt es an vielen Stellen Lager, Depots und Lapidarien, an denen historische Bauteile, Skulpturen, Epitaphe und andere denkmalpflegerisch wertvolle Dinge aufbewahrt werden. Ich halte es grundsätzlich für sinnvoll, die Diskussion über die Schaffung eines zentralen Archiv- und Schaudepots für Kulturgut zu führen, auch wenn ich in der Wiederverwendung historischer Bausubstanz den Königsweg sehe und dies im eher lokalen bis regionalen Kontext erfolgen sollte. Dennoch ist die zentrale Archivierung zu prüfen, auch wenn ich die Überführung in museale Strukturen in der Breite als schwierig erachte und es mir eher um ein Retten über bzw. Retten durch eine bestimmte Zeit gehen würde.
Ihr Antrag ist daher abzulehnen, da er weder die spezifischen Bestände, die Verantwortung des Eigentümers und ebenso die Differenzierung zwischen den historischen Baustoffen und dem sächsischen Bauteilarchiv thematisiert.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Mit Blick auf die Uhr, die späte Stunde, und auch vor dem Hintergrund, dass Kollege Günther von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
eigentlich schon alles Zuzustimmende, Wertvolle gesagt hat und für unsere Fraktion noch ein, zwei Fragen übrig bleiben, die Ausführungen zu diesen Fragen, die in diesem Beitrag stehen, würde ich jetzt zu Protokoll geben.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber Herr Sodann, jetzt legen Sie die Messlatte aber ganz schön hoch. So leid es mir tut, es ist für mich eine Frage des Respekts vor der emotionalen Leistung und auch der Performance des Kollegen Günther, dass ich gern die Ausführungen machen möchte, zumal es für unsere Fraktion nicht ganz so einfach ist.
Ich danke der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, dieses Thema auf die Tagesordnung gehoben zu haben, denn wir haben in Sachsen immer wieder Diskussionen, wenn für ein Baudenkmal doch eine Abrissgenehmigung erteilt wird, aber trotz des Abrisses festgestellt wird, dass Teile des Baudenkmals unbedingt erhaltenswert sind. Sie müssen irgendwo eingelagert und gesichert werden, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Dazu sind die Eigentümer verpflichtet, egal ob privat oder öffentlich.
Wir haben gehört, welch unbezahlbare Leistung durch den Verein in Trebsen seit Anfang der Neunzigerjahre erbracht wurde und der vor allem für den privaten Bereich solche Bauteile angenommen hat. Über die Jahre ist hier ein Fundus von historischen Bauteilen gesammelt und fachgerecht eingelagert worden. Wir haben es gehört, das geht von der Haustür bis zu Einzelbeschlägen. Vor allem private Denkmaleigentümer konnten hier nicht mehr benötigte Bauteile einlagern. Das ist dank der Gemeinnützigkeit, der vielen Mühen und der Professionalität der ehrenamtlich Engagierten in diesem Verein möglich gewesen.
Wir müssen aber zwei Dinge trennen. Wir haben einerseits den über die Jahre gesammelten Bestand, der nicht nur als Einkaufshalle oder Ersatzteillager für die Eigentümer, Restauratoren und Denkmalpfleger diente, die für die Restauration eines Denkmals historische Bauteile erwerben konnten, das Bergelager, sondern es wurden andererseits kulturhistorisch wertvolle Zeugnisse der Baugeschichte gesammelt, die in einer Übersicht des Landesamtes für Denkmalpflege erfasst sind. Das ist das Bauteilarchiv. Vor allem beim Bergelager ist der Über
hang an privaten Eigentümern deutlich. Auch im Bauteilarchiv geht es vordringlich um private Eigentümer. Jetzt haben wir die Situation, dass der Vertrag mit der Papierfabrik in Erfahrung der beiden Hochwasser und der Prognose zum 31.12. dieses Jahres gekündigt wurde. Das ist bedauerlich und nachvollziehbarer Anlass für die Antragsinitiative. Leider, das sei auch gesagt, finde ich den Antrag an zwei Stellen etwas ungenau.
Zum einen sind für die Sammlungen selbst bzw. für die Denkmalpflege eben keine öffentlichen Mittel geflossen. Sie haben das mündlich klarer dargestellt, im Antrag ist es ein bisschen missverständlich. So weit ich informiert bin, hat der Freistaat Sachsen den Verein eine Zeit lang bei Fortbildungsmaßnahmen für Denkmalpfleger unterstützt. Ansonsten war es der Wiederaufbau der durch Hochwasser beschädigten Papierfabrik, wo öffentliche Mittel für diesen Zweck geflossen sind, aber eben nicht für die Sammlung selbst.
Zum anderen differenzieren Sie nur ungenügend zwischen dem Bergelager und dem Bauteilarchiv. Ich finde es aber wichtig, das so differenziert darzustellen. In der Diskussion steht faktisch die Frage der Unterstützung für das Bauteilarchiv. Ich finde es auch wichtig, das noch einmal kurz in die Gesamtlage im Freistaat Sachsen einzuordnen. Im öffentlichen Bereich haben die unteren Denkmalschutzbehörden teilweise eigene Depots oder Lapidarien eingerichtet. Dort finden sich wertvolle historische Zeugnisse. Direkt vor meiner Haustür habe ich das Lapidarium der Stadt Dresden in der wunderbaren Ruine der alten Zionskirche, ein Ort, wo Gebäude und Inhalt vitale Zeugnisse der Stadtgeschichte sind und zahlreiche erhaltenswerte Elemente enthalten sind. Die Lapidarien sind über das Land verteilt und bergen damit einen ungeheuren Schatz an historischen Bauteilen. Dies sollte auch so bleiben.
Mit großem Interesse habe ich daher die Antwort der Staatsregierung auf Ihre Kleine Anfrage zu dem Thema in der Drucksache 6/9244 gelesen. Hierin wird das Gedankenspiel eines zentralen Archiv- und Schaudepots angedeutet. Nun sollte es nach meiner Überzeugung weiterhin dauerhafte regionale Lapidarien und Depots geben, aber vielleicht könnte ein solches zentrales Depot dabei helfen, Notsituationen wie hier in Trebsen künftig zu lösen. Gleichzeitig könnten schwerpunktmäßig besondere
historische Bauteile einem größeren Publikum aus dem ganzen Land zugänglich gemacht werden. Schließlich bestünde vielleicht die Möglichkeit, kulturhistorisch äußerst wertvolle Einzelteile, die in Privatbesitz sind, für die Nachwelt gesichert aufzubewahren und letztlich für Restauratoren und Denkmalpfleger die Möglichkeit eröffnen, durch Zentralisierung der Bestände genau das fehlende historische Teil für den Erhalt ihres Denkmals zu finden. Aber das ist Zukunftsmusik.
Herr Kollege Günther, so nachvollziehbar ich Ihren Antrag auch von der emotionalen Seite her finde, so unmöglich ist es doch, ihm guten Gewissens zuzustimmen. Auf die inhaltlichen Mängel bin ich vorhin bereits
eingegangen. Das Hauptproblem ist aber, dass die Kündigungsfrist in 14 Tagen ausläuft. Es ist praktisch unmöglich, bis dahin eine Lösung im Sinne Ihres Antrags zu finden, so leid mir das tut. Durch einen Beschluss aber so zu tun, als könnten wir diese Lösung finden, fände ich unredlich und letztlich auch unverantwortlich.
Deshalb wird meine Fraktion diesen Antrag ablehnen. Ich halte es aber für sehr wichtig, dass sich der Landtag weiter mit der Situation staatlicher oder privater Bauteiledepots oder Lapidarien befasst. Ich finde es auch wichtig, dass wir uns intensiv mit Lösungsmöglichkeiten, zum Beispiel der Idee eines zentralen Archiv- und Schaudepots fachlich auseinandersetzen. Daher möchte ich mit der Bitte an den Innenminister schließen, im nächsten Innenausschuss über diese Punkte zunächst zu berichten, damit die Diskussion darüber weitergeht.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Auch ich werde Sie jetzt noch ein bisschen mit dem Thema foltern.
Der Förderverein Rittergut Trebsen mit seinem Bauarchiv und dem Bergelager Trebsen hängt ohne sein Bildungszentrum für Denkmalpflege weitgehend in der Luft, kostet aber Geld, das er nicht allein erwirtschaften kann. Nun geben Hochwasserschutz- und Brandschutzauflagen dem Bergelager den Rest, aber falsch und typisch grün ist es, hier sofort nach dem Staat zu rufen.
Seit der Gründung bis zum 31. Dezember 2015 wurden in Trebsen mehr als 250 Restauratoren und 180 Fachhandwerker für die Denkmalpflege, Stuckateure, Maurer, Maler, Tischler, Zimmerer und Steinbildhauer ausgebildet.
Die Trebsener Bauhütte übernahm die Restaurierung und Sanierung des Trebsener Schlosses und Rittergutes und konnte neben den Erfahrungen am eigenen Objekt bei einer Vielzahl denkmalpflegerisch anspruchsvoller Objekte in Sachsen und Sachsen-Anhalt mitwirken: bei der Albrechtsburg in Meißen, beim Bautzener Dom, bei den Schlössern Colditz, Rochlitz und Hartenfels und beim Dom in Halberstadt. Auch international retteten sächsische Restauratoren jede Menge Architektur von Weltrang.
Sachsen ist nach Bayern das denkmalreichste Bundesland. Es waren engagierte Bürger, die nach der Wende Verantwortung übernahmen für die Restaurierung von Schloss Trebsen und von vielen anderen.
Kommen wir aber zurück zum Antrag der Fraktion der GRÜNEN. Der Antrag bündelt viele archivarische und institutionelle Ansätze.
Man sammelte regionaltypische Baukunst und beschränkte sich nicht auf eine bestimmte Epoche. Private Bauherren, Handwerker, Architekten und Restauratoren, oft auf
der Suche nach etwas ganz Speziellem, konnten sich Bauteile ansehen und erwerben, konnten Qualitätschecks von einem angeschlossenen Baustofflabor durchführen lassen, zum Beispiel historische Dachziegel auf ihre Regendichtigkeit testen und sie auf den künftigen Einsatz anpassen lassen. Meister ihres jeweiligen Faches vermittelten rar gewordenes Wissen und es gab zahlreiche Preise der verschiedenen Denkmalschutzkomitees.
Dann wurde das Bauarchiv aber aus vielerlei Gründen geschlossen, unter anderem auch wegen privater Kostenübernahme der Teilnehmer. Hauptgrund war aber die mangelnde Nachfrage nach den gesammelten und archivierten historischen Bauteilen, was natürlich auch begründet ist in den Spezial- und Einzelanfertigungen für denkmalgeschützte Gebäude, wobei speziell die Türen und Fenster woanders einfach nicht passen, geschweige denn den heutigen technischen Anforderungen entsprechen.
Vielleicht gab es auch ein Marketingproblem bei dem Gemeinschaftsvorhaben, das damals, im Jahr 2002, durch die Leipziger Handwerkskammer, durch das Leipziger Regierungspräsidium, durch das Sächsische Landesamt für Denkmalpflege und durch den Förderverein Rittergut Trebsen e. V. ins Leben gerufen wurde.
Vielleicht war die Idee des Gemischtwarenladens, also die Bergung wertvoller Objekte für das Bauteilarchiv, die museale Sammlung mit wissenschaftlicher Betreuung, das Nutzungsangebot für Denkmalpfleger, Architekten,
Restauratoren und Kunsthistoriker, die thematischen Führungen und öffentlichen Präsentationen und die denkmalpflegerische Aus- und Weiterbildung mit Gutskantine und Kulturangeboten einfach zu komplex; denn woanders funktionieren solche Vorhaben.
Es gibt privatwirtschaftliche Bauteilarchive in den Niederlanden und auch ein staatliches, das Bayerische Fortbildungs- und Beratungszentrum für Denkmalpflege, das Bauarchiv Thierhaupten, in einem ehemaligen Kloster.
In Sachsen wurden zwar in den vergangenen 25 Jahren 70 bis 80 % des Denkmalbestands restauriert, aber was ist in 25 Jahren, wenn die ersten restaurierten Häuser wieder saniert werden müssen? Dann sind die heutigen Restauratoren bereits in Rente. So verliert Sachsen einen Schatz, vergeudet und verstreut in alle Himmelsrichtungen.
Der vorliegende Antrag findet dafür keine ausreichend plausible Lösung. Daher wird sich die AfD-Fraktion der Stimme enthalten.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Abgeordnete! Es wurde von meinen Vorrednern schon viel Inhaltliches gesagt, deshalb von mir nur noch etwas Grundsätzliches als Ergänzung.