Es gibt gerade in der Wissenschaft unterschiedlichste Dinge. Das von außen zu beurteilen ist eine Frechheit.
Aber ich muss intervenieren. Zur Islamwissenschaft. Es ist schon zwei, drei Plenarsitzungen her, als Sie die Islamwissenschaft als Religionswissenschaft bezeichnet haben. Ich muss etwas zurechtrücken.
Die Islamwissenschaft ist eine Philologie; sie ist eine altehrwürdige deutsche Wissenschaft, die es seit dem 19. Jahrhundert gibt.
Das war eine Kurzintervention. - Wir kommen zur letzten Debattenrednerin der AfD-Fraktion, Frau Abg. Funke. Frau Funke, Sie haben das Wort, bitte.
Um mit den Worten von Frau Dr. Pähle zu sprechen: Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Der Bologna-Prozess wird unweigerlich als einschneidendste Universitätsreform seit Wilhelm von Humboldt beschrieben. Das ist ohne Frage keine Übertreibung. Allen voran steht hier die im Mai 1998 unterzeichnete gemeinsame Erklärung zur
die im Übrigen nur vier Bildungsminister, die der Länder Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien, unterzeichnet haben, und es wurde nicht eine einzige Hochschule dazu befragt.
Sie enthält bereits Hinweise auf die wesentlichen hochschulpolitischen Zielsetzungen. So erwähnt die Erklärung die Schaffung eines offenen europäischen Raumes der Hochschulbildung, das Ziel der Mobilitätssteigerung, die gestufte Studienstruktur und das European Credit Transfer System als beispielhaft für die Flexibilisierung und europaweite Anrechnung von Studienleistungen.
Der wachsende Trend zur Wissensgesellschaft, die Internationalisierung der Arbeitsmärkte und die Aufwertung des Auslandsstudiums sind allesamt Faktoren, die insbesondere nur durch transnationale Gemeinschaften, Institutionen, Kommissionen und den Europäischen Gerichtshof quasi durchgedrückt wurden und die nationale Hochschulpolitik europäischer Staaten unter Zugzwang gestellt haben.
Bezogen auf den deutschen Reformprozess wurde die Rolle der einzelnen Bundesländer damals nicht intensiv analysiert. Genau da liegt das Problem. Für die flächendeckende Einführung von Bachelor und Master anstelle des Diploms und des Magisters gilt als bremsender Faktor das föderale System der Bundesländer.
Die Studiengänge sind stark verschult. Dadurch haben Studierende nur wenig Auswahlmöglichkeiten, ihr gewähltes Studium nach ihren Interessen auszufüllen und sich zu spezialisieren. Dies muss doch aber das Hauptziel eines akademischen Hochschulabschlusses sein, die Spezialisierung.
Was sagen eigentlich die Akteure dazu? - Dies wurde durch eine relativ aktuelle Studie aus dem Jahr 2015 verdeutlicht. Das Ergebnis ist ernüchternd und nach 15 Jahren Bologna verschlechtert sich das Bild dieser Abschlüsse zusehends.
Das eigentliche Ziel des Bologna-Prozesses, nämlich die Studienzeit zu verkürzen und die Studenten schneller für den Arbeitsmarkt fit zu machen, geht nach hinten los. In einer Befragung des Deutschen Industrie- und Handelkammertages beklagen die Unternehmen die fehlenden Fähigkeiten der Bachelor-Absolventen. Berufseinsteiger mit diesem Abschluss erfüllen die Erwartungen der Unternehmen nicht.
Bundeswehr doch zu jung seien und man Erfahrungen und Horizont vermisse, so Herr Schweitzer, Chef des DIHK.
Die Leidtragenden sind letztlich die Studenten. Mit starren Modulplänen, stetigen Prüfungen und gefrusteten Professoren sind hier nur wenige Beispiele zu erwähnen. Eine Bachelorarbeit in sechs Wochen und eine Masterarbeit innerhalb eines Semesters tiefgründig zu erarbeiten, insbesondere wenn es sich um empirische Arbeiten handelt, also durch das Thema durchzurasen, ist schon eine Herausforderung, die sich letztlich in der Qualität der Abschlüsse und schließlich auch in den Forschungsergebnissen niederschlägt.
So hat man beispielsweise Module in Halle, bei denen 900 Studenten auf einen Haufen zusammenkommen und man extra die Händel-Halle oder das Steintor-Varieté anmieten muss. Das ist meines Erachtens eine absolute Massenabfertigung und hat nichts mehr mit Qualität zu tun.
Was sagen die Dozenten und Professoren dazu? - Sie bedauern umso mehr, dass sich die Studenten nicht mehr in ihre Projekte einarbeiten können, gerade weil sie nur ein Semester lang Zeit haben für die Masterarbeit; kaum jemand nimmt sich mehr Zeit. Bürokratie und Prüflingsbetreuung sind die Hauprobleme der Dozenten und Professoren. Das hat man am eigenen Leibe auch zu spüren bekommen.
Zusammenfassend betitelt Jens Maeße den Bologna-Prozess in einem im Jahr 2009 vorgestellten Manuskript der Uni Marburg ganz passend, nämlich als ein technokratisches System, eine Niemandsherrschaft, in der Verantwortung delegiert wird und grundsätzlich an einen politisch nicht erreichbaren Ort verschoben werden kann.
Meine Damen und Herren! Mit dem BachelorMaster-System schaffen wir keine Spezialisten, sondern Generalisten. Die Entscheidung darüber, ob Spezialist oder Allrounder sollten wir aber jedem Studenten selbst überlassen.
Darum unterstützen Sie bitte unseren Antrag, den Bologna-Prozess Schritt für Schritt rückabzuwickeln, um unseren Studierenden neben dem Master zumindest zusätzlich die Möglichkeit des weltweit hoch angesehenen Diploms wieder anzubieten. Das tut auch überhaupt nicht weh. Einige Unis und Fachhochschulen in Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern machen das schon ganz gut vor. - Danke schön.
Vielen Dank, Frau Abg. Funke. - Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. Somit steigen wir in das Abstimmungsverfahren zur Drs. 7/606 ein. Ich habe nicht vernommen, dass eine Überweisung beantragt wurde. Somit werden wir direkt über diesen Antrag abstimmen.
Wer mit dem vorliegenden Antrag einverstanden ist, den bitte ich um das Kartenzeichen. - Das ist die AfD-Fraktion. Wer ist dagegen? - Das sind die anderen Fraktionen. Wer enthält sich der Stimme? - Niemand. Damit ist dieser Antrag abgelehnt worden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe zwei Anträge auf die Abgabe einer persönlichen Bemerkung nach § 67 GO.LT vorliegen. Die erste Erklärung wird Herr Farle abgeben. Bitte von hier vorn, Herr Farle. Sie haben das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegen Abgeordnete! Sehr geehrte Frau von Angern! - Sie ist aber nicht da, schade.
Ich habe, wie es gewünscht war, die Zeit auch zum Nachdenken genutzt. Ich habe auch das Protokoll noch einmal gelesen. Ich möchte eines klarstellen: Ich habe zu keinem Zeitpunkt irgendeine persönliche Beleidigung von Frau von Angern im Auge gehabt, gewollt oder bewusst herbeigeführt.
Ich habe in dieser Angelegenheit ausschließlich die Gefahr einer Interessenkollision im Auge gehabt, und zwar ohne Ansehen der Person und ohne jede - und darauf lege ich größten Wert - Herabwürdigungsabsicht. Das habe ich nicht.
Jetzt komme ich zu dem, was ich kritisch an meinem Beitrag sehe. Das waren, sagen wir mal, 30 Sekunden zu wenig Konzentration. Ich will nicht zu meiner Entschuldigung anführen, dass Sie auch versucht haben, mich zu provozieren und ich darauf hereingefallen bin. Das ist kein Thema. Das ist Ihr gutes Recht. Ich muss darauf nicht unbedingt hereinfallen, bin ich aber.
Aus diesem Grunde, weil aus meiner Sicht ein Satz in meiner Stellungnahme nicht klar und deutlich genug formuliert war, worum es mir ging, sondern missverständlich war, wenn ich das lese und mich etwas heruntergekühlt habe, aus die
sem Grunde konnte man diesen Satz als eine Art Beleidigung auffassen, wenn man persönlich erwähnt war.
Da es meine Absicht überhaupt nicht ist, auch hier im Plenum und in jeder Rede - das sage ich klipp und klar -, irgendjemanden in seiner Ehre abzuschneiden oder zu beleidigen, entschuldige ich mich hiermit in aller Form bei Frau von Angern und auch bei Ihnen.