Wir müssen uns verstärkt der Frage stellen: Wie gehen wir mit den übergewichtigen, den konditionsschwächeren, den ängstlichen Schülern um? Wie gehen wir mit den Schülern um, die besonders gute körperliche motorische Voraussetzungen nachweisen? Was tun wir, um den Prozentsatz von 30 Prozent Nichtschwimmern unter den Schulabgängern zu reduzieren? Und um noch einige wichtige Fragen aufzuwerfen: Wird den Kindern im frühkindlichen Bereich täglich ausreichend Bewegung angeboten? Wird in jüngeren Jahren die sensomotorische Entwicklung gezielt begleitet? Entspricht der Bildungsplan bis 10 diesen Anforderungen? Werden die Schüler ganzheitlich auf das Berufsleben vorbereitet? Werden die Thüringer Lehrpläne für das Fach Sport in allen berufsbildenden Schulen mit ihrer direkten Ausrichtung auf die konkreten künftigen beruflichen Belastungen konsequent umgesetzt?
Meine Damen und Herren, ein Blick auf die in Thüringen bestehenden Rechtsgrundlagen und Konzepte für den Sportunterricht bietet auf diese Fragen bereits heute zumindest in einigen Punkten durchaus richtungsweisende Antworten. Allerdings müssen wir uns sehr wohl die Frage stellen, was Rechtsvorschriften und Konzepte nutzen, wenn gleichzeitig unvermeidbarer Unterrichtsausfall an den Schulen nur allzu häufig über den Wegfall des Sportunterrichts geregelt wird; wenn Sportstunden oft gar nicht erst gemäß geltender Stundentafel durch die Schulleitung geplant werden oder die Stundenplangestaltung so erfolgt, dass für die einzelnen Stunden effektiv nur noch 15 bis 20 Minuten Unterrichtszeit gegeben sind; wenn Sportlehrer in anderen Fächern eingesetzt werden und der Sport selbst durch Nichtfachlehrer abgedeckt wird; wenn Schulleiter entscheiden, dass in ihrer Grundschule aufgrund organisatorischer Probleme kein Schwimmunterricht stattfindet; wenn in Konzepten für Ganztagsschulen dem Sport und der Bewegung nicht der nötige Raum eröffnet wird und wenn Schulen nicht bereit sind, mit Sportvereinen zu kooperieren.
Eine solch fragwürdige Wahrnehmung von Verantwortung kann nicht dazu führen, dass Schule wirkliche Impulse zu einer aktiven, eigenverantwortlichen, gesundheitsbewussten Lebensführung zu geben vermag.
Meine Damen und Herren, unsere Schülerinnen und Schüler haben einen Anspruch auf einen Sportunterricht, der dazu beiträgt, dass sie ihre motorischen und sportlichen Fähigkeiten verbessern, ihre körperliche Leistungsfähigkeit weiterentwickeln, dass sie ihr Wissen über eine aktive, gesundheitsbewusste Lebensweise vertiefen und dass sie sich eine sportliche Handlungsfähigkeit aneignen können, die sie in die Lage versetzt, sich selbst oder auch andere zu trainieren und sich gezielt auf die sich verändernden
Bewegungserziehung und Vermittlung von Bewegungsfreude können allerdings nicht früh genug beginnen. Was im Kindergarten an Bewegungskoordination nicht gelernt wird, kann später schwer nachgeholt werden. Auch im Vorschulalter ist der Zusammenhang zwischen der motorischen, der kognitiven und der sozialen Entwicklung besonders groß. Deshalb können durch gute Bewegungs-, Spiel- und Sportmöglichkeiten nicht nur die motorischen Fähigkeiten, sondern auch die gesamte persönliche Entwicklung des Kindes gefördert werden. Je früher zur körperlichen Aktivität motiviert wird, desto sicherer ist es, dass auch Heranwachsende und Erwachsene Spaß an Sport und Bewegung haben, Herr Kultusminister. Deshalb brauchen wir Konzepte, die eine qualitative und quantitative Verbesserung des Bewegungsangebots in den Kindertagesstätten bewirken, auf die ganzheitliche Förderung der Kinder abzielt und ihnen viel Raum für eigenständige Bewegungserfahrungen einräumt. Es gilt, Erzieherinnen, aber auch Eltern für die Bewegungsbedürfnisse der Kinder zu sensibilisieren und die Erzieherinnen hinsichtlich ihrer Fähigkeiten, Bewegungsangebote zu planen und auch durchzuführen, weiter zu qualifizieren. Durch verstärkte Kooperationen mit Grundschulen und Sportvereinen kann dieser Prozess erheblich unterstützt werden.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, die Sentenz von Giorgio Barretti, die gesündeste Turnübung sei das rechtzeitige Aufstehen vom Esstisch, greift sicherlich zu kurz. Es gilt vielmehr, durch vielfältige Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote Bewegungs-, Gesundheits- und Sozialkompetenzen zu vermitteln. Unser Antrag soll daher das Inhaltsspektrum des Sports an Kindertagesstätten und Schulen erweitern, dessen pädagogische Kontur stärken und damit all die, die sich diese Zielstellung zu eigen gemacht haben, nachhaltig unterstützen. Ich danke Ihnen.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, CDU und SPD sind sich in Bildungsfragen durchaus häufig auch mal einig und liegen dann nicht weit auseinander.
Frau Präsidentin, trotzdem bin ich eindeutig der CDU-Fraktion und nicht der SPD-Fraktion zuzuordnen. Ich habe mir gedacht, Herr Döring fängt ja immer mit einem Zitat an, dann tust du es heute auch mal. Heute hat er es nicht getan, aber ich nenne es eben trotzdem. Justus Möser hat schon Ende des 18. Jahrhunderts gesagt: „Was kann also für die zukünftige Nachkommenschaft heilsamer und nötiger sein, als allen Kindern, die wir zum Studieren verdammen, zugleich eine Kunst, welche eine körperliche Übung erfordert, lernen zu lassen und ihnen dadurch früh eine Neigung zu dem einzigen Mittel, ihre Gesundheit zu erhalten, beizubringen.“
Diese Erkenntnis hat sich offensichtlich über die vielen Jahrhunderte noch nicht bei allen durchgesetzt. Frau Kollegin Skibbe, das ist auch einer der Gründe für diesen Antrag, den wir gemeinsam eingebracht haben. Die Bewegungserziehung hat in Thüringen eine sehr lange Tradition. GutsMuths wirkte in Schnepfental, Turnvater Jahn zog seine Bahnen auch in Thüringen und Fröbel betonte den Zusammenhang zwischen dem Tätigwerden und geistiger Entwicklung. Wissenschaftlich ist heute nachgewiesen: Wer sich viel bewegt, weist höhere Hirnaktivitäten auf als Unbewegte. Thüringen braucht diese klugen Köpfe und krankheitsanfällige, körperlich nicht leistungsfähige Menschen sind weniger produktiv. Sie belasten die Gemeinschaft mehr als andere. Das sind Gründe genug, den Sport in den Mittelpunkt der Betrachtung zu rücken. Frau Skibbe, Sie sagen, es muss eben ein umfassendes gesundheitserzieherisches Konzept her. Natürlich steht der Sport in Kindertagesstätten und Schulen immer in Verbindung mit anderen Dingen, die sich mit der Gesundheitserziehung befassen. Das liegt in der Logik der Sache. Wir haben uns aber hierfür entschieden, um einen Schwerpunkt zu setzen. Wir stellen eben den Bewegungsmangel fest, den Kollege Döring ausführlich hier noch einmal dargestellt hat, wie er sich in Thüringen wie in ganz Deutschland feststellen lässt.
Sport in Kindertagesstätten und Schulen für Kinder und Jugendliche überhaupt genießt also in Thüringen eine hohe Aufmerksamkeit. So sind Bewegungserziehung und Sport Bestandteil der Konzeption fast jeder Bildungseinrichtung, allerdings in unterschiedlicher Qualität und Quantität. In Thüringen gibt es mehr Sportstunden als in anderen Bundesländern. Gute Kooperationsbeziehungen zwischen Kindergarten, Schule und dem organisierten Sport sind die Regel. Zahlreiche Aktivitäten oder auch Projekte, zum Beispiel von Krankenkassen, Vereinen, Schulämtern etc., dienen dem Sport und gesunder Lebensweise und trotzdem steigt die Anzahl und der Anteil von Kindern, die übergewichtig sind, die motorisch ungenügend gebildet sind und die wenig körperlich leis
tungsfähig sind. Wie kommt das? Aufgrund einer wunderbaren, aber auch ungesunden Thüringer Küche sind wir die dicksten Deutschen; 53,7 Prozent aller Thüringer sind übergewichtig laut Statistischem Bundesamt und gegen diese negative Vorbildwirkung der Erwachsenen sind Schule und Kindergarten oft machtlos und man kommt schlecht an. Wir sollten uns im Rahmen der Befassung dieses Antrags deswegen auch dringend die Frage stellen: Wie kommen wir genau an die Eltern heran, die uns dort im Wege stehen, die Bewegung und gesunder Lebensweise nicht offen gegenüberstehen?
Die Kritik, dass unser Antrag nicht konkret genug ist, nehme ich entgegen und wir haben ja genügend Gelegenheit zu konkretisieren. Ich will aber einige Punkte aufgreifen, die aus meiner Sicht sehr konkret sind, denn wir wollen mit dem Antrag die Potenziale von Sport und Bewegung noch besser in den Konzeptionen von Kindergärten und Schulen verankern. Der Sport wird an einigen Schulen als ein Fach betrachtet, das man am ehesten ausfallen lassen kann. Kollege Döring hat das noch weiter ausgeführt. Also Gesetze und Verordnungen bewirken nicht das, was notwendig ist, und deswegen wollen wir hier schwerpunktmäßig entgegenwirken. Sport soll auch umfänglich betrieben werden und deswegen muss er auch an der Schule angeboten werden, aber möglichst im Zusammenhang mit Vereinen, denn nur so wird das lebenslange Sporttreiben angeregt und deswegen stellen wir fest, dass sich die Schulen noch nicht genügend dem Vereinssporttreiben öffnen, und sie gehen eben nicht auf Vereine zu. Ich kann das aus eigenem Erleben so sagen, wie ich mehrfach auf eine Schule zugegangen bin, habe ihnen ein Vereinsangebot unterbreitet, jahrelang hat sich nichts getan und jetzt stelle ich fest, dieselbe Schule bietet in der Sportart, die wir als Verein anbieten, eine Arbeitsgemeinschaft durch eine Lehrerin an, die wir gern als Übungsleiter hätten. Das sind Dinge, die sollten einfach nicht sein.
Also, das Unterricht einmal ausfällt, das ist unvermeidbar. Die Quote der Stunden, die in Thüringen ausfallen, ist wirklich sehr, sehr gering und lässt sich bundesweit sehr gut sehen.
Na ja, das können Sie jetzt so in die Welt setzen, aber das stimmt nun wirklich nicht, denn wenn Sie alle Statistiken prüfen, dann werden Sie feststellen, dass wir mit unserem Unterrichtsausfall in den allgemeinbildenden Schulen sehr, sehr niedrig liegen, und wenn Sie dann noch dagegensetzen, welches Unterrichtsvolumen, Stundenvolumen die Thüringer Schüler haben im Vergleich zu Schülern in anderen Bundesländern, dann werden Sie feststellen, dass wir da wirklich Spitze sind. Ich bin weit davon entfernt, irgendetwas schönzureden; jede Stunde, die ausfällt, ist eine Stunde, die zu wenig unterrichtet wird.
Das ist doch gar keine Frage, aber es gibt auch keinen Grund, hier irgendwo etwas Negatives herbeizureden. Frau Skibbe, um auf Ihre Frage zu antworten: Es ist eben so, dass aus unserer Sicht zu leicht gerade der Sportunterricht dem Ausfall geopfert wird. Deswegen wollen wir dort entgegenwirken und ich bin auch weit davon entfernt, das gegen andere Fächer auszuspielen. Es ist auch nicht Sinn und Zweck des Antrags von zwei gelernten Sportlehrern, hier ein Fach in den Vordergrund zu heben und dann den Wettstreit zwischen den einzelnen Unterrichtsfächern zu entfachen, sondern es ist einfach so, dass die Situation in unserer Gesellschaft es erfordert, dass dem Sport mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Ich will es damit bewenden lassen, nachzuweisen, dass wir in unserem Antrag durchaus auch konkret sind. Ich möchte feststellen, wir stehen auf einer soliden Basis, können uns aber nicht zufriedengeben und deswegen will man mit der Befassung in den Ausschüssen auch mehr Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenken. Ich beantrage deswegen die Überweisung an den Bildungsausschuss federführend, des Weiteren aber auch an den Ausschuss für Soziales, Familie und Gesundheit, an den Innenausschuss und den Ausschuss für Wirtschaft, Technologie und Arbeit und will sagen, in der vorgesehenen Anhörung kommt es uns darauf an, mit breiten Schichten, die hier in diesem Prozess
beteiligt sind, ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren, um nach Möglichkeiten zu suchen, wie wir Bewegungsangebote und den Sport in Kindertagesstätten und Schulen in Qualität und Quantität noch weiter verbessern können.
Ich will nur eins zuletzt noch sagen: Frau Skibbe, indem Sie infrage stellen, dass der Sportunterricht mit Noten bewertet wird, und damit auch das Prüfungsfach Sport an der Regelschule in Frage stellen, leisten Sie dem Sportunterricht keinen guten Dienst. Ich denke, davon können wir Sie in den Ausschussberatungen überzeugen.
Seitens der Abgeordneten liegen mir keine weiteren Redeanmeldungen vor. Für den Kindergarten- und Schulsport zuständig für die Landesregierung ist Herr Kultusminister Prof. Goebel.
Vielen Dank. Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, man mag es mir nicht ansehen, aber ich war ein aktiver Sportler in Kinder- und Jugendtagen.
Der gemeinsame Antrag von SPD- und CDU-Fraktion „Stärkung des Sports in Schulen und Kindertagesstätten“ greift ein auch aus der Sicht der Landesregierung wichtiges Thema auf. Wir sind uns einig, meine Damen und Herren, der Sport in Kindertageseinrichtungen und Schulen hat eine Basisfunktion für die Entwicklung des gesamten Sports. Alle Kinder und Jugendlichen werden erfasst. Es werden frühzeitig Interessen und Neigungen entwickelt, die möglichst lebenslang bestehen sollen. Schulsport verfügt damit auch über eine Brückenfunktion zur Stärkung der Sportvereine, Sportverbände und für Sport als privates Hobby und Sport hält beweglich - Herr Abgeordneter Döring hat es ausgeführt - auch im Gehirn.
Sport in Thüringen, Schulsport, vereinsorganisierter Freizeitsport und auch disziplinierter Leistungssport, hat grundsätzlich durchaus gute Rahmenbedingungen. Allem voran haben wir die Zusammenarbeit von Kindertagesstätten, Schulen mit Sportvereinen und anderen Partnern immer wieder gefördert, zuletzt, indem wir mit dem Landessportbund Thüringen eine neue Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen, Schulen sowie Hochschulen im Freistaat am 17. Juli dieses Jahres unterzeichnet haben. Sie bildet die Basis für die Er
Unter dem Begriff „Schulsport“, meine Damen und Herren, verstehen wir heute keineswegs nur den fest in den Stundenplan integrierten Sportunterricht. Der Begriff „Schulsport“ umfasst eine wesentlich größere Bandbreite an sportlichen Aktivitäten im Sportunterricht, den außerunterrichtlichen Schulsport sowie weitere Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote der Schule. Dabei achten wir auf Qualität und Breite bei der Entwicklung und Umsetzung von Konzepten. Wir erreichen diese Qualität und Breite durch eine enge Zusammenarbeit aller Partner - Kultusministerium, Landessportbund, Thüringer Sportjugend, Thüringer Sportvereine und -verbände. So konnten und können auf Anregung des Kultusministeriums sowie der Schulsportkoordinatoren in den staatlichen Schulämtern zahlreiche Maßnahmen und Initiativen umgesetzt werden, zum Beispiel das Thüringer Jahr des Schulsports, die Woche des Sports und der Gesundheit in allen Schulen und Schulamtsbereichen, die Bildung von Arbeitskreisen „Kindertageseinrichtungen - Schulsport“, um nur einige zu nennen.
Eine spezielle Profilierung zur Förderung sportlicher Begabung erfolgt in Thüringen an den Sportgymnasien. Als Beispiele für gelungene Zusammenarbeit möchte ich den Wettbewerb „Bewegungsfreundliche Kindertagesstätte“ und das Prinzip der bewegungsfreundlichen Schule im Rahmen der Schulentwicklungskonzepte nennen.
Aber, meine Damen und Herren, wir sind uns natürlich auch dessen bewusst, Zusammenarbeit kann nicht von oben, vom Ministerium oder von dem Landessportbund, verordnet werden. Schulleiter, Sportlehrer, Leiter der Kindertagesstätten und deren Träger sowie Vereinsvorsitzende, Übungsleiter und Trainer müssen weiter ermuntert werden, vor Ort in den Schulen, in den Kindertageseinrichtungen aufeinander zuzugehen und die Rahmenvorgaben für beide Bereiche fruchtbringend umzusetzen.
Die Umsetzung von Konzepten zur sportlichen Betätigung wird auch in der nun vorliegenden Erprobungsfassung des Thüringer Bildungsplans für Kinder bis 10 Jahre besonders betont. Bewegung als durchgängiger Grundsatz für erfolgreiche kognitive Förderung und für Gesundheitserziehung ist in allen Bereichen dort angesprochen und damit übergreifendes Prinzip der Förderung in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen. Der „Thüringer Bildungsplan für Kinder bis 10 Jahre“ ist ein verbindlicher Orientierungsrahmen für die pädagogische Arbeit und für Bildungsqualität in diesen Bereichen, aber auch in der Familie und im Bereich der Kindertagespflege.
Besonderes Anliegen ist es uns, Kooperationsmaßnahmen mit Sportvereinen weiter zu unterstützen, da in diesem Altersbereich besonders wirkungsvoll Interessen und Neigungen zu sportlicher Betätigung entwickelt und gelenkt werden können und motorisch koordinative Grundlagen gelegt werden können. Im schulischen Bereich wurden in den zurückliegenden Jahren vielfältige Maßnahmen initiiert, um die besondere Bedeutung von Sport und bewegungsorientierten Angeboten zu verdeutlichen. So wurde im Jahr 2005 erstmals das Pilotprojekt „Woche des Sports und der Gesundheit“ im Schulamtsbereich Erfurt durchgeführt. Die Ausweitung auf alle Schulamtsbereiche erfolgte in diesem Jahr 2006. Darüber hinaus ist besonders auch der Sportabzeichenwettbewerb der Thüringer Schulen hervorzuheben. Am Wettbewerb haben 2005 245 Thüringer Schulen teilgenommen. Dabei konnten 14.817 Schülerinnen und Schüler das Sportabzeichen erwerben. Das ist ein Erfolg. Freilich ist auch festzustellen, dass längst noch nicht alle Schulen im Rahmen von Schulsportfesten oder anderen schulsportlichen Angeboten das Ablegen des Sportabzeichens ermöglichen. Hier bestehen Reserven. An den berufsbildenden Schulen bestehen bundesweit Tendenzen, den Unterricht im Fach Sport zugunsten sogenannter harter Prüfungsfächer zu kürzen. In Thüringen werden große Anstrengungen zur Stärkung des Schulsports an den berufsbildenden Schulen unternommen, so zum Beispiel mit dem berufsbezogenen Lehrplansport, der den Anforderungen des künftigen Berufs gerecht wird, etwa mit speziellen Übungen für Berufe, in denen die Rückenmuskulatur besonders beansprucht wird. Es gibt die CD „Gesundheit und Fitness“ und „Gesund und fit im Berufsalltag“ für Schüler und Lehrer zur Gesundheitsprävention.
Lassen Sie mich auch noch eines hervorheben: Die Stundentafel im Fach Sport steht in Thüringen nicht zur Disposition. Der Lernbereich Gesundheit und Fitness ist fest im Thüringer Lehrplan für das Fach Sport integriert. Und in der Auswertung statistischer Vorgaben zur Unterrichtserfüllung im Schuljahr 2005/2006 konnten speziell im Grundschulbereich und in Förderschulen keine signifikanten Abweichungen der Stundentafel im Fach Sport festgestellt werden. Gleiches gilt für Unterrichtsausfälle. Im Unterricht selbst werden ausgebildete Sportlehrkräfte eingesetzt. Nur in Ausnahmefällen unterrichten Lehrer mit Unterrichtsbeauftragung für Sport, um den Unterricht abzusichern.
Eigenverantwortliche Schulen müssen ihre Entscheidungsspielräume verantwortungsbewusst ausschöpfen. Sie werden dabei von dem regionalen Unterstützungssystem begleitet und in der Umsetzung ihrer schulsportlichen Interessen und bewegungsorientierten Ansätze unterstützt. Sie sind aber auch aufgefordert, grundlegende Bestandteile von Bewe
gung und Sport in ihren Schulentwicklungsprogrammen festzuschreiben. Dazu gehört beispielsweise auch das Thema Schwimmfähigkeit als eine notwendige, in bestimmten Situationen überlebensnotwendige Fähigkeit. Sie erinnern sich, es ist hier an dieser Stelle im letzten Jahr darüber debattiert worden. Es hat Schulamtsbereiche gegeben, in denen gehäuft an Grundschulen kein Schwimmunterricht durchgeführt wurde, obwohl er im Lehrplan verbindlich ausgewiesen wird. Nunmehr sind überall in Thüringen die Voraussetzungen geschaffen, um planmäßig Schwimmunterricht abzusichern. Damit wird an allen Grundschulen der Schwimmunterricht in Klasse 3 oder 4 entweder ganzjährig oder zumindest epochal in Kursform durchgeführt. Wichtig sind darüber hinausgehende Angebote für zusätzliche Maßnahmen zur Erlangung der Schwimmfähigkeit.
Meine Damen und Herren, in den nächsten Jahren wollen wir die Thüringer Lehrpläne weiterentwickeln. Damit verfolgen wir das Ziel, noch stärker auf die Individualität des Schülers einzugehen, also auf seine Stärken und Schwächen. Dies ist für das Gelingen einer lebenslangen Bildung notwendig. Damit werden auch die Zielstellungen der Lehrpläne Sport aller Schularten entsprechend weiterentwickelt. Dabei ist die Einbeziehung von Sport und Bewegung als ein fächerübergreifendes Prinzip eine der Zielsetzungen. Nach Inkrafttreten der Richtlinie „Örtliche Jugendförderung“ zum 1. Januar 2006 kann festgestellt werden, dass die Projekte der schulbezogenen Jugendarbeit in allen Landkreisen und kreisfreien Städten weitergeführt wurden. Auch hier spielen sportbezogene Angebote eine besondere Rolle. Dabei eröffnen sich weitere Fälle der Zusammenarbeit von Schule und Sportvereinen. Ich gebe dem Abgeordneten Emde Recht, dass auch hier noch Reserven aufgedeckt werden können.
Fazit: Es gibt günstige Rahmenbedingungen nicht nur für den Schulsport in Thüringen, sondern für den Sport allgemein. Vergessen wir aber nicht, dass vor allem auch die Eltern Verantwortung besitzen. Sie können am Unmittelbarsten ihre Kinder für die sportliche Betätigung begeistern. Hierzu werden an vielen Schulen auch Sportelternabende angeboten, um Eltern über die Notwendigkeit von Sport und Bewegung für ihre Kinder zu informieren. Die Mehrzahl unserer Kinder und Jugendlichen geht gern in den Sportunterricht und nimmt die Angebote des außerunterrichtlichen Sports auch und vor allem des Sports in den Vereinen mit Begeisterung wahr.
Herr Minister, Sie hatten gesagt, in den Grund- und Förderschulen kam es zu keinen signifikanten Ausfällen des Sportunterrichts. Wie sieht es bei Gymnasien und Regelschulen aus?
Ich sagte Ihnen, bei den Ausfällen ist das Fach Sport durch die Schularten hinweg statistisch kein Ausreißer unter den Fächern.