Protokoll der Sitzung vom 11.11.2016

Und zum Sechsten: Die Thüringerinnen und Thüringer befürworten ein Einwanderungsgesetz. Unsere grüne Bundestagsfraktion hat hier bereits 2015 vorgelegt, Dirk Adams hat das vorhin ausgeführt, und ich glaube, dass es auch an der Zeit ist, hierfür ein klares Signal aus Thüringen zu senden. Vielen herzlichen Dank!

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Abgeordnete. Als Nächste hat sich Frau Abgeordnete Berninger, Fraktion Die Linke, zu Wort gemeldet.

Sehr geehrter Präsident, meine Damen und Herren, vorab fürs Protokoll: Ich bin nicht die Kollegin irgendeines rechtspopulistischen Abgeordneten hier in diesem Haus und ich möchte auch nicht als Kollegin angesprochen werden!

Meine sehr geehrten Damen und Herren der demokratischen Fraktionen und der Landesregierung, sehr geehrte Zuhörerinnen! „Die Hochkonjunktur der politischen Lüge ist der Tod des Arguments“, hat Benjamin Hoff vorhin gesagt. Ich habe mir das gemerkt, denn ich finde es wirklich an Dreistigkeit nicht zu überbieten, wenn der Abgeordnete Höcke es hier wagt, von Redlichkeit zu sprechen, während seine Rede vor politischen Lügen gestrotzt hat, wie es nicht mehr ging. Nur ein Beispiel: Die Behauptung, es gebe eine große Ablehnung der Arbeit der Landesregierung, die aus dem Thüringen-Monitor ersichtlich würde – 47 Prozent der Befragten bewerten die Arbeit der Landesregierung in der Flüchtlingspolitik sehr oder eher positiv und es sind nur 39 Prozent, die diese Arbeit sehr oder eher negativ bewerten, meine Damen und Herren. Von wegen große Ablehnung der Arbeit der Landesregierung! Ein zweites Indiz dafür, dass es einfach eine Lüge von Herrn Höcke war, möchte ich mit dem nächsten Zitat der Autoren des Monitors anbringen. Ich zitiere: „Die Reihung des Institutionsvertrauens zwischen – in aufsteigender Folge – Bundesregierung-Landesregierung-Gerichten-Polizei ist über den gesamten Untersuchungszeitraum“ – das sind inzwischen 16 Jahre – „stabil“. Im Übrigen, was die Wissenschaftsschelte angeht, die der Abgeordnete

Höcke hier vorgetragen hat, ist das Vertrauen der Befragten in die Wissenschaft 2016 noch höher als das in die Polizei, nämlich über 70 Prozent vertrauen der Institution Wissenschaft voll.

Meine Damen und Herren, eine der Aufgaben – Susanne Hennig-Wellsow hat es angedeutet – besteht in der im Monitor zum Ausdruck kommenden Ambivalenz zwischen der tatsächlichen und der gefühlten Situation. So sehen die Autoren des Monitors anhand des wirtschaftlich günstigen Kontextes und der positiven Bewertung der allgemeinen und individuellen wirtschaftlichen Lage in Thüringen, die auch der Ministerpräsident heute Morgen beschrieben hat, eigentlich Anlass zur Dämpfung der Sorgen um die Integrationskapazität, die jedoch nicht gemessen wurde.

Stattdessen befürchtet mehr als die Hälfte der Befragten Veränderungen in ihrer Lebensweise und definiert Integration sozusagen als „Plan B“, solange nicht die befürchtete Heterogenität durch Abschiebung abgelehnter Asylsuchender verhindert werden könne. Gleichzeitig aber sehen 38 Prozent der zu ihren Vorstellungen von Integration Befragten dafür auch eine von der Aufnahmegesellschaft zu erbringende Leistung, nämlich „Aspekte einer ‚Willkommenskultur‘, die die Zuwandernden aufnimmt und es ihnen ermöglicht, sich gesellschaftlich einzubringen“. Davon beschreiben 17 Prozent „Integration vornehmlich als Prozess der gegenseitigen Annäherung, bei dem Offenheit, Kooperationsbereitschaft, Respekt und Toleranz entscheidend sind“. Alles Werte, die den von Rot-Rot-Grün beschrittenen Weg, Integration gemeinsam mit vielen Partnerinnen und Partnern zu gestalten und dies auch in einem Integrationskonzept zu beschreiben, unterstützen.

Erkennbar ist, so die Autoren, der Einfluss eigener lebensweltlicher Erfahrungen auf die Urteilsbildung. 72 Prozent der Befragten haben gar keinen persönlichen Kontakt mit Geflüchteten. Befragte mit Kontakt, mit persönlichen Kontakten zu Geflüchteten, hegen eher Hoffnungen als Befürchtungen in Bezug auf die Flüchtlinge. Bei den Befragten ohne Kontakt ist es andersherum. Diese Werte markieren die Herausforderungen, die Susanne Hennig-Wellsow beschrieben hat, dass nämlich Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft Begegnungen und Kennenlernen ermöglichen müssen, eben weil der Einfluss der eigenen lebensweltlichen Erfahrungen so wichtig ist für die Einstellungen und Werte.

Wenn Frau Walsmann die 2012 gemessenen Vorbehalte gegen Menschen aus verschiedenen Ländern hier anführt, will ich sagen: Ich glaube, gerade nach den gemachten Erfahrungen des letzten Jahres, seit dem letzten Sommer, wäre heute oder nächstes Jahr das Antwortverhalten der Thüringerinnen und Thüringer – meines Erachtens – ein anderes, weil sie nämlich viel mehr Menschen, zum

(Abg. Rothe-Beinlich)

Teil auch aus arabischen Ländern, kennengelernt haben. Die vom Monitor festgestellten und von den Autoren als gesellschaftlicher Konsens – so haben sie es genannt – bezeichneten ressentimentgeleiteten Haltungen gegenüber Muslimen bei einer Mehrheit der Befragten ist aus Sicht der Linken eine der großen Herausforderungen. Mindestens einer der im Thüringen-Monitor enthaltenen islamkritischen oder islamfeindlichen Aussagen stimmen über 80 Prozent der Befragten zu. Allen vier stimmen 33 Prozent zu. Die Aussage „Der Islam gehört zu Deutschland“ wird von fast 80 Prozent der Befragten abgelehnt. Da gibt es aber einen Lichtblick: 50 Prozent der sich in Ausbildung Befindlichen stimmen dieser Aussage zu. Auch hier möchte ich auf etwas entgegnen, was Frau Walsmann gesagt hat. Frau Walsmann, niemand behauptet, auch nicht mit der Aussage „Der Islam gehört zu Deutschland“ wird behauptet, der Islam habe die Geschichte des Landes bestimmt. Das behauptet niemand. Aber Tatsache ist auch, dass die Welt sich dreht und verändert und dass nicht nur die Geschichte prägende Gruppen oder Religionen zu einem Land dazugehören dürfen, sondern auch neu dazugekommene. In diesem Zusammenhang möchte ich an die von Ihnen angemahnte Versachlichung bei Ihnen selbst appellieren – für die Versachlichung in der Debatte um den Islam, da bin ich ganz bei Ihnen. Als eine der Ursachen für die Islamvorbehalte benennen die Autoren, dass es in Thüringen wie auch im übrigen Ostdeutschland – mit Ausnahme von Berlin – „keine lange Tradition eines konfliktarmen Zusammenlebens“ mit Musliminnen und Muslimen oder die Gelegenheit gibt, durch eigene Kontakte mit Musliminnen und Muslimen ein differenziertes Bild islamischer Wirklichkeit zu gewinnen. Das hat Bodo Ramelow gerade eben auch schon aufgegriffen. Frau Walsmann, das ergibt eine ganz logische Begründung für die von Ihnen benannte höhere Toleranz in größeren Städten. Die Autoren schreiben aber weiter, dass „das Bild, das medial und in öffentlichen Debatten vermittelt wird, vielfach geeignet ist, Ressentiments zu bestätigen“. Auch das ist eine Konsequenz, die nicht Politik und Gesellschaft aus dem Monitor ziehen sollten, sondern die das Bild vermittelnden Medien. Den vorbehaltsbelasteten Einstellungen zu begegnen, Vorurteile gegenüber Musliminnen und Muslimen und der Religion Islam zu entkräften, ist deshalb so wichtig, weil – und das sagt auch die Analyse der Autoren des Monitors – die Interpretation der gegenwärtigen Asyl- und Flüchtlingssituation durch die Thüringerinnen und Thüringer sowie ihre Vorstellungen von Migration und Integration erheblich an Einstellungen und Erwartungen gegenüber Musliminnen und Muslimen und die Wahrnehmung des Islam geknüpft sind. Es ist also wichtig, auch um die Einstellung gegenüber Flüchtlingen zu beeinflussen, die nicht muslimisch sind, dass wir über Islam und Musliminnen und Muslime informieren.

Dass es nicht wenige gibt, die daran arbeiten, das Bild noch zu verschlechtern und Vorurteile gegenüber Geflüchteten und insbesondere gegenüber Musliminnen und Muslimen zu verstärken, das wissen wir. Das haben wir vorhin gerade erst wieder hier am Pult erlebt – auf die Sache mit dem parlamentarischen Arm muss ich als Vierte oder Fünfte jetzt nicht noch mal eingehen.

(Beifall DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN)

Um das Bild zu verbessern, den Vorurteilen zu begegnen, sind erste Schritte getan, nicht zuletzt durch die Muslime selbst. Da möchte ich ausdrücklich der Ahmadiyya-Gemeinde danken, die nahezu wöchentlich auf dem Erfurter Anger Begegnung und Kennenlernen ermöglicht und über ihre Religion und das, was sie auch sozial alles macht, informiert. Aber erste Schritte sind auch – und zwar nicht nur symbolhaft – getan durch zum Beispiel die Einladung des Ministerpräsidenten zum Ramadanempfang in der Staatskanzlei oder mit der bereits erwähnten gemeinsamen Ausstellung „Eine Reise durch die islamische Zeit“ hier auf den Fluren der rot-rot-grünen Fraktionen im Landtag.

Meine Damen und Herren, Geflüchtete sind längst Teil der Thüringer Gesellschaft. Dies zu akzeptieren fällt vielleicht immer noch nicht allen leicht. Aber es ist sehr erfreulich, dass es eine ungebrochen große Bereitschaft gibt, Geflüchtete zu unterstützen, und dass dies auch von einer sehr großen Mehrheit der Befragten, nämlich 88 Prozent, anerkannt und positiv bewertet wird.

Auch ich möchte an dieser Stelle, auch wenn es wiederholt ist – ich glaube, man kann das nicht oft genug tun –, den ausdrücklichen Dank meiner Partei und unseren größten Respekt gegenüber all jenen ausdrücken, die da sind, wenn Menschen sie brauchen. Ohne diese gelebte Solidarität wäre Thüringen noch sehr, sehr weit davon entfernt, Angela Merkels berühmten Satz „Wir schaffen das“ mit Leben zu erfüllen.

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, erfreulich ist auch, dass fast 90 Prozent der Befragten die Chancen der Zuwanderung für die Gesellschaft erkennen. Hier kann Politik und hier kann auch die Zivilgesellschaft ansetzen, Begegnungsund Erfahrungsräume schaffen und vorurteilsbehaftete Ressentiments entkräften, nicht durch Belehrung, sondern durch den ganz praktischen Nachweis, dass Befürchtungen unbegründet sind, dass Unterschiede im Leben dazugehören und bereichernd sein können. Das ist die Aufforderung, die der Monitor an uns alle gemeinsam ausrichtet. Vielen Dank.

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Abgeordnete. Mir liegen jetzt keine weiteren Wortmeldungen vor. Mit Blick in das Plenum bleibt das auch so. Damit schließe ich diesen Tagesordnungspunkt.

Zum weiteren Ablauf: Wir treten jetzt bis 14.15 Uhr in eine Mittagspause ein. Anschließend geht es mit der Fragestunde weiter. Es sind noch sieben Fragen offen. Dafür muss man erfahrungsgemäß etwa 45 Minuten kalkulieren und dann geht es mit Tagesordnungspunkt 10 weiter.

Der Ausschuss für Europa, Kultur und Medien trifft sich 5 Minuten nach Beginn der Mittagspause im Raum F 202 zu einer außerplanmäßigen Sitzung.

Wir setzen die Plenarsitzung fort mit dem Aufruf des Tagesordnungspunkts 28

Fragestunde

Der erste Fragesteller ist Herr Abgeordneter Schaft, Fraktion Die Linke, mit der Drucksache 6/2911.

Unnötiger Zeitverlust bei Referendariatsantritt nach Studienabschluss an der Universität Erfurt

Nach Berichten von Absolventinnen und Absolventen der Universität Erfurt kommt es im Übergang vom Lehramtsstudium an der Universität Erfurt zum Referendariat zu ungünstigen Terminkollisionen, die zu unnötigen Verzögerungen führen. So erfolgt die Zeugnisausgabe für die Studierenden des Master of Education Grundschule an der Uni Erfurt erst nach dem Bewerbungsschluss für das Referendariat. Damit geht den Studierenden regelmäßig ein halbes Jahr verloren, welches sie bis zum möglichen Beginn ihres Referendariats anders überbrücken müssen. In der Konsequenz kann es nach dem einjährigen Referendariat, welches sie durch die erste Verzögerung mitten im Schuljahr beenden, anschließend zu einer weiteren unnötigen Pause kommen, bis sie als junge Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden können. Solche Verzögerungen müssen gerade in einer Zeit verstärkter Konkurrenz um junge Lehrkräfte dringend überwunden werden.

Ich frage die Landesregierung:

1. Ist der Thüringer Landesregierung das beschriebene Problem bekannt?

2. Betrifft das Problem weitere Studiengänge im Bereich Lehramt an der Universität Erfurt oder auch an der Friedrich-Schiller-Universität Jena?

3. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung gegebenenfalls bereits ergriffen, um das beschriebene Problem zu überwinden?

4. Besteht seitens der Landesregierung die Möglichkeit, auf das beschriebene Problem zukünftig einzugehen, indem etwa die Zeugnisausgabe früher stattfindet oder der Bewerbungsschluss erst später angesetzt wird?

Für die Landesregierung antwortet Staatssekretär Hoppe.

Herr Präsident, meine Damen und Herren, die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Schaft beantworte ich für die Thüringer Landesregierung wie folgt:

Zu Frage 1: Der Landesregierung ist bekannt, dass die Festlegung der Einstellungstermine zum Vorbereitungsdienst an Thüringer Schulen nicht dem Zeitpunkt der regelmäßigen Ausstellung der Abschlusszeugnisse an den Thüringer Hochschulen entspricht. Auch ist der Landesregierung bekannt, dass der Beginn und das Ende eines Schuljahres nicht mit dem Beginn und dem Ende des Hochschulsemestertakts identisch sind. Dies führt bei Übergängen zwischen den beiden Bildungsbereichen mitunter zu Verzögerungen, unter anderem für den Personenkreis der Absolventen von Lehramts- und lehramtsbezogenen Studiengängen.

Zu Frage 2: Ja. Der Grund hierfür ist, dass die Abschlusszeugnisse im Bereich des Lehramts an der Universität Erfurt und bei den Lehramtsstudiengängen an der Friedrich-Schiller-Universität zum Ende des letzten Fachsemesters der Regelstudienzeit, mithin zum 30. September eines Jahres, ausgestellt werden. Die Einstellungstermine zum Vorbereitungsdienst sind hingegen mit Blick auf den jeweiligen Schuljahresbeginn auf den 1. Februar sowie 1. August eines Jahres durch das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport festgelegt worden.

Zu Frage 3: Die Voraussetzungen für die Zeugniserteilung bilden das Absolvieren sämtlicher Studien- und Prüfungsleistungen gemäß der Studienund Prüfungsordnung eines Studiengangs. Sind alle Studien- und Prüfungsleistungen erbracht, werden die Abschlusszeugnisse durch die Thüringer Hochschulen schnellstmöglich ausgestellt. In der Regel wird die Gesamtstudienzeit vollständig für die Erbringung der vorgeschriebenen Studien- und Prüfungsleistungen benötigt. Daraus folgt, dass die Ausstellung der Abschlusszeugnisse in der Regel zum Ende eines Sommersemesters – also 30. September – vorgenommen wird. Das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport gewährleistet bereits jetzt großzügige Fristen für das Nachreichen von Unterlagen der Lehramtsabsolventen – zum Beispiel der Abschlusszeugnisse – für die beiden

bereits genannten Einstellungstermine, um problematische Übergangssituationen abmildern zu können.

Zu Frage 4: Wie bereits ausgeführt, ist die beschriebene Problemlage nicht auf den Zeitpunkt der Zeugnisausgabe zurückzuführen. Das Abschlusszeugnis wird durch die Hochschulen erstellt, sobald alle notwendigen Studien- und Prüfungsleistungen vorliegen. Vielen Dank.

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Gibt es Nachfragen? Eine Nachfrage vom Abgeordneten Wolf.

Vielen Dank, Herr Präsident. Sehr geehrter Herr Staatssekretär, wie schätzt die Landesregierung die Zahl Thüringer Hochschulabsolventen im Bereich Lehramt ein, die ihren Vorbereitungsdienst nicht in Thüringen beginnen, und – da Sie ja gesagt haben, es ist Ihnen bekannt – was sind denn derzeit die Gesprächsfäden der Landesregierung, um tatsächlich auch zum Beispiel andere Länderregelungen anwenden zu können, wo das ja durchaus besser funktioniert, also ich sage jetzt mal die bayerische Landesregelung, nach der Landeskinder auch tatsächlich, wenn sie in Thüringen studiert haben, in Thüringen ihren Vorbereitungsdienst beginnen können? Wie kann man eine Synchronisierung hinbekommen? Also erst mal Zahlen: Wie viele fangen nicht an?

Das sind aber ein bisschen viele Fragen auf einmal, Herr Wolf.

Zunächst einmal habe ich ja deutlich gemacht: Durch die Nachreichung von Unterlagen kann das – wenn man so will – strukturelle zeitliche Problem zumindest abgemildert werden. Über Thüringen hinaus wissen wir ja, dass im Bereich der Hochschulen Semesterbeginn und Semester einheitlich sind. Insofern muss am Ende die spezielle Thüringer Situation mit Blick auf die Bewerbungs- und Einstellungstermine betrachtet werden. Hierzu gibt es permanente Erörterungen zwischen dem Bildungs- und dem Wissenschaftsministerium. Aber den Stand der Dinge habe ich Ihnen berichtet.

Weitere Nachfragen sehe ich nicht. Dann komme ich zur nächsten Frage, Fragestellerin ist Frau Abgeordnete Liebetrau, CDU-Fraktion, in der Drucksache 6/2922.

Sehr geehrter Herr Präsident!

Bestandsgarantie für die Gemeinde Brotterode-Trusetal (Landkreis Schmalkalden-Meiningen)

In den Jahren 2010 bis 2013 kam es in Thüringen zu insgesamt 55 freiwilligen Zusammenschlüssen von kreisangehörigen Gemeinden. Mit dem Thüringer Gesetz zur freiwilligen Neugliederung kreisangehöriger Gemeinden im Jahr 2011 und zur Änderung des Thüringer Finanzausgleichsgesetzes – siehe Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 293 – wurde die Gemeinde Brotterode-Trusetal gebildet. Damit wurde dem Willen nach einer Stärkung der kommunalen Verwaltungsstruktur auf freiwilliger Grundlage Rechnung getragen. Aufgrund des herbeigeführten Zusammenschlusses der vorherigen Bestandsgemeinden im Rahmen ihrer kommunalen Selbstverwaltung durften diese auf eine langfristige tragfähige Kommunalstruktur vertrauen.

Ich frage die Landesregierung:

1. Kann die Gemeinde Brotterode-Trusetal bei einer geplanten Gebietsreform auf Bestandsschutz hoffen und wird die Gemeinde Brotterode-Trusetal auch nach einer geplanten Gebietsreform ihre Eigenständigkeit behalten und wie begründet die Landesregierung dies?

2. Durch welche Maßnahmen beabsichtigt die Landesregierung – bezogen auf die in Frage 1 genannte Kommune – im Falle einer zwangsweisen erneuten Neugliederung den verfassungsrechtlichen Maßstäben für Mehrfachneugliederungen zu genügen?