Um die Kindererziehung im Elternhaus gut zu gestalten, muss Elternarbeit besser gefördert werden. Wir begrüßen, dass inzwischen ein Umdenken stattfindet. Ich gebe aber der Vorrednerin von der SPD recht, dass es noch viel zu wenig Projekte gibt. Es gibt nur Einzelprojekte, obwohl die Arbeit flächendeckend erfolgen muss. Zwar passiert schon viel, aber die Eltern müssen an die Hand genommen werden. Die Elternarbeit muss eingefordert werden. Sie darf nicht als Goodwill gesehen werden. Elternarbeit muss Zusammenarbeit sein, die der Staat einfordert, weil er eine gewisse Leistung erbringt. Speziell in den angelsächsischen Ländern gibt es Vorbilder. Die Eltern müssen an die Institutionen herangeführt werden. Sie müssen an die Hand genommen werden. Auch das kostet Geld, wenn die Rahmenbedingungen den Eltern angepasst werden.
Der Grundsatz, was Hänschen oder Gretchen nicht lernen - um niemanden zu vergrätzen -, lernen Hans oder Grete nimmermehr, gilt auch in diesem Bereich. Die Situation ist bedrückend. Wir wissen, dass dann, wenn wir mehr Geld in die Hand nähmen, wir mehr ändern und die positiven Ansätze, die seitens des Ministeriums stattfinden, deutlich beschleunigen würden,
dass man im Vorfeld viel machen könnte. Man müsste nicht reparieren. Ich bitte Sie, gehen Sie das noch viel stärker als bisher an.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! "Kein Bildungserfolg ohne frühe Bildung und Erziehung …" - ein wunderbarer Titel, den wir uns schon seit Längerem wünschen. Schön, dass er jetzt gekommen ist; denn es ist nie zu spät.
Allerdings stellt sich die Frage: Warum erst jetzt? Guten Morgen, liebe CSU. Sie sind aus einem dreißigjährigen "Kinderkrippen-Bildungs-Tiefschlaf" erwacht und bemerken nun den dringenden Handlungsbedarf.
Die Aufholjagd zeigt deutlich die noch bestehenden Mängel auf. Laut Statistischem Bundesamt beträgt in Bayern der Deckungsgrad an Kinderkrippen 15,7 %. Wir wollen bis 2013 33 % erreichen. Ich prognostiziere Ihnen, dass 33 % nicht reichen werden, weil bei Einführung des Rechtsanspruchs sehr viele Eltern diesen für sich reklamieren werden. Die 33 % werden also nicht reichen. Deshalb sind extrem hohes Tempo und extrem gute Qualität gefordert.
Das Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz - BayKiBiG - ist entstanden, weil man damals den Leitsatz offensichtlich nicht ernst genommen hat. Wäre das nicht so gewesen, hätte man das BayKiBiG nicht als "Spargesetz" ausgestaltet, das nur die Zahl der Kinder bezuschusst und damit große Gruppen provoziert. Es gibt den Erzieherinnen zu wenig Zeit, sich auf die Pädagogik vorzubereiten, und es billigt behinderten Kindern nicht die nötige Förderung zu, weil der Förderfaktor 4,5 zu gering ist. Das BayKiBiG muss dringend reformiert werden. Allerdings ist schon jetzt das Aneinandervorbeilaufen von Parlament und Staatsregierung vorprogrammiert. Anfang Oktober 2010 wird eine Anhörung des Parlaments stattfinden. Trotzdem wird im Staatsministerium zurzeit der Entwurf vorbereitet, ohne dass gehört wird, was die Experten wollen und von uns fordern. Ich halte das nicht für das richtige Vorgehen.
Ich komme zum zweiten Teil des Antrags, dem Elternhaus. Das Elternhaus ist der wichtigste Erziehungsbezugspunkt für Kinder. Das ist keine Frage. Allerdings gibt es nicht nur das idyllische Muster-Elternhaus. Mittlerweile gibt es sehr viele Formen von Familie, in
denen Kinder erzogen werden und deren Kinder alle das gleiche Recht auf Bildung haben. Viele alleinerziehende Mütter haben Probleme. Es gibt Eltern mit Migrationshintergrund und Elternhäuser, wo beide Elternteile berufstätig sind, und es gibt Elternhäuser, die aufgrund der Tatsache, dass sie Kinder haben, in die Armut gerutscht sind. All denen müssen wir beistehen. Das geht nur mit qualitativ hochwertigen Bildungseinrichtungen, die noch geschaffen werden müssen. Selbst wenn Eltern eine Bildungseinrichtung finden, die für ihr Kind gut ist, ist das nicht unbedingt der Fürsorge des Staates geschuldet, sondern das liegt oft daran, dass Erzieherinnen hoch motiviert sind und sich weit über ihre Kräfte hinaus einsetzen, damit das Bildungsangebot geschaffen wird. Ihnen müssen wir unter die Arme greifen. Ihnen müssen wir gute Voraussetzungen schaffen, damit sie im Interesse der Bildung unserer Kinder arbeiten können.
In Bayern sind Krippen immer noch Mangelware. In Bayern sind die Kindergärten überfüllt, und die Erzieherinnen sind überlastet. Solange diese Missstände nicht behoben sind, ist die Staatsregierung gut beraten, ihr Augenmerk darauf zu richten, dass in den Einrichtungen enormer Handlungsbedarf besteht, um sie qualitativ und quantitativ auf den geforderten Stand zu bringen. Solange das so ist, hilft der Verweis auf Elternpflichten nicht und schon gar nicht der Verweis auf das Erziehungsgeld, das wiederum bildungsfernen Schichten dazu verhilft, ihre Kinder nicht in Bildungseinrichtungen bringen zu wollen.
Die Staatsregierung muss diesbezüglich ihre Hausaufgaben machen. Sie muss die Voraussetzungen schaffen, damit Kinder im Elternhaus und in den Einrichtungen gefördert werden können. Bei den Einrichtungen fehlt es noch gewaltig.
Sehr verehrter Herr Präsident, werter Herr Ministerpräsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Thema der heutigen Aktuellen Stunde ist unter anderem: "Elternhaus und Kindertageseinrichtungen als wichtige Bildungspartner". Ich denke, die wichtige Tatsache, dass Eltern und Einrichtungen zusammenarbeiten müssen, muss unterstrichen werden. Das Wichtigste überhaupt ist, dass die Kinder in der Familie gut betreut werden und dass sie liebevolle Eltern haben, die sie fördern und bilden und durch das Leben begleiten. Aber - das wurde schon gesagt nicht alle Kinder haben die Gnade einer solchen Fa
Neben dem Elternhaus, das eigentlich diese Aufgabe wahrnehmen sollte, stellt auch die Kinderbetreuung in den Kindertageseinrichtungen eine wichtige ergänzende Säule im Bildungs- und Erziehungsgeflecht dar. Manche Familien haben schwierige Lebensphasen zu durchleben und brauchen Beratung und Hilfe. Neben den Kindererzieherinnen und Kindergärtnerinnen, die diese Hilfe leisten können, brauchen wir für die Familien zusätzlich zur Prävention Angebote der Hilfe im Rahmen von Familienbildungsstätten oder Beratungsstellen. Das vorhandene relativ breite Netz in Bayern kann immer noch verbessert und ausgeweitet werden.
Für die Bildung ist der Ausbau der Kindertagesbetreuung nötig, der in den letzten Jahren massiv vorangetrieben wurde und weiter verstärkt werden muss. Um die Kinder der Alleinerziehenden unterbringen zu können, brauchen wir Angebote der Kinderbetreuung mit flexiblen Öffnungszeiten. Wir plädieren deshalb dafür, den Betriebskindergärten in Bayern die Möglichkeit zu geben, sie in die örtlichen Bedarfsplanungen einzubeziehen, damit wir ein breites Angebot realisieren können, das wir auf der Fläche ebenso benötigen wie wir es in den Städten haben.
Die FDP setzt unter anderem auf Tagesmütter, die bei der Kinderbildung und -erziehung mithelfen sollen, wenn die Eltern das alleine nicht machen können, weil sie arbeiten wollen oder müssen. Tagesmütter müssen gut qualifiziert sein. Eltern, die ihr Kind abgeben, möchten wissen, dass es dort gut aufgehoben ist. Auch hierfür werden wir in Zukunft mehr Geld investieren müssen. Es wurde bereits angesprochen, dass sich die Regierung zum Ziel gesetzt hat, in die Bildung zu investieren. Deshalb muss man auch im Haushalt erkennen, dass wir bei der Bildung finanzielle Schwerpunkte setzen, so zum Beispiel beim Anstellungsschlüssel in den Kindergärten oder bei der Ausbildung des Kindergartenpersonals. Mit einer angepassten Ausbildung müssen wir auf die veränderten Lebenssituationen und die veränderten Herausforderungen reagieren.
Jedes Kind muss entsprechend seinem Entwicklungsstand betreut werden. Damit mehr auf die Bedürfnisse des einzelnen Kindes eingegangen werden kann, brauchen wir auch für die Kinder, die im Vorkindergarten bzw. in der Kindertagesbetreuung untergebracht werden, einen Bildungsplan bzw. ein Konzept. Auch dafür haben wir noch einiges zu tun.
Wir sind sowohl in der Koalition als auch in der Opposition gemeinsam auf dem richtigen Weg, wenn wir uns darin einig sind, dass die Bildung sich umso intensiver und besser im späteren Leben der Kinder auswirkt, je früher sie bei ihnen beginnt. Eine gute Bildung ist die beste Sozialpolitik, und die beginnt schon im allerfrühesten Kindergartenalter.
Wir haben jetzt noch eine Reihe von Wortmeldungen aus der CSUFraktion. Nächste Rednerin ist Frau Kollegin Dettenhöfer. Ihr folgt dann Frau Brendel-Fischer.
Herr Präsident, meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Wissenschaftliche Studien zeigen immer wieder, dass sich der frühe Besuch von Kindertageseinrichtungen positiv auf die kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten von Kindern auswirkt. Sie zeigen aber auch, welch große Bedeutung eine stabile Eltern-Kind-Beziehung hat. Die bundesweite Studie Nubbek, die jetzt auf den Weg gebracht wurde, wird uns sicherlich aufschlussreiche Erkenntnisse darüber bringen, wie sich die unterschiedlichen Faktoren auf die kindliche Entwicklung auswirken. Schon heute ist klar, dass die Eltern der zentrale Dreh- und Angelpunkt für eine gesunde Entwicklung der Kinder sind. Daher gilt es, die Eltern in ihrer Verantwortung für die Kinder zu stärken und sie zugleich zu Partnern auf gleicher Augenhöhe mit professionellen Kräften im Bildungsprozess zu machen.
Die Verantwortung der Eltern kann nicht auf Institutionen delegiert werden. Kindertageseinrichtungen, Erziehungs- und Familienberatungsstellen sind nur für die Unterstützung, aber nicht als Teilersatz für die Eltern da. Das, was die Eltern an Unterstützung brauchen, muss ihrer freien Entscheidung überlassen bleiben. Keiner kennt die Eigenheiten und Bedürfnisse eines Kindes besser als die Eltern. Bildungspartnerschaft heißt daher, dass sich beide Seiten als Experten anerkennen, die Eltern die Fachkunde des pädagogischen Personals und die Fachkräfte die Eltern als Experten für ihre Kinder.
Die neu geschaffenen Familienstützpunkte, die seit dem 1. April 2010 modellhaft erprobt werden, sind ein gutes Beispiel dafür. Frau Stachowitz, ich glaube, damit kommen wir auch Ihrem Anliegen entgegen. Familienstützpunkte sind Anlauf- und Kontaktstellen, die konkrete Angebote der Eltern- und Familienbildung in einer Kommune vorhalten und die mit anderen Einrichtungen gut vernetzt sind. Sie bieten für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Familien je nach Alter des Kindes und nach Familiensituation geeignete und passgenaue Hilfen an. Die Eltern können so
besonders einfach die für sie wichtigen Angebote auswählen. Ich hoffe, dass nach der Modellphase diese Familienstützpunkte in Bayern flächendeckend eingerichtet werden können.
Das Verständnis von Eltern und Fachkräften als Partner im Bildungsprozess hat aber auch Auswirkungen auf die Ausgestaltung familienbezogener Leistungen insgesamt. Damit Eltern wirklich wählen können, müssen sie gleichermaßen finanziell wie auch durch den Ausbau bedarfsgerechter Institutionen wie zum Beispiel Kindertageseinrichtungen, Familienbildungsstätten etc. unterstützt werden. Einseitig nur letztere zu fördern, wie von Ihnen gefordert, hieße, dass die Eltern in ihrer eigenen Bildungskompetenz herabgesetzt werden. Das kann nicht unser Ziel sein. Wir wollen Wahlfreiheit.
Liebe Frau Stachowitz, Sie haben vorhin gesagt, Familien mit Kindern fielen in die Armut, weil sie von Sozialleistungen leben müssten.
Ich würde den Satz anders formulieren. Familien fallen nicht in die Armut, weil sie der Staat mit Sozialleistungen unterstützt.
In einem Punkt gebe ich Ihnen recht. Die Wirtschaft muss sich bewegen. Auf dem Arbeitsmarkt muss ein Umdenken stattfinden. Wir müssen noch familienfreundlicher werden. Es gibt bereits gute Beispiele dafür. Frau Meyer hat die Betriebskindergärten erwähnt. Trotzdem muss auf dieser Ebene noch viel getan werden.
Frau Ackermann, ich stimme Ihnen in vielem zu. In einem Punkt kann ich Ihnen aber nicht zustimmen: Dass unsere Kindergärten in Bayern heillos überfüllt sind, trifft vielleicht auf Ballungszentren zu, nicht aber auf den ländlichen Raum. Im Gegenteil, bei der demografischen Entwicklung müssen wir in Zukunft vielleicht sogar Angst haben, dass die eine oder andere Kindertagesstätte auf dem Land nicht mehr gehalten werden kann. Man kann nicht immer alles über einen Kamm scheren.
ginnt nicht erst mit dem Erhalt der Schultüte. Wir alle wissen um die Bedeutung frühkindlicher Förderung für die gesamte Entwicklung unserer Kinder. Der Freistaat hat sich schon lange auf den Weg gemacht. Das dem Sozialministerium zugeordnete Institut für Frühpädagogik und Familienforschung wurde bereits 1972 gegründet, Frau Ackermann. Es hat sich frühzeitig auf den gesellschaftlichen Wandel vorbereitet und vorausschauend Forschungsprojekte eingeleitet. Darin, dass es bei der Umsetzung der Forschungsprojekte manchmal gehapert hat, gebe ich Ihnen recht.
Kindertagesstätten sind spätestens seit den Siebzigerjahren wichtige familienergänzende Einrichtungen, die nicht nur Betreuungsarbeit leisten, damit Eltern ihren Alltagsanforderungen nachkommen können, sondern auch Unterstützung bei der altersgerechten Förderung ihrer Kinder geben. Junge Eltern sind heute aufgrund der Vielzahl medialer Ratgeber und der manchmal überzogenen öffentlichen Problematisierung des Erziehungsauftrags sehr verunsichert. Erschwerend kommt hinzu, dass sie berufsbedingt häufig nicht mehr im Nahraum der Großelterngeneration leben, sodass deren unterstützende Nähe fehlt.
Wachsam müssen wir auch zur Kenntnis nehmen, dass ein wachsender Anteil junger Mütter und Väter mit Haushaltsführung, Erziehung und Versorgung in der Familie überfordert ist, weil es an grundlegenden Alltagskompetenzen mangelt. Ich darf an einen Antrag erinnern, zu dem vonseiten der Opposition im Bildungsausschuss gesagt wurde, er sei unnötig, man bräuchte ihn heutzutage nicht mehr. Unter anderem gab es gute Gründe dafür, dass in dem vom Sozialministerium bereits im Jahr 2001 in Auftrag gegebenen Bildungs- und Erziehungsplan in besonderer Weise eine Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Erziehern betont wurde. Die Zeiten, in denen Kinder morgens an der Türe des Kindergartens abgegeben und mittags oder abends wieder abgeholt wurden, sind längst vorbei. Die Elternarbeit reduziert sich bei Weitem nicht mehr auf gelegentliche Sitzungen des Elternbeirats, bei denen über die Organisation von Festen gesprochen wird. Elternarbeit reduziert sich nicht auf Aktivitäten des Kindergartens, deren Erlös für sinnvolle Anschaffungen für die Einrichtung gedacht ist. Auch das ist wichtig, es geht aber vor allem um eine breit aufgestellte und an Qualität gewachsene Elternarbeit.
Die Teams von Kindertagesstätten arbeiten heute mit einem hohen Maß an Transparenz. Programmplanungen und Schwerpunktsetzungen werden den Eltern rechtzeitig mitgeteilt, um deren aktive Beteiligung zu
ermöglichen. Immer mehr Eltern und Großeltern bringen sich mit eigenen Ideen für Projekte in den Alltag der Kindergärten ein und bereichern deren Angebotspalette. Der Schreiner, der mit den Kindern mit Holz arbeitet, ist dabei genauso wichtig wie ein Vater, der Koch ist und mit den Kindern kleine Speisen zubereitet. Gleiches gilt für die Oma, die ab und zu zum Vorlesen kommt, oder für den Opa, der sich gut mit den Gartenanlagen auskennt. Sie sind genauso gerne gesehen wie die Ingenieurin, die einfache technische Phänomene wahrnehmbar macht.