Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Ministerpräsident hat vorhin in seiner Einlassung erklärt, dass es gute Gesamtschulen gibt - das ist richtig - und dass es schlechte Schulen im gegliederten Schulwesen gibt - auch das ist richtig. Aber ich möchte unseren Ministerpräsidenten an dieser Stelle ergänzen: Es gibt sehr gute Schulen im gegliederten Schulwesen. - Auf meine Frage möchte ich verzichten.
(Heiterkeit bei CDU und FDP - Karl- Heinz Klare [CDU]: Das geht nicht! - Bernd Althusmann [CDU]: Das geht eigentlich nicht! - Wolfgang Jüttner [SPD]: Der Beitrag wird rückgängig gemacht!)
Herr Ministerpräsident, wir hatten gestern einen sehr schönen parlamentarischen Abend beim NIW mit einem interessanten Vortrag über die Bildungszukunft in Niedersachsen. Zwei Zahlen fand ich auch in Bezug auf Ihre Einlassungen besonders interessant. Es hieß zum einen, dass es in Zukunft 25 % weniger Schüler geben werden. Wir wissen, dass sich diese Zahl in Bezug auf die Hauptschule wahrscheinlich noch potenzieren wird. Die zweite interessante Zahl war, dass die Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten auf der Bildungsebene Hauptschule und Realschule deutlich zurückgehen werden, während sie im Bereich der Gymnasien und der akademischen Bildung deutlich zunehmen werden.
Über das Hamburger Modell haben wir schon gesprochen. Wir wissen, dass sich Ihre Parteikollegen in Schleswig-Holstein inzwischen für die Gemeinschaftsschule entschieden haben. Vor diesem Hintergrund frage ich Sie: Welche Perspektive sehen Sie darin, im Grunde genommen ein Auslaufmodell so hochzujubeln und schönzureden?
Da agieren Sie doch in einem fiktiven Raum, den man eigentlich nur noch ideologisch begründen kann und der überhaupt keine reale Grundlage mehr hat.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Kollege, ich meine, dass die Politik der Landesregierung, gerade vor dem Hintergrund dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse, die richtige ist.
Der Landesregierung, getragen von den Fraktionen der CDU und der FDP, ist es gelungen, nachhaltig mehr gymnasiale Bildung in die Fläche unseres Landes zu bringen.
Gerade die Schulstandortpolitik hat die Zahl derjenigen, die die Gymnasien besuchen, nachhaltig gesteigert. Ich bin zum Teil dafür kritisiert worden, dass ich mich dafür einsetze, dass wir auch die Zahl der Abiturienten nachhaltig steigern müssen; denn damit ist immer die Sorge verbunden, das Niveau würde abgesenkt und der Abschluss würde möglicherweise entwertet. Unsere Politik zielt genau auf das Gegenteil: Wir fordern im Moment den Lehrerinnen und Lehrern, den Schulleitungen, den Eltern und den Schülern extrem viel ab, und zwar nicht weil wir Spaß daran hätten, sondern weil wir wissen, dass wir die junge Generation nur dann einigermaßen angemessen auf die neuen Arbeitsmärkte der Zukunft vorbereiten, wenn wir sie besser qualifizieren.
Auch in anderen Bereichen - bei der eher praktischen Orientierung - steigen die Anforderungen nachhaltig. Im Moment gibt es eine Vielzahl unbesetzter Arbeitsplätze, z. B. im Bereich der Facharbeiter, weil die Qualifikationen nicht vorhanden sind. Durch eine gute und praxisorientierte Hauptschule und durch unser vorbildliches berufsbildendes Schulwesen können wir genau die Qualifikati
Die Art, wie CDU und FDP in Niedersachsen Schulpolitik machen - es wird bei den ganz Kleinen angesetzt und nicht mehr nur auf Betreuung, sondern auch auf Bildung und frühkindliche Förderung Wert gelegt;
die Potenziale von Vier- und Fünfjährigen müssen ausgeschöpft werden -, ist genau richtig. Die meisten Vernetzungen im Gehirn des Menschen haben fünfjährige Menschen. Danach sterben 30 % der Gehirnzellen ab, weil sie nicht genutzt, gebraucht und gefordert werden.
Da müssen wir ansetzen. Dann müssen wir die Schüler in die Grundschulen, in die weiterführenden Schulen, in gute Hauptschulen, gute Realschulen und gute Gymnasien bringen. Das ist unsere Schulpolitik.
Wir haben die Klassen in den Hauptschulen verkleinert, den Unterricht vermehrt, die wichtigen Kernkompetenzen gestärkt und die Praxisnähe verbessert. Das führt zu Schulabgängerinnen und Schulabgängern, die am Arbeitsmarkt in Niedersachsen echte Chancen haben. Sie hingegen haben uns nach Ihrer Regierungszeit Sackgassen hinterlassen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Wenzel, Frau Korter, ich habe den Eindruck, dass Sie an positiven Antworten überhaupt nicht interessiert sind.
Sie sind dermaßen auf Kritik festgelegt. Es ist traurig, dass Sie sich darüber ärgern, wenn man Ihnen positive Antworten gibt.
Ich will das tun, Herr Präsident. - Außerdem - darauf zielt meine Frage ab - nehmen Sie einfach nicht zur Kenntnis, welche Veränderungen die neue Hauptschule insgesamt beinhaltet.
Ich frage die Landesregierung zu einer der Maßnahmen - der Ministerpräsident hat ja gerade drei oder vier genannt -: Liegen für die Einführung der Betriebs- und Praxistage schon positive Ergebnisse vor?
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube, ein sozialdemokratischer Kollege hat gerade angemerkt, dass das auch schon in Zeitungen gestanden hat. Nachdem wir das Konzept der Berufs- bzw. Praxistage bereits anderthalb Jahre haben und ja auch ein gewisses Risiko bestand, ob die Wirtschaft mitmacht und ob die Maßnahmen greifen, können wir feststellen: Die Wirtschaft macht in hervorragender Weise mit. Das melden uns die ersten Kreishandwerkerschaften. Sie sagen: Donnerwetter! Es gibt so etwas wie einen Klebeeffekt von bis zu 95 %. - Die jungen Leute haben über eine berufsorientierende Maßnahme - es hat ja schon Vorläufermodelle gegeben - den Betrieb kennengelernt. Der Betrieb hat den jungen Menschen kennengelernt. Diejenigen, die sich kennengelernt haben, finden zueinander. Dadurch werden mehr Verträge abgeschlossen.
Die Landesvereinigung der Handwerkskammern hat uns berichtet, dass man das offenbar registriert - das kann nur ein Effekt unserer Maßnahme sein -: Auch die Zahl der Abbrecher in der Ausbildung geht zurück, weil man offenbar den richtigen Beruf gefunden hat. Die Zahl der Wechsler geht zurück, da auch die Zahl der jungen Leute mit besseren Abschlüssen von der Note her steigt.
Außerdem ist, wie erwähnt, die Zahl der Leute, die eine Verkürzung der Ausbildungszeit beantragen, weil es gut läuft und weil sie in den Beruf wollen, gestiegen ist. Das sind Indikatoren dafür, dass das offenbar etwas mit dieser Landesregierung zu tun hat.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte noch einmal auf das Thema der Abbrecherquoten in den verschiedenen Schulsystemen zurückkommen, und zwar ganz konkret zu der Abbrecherquote bezogen auf die abgehenden Schüler in den jeweiligen Schulformen. Bislang muss man feststellen: Alle Qualifizierungsmaßnahmen, die seitens der Landesregierung für das gegliederte Schulwesen durchgeführt wurden, haben - zumindest im Vergleich zu den integrativen Schulen, den IGSen - noch keinen durchschlagenden Erfolgt gehabt, zumindest nach den uns vorliegenden Zahlen. Daher frage ich die Landesregierung ganz konkret: Kann sie bestätigen, dass von allen Schülern, die das gegliederte Schulwesen besuchen - und zwar ohne die Förderschulen -, 5,3 % ohne Abschluss bleiben und dass von allen Schülern, die die IGS besuchen, nur 2,8 % des jeweiligen Jahrgangs diese Schulform ohne Abschluss verlassen? Das ist meine erste Frage.
Dazu hätte ich ganz konkret eine Bestätigung oder die entsprechenden Zahlen in Prozent vorgelegt bekommen.
Meine zweite Frage: Herr Minister Busemann, Sie haben vorhin ausgeführt, dass Sie die Errichtung weiterer Integrierter Gesamtschulen unter dem allgemeinen Aspekt und unter Abwägung aller Vorund Nachteile der verschiedenen Systeme ablehnen würden. Vor diesem Hintergrund frage ich Sie, welchen Stellenwert die Abbrecherquote bei der Wahl des Schulsystems und der Weiterentwicklung der Schulsysteme für Sie hat.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege, Ihre erste Frage mit den Prozentzahlen kann ich Ihnen nicht bestätigen. Ich sage Ihnen aber zu, dass wir das unter Berücksichtigung aller Zahlen - die Abgangsjahrgänge haben meist eine Stärke von 100 000 - nachrechnen werden und Ihnen das Ergebnis dann zuteil werden lassen.
Die Angebote für die Berufsorientierung, die Verringerung der Nichtabschlussquote usw. sind nicht in allen Schulformen gleich. Ich bedauere beispielsweise, dass in den Gesamtschulen das Paket an berufsorientierenden Maßnahmen, das wir im allgemeinbildenden Schulwesen offenbar mit Erfolg zur Anwendung bringen, keine Anwendung findet. Man sollte vielleicht einmal gemeinsam darüber nachdenken, auch dort entsprechende Angebote zu machen. Mit Systemverliebtheit hat das allerdings gar nichts zu tun.