Damit möchte ich meine Ausführungen beenden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Vielen Dank, Herr Kollege Dammann-Tamke. - Für die AfD-Fraktion hat nun die Kollegin Dana Guth das Wort. Bitte sehr!
Vielen Dank. - Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn wir schon nicht zum Thema Ehrenamt sprechen dürfen, dann dürfen wir vielleicht etwas zum Thema Nutztiere sagen.
Wir sprechen über den Erhalt seltener Nutztierrassen, der angemessen gefördert werden soll. Das ist inhaltlich sicherlich ein guter und wichtiger Antrag zu einem Thema, das wenig im Fokus steht. Der Erhalt der genetischen Vielfalt - Stichwort „Biodiversität -, um zukünftige Zuchtziele zu erreichen, ist mit Sicherheit ein wichtiges Projekt. Alte Nutztierrassen sind auch heimatprägend gewesen. Beispielsweise Heidschnucken und Heide gehören zusammen. So etwas ist natürlich erhaltenswert.
Dem rasanten Strukturwandel in der modernen Landwirtschaft haben alte Rassen tatsächlich nicht viel entgegenzusetzen. Mit Hochleistungszüchtungen zur Milch- und Fleischproduktion können sie nicht konkurrieren. Gerade diese Hochleistungstiere haben wenig mit den robusten, krankheits- und stressresistenten alten Rassen zu tun.
Frau Kollegin, einen Moment, bitte! - Meine Damen und Herren, das ist der letzte Punkt. Er dauert auch nicht mehr allzu lange. Vielleicht haben die SPD-Kollegen in den mittleren Rängen noch ein bisschen Interesse an dieser Beratung. - Das ist offensichtlich der Fall. Darüber freuen wir uns ganz
Danke. - Aus im Wesentlichen 14 Wildtierarten hat der Mensch in den letzten Jahrtausenden eine Vielzahl von Nutztierrassen, insgesamt mehr als 6 000, gezüchtet. Das ist eine enorme kulturelle Leistung. Diese Vielfalt zu erhalten, hat sogar die EU mit dem Aktionsplan zum Stopp des Verlustes an Biodiversität zum Ziel in Europa gemacht. Notwendig dafür sind Informations- und Bildungsprogramme - und natürlich auch Geld.
Nun zu Ihrem Antrag. Er ist vom Thema her ohne jede Frage sehr wichtig, und es ist auch gut begründet, warum Sie das beantragen. Das ist absolut nachvollziehbar. Was mir in Ihrem Antrag wirklich fehlt, sind erstens ganz konkret genannte Forderungen. Was genau wollen Sie damit erreichen, und wie wollen Sie das umsetzen? - Zweitens fehlt für mich die Erklärung, warum Sie gerade jetzt damit kommen, da die Haushaltsberatungen gerade abgeschlossen sind.
Sie fordern eine weiterhin effektive Förderung für Züchter und Halter seltener Nutztierrassen. - Wie genau soll die aussehen, und womit soll das bezahlt werden?
Sie möchten, dass Züchter, die Genmaterial zur Verfügung stellen, unterstützt werden. - In welcher Höhe und mit welchem Geld?
Sie möchten das Instrument der Zuchterhaltungsprämien bekannter machen. - Gut, wie Sie sich das vorstellen, werden wir sicherlich im Ausschuss erfahren.
Nun zur Frage des Haushaltes, liebe GroKo. Alte Nutztierrassen sind Weidetierrassen. Gerade mit dieser Weidehaltung sind diese Rassen so robust geworden, haben einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege geleistet und damit auch unsere Kultur geprägt. Wäre es bei dieser Zielstellung, die Sie hier vertreten, nicht angemessen gewesen, die Weidetierprämie auch unter diesem Aspekt zu ermöglichen? Welche Mittel haben Sie in dem eh schon sparsam bemessenen Landwirtschaftshaushalt für die effektive Förderung dieser alten Tierrassen vorgesehen? - Ich habe nichts gefunden. - Wie sieht Ihr Weg im Hinblick auf die Wölfe aus? Denn alte Nutztierrassen können Sie nur mit Weidehaltung erhalten. Wie soll das funktionieren, wenn das Wolfsproblem nicht gelöst wird?
Sehen Sie mir es nach: Für mich ist das ein reiner Feel-good-Antrag. Vielleicht konkretisieren Sie Ihre Vorstellungen in der Ausschussdebatte.
Vielen Dank, Frau Kollegin. - Frau Kollegin Guth, Sie haben in Ihren einleitenden Worten gesagt - ich zitiere -: „Wenn wir schon nicht zum Thema Ehrenamt sprechen dürfen - - -“ - Ich will Sie darauf hinweisen, dass dieser Tagesordnungspunkt gerade abgehandelt wurde, dass Sie die Redezeit voll ausgenutzt haben und dass es die Möglichkeit zu mehreren Kurzinterventionen gegeben hat. Von daher weise ich nicht nur die mit Ihrer Aussage verbundene Kritik am Präsidium, sondern auch den Versuch, es hier so darzustellen, als ob Sie zu einem Thema nicht reden dürften, mit Nachdruck zurück.
Meine Damen und Herren, für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat sich nun die Kollegin Staudte gemeldet. Bitte schön!
Vielen Dank, Herr Präsident. - Es ist schön, dass am Ende des Plenums noch ein Antrag auf der Tagesordnung steht, über den hier - zumindest, was die Zielrichtung betrifft - sehr große Einigkeit herrscht. Ich habe sogar bei Ihnen geklatscht, Herr Dammann-Tamke. Das möchte ich für das Protokoll erwähnen. Das kommt ja nicht so oft vor.
Das war jetzt sozusagen die Einleitung. - Aber, ich glaube, man kann den Antrag noch ein bisschen besser machen.
Sie haben Punkte aufgeführt, die im Moment noch laufen. Im Antrag steht z. B. „weiterhin“ soll effektiv gefördert werden, und wer für die Genbank Material gibt, soll unterstützt werden. Die Zuchterhaltungsprämien, die es ja schon gibt, sind erwähnt. Es ist wichtig, dass diese noch bekannter gemacht werden sollen. Aber ich würde mir wünschen, dass die Haushaltsmittel in diesem Bereich tatsächlich aufgestockt werden. Gerade der Umgang mit dem
Herdbuch, in dem man dokumentiert, von welchem Tier die eigene Herde abstammt - ob sie weiter züchtungswürdig ist, ob die Tiere reinrassig sind usw. -, ist sehr vielen Tierhaltern zu umständlich. Die haben die Tiere und wissen, dass sie etwas Gutes tun; aber diese Herdbuchführung ist tatsächlich ein Problem. Es wäre schön, wenn wir dort noch etwas draufsatteln könnten, damit es den Leuten einfacher gemacht wird, diese Herdbücher zu führen.
Ein anderer Punkt, der, wie ich finde, sehr wichtig ist: Niedersachsen fördert derzeit eine bestimmte Anzahl von Tierrassen. 22, wie Sie sagten. Ich glaube, der NDR hat neulich von 26 Rassen berichtet. Ich hoffe, die Differenz rührt nicht daher, dass vier Rassen schon ausgestorben sind; denn es gibt ja tatsächlich sehr stark bedrohte Tierrassen.
Die Tierrassen, die in Niedersachsen gefördert werden, sind z. B. das Bunte Bentheimer Schwein und andere, die vom Namen her wirklich auf Niedersachsen zurückgeführt werden können. Aber es gibt auch Tierrassen wie das Angler Sattelschwein, die in Niedersachsen nicht gefördert werden, weil sie Angeln, also Großbritannien, zuzuordnen sind.
(Helmut Dammann-Tamke [CDU]: Angeln ist in Schleswig-Holstein! Das hat nichts mit dem Brexit zu tun!)
Das ist ein sehr großer Nachteil, weil das dazu führt, dass Tierrassen, die in anderen Gebieten gehalten und gefördert werden, stärker bedroht sind, wenn dort z. B. eine Seuche ausbricht. Das kann dann in Schleswig-Holstein oder in Großbritannien sein - egal! Es ist absolut notwendig, dass wir möglichst viele Leute in unterschiedlichen Regionen dafür gewinnen können, diese Tierarten zu halten und zu erhalten.
Insofern ist es mir sehr wichtig, dass wir uns noch einmal kritisch damit befassen, welche Tierrassen in Niedersachsen im Moment gefördert werden. Aber ich bin zuversichtlich, dass das gelingen kann.
Vielen Dank, Frau Kollegin Staudte. - Für die Fraktion der SPD hat sich nun die Kollegin Kerstin Liebelt gemeldet. Bitte schön!
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Was haben das Vorwerkhuhn, die Weiße hornlose Heidschnucke, das Merinofleischschaf, die Bunte Edelziege, die Diepholzer und die Leinegans, das Deutsche Shorthorn und das Schwere Ostfriesisch-Altoldenburgische Warmblut gemeinsam? - Bei dem Titel dieses Antrags wissen Sie es sicherlich schon: Es handelt sich hierbei um alte heimische Tierrassen. Sie gehören zu den 26 Nutztierrassen, deren Zucht zurzeit in Niedersachsen seitens des Landes unter Beteiligung des Bundes gefördert wird.
Die Förderung ist Bestandteil der Agrarbiodiversitätsstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und des Landes Niedersachsen, die u. a. auf dem „Nationalen Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung tiergenetischer Ressourcen“ aufbauen.
Entschuldigung, Frau Kollegin! - Da hinten in der CDU-Fraktion tobt die Stimmung ja regelrecht, allerdings unter Beihilfe von Herrn Limburg, wenn ich das richtig gesehen habe. Aber er hat sich zurückgezogen, und die Kollegen haben sich beruhigt.
Um in die Förderung aufgenommen zu werden, müssen die Züchterinnen und Züchter einen Katalog an Kriterien erfüllen. So müssen u. a. die Tiere in einem genehmigten Zuchtbuch eines anerkannten Zuchtverbands eingetragen sein, und die Zuwendungsempfänger müssen sich verpflichten, fünf Jahre an dem Zuchterhaltungsprogramm teilzunehmen. Bei Geflügel ist z. B. die aktive Teilnahme am Zuchtprogramm eines entsprechenden Zuchtverbands oder Herdbuchvereins Voraussetzung.
Der Erhalt dieser wertvollen genetischen Vielfalt und damit auch der Erhalt dieses wertvollen Kulturguts wird in der Regel von kleineren Zuchtbetrieben und Hobbyzüchtern gewährleistet. Um den
Ansprüchen des Marktes und der Verbraucherinnen und Verbraucher, Fleisch und auch andere tierische Produkte jederzeit in hoher Qualität und noch dazu zu sehr günstigen Preisen erwerben zu können, gerecht zu werden, eignen sich diese Nutztierrassen nicht. Ein Vorwerkhuhn z. B. besteht eben nicht fast nur aus Brustfilet und hat auch nicht eine so unglaublich hohe Legeleistung wie die Hybridhühner, die heute in der Regel gehalten werden.
Unsere alten Nutztierrassen haben aber oft Eigenschaften, mit denen sie sich besser als ihre hochgezüchteten Verwandten an Änderungen des Klimas und auch des Nahrungsangebots anpassen können. Trotz aller Fördermöglichkeiten ist die Zucht dieser alten Nutztierrassen oft eine kostspielige Liebhaberangelegenheit. So ist die Haltung von Schafen auch jetzt schon häufig ein Zuschussgeschäft. Der Erlös z. B. aus dem Verkauf der Wolle liegt bei den heutigen Weltmarktpreisen deutlich unter denen einer Schafschur. Aber wie sähen unsere Deiche und wie sähe unsere Lüneburger Heide ohne die Schafe aus?
Die finanzielle Belastung der kleinen Betriebe und Hobbyzuchten durch die Dürre des vergangenen Sommers und die damit verbundenen Ernteausfälle sowie durch die gestiegenen Kosten für Futter ist enorm und oft nur schwer oder gar nicht aufzufangen.
In Niedersachsen sind für bedrohte landwirtschaftliche Nutztierrassen bereits seit 1984 einige Maßnahmen erfolgreich eingeführt und ausgebaut worden. So gab es Zuchterhaltungsprämien für die unterschiedlichsten Tierrassen, Förderungen für die Anlage und Führung von Zuchtbüchern für vom Aussterben bedrohte Rassen, aber auch Samengewinnungen zwecks Anlage einer Kryokonserve bei bedrohten Schaf- und Ziegenrassen.
Diese Maßnahmen müssen zum Erhalt der Agrarbiodiversität erhalten und ausgebaut werden; denn Biodiversität umfasst nicht nur Wildpflanzen, Insekten, Amphibien und Wildtiere, Biodiversität bedeutet auch den Erhalt unserer alten Nutztierrassen. Dazu haben wir uns auf Bundes- und auf Landesebene verpflichtet, und dem wollen wir auch gerecht werden.