Die Prognosen gehen dorthin, dass diese Zahl noch immens zunehmen werde, das heißt, wir haben sowohl einen Fachkräftemangel in der beruflichen Bildung als auch einen Fachkräftemangel bei der akademischen Qualifizierung. Der eine Mangel ist nicht durch den anderen Mangel zu beheben. Man befindet sich dann, mathematisch gesprochen, immer im negativen Raum. Da wird nichts positiv, es gibt keinen Ausgleich von negativen Zahlen.
Herr Minister, Sie haben einen bunten Strauß an Maßnahmen aufgezählt, mit denen die Landesregierung versucht, diese Abbruchzahlen möglichst gering zu halten. Das kostet natürlich alles eine Unmenge an Geld. Mich würde einmal interessieren: Gibt es denn Informationen, wenn schon nicht über die Statistiken der Studienabbrecher, dann über die Kosten dieser Maßnahmen und vor allem über ihre Effizienz? Wird das in irgendeiner Form evaluiert, ob man damit das erreicht, was man eigentlich erreichen möchte?
Natürlich haben wir letztendlich Informationen über die Aufwendungen für diese Maßnahmen. Wir fördern die Maßnahmen auch. Das ist selbstverständlich. Dass sie greifen, kann man ganz einfach aus bestimmten Zusammenhängen ableiten. Die Studierendenzahlen haben sich, wie Sie wissen, in den letzten fünf bis zehn Jahren deutlich erhöht. Nun haben wir aufgrund der statistischen Problematik, die ich erläutert habe, keine abschließenden Zahlen über den Studienabbruch, aber alle Zahlen, die wir haben, deuten darauf hin, dass sich die Studienabbruchzahlen in den letzten zehn Jahren nicht verändert haben, das heißt, es ist tatsächlich davon auszugehen, dass die Maßnahmen durchaus wirken.
Sehr geehrter Herr Minister, ich habe eine Zusatzfrage. Ist irgendwie erkennbar, zu welchem Zeitpunkt im Studium ein Studienabbruch in der Regel stattfindet, und welche Maßnahmen es geben könnte, die Entscheidung, das Studium abzubrechen, ein bisschen zu beschleunigen, weil manche Menschen diesen Abbruch ein bisschen in die Länge ziehen?
wird aber auch durch Erfahrungen an den Hochschulen selbst begleitet –, dass der Studienabbruch ganz überwiegend in den ersten Semestern stattfindet, das heißt, im ersten, zweiten und teilweise auch noch im dritten Fachsemester. Das heißt, wir haben letztendlich eine Situation, dass die Entscheidung des Studienabbruchs zu Beginn des Studiums gefällt wird.
Wie ich erläutert habe, haben wir gleichzeitig gerade in Rheinland-Pfalz sehr gute Übergangsszenarien in die berufliche Bildung, sodass die Vorstellung, die teilweise diffundiert und im Raum steht, es würden Studierende viele Semester oder jahrelang studieren, um dann letztendlich ohne Abschluss die Hochschule zu verlassen, um Taxifahrer zu werden, völlig an der Realität vorbeigeht. Der Studienabbruch findet früh statt und damit zum richtigen Zeitpunkt.
Es gibt sehr gute Übergangsszenarien in andere Qualifizierungswege. Auch wenn sie – bei diesen Stichproben jedenfalls – nicht repräsentativ, aber doch schon von der Aussage her werthaltig sind, treffen die Studierenden die Aussage, dass sie ihren gesamten Qualifizierungsweg durchaus positiv betrachten.
Herr Minister, ein Studium will auch finanziert werden. Das Deutsche Studentenwerk hat erst kürzlich eine sehr große und lang angelegte Studie zur Ermittlung der Lebenshaltungskosten von Studierenden herausgebracht und vorgestellt. Eine wesentliche Erkenntnis dieser Studie ist, dass die Leistungen des BAföG, für das der Bund zuständig ist, längst nicht mehr auskömmlich sind, um die Lebenshaltungskosten von Studierenden zu decken. Liegen Ihnen Erkenntnisse darüber vor, dass Studienabbrüche auch aus finanziellen Gründen passieren?
Darüber liegen Erkenntnisse vor. Letztendlich ist dieses Bild differenziert zu betrachten. Richtig ist völlig, dass sich eine übermäßige Berufstätigkeit während des Studiums sehr negativ auf den Studienerfolg auswirkt, es sei denn, das Studium ist ohnehin auf ein Teilzeitstudium, also ein berufsbegleitendes Studium, ausgelegt. Dann ist natürlich die Situation eine andere.
Eine Berufstätigkeit muss sich per se, von vornherein, noch nicht negativ auf den Studienerfolg auswirken. Eine fachnahe Berufstätigkeit, wie wir sie von kooperativen Studiengängen oder Ähnlichem kennen, ist im Gegenteil durchaus für den Studienerfolg förderlich. Wenn der zeitliche Umfang zu groß wird, und vor allen Dingen, wenn die Erwerbstätigkeit mit dem gewählten Fach eigentlich keine Verbindung hat, dann hat das sehr negative Auswirkungen auf den Studienerfolg.
Herr Minister, ist in der neuen Statistik vorgesehen, dass dort Erkenntnisse herauszuziehen sind, an welchen weiterführenden Schulen die Studierenden vorher waren, also Gymnasium, IGS oder berufsbildende Schule?
Diese Zahlen hat man heute auch schon an der jeweiligen Hochschule selbst. Die weiterführende Statistik wird dazu führen, dass wir auch da zwischen den Hochschulen vergleichen können. Das ist bisher, wie in anderen staatlichen Stellen auch, nicht möglich. Es gibt keinen Datenausgleich über Hochschulen hinweg.
Über das neue Hochschulstatistikgesetz werden wir in der Lage sein, einen Studienverlauf, der sich über verschiedene Hochschulen erstreckt, zu betrachten und den Studienverlauf an der Hochschule im Detail zu betrachten, weil die Detailbetrachtung heute auch noch nicht gesetzlich möglich ist. Im Prinzip ist heute nur die Immatrikulation und die Exmatrikulation an einer einzelnen Hochschule betrachtbar und untersuchbar.
Sie haben jetzt ein eher positives Bild von der Studierfähigkeit junger Menschen gezeichnet, die an die Hochschulen kommen. Wenn man Presseberichte liest und auch persönliche Gespräche mit Professoren von Hochschulen führt, dann stellt sich das sehr anders dar. Insbesondere ist es auch bezeichnend, dass es eine Menge an Stützkursen, Brückenkursen und Vorbereitungskursen an den Hochschulen gibt.
Vor diesem Hintergrund frage ich, ob Sie der Auffassung sind, dass unser Schulsystem und der Übergang an die Hochschulen noch gewährleistet, dass tatsächlich nicht nur eine Studienberechtigung, sondern auch eine Studierfähigkeit gegeben ist?
Wenn man auf persönliche Gespräche und Erfahrungen hinweist, begibt man sich argumentationstechnisch natürlich immer in den Bereich der anekdotischen Evidenz. Das ist als tatsächlich fundierte Betrachtung so nicht akzeptabel. Man muss sich eine breitere Zahlenbasis anschauen.
Es gibt durchaus klare Zahlen, die uns Folgendes belegen: Die Studienvoraussetzung allein, also die Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu Studienbeginn, sagen noch nichts im Einzelfall darüber aus, ob ein Studium mit Erfolg beendet wird oder nicht. Das ist durch Zahlen klar belegbar.
Daneben gibt es viele Statistiken. Ich kenne die Intention der Frage, sie ist mir durchaus klar, und ist zum Beispiel der Zusammenhang zwischen bestimmten Schularten und dem Studienerfolg. Man muss aber darauf hinweisen, dass die Interpretation einer Statistik maßgeblich davon abhängt, wie die Fragestellung ist. Man sieht nämlich statistisch auch, dass der Studienerfolg unmittelbar damit korreliert, welchen Bildungshintergrund die Eltern haben. Ein akademischer Bildungshintergrund der Eltern zeigt sich statistisch in einem erhöhten Studienerfolg. Das kann dann letztendlich mit Schularten, die absolviert wurden, korreliert werden.
Was man aber benötigt – das lernen wir daraus –, sind Beratungen und Unterstützungen der Studierenden, die an unsere Hochschulen kommen. Genau diesen Weg gehen wir durch Mentorenprogramme, unterstützende Maßnahmen, Vorkurse und begleitende Tutorien. Das ist natürlich ein guter Weg. Es greift zu kurz, nur die Anfangssituation punktuell zu betrachten und zu behaupten, damit sei die Gesamtbiografie festgelegt.
Sehr geehrter Herr Minister, Sie haben ausgeführt, wenn ich es richtig gehört habe, dass die Studienabbrecherquoten die letzten Jahre im Prinzip gleich geblieben sind. Jetzt hat sich der Anteil der Studienanfänger an den Jahrgängen seit 2000 bis heute um 20 Prozentpunkte erhöht. Ich habe hier noch einmal die Statistik: von 33,3 % auf 55,5 %. Jetzt wissen wir aber, dass nicht nur die Wirtschaft Bedarf an Akademikern hat, sondern ein erheblicher Fachkräftemangel besteht. Diese 20 Prozentpunkte stehen jetzt zusätzlich für andere Ausbildungsgänge – für Fachschulausbildungsgänge, für handwerkliche Ausbildungsgänge – nicht mehr zur Verfügung. Hinzu kommt eine Reduzierung der Größen der Jahrgänge, die die Schulen verlassen. Mit welchen Maßnahmen gedenkt die Landesregierung, für die Sie antworten, dieses Delta zu schließen?
Wie ich vorhin bereits erläutert habe, befinden wir uns in vielen Disziplinen in einem Fachkräftemangel auf verschiedenen Qualifikationsebenen, sowohl in der beruflichen Bildung als auch in der akademischen Bildung. Also kann
Worauf wir letztendlich Wert legen, ist, dass wir möglichst gute und möglichst auch gut organisierte Wege und Übergänge zwischen der Hochschulqualifikation und der beruflichen Bildung haben und umgekehrt; denn selbstverständlich haben unsere jungen Menschen ein Anrecht darauf, ihren individuellen, persönlichen Qualifizierungsweg zu finden. Der ist zu einem bestimmten Zeitpunkt der Biografie auch nicht festlegbar, das ändert sich auch.
Wir gehen den Weg, dass wir die beiden Welten, die berufliche Bildung und die Hochschulqualifizierung, verschränken und möglichst gute Übergänge von der einen Richtung in die andere und auch wieder zurück schaffen, sodass letztendlich Bildungsbiografien und Qualifikationsbiografien entstehen können, die die individuellen Bedarfe berücksichtigen und sowohl in der beruflichen Bildung als auch in der Hochschulqualifikation die jungen Menschen auf ihrem Weg begleiten, ihren Weg ermöglichen, sie zu ihrer Qualifikation führen und dabei – das ist ganz wichtig – den Weg offen lassen, auch andere Qualifizierungsstufen mitzunehmen, also andere Qualifizierungswege immer wieder zu wählen.
Damit stärken wir die berufliche Bildung, weil klar ist, dass wir keine Qualifikationssackgassen haben, sondern klar wird, dass man – egal, welchen Qualifizierungsweg man wählt – immer noch die Möglichkeit einer weiteren Qualifizierung oder anderen Qualifizierung hat. Das ist die beste Stärkung der beruflichen Bildung, die man wählen kann.
Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Marco Weber und Cornelia Willius-Senzer (FDP), Frostschäden in der rheinland-pfälzischen Landwirtschaft – Nummer 4 der Drucksache 17/3307 – betreffend, auf.
Sehr geehrter Herr Präsident, wir fragen die Landesregierung zu dem Thema „Frostschäden in der rheinlandpfälzischen Landwirtschaft“:
1. Liegen der Landesregierung seit April neue Erkenntnisse hinsichtlich der prognostizierbaren Schadenshöhe und der betroffenen Gebiete vor?
4. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um Obst- und Weinbauern sowie Landwirte in Zukunft vor solchen Ereignissen zu schützen?
Herr Präsident, Herr Kollege Weber, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Kaltlufteinbrüche Mitte April dieses Jahres haben sich verheerend auf die bis dahin schon weit vorangeschrittene Vegetation ausgewirkt, war doch der März 2017 mit einer bemerkenswerten Differenz von 3,7 Grad über der Referenz der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881.
Die Frostschäden in der Nacht vom 19. auf den 20. April beschäftigen seitdem die Landwirtschaftsverwaltung, den Berufsstand und den Landtag. Die Intensität der Schäden ist je nach Region sowie bei den einzelnen Kulturen unterschiedlich. Auch spielen außergewöhnliche Vor- und Nachfolgeereignisse, wie etwa Trockenheit, eine große Rolle. Einige Sofortmaßnahmen sind bereits eingeleitet worden, nachdem ich mir unverzüglich vor Ort ein Bild von der Situation gemacht hatte.