damit Sie es nachlesen können. Sie hätten auch zu diesem Symposium kommen können, aber vielleicht befürchteten Sie, dass das, was da gesagt wird, nicht so in Ihren Kram passt.
Insofern, meine Damen und Herren, möchte ich Sie auf einige Risiken von Windkraftanlagen hinweisen. Wir alle hier im Haus möchten den Anteil der Windkraftenergie erhöhen; das ist gar keine Frage, und darauf hat auch der Minister hingewiesen. Allerdings hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers gerade erst am 4. Dezember 2008 die Risiken betont. Welches sind denn die Risiken, die zu Verzögerungen bei der Windkraftanlagenerstellung führen? - Unwägbarkeiten bei der Anlagentechnologie, bei der Anbindung an Stromnetze, bei der Anlagenbewertung, Betriebsausfälle mangels Erreichbarkeit zwecks Wartungsarbeiten bei schlechtem Wetter und starkem Seegang.
Meine Damen und Herren, in der Diplomarbeit steht irgendwo im letzten Drittel folgender Dreioder Vierzeiler: Ich gehe davon aus, dass gut 8.000 Windkraftanlagen gebaut werden, und ich gehe davon aus, dass diese eine Leistung von 5.000 MW haben werden. Ein Feld mit 200 Anlagen à 5 MW bedeutet eine Ausdehnung von 5 x 10 km, 40 sol
cher Felder - das wären 8.000 - bedeuten 40 Windkraftfelder von 5 x 10 km in unserer Nord- und Ostsee. Da ist zu bedenken, ob das alles so einfach ist und ob es hier nicht auch Risiken gibt. Ich bitte darum, nicht die Diplomarbeit zu bewerten, aber kritisch Stellung zu nehmen, wenn es darum geht, solche Anträge hier zu erörtern oder an den Ausschuss zu überweisen.
Herr Ritzek, gestatten Sie eine Frage des Herrn Abgeordneten Dr. Garg? - Es ist möglich; die Zeit wird nicht angerechnet.
Ich frage Sie, ob Sie mit mir einig darin sind, dass man in einer Diplomarbeit, die auch eine wissenschaftliche Arbeit ist, eine These aufstellen kann, völlig unabhängig davon, ob man dieser These zustimmt, und dass man mit dieser These arbeiten und entsprechende Schlüsse ziehen kann? Um nichts anderes handelt es sich bei dem von Ihnen erwähnten Tatbestand im Bezug auf die Windkraftanlagen.
Lieber Herr Kollege Dr. Garg, ich habe Sie zu Beginn meines Dreiminutenbeitrages gelobt ob Ihrer Aussage zur Bewertung der Diplomarbeit.
Ich stimme Ihnen voll zu. Schade, Sie waren leider draußen. Wenn Sie hier gewesen wären, hätten Sie diese Frage gar nicht zu stellen brauchen.
Herr Kollege Stritzl, Sie und der Herr Fraktionsvorsitzende fragten: Wie soll es denn in Kiel weitergehen? Sie haben suggeriert, würde das Großkraftwerk nicht gebaut werden, würden die Kieler erfrieren. So ungefähr muss ich Ihre Aussagen interpretieren. In Kiel haben wir Heizwerke. Wir haben eine Müllverbrennungsanlage und andere Erzeugungsanlagen. Wir haben 800 MW thermische Leistung im Netz. Das ist ein Vielfaches dessen, was die Heizspitze der Stadt Kiel darstellt.
Als bei meiner Zwischenfrage so gelacht wurde was man vielleicht auch nicht immer tun muss -, war Folgendes gemeint: Das Kohlekraftwerk, das da jetzt steht, deckt mit seiner Wärmeabgabe Wirkungsgrade von 60 % überhaupt nicht ab. Das Verhältnis von Stromproduktion und Wärmeabkopplung stimmt nicht. Die Stromproduktion müsste viel kleiner sein. Dann könnte ich auf Wirkungsgrade von 80 bis 90 % kommen. Würde man hier ein viel größeres Kohlekraftwerk bauen als das, was jetzt dort steht, hat das überhaupt nichts mit Kiel zu tun, sondern mit einem internationalen Stromhandel. Dann brauchen wir eine 380-kV-Leitung nach Neumünster und so weiter.
Was sich Sozialdemokraten und die Grünen hier in Kiel vorgenommen haben, ist ein dezentrales Konzept zur Versorgung, zum Beispiel mit ObjektKWK im Außenbereich, wo nicht mit Fernwärme versorgt wird. Diese Dinge werden jetzt abgearbeitet.
Herr Kollege Matthiessen, sind Sie mit mir einer Meinung, dass es, auch wenn Sie hier Ihr Konzept ausbreiten, trotzdem sinnvoll gewesen wäre, das Moratorium einzuhalten, dass beispielsweise ein Gas- und Turbinenkraftwerk, wie wir es vorgeschlagen haben, im Zeichen sich ändernder Rohstoffpreise, im Zeichen sich ändernder Technologien eine Alternative gewesen wäre?
- Ich weiß nicht, ob Ihre Vorstellung jetzt ausgeschlossen ist. Ich glaube, es ist möglich, dort eventuell einen kleiner dimensionierten Ersatzbau auf Gasbasis zu machen. Das ist durch die Beschlüsse nicht ausgeschlossen. Es gibt nur einen B-Plan, der dem entgegensteht.
Herr Minister, Sie haben suggeriert, dass für eine Windkraftanlage ein Schattenkraftwerk aus Kohle errichtet werden muss. Ich habe das so verstanden; sie haben es nicht differenziert gesagt. Sie haben gesagt, es müsse ein Schattenkraftwerk mit der gleichen Leistung bestehen. Dafür bitte ich um einen Beleg. Zurzeit ist es wie folgt. Mit einem auch räumlichen Ausbau der erneuerbaren Energien wird die notwendige Schattenkapazität immer geringer. Sie liegt heute bei - ich meine - 12 %. Ich verdränge also durch 1 GW erneuerbare Energie 88 MW konventionelle Leistungen. Das wird sich so fortsetzen.
Der Weg in die Energiezukunft geht über die großräumige Erschließung regenerativer Potenziale mit großen Netzen. Das ist ein Weg, der uns im Ergebnis - so sagen die wissenschaftlichen Studien wesentlich billiger kommt als der „atomfossile“ Pfad.
Zu einem weiteren Kurzbeitrag nach § 56 Abs. 4 der Geschäftsordnung hat der Herr Abgeordnete Konrad Nabel das Wort.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Stritzl, es wäre schön, wenn Sie die Kieler Politik wieder in der Ratsversammlung machten. Die alternativen Vorstellungen der CDU dort kenne ich noch nicht.
Ich habe mich eigentlich nur gemeldet, weil der Kollege Ritzek und der Kollege Stritzl gesagt haben, wir hätten keine Alternativen vorgestellt. Das
stimmt nicht. Ausweislich des Protokolls verschiedener Debatten zu diesem Thema haben wir dargestellt, dass wir uns für Kombikraftwerke einsetzen, dass wir uns dafür einsetzen, Kraftwerke in kleinerem Maßstab in Kraft-Wärme-Kopplung zu errichten - auch mit Kohle -, dass wir uns dafür einsetzen, Gaskraftwerke einzusetzen, weil diese einen höheren Wirkungsgrad und geringere Errichtungskosten und eine kürzere Laufzeit haben.
Damit bin ich beim eigentlichen Punkt. In der ganzen Diskussion - auch von Ihnen, Herr Minister wurde vorgetragen - Herr Marnette, ich hätte gern Ihre Aufmerksamkeit:
(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Detlef Matthiessen [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat doch Konsequenzen!)
Wenn Sie diese Investitionen in Kohlekraftwerke egal, ob es 27, 16, 9 oder 30 sind - nehmen, wissen Sie alle: Pi mal Daumen 40 Jahre Laufzeit. Wir gehen einmal von einer Planung und Bauzeit von fünf bis zehn Jahren aus. Dann sind Sie weit über 2050 mit dem von Ihnen beschriebenen Szenario, was den CO2-Ausstoß angeht. Bitte, Sie müssen das bis 2050 um 80 % reduzieren. Das schaffen Sie nicht.
Das ist der entscheidende Punkt, um den es heute geht. Wir können es ertragen, morgen, übermorgen und vielleicht auch noch in drei oder fünf Jahren Kohle in der jetzigen Form zu verfeuern, aber nicht mehr in 40 Jahren. Das dürfen wir uns nicht mehr erlauben, das können wir uns nicht mehr erlauben, und wir werden es uns nicht mehr erlauben. Da werden alle hinkommen.
Ich nenne ein kleines Beispiel. Das Kraftwerk Wedel, 200 MW, Wirkungsgrad 86 %, wird jetzt irgendwann stillgelegt, weil in Hamburg das Kraftwerk Moorburg gebaut wird. Das ist zwar Hamburg, aber vergleichbare Situationen gibt es auch woanders.
- 86 % Wirkungsgrad in Wedel. Das ist so. - Moorburg wird, je nach Auskopplung der Wärme, zwischen 56 und 60 % haben. Genau das ist ein Knackpunkt bei der Abschaltung von alten Kraftwerken und dem Anschalten von neuen Kraftwerken. Betrachtet werden müssen immer die Fragen: Was können wir auskoppeln? Wie ist die Kraft-Wärme
2020 vielleicht, 2030 wahrscheinlich. Aber bis dahin ist der Weg noch sehr weit. Bis dahin haben wir die Emissionen von 173 Millionen t, von denen Sie sprachen.
Meine Damen und Herren, wir vergessen die Effizienz. Professor Jochem hat auf einer Veranstaltung in der Kunsthalle zum diesjährigen parlamentarischen Abend deutlich gemacht, dass die Betriebe die Wirtschaft - inzwischen erkannt haben, dass sie eine jährliche Effizienzsteigerung von 7 % bei Energie hinkriegen, sowohl was elektrische Energie als auch was Wärme angeht, und dass sich das für sie rechnet.
Wir haben uns als politisches Ziel 3 % Effizienzsteigerung pro Jahr gesetzt. Nehmen Sie das und zählen Sie das höchste Potential, das wir überhaupt haben, hinzu, nämlich das Sparen von Energie. Ich bin davon überzeugt, dass wir dann zwischen 40 und 60 % liegen.