- Es gibt Schulträger, die da ein bisschen weiter sind, Frau Raudies. Aber wenn wir sagen, wir wollen etwas zum Thema WLAN und IT-Infrastruktur an den Schulen machen und Ihre Fraktion einen einzeiligen Antrag dazu stellt, dann sei es mir gestattet zu sagen, dass die IT-Wartung eben eine noch größere Baustelle ist als die technische Ausstattung mit WLAN.
(Vereinzelter Beifall CDU, Beifall Ines Strehlau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Stephan Holowaty [FDP] - Zuruf Martin Habersaat [SPD])
- Deshalb finden wir Ihre Initiative auch gut, Herr Habersaat, glauben aber, dass Sie ein paar relevante Aspekte außen vor gelassen haben. Warum weiß ich nicht, das ist mir auch egal. Wir überweisen den Antrag und haben die Möglichkeit, dann noch einmal weiter darüber zu reden. Vielleicht kommen wir danach sogar zu einem gemeinsamen Beschluss. Wir haben im Koalitionsvertrag dazu einige Sätze aufgeschrieben, die für uns Grüne gelten. Ich freue mich auf die weitere Debatte.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kollegen! Herr Kollege Habersaat, Sie haben gerade vorhin so schön gelobt, dass die neue Große Koalition ein dickes Paket für IT-Ausstattung an den Schulen bereitgestellt hat. Ich habe mich dabei gefragt: Seit wann gibt es eigentlich Breitbandanschlüsse, seit wann gibt es Computer, seit wann gibt es WLAN? - Es wäre schön gewesen, wenn es die vorherige Große Koalition gemacht hätte und nicht die heutige.
(Martin Habersaat [SPD]: Oder die davor, aber das wären dann ja Sie gewesen! - Dr. Kai Dolgner [SPD]: Genau!)
Wenn wir jetzt unsere Schulen flächendeckend mit Glasfaser und leistungsstarkem Breitband ausrüsten, dann ist es - deshalb ist dieser Antrag für mich eine Art Plattitüde in diesem einen Satz - nur logisch, auch daran zu denken, wie Endgeräte idealerweise angebunden werden und welche Endgeräte es heutzutage gibt. Dazu gibt es WLAN, das ist quasi der klassische Standard, den wir heutzutage dafür verwenden. Ich weiß nicht, wozu wir dafür den SPD-Antrag wirklich brauchen. Die Erkenntnis haben wir. Tatsache ist auch, dass die meisten Schulen das übrigens schon lange gemerkt haben.
- Ich weiß nicht, Herr Habersaat, ob Sie den vorherigen Beiträgen nicht zugehört haben, dass bereits vor zwei Jahren 63 % der Schulen eine WLANAusstattung hatten. - Und Sie fragen: Wird das umgesetzt? - Das ist mir doch ein bisschen rätselhaft, wie Sie auf diese Frage kommen.
Tatsache ist also auch, dass die meisten Schulen in der Tat unabhängig von Ihrem Antrag schon lange gemerkt haben, dass WLAN ein wichtiges Thema ist, und dass sie das zum Teil auch mit lokalen Anbietern bereits realisiert haben. Ich bin übrigens auch sicher, dass keine Schule sehr glücklich ist, der man sagt: Ihr müsst bis 2021 auf WLAN und Breitbandausbau warten. Das sind immer noch weitere drei Jahre, in denen man sich eigentlich im vorherigen Jahrhundert befindet. Der Antrag ist damit lassen Sie uns das ruhig festhalten - fast eine Belanglosigkeit.
Tatsache ist aber auch - da komme ich Ihnen gern einen Schritt entgegen -, dass es sehr wohl Sinn macht, eine ganze Reihe konzeptioneller Fragen im Zusammenhang mit der WLAN-Einrichtung zu diskutieren; denn wir wissen, dass diese 63 %, die vor zwei Jahren schon WLAN hatten, dies durchaus auch in unterschiedlichen Konzeptionen und in unterschiedlicher Art und Weise realisiert haben.
Wenn die Kollegen von der Sozialdemokratie diese Themen mit angerissen hätten, wäre ich dafür dankbar gewesen und hätte gesagt, Sie geben uns wertvolle Anstöße. - Aber genau diese konzeptionellen Fragen, die Frage, was Sie mit uns zu dem Thema diskutieren wollen, vermisse ich.
Nun gut, wir wissen jetzt immerhin alle, dass die SPD schon einmal von WLAN gehört hat, immerhin kurz vor der Kommunalwahl. Das finde ich su
per. Dass Sie wirklich wissen, was dieser Anschluss ist, wie es in Ihrer Begründung steht, oder welche Fragen in diesem Zusammenhang entstehen, davon bin ich noch nicht überzeugt. Ich hatte beim Lesen des Antrags den Eindruck, dass wir uns manchmal zum Teil im Bereich Hash Neuland bewegen.
Ich will Ihnen gern ein paar relevante Themen nennen, die Sie hätten aufgreifen können. Zunächst stellt sich die Frage nach einem stabilen Betriebskonzept für WLANs, generell für Netzwerke an Schulen. Die Netzwerkinfrastruktur muss zuverlässig und stabil sein. Das kann nicht von einem Lehrer in der Freizeit oder - noch schlimmer - einem Schüler, der das vielleicht besser kann als der Lehrer, sichergestellt werden. Lokale Anbieter können da helfen, müssen es aber nicht.
Dann steht für mich ganz vorn die Frage einer Integration in das offene WLAN „DerEchteNorden“. Da gibt es durchaus sehr unterschiedliche Ansätze. Wollen wir nur in eine Schul-Cloud, ein Schulnetzwerk hinein, wollen wir ein offenes Netzwerk haben, welche Sicherheitsthemen müssen wir dabei beachten? Sicherheit ist ein sehr vielschichtiges Thema. Ich rede nicht über Datenschutz, denn den haben wir sowieso. Wie schützen wir uns vor Hackern, wie schützen wir uns vor Eindringlingen und so weiter?
Herr Kollege Holowaty, eine Anmerkung von jemandem, der sich damit gar nicht auskennt: Es heißt nicht „Hash“, sondern „Hashtag Neuland“. Das ist der eine Punkt.
Jetzt kommt der zweite Punkt: Ist Ihnen aufgefallen, dass die Fragen, die Sie gerade aufgezählt haben, vielleicht in dem Satz inkludiert sein könnten, man möchte mit den Beteiligten ein Konzept erstellen? Diese Fragen können mit den Beteiligten zusammen beantwortet werden, um eine sachgerechte Lösung zu finden. Man kann Ihnen zugestehen, es ist richtig, jede Schule ist anders, jede Anforderung ist anders, und auch jeder Wunsch ist anders, zum Beispiel bezüglich des Durch
griffs vom WLAN ins WAN. Das WAN bringt das Glasfasernetz heran, von da aus macht dann ein WLAN Sinn, wenn es nicht nur auf den eigenen Schulservern landen soll.
- Wir in der IT lieben durchaus, in Abkürzungen zu sprechen. Eine Menge Leute sprechen von „Hashtag“ und eine Menge von „Hash“.
Zur Frage nach dem WAN, die Sie nicht mir, sondern den Kollegen gestellt haben. Ein WAN kann vielleicht auch für Sie als Information - sowohl auf Glasfaserbasis als auch auf Kupferbasis als auch auf Basis anderer Technologien realisiert werden. Im Zweifel können Sie ein WAN auch auf Basis von Modem-Technologie mit 300 baud, dem alten Akustikkoppler, realisieren. Das ist theoretisch möglich, sinnvoll ist das aber nur im Zusammenhang mit einem Glasfaseranschluss, das ist richtig.
- Ich sehe das nicht darin. Wenn ich ein Konzept fordere, reiße ich die wesentlichen Fragen an, die ich in dem Konzept behandelt haben möchte. Sie sagen einfach: WLAN, macht einmal! Das finde ich für einen Antrag zu wenig.
Lassen Sie mich einen letzten Punkt hinzufügen. Zu den konzeptionellen Fragen, die dringend sind, gehören auch Qualitätsmerkmale für ein WLAN. Ich kann ein WLAN so oder so einrichten. WLAN an sich ist weder gut noch böse, es ist weder richtig noch falsch. Ist es besonders gut eingerichtet, ist es besonders schlecht eingerichtet? Da gibt es viele verschiedene Komponenten.
Mich interessieren Messmethoden für ein ordentliches Benchmarking. Wie vergleichen wir WLANEinrichtungen an verschiedenen Schulen? Welche Hinweise geben wir einer Schule, um festzustellen, ob das WLAN optimal eingerichtet ist, ob es so funktioniert, wie es heutzutage funktionieren kann? Das wären ein paar konzeptionelle Fragen.
dass bei der Diskussion im Ausschuss - auf die ich mich riesig freue, gerade als jemand, der aus der IT-Branche kommt, gerade als jemand, der solche Systeme durchaus einmal konzipiert - der eine oder andere sicher etwas lernen kann. Darauf freue ich mich ganz besonders. - Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe verbliebene Gäste! Dankenswerterweise hat Herr Habersaat bereits auf die Verdienste der vorigen Landesregierung in puncto Digitalisierung von Schulen hingewiesen. Im Antrag heißt es ja, „Dank des Landesbackbone-Konzepts….“. Jetzt geht die SPD einen Schritt weiter und fordert von der Landesregierung pünktlich zur Kommunalwahl, gemeinsam mit den Kommunen ein Konzept zu erstellen, das sicherstellt, dass unsere Schulen bis Ende 2020 alle mit WLAN ausgestattet werden. Klar, Digitalisierung und die hohe Relevanz des Internets werden weiter zunehmen. Was liegt da eigentlich näher als der Antrag der SPD?
Zunächst einmal ja, mit einem leistungsfähigen WLAN werden Daten noch schneller übermittelt. Lehrer und Schüler sind durch die schnellere Verbindung in der Lage, mit ihren Tablets und Notebooks effektiver im Internet zu recherchieren und auf Lernprogramme zurückzugreifen. Das wäre jetzt vielleicht wieder eine gute Stelle, der SPD für ihren Antrag zu danken, aber das spare ich mir, denn wir alle wissen natürlich, dass der Antrag ein reiner Show-Antrag anlässlich der bevorstehenden Kommunalwahl ist. Die SPD möchte sich im Gedächtnis der Wähler als Vorkämpferin der digitalen Zukunft verankern.
Aber so einfach ist es nicht. Wer den Bürgern heute suggeriert, dass sich Bildungserfolg durch eine medial-digitale Aufrüstung erzielen lässt, der handelt blauäugig oder sogar fahrlässig.
Mehr Zeit am Computer bedeutet nicht mehr Lernkompetenz. Bildung selbst lässt sich gar nicht digitalisieren. Das trifft höchstens auf Lerninhalte zu.
Um es kurz zu machen: Bildung und erst recht die Persönlichkeitsentwicklung können dem Schüler nicht vom World Wide Web abgenommen werden. Hierzu bedarf es vielmehr echter Lehrerpersönlichkeiten, die sehr genau abwägen, wann, mit welchem Medium, für welche Zwecke das eingesetzt werden sollte. Bevor wir in den schönen neuen WLAN-Kanon der SPD einstimmen, lohnt sich durchaus ein Blick auf andere Länder. Eben wurde Norwegen genannt; ich nenne andere Beispiele von Erfahrungen, die mit der Digitalisierung von Schule bislang gemacht worden sind.
Der OECD-Bericht „Students, Computers and Learning - Making the Connection“ von 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass softwaregesteuerter Unterricht keinen nachweisbaren Nutzen besitzt. Der Leiter des Direktorats für Bildung der OECD erklärte dazu - ich zitiere mit Ihrer Erlaubnis -:
„Wir müssen es als Realität betrachten, dass Technologie in unseren Schulen mehr schadet als nützt.“