Protokoll der Sitzung vom 07.11.2018

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und CDU)

Dann seien Sie doch Teil der Lösung und nicht Teil des Problems.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dann seien Sie doch bereit, zu sagen, Sie seien bereit mitzudenken, wenn es ein bisschen mehr Fleisch an die Knochen gibt. - Aber aufgrund der

(Dr. Andreas Tietze)

Tatsache, dass wir in Deutschland als wichtigstes Land im Tourismus vorangehen wollen,

(Beate Raudies [SPD]: Das haben wir doch gesagt, Sie haben nicht zugehört!)

und Sie ja auch nicht nur Hotelbucher haben wollen, muss es doch da auch Forschung und Entwicklung geben.

(Beate Raudies [SPD]: Das hat er doch ge- sagt!)

- Ja, natürlich hat er das gesagt, aber ich hatte es immer eher etwas in dieser Richtung verstanden, dass die Klage da deutlicher zu hören war als die Chance und als das, was sozusagen -

(Zuruf SPD: Nein!)

Das Glas ist nicht immer nur halbleer, sondern es kann auch einmal halbvoll sein.

Herr Kollege Dr. Tietze, gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage?

Selbstverständlich.

Als Fraktionsvorsitzender ist es ja meine vornehme Pflicht, mich vor meine Fraktionskollegen zu stellen. Professor Dr. Dunckel hat ja alles Mögliche gemacht, aber geklagt hat er gar nicht, sondern er hat scharf analysiert und daraus die Schlussfolgerungen gezogen. - Wir wünschen der Koalition übrigens auch, dass sie das fertigbringt.

(Beifall SPD)

- Lieber Herr Kollege Dr. Stegner, ich schätze Herrn Professor Dr. Dunckel sehr, weil er tatsächlich - auch wenn er argumentiert - weiß, wovon er redet. Er kommt aus der Hochschullandschaft. Insofern möchte ich hier nicht so missverstanden werden, dass ich Herrn Professor Dr. Dunckel hier nicht für einen Experten halte oder ihn scharf kritisiere - ganz im Gegenteil. Aber noch einmal: Es gibt mehr, als nur über Geld zu reden. Es geht um diese Netzwerke, um die wissenschaftliche Vernetzung. Das war mein Part, den ich hier noch einmal erwähnen wollte. In diesem Sinne freue ich mich auf die Beratungen, auf das konstruktive Einbringen auch Ihrer Fraktion in diesen Prozess. - Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CDU und FDP)

Vielen Dank, Herr Kollege. - Das Wort hat nun Herr Abgeordneter Volker Schnurrbusch für die AfD-Fraktion.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Gäste! Schleswig-Holstein kann auch in diesem Jahr wieder positive Zahlen in der Tourismusbranche vorweisen. Die im September vom Tourismusverband mitgeteilten Übernachtungszahlen sind im Vergleich zum Vorjahr um rund 4 % gestiegen. Konkret gab es bei den Übernachtungszahlen an der Nordsee ein Wachstum von 2,7 % und an der Ostsee um 4,6 %. Schleswig-Holstein liegt damit - wie in den letzten fünf Jahren bereits - wieder deutlich vor den beiden Mitbewerbern an der Küste, Niedersachsen und MecklenburgVorpommern. Die haben Wachstumszahlen von nur 1,6 beziehungsweise 0,3 %. Da sehen wir also gut aus.

Allerdings liegt Schleswig-Holstein im bundesweiten Vergleich mit seinem Wachstum bei den Übernachtungszahlen nur knapp über dem Bundesdurchschnitt. Dieser Wert ist besonders deshalb bemerkenswert, weil das Statistikamt Nord ursprünglich mit einem viel größeren Wachstum gerechnet hat, nämlich mit 15 %. Die bereinigten Zahlen des Tourismusverbandes Ende September 2018 jedoch haben für eine gewisse Ernüchterung gesorgt.

Wir sehen also - das ist auch das Credo der meisten Akteure hier -: Das Wachstum des Tourismus in Schleswig-Holstein ist keineswegs ein Selbstläufer. Weitere Investitionen im Gastgewerbe sind ebenso notwendig wie in die touristische Infrastruktur. Gerade an der Westküste werden Touristen bei der Anreise nach wie vor mit erheblichen Nachteilen konfrontiert, besonders durch lange Reisezeiten. Dazu kommen die bekannten Probleme mit der Marschbahn, die ja nun sogar auf Bundesebene für Aktivitäten und Aufruhr gesorgt haben.

Der Ausbau, aber auch die Pflege der vorhandenen Infrastruktur wird auch in Zukunft zu den zentralen Aufgaben bei der Entwicklung des Tourismus in unserem Land gehören. Neben Straße und Schiene gehört auch der Ausbau von Radwegen - besonders von der Küste ins Hinterland - und der weitere Ausbau der barrierefreien Angebote dazu.

(Dr. Andreas Tietze)

Der nachhaltige Tourismus muss sich in SchleswigHolstein kontinuierlich weiterentwickeln, ein Tourismus, der auf das Naturerlebnis setzt und der über das gesamte Jahr attraktive Reiseziele bietet, ein Tourismus, der nicht vorrangig auf saisonabhängige Events setzt, sondern ein nachhaltiger Tourismus, der einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung unserer ländlichen Regionen leistet.

Vor diesem Hintergrund befürworten wir den vorliegenden Antrag zur Gründung eines Deutschen Instituts für Tourismusforschung; denn auch die Stärkung der wissenschaftlichen Expertise kann den Tourismus in Schleswig-Holstein positiv beeinflussen. Zugleich - das wurde schon gesagt - fördern wir damit den Standort der Fachhochschule Westküste in Heide, dessen Institut für Management und Tourismus auf eine jahrelange erfolgreiche Arbeit zurückblicken kann.

Der heutige Hochschulbetrieb ist von einem immer stärkeren Wettbewerb um Drittmittel gekennzeichnet. Umso wichtiger ist es daher, auch Fachhochschulen an regionalen Standorten zu stärken, damit sie im wissenschaftlichen Wettbewerb bestehen können. Auch aus diesem Grund stimmen wir dem vorliegenden Antrag sehr gern zu. - Vielen Dank.

(Beifall AfD)

Das Wort für die Abgeordneten des SSW hat Herr Abgeordneter Flemming Meyer

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Der zu verzeichnende Erfolg im Tourismus in Schleswig-Holstein lässt sich derzeit kaum überbieten. Bereits seit Längerem erleben wir dort ein überdurchschnittlich hohes Wachstum. Richtig ist: Der Tourismus war immer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in unserem Land, und die neuesten Zahlen unterstreichen dies. In allen relevanten Bereichen verzeichnen wir Zuwächse: Ob es die Übernachtungszahlen sind, der touristische Bruttoumsatz oder die Zahl der Beschäftigten im Tourismus - alles boomt. Damit schafft der Tourismus Einkommen und Beschäftigung für die Bevölkerung und trägt so zur Wertschöpfung bei.

Dieser Erfolg kommt aber nicht von ungefähr. Das sind unbestritten die Ergebnisse einer hervorragenden Tourismuspolitik der Vorgängerregierung. Denn die Küstenkoalition hat den Tourismus bei

uns im Land wieder vorangebracht und ihm den Stellenwert gegeben, der ihm zusteht.

(Beifall SSW und SPD)

Wir haben uns zum Tourismus bekannt und mit der Tourismusstrategie seinerzeit politisch die richtigen Weichen gestellt.

Doch woher wissen wir, welches die richtige Strategie ist? - Hier kommt nun die Forschung ins Spiel. Nur mit entsprechenden Untersuchungen und dem Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist es möglich, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Damit sind wir beim Institut für Management und Tourismus IMT, das seit 2006 eine hervorragende Arbeit im Bereich Tourismus leistet. Das IMT bietet den Studierenden ein breites Spektrum im Bereich der Tourismusforschung. Es hat sich mit seinen Forschungsaktivitäten und Projekten mittlerweile bundesweit ein hervorragendes Renommee erarbeitet, sodass wir heute feststellen, dass das Institut bundesweit geschätzt ist und Anerkennung findet. Dieser Tage begeht die Fachhochschule Westküste ihr 25-jähriges Jubiläum. Von dieser Stelle möchte ich vom SSW unsere Gratulation aussprechen.

(Beifall SSW und SPD)

Anlässlich des Jubiläums der Fachhochschule Westküste richtet der Studiengang Internationales Tourismusmanagement gemeinsam mit dem Institut die diesjährige Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Tourismusforschung e.V. aus. Auch das macht den Stellenwert des IMT deutlich: Die bundesweite Reputation des Instituts ist heute unbestritten. Für das Land Schleswig-Holstein ist der Tourismus ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor, und daher können wir uns glücklich schätzen, dass wir eine solche Perle an der Westküste haben. Wir können als Land von dem profitieren, was dort erforscht und erarbeitet wird. Damit haben wir die Möglichkeit, das Wissen zu nutzen, um den Tourismus in Schleswig-Holstein weiter erfolgreich strategisch zu planen und voranzubringen.

Wenn wir nun unseren Teil dazu beitragen können, indem wir als Land dem Wunsch des Instituts und der FH Westküste folgen, die Gründung eines Deutschen Instituts für Tourismusforschung positiv zu begleiten und zu unterstützen, dann sollten wir das auch tun.

(Beifall SSW, Lukas Kilian [CDU] und Ole- Christopher Plambeck [CDU])

Wir als SSW sehen darin die Chance, das Institut bundesweit, aber auch international mit einem sol

(Volker Schnurrbusch)

chen Label weiter voranzubringen. Das wäre gut für das Institut, gut für die FH, gut für die Westküste, und es wäre auch gut für Schleswig-Holstein.

(Beifall SSW, Lukas Kilian [CDU], Dr. An- dreas Tietze [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Dennys Bornhöft [FDP] - Unruhe)

Mit einem solchen Label geht auch eine neue Verantwortung einher, denn die Ansprüche an das Institut steigen entsprechend. Damit will ich sagen, dass ein solcher Titel dann auch gewissermaßen neue Verpflichtungen mit sich bringt.

(Unruhe)

Entschuldigen Sie, Herr Meyer, auch wenn Sie wahrscheinlich gleich am Schluss sind. Eine kurze Durchsage: Während der letzten beiden Redebeiträge ist es sehr laut geworden, und die Gespräche, die sehr viele Menschen miteinander führen, übertönen doch deutlich die Menschen, die hier vorn stehen. Deswegen bitte ich Sie, diese Gespräche einzustellen beziehungsweise, wenn sie unverzichtbar sind, draußen fortzuführen.

Es ist zwar davon auszugehen, dass mit dem neuen Titel auch weitere Drittmittel generiert werden können, aber das allein kann es aus Sicht des SSW nicht sein. Hier braucht man weitere Ressourcen. Wir wissen, dass neue Zielvereinbarungen mit dem Land anstehen, und es wäre aus unserer Sicht dann auch nur folgerichtig, wenn wir das Institut sowie die FH entsprechend unterstützten. Das sage ich auch vor dem Hintergrund des Beschlusses, dass an der FH Westküste eine eSport-Akademie gegründet werden soll.

Für den SSW gilt: Wir werden die Gründung eines Deutschen Instituts für Tourismusforschung positiv begleiten, denn wir sehen darin ein großes Potenzial für den Hochschulstandort, für das Land und für die Tourismuswirtschaft hier in Schleswig-Holstein. - Jo tak.

(Beifall SSW, vereinzelt CDU und FDP)

Vielen Dank, Herr Kollege. - Wir kommen jetzt zu den Kurzbeiträgen. Da hat sich Herr Abgeordneter Habersaat von der SPD-Fraktion gemeldet.

Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Echter Norden, echte Natur, vom Land der Horizonte zum echten Norden - das ist alles Lyrik. Wenn der Kollege Tietze sagt, nur über Geld reden reiche nicht, gebe ich ihm recht. Aber heute Abend gar nicht über Geld zu reden, ist irgendwie auch eine schwache Nummer.