Martina Gregersen
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Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Das, was wir eben gehört haben, ist eine Zustandsbeschreibung, dass hier wirklich blühende Landschaften sind.
- Das ist die Wahrheit, die Wahrheit, wie Sie sie mit Ihrer Scheuklappe sehen, okay.
Kommen wir einmal zu dem Armutsbericht zurück, der immer gefordert wurde. Immer wurde er gefordert …
- Ist das parlamentarisches Handeln, wenn man "so" macht? Ich weiß es nicht. Aber gut, wenn das Ihre Art von Parlamentarismus ist, dann machen Sie weiter so.
Die Wohlfahrtsverbände und auch wir haben immer einen Armutsbericht gefordert. Sie haben gesagt, Sie machen einen Lebenslagenbericht. Ein paar Tage vor Weihnachten ist er dann herausgekommen. Es gab noch nicht einmal eine Pressekonferenz dazu, nur eine Presseerklärung, die im Trubel der Feiertage vielleicht auch lieber untergehen sollte. Wahrscheinlich waren die Ergebnisse des Lebenslagenberichts noch nicht einmal so, dass man sie richtig ernsthaft präsentieren wollte. Dieser Lebenslagenbericht ist völlig verfehlt. Das Ziel eines Lebenslagenberichts - wenn man schon keinen Armutsbericht schaffen möchte - sollte sein, die Armut und die Unterversorgung in der Stadt herauszukristallisieren und Wege aufzuzeigen, wie man dieses vermeiden kann.
Das macht der Bericht nicht. Und deshalb taugt er auch nicht zur Armutsbekämpfung. Er sucht weder nach den Ursachen noch hat er Handlungsperspektiven aufgezeigt, wie man sie bekämpfen will. Wenn man diese 116 Seiten durchliest, fällt einem etwas Interessantes auf. Das Wort Armut kommt gar nicht vor. Das Wort Armut kommt in Hamburg nicht vor, außer man verweist auf den vorigen Armutsbericht oder den der Bundesregierung oder den anderer Bundesländer. Aber in Hamburg, Frau Schnieber-Jastram - ich merke es, Sie sehen es nicht -, und in Ihrem Lebenslagenbericht kommt Armut nicht vor. Das kann nicht wahr sein. Fast jedes vierte Kind lebt in Hamburg in Armut. Aber aus dem Bericht geht das nicht hervor. Wenn Sie dann sagen, mein Gott, wir schauen einmal nach Berlin und da seien die Zahlen noch viel schlimmer und da lebe nicht nur jedes vierte Kind in Armut - macht das die Sache denn irgendwie besser? Frau Schnieber-Jastram, wenn Sie oder Ihr Staatsrat dann auch noch sagen, für 2,28 Euro könne man ein Kind wirklich ausreichend ernähren - natürlich auch mit Milch und frischen Vitaminen - und die Kinder hätten nicht irgendwann Kalziummangel und kaputte Zähne oder Knochen, wenn dieser Staatsrat wirklich behaupten will, dass man ein Kind für 2,28 Euro am Tag gesund bis zum Monatsende ernähren kann, dann brauchen wir auch über die soziale Spaltung nicht mehr reden. Das haben Sie wirklich nicht verstanden. - Vielen Dank.
Fru Präsidentin, miene leeve Lüüd! Nu will ik dat ok mol versöken. Nu hebbt wi de letzte Sitzung vun de Börgerschaft in düsse Legislatur un dor hett de CDU noch gau een Andrag in Plattdüütsch inbracht.
Ganze veer Johr, Herr Reinert, hebbt de Swatten nix för dat Plattdüütsche mookt
un nu bannig lot koomt se mit een Prüfandrag för Orts
A C
B D
schiller op Platt. So kann man sik natürlich ok in siene Antwoort of de Wohlproovsteen dormit risch mooken, jümmer de Partei to ween, de dat Plattdüütsche in de Debatten in de Börgerschaft inbringt. Un dat hebbt se tatsächlich kott för'n Büxenknopp schafft, as een dat in Platt so seggen deit.
Dat mit de Oortsschiller is ja ganz scheun, aver dat se sik dormit wichtig mooken, dat schulln se mol wirklich looten,
denn de eenzige Frakschoon, de in düsse Legislatur Anfroogen to dat Plattdüütsche stellt hett un froogt hett, wat de Senot mooken deit, um dat Platt ok to bewohren, dat wöörn de Greunen.
Un bi de Anfroogen is rutsuert: Dat mutt noch ganz anners warn. Platt mutt de Kinners in de School un in de Kinnergoorn bibrocht warn, so as dat de Bundesrot för Nedderdüütsch ok fordern deit.
- Dat weet ik, heff ik jo anfroogt, Frau Koop, aver ut de Anfroog is rutsuert, dat dat nich noog is.
Entschuldigung, ich bin nur mit Missingsch aufgewachsen oder wenn überhaupt. Es sind gerade einmal eine Handvoll Kindergärten und an jeder sechsten Schule wird 'n beten Plattdüütsch snackt, dat is nich noog.
Wat de CDU un de Senot bis jetzt mookt hebbt, is nix un ok nich noog, um dat Plattdüütsche to bewohren. Aver dor seggt de CDU nix un will nun allens den Ehrenamtlichen wedder överloten un töft nu ok noch op Spennen, um een poor Ortsschiller mit "Goden Dag ok" un "Hamburg seggt Tschüss" antobummeln.
Een lüttes Teken, aver lang nich dat, woto sik de Senot mit Schrift un Siegel ünner de Europääsch Charta to den Schutz vun de Regionolsproken un Minnerheitensproken verpflichtet hett. Dat gilt för dat Plattdüütsche, aver dat gilt even ok för Romanes, aver dat hebbt se wohl vergeten.
Mit dat Bewahrn vun de Plattdüütschen ward dat so nix un mit de Swatten hoffentlich ok nich.
Plattdüütsch is een Stück noorddüütsche Kultur un Kultur smiet man nich even weg, man heegt un man plegt ehr.
Platt op Ortsschiller is een kulturell Signal, dat jüst de Hansestadt goot ansteiht. Dat seggt uns de Fehrs-GildeVerein för plattdüütsche Literatur un Sprookenpleeg un Sprookenpolitik.
Un so ganz nee is de Idee jo man ok nich. Plattdüütsche Ortsschiller un Schiller in de Minnerheitensprooken so as Freesisch gifft dat annerwegens al lang. Ok de "Plattdüütsche Rot vun Hamborg" hett dat annerletzt diskuteert un dor sünd wi mit jede Frakschoon bin'n, un för de CDU
sogor mit den Kolleg Reinert. Markst Müüs?
De Fehrs-Gill hett uns nu öbrigens Nooms von över 120 Stadtdeele in Hamborg opschrieven, de plattdüütsch nömt warrn köönt. Un ik hebb mi bannig freut, dat segg ik di, as ik sehn hebb, dat ik nu in Alsterdörp wohn un nich in Alsterdorf. Un Eppendörp - ik komm ja nu mol aus 'm Noorden - un Winterhud gefallt mi ok. Un besonners scheun find ik ok Dulsbarg, Lütt Borstel un Groot Borstel un de besonnere Hit is Ossentoll - Ochsenzoll für die Zugereisten.
So, un dat köönt denn mol een lütten Anfang sien, wenig noog, aver wi stimmt to. Senot un Börgerschaft schulln dat aver in de tokamen veer Johr nich to lang duern laten, bit mol ganz ernsthaft över Plattdüütsch in die Börgerschaft wedder diskuteert warrt, dormit in Hamborg dat Plattdüütsche ok an't Leben blifft.
Denn wohr is jümmers noch, wat de groote Klaus Groth seggt hett: Ünner jeden Graffsteen vun een doode Sprook liggt een ganze Kultur.
Loot uns nich to lang teuven. - Veelen Dank.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Fischer, es ist für mich schon ein bisschen unfassbar, dass Sie sagen, es interessiert uns schon, wie es den Menschen geht, wir evaluieren aber erst einmal das Fachstellenkonzept und lehnen ihren Antrag ab. Sagen Sie mir bitte, was das Fachstellenkonzept mit der Gesundheit und dem Alter von Wohnungslosen zu tun hat.
Aber zu behaupten, dass die 10 Euro Praxisgebühr nicht das Problem wären, ist schon komisch, denn jemand, der auf der Straße lebt, muss drei Monate lang die Praxisge
bührquittung in der Tasche tragen. Wie soll aber der Obdachlose, der bei Regen, Sturm mit Sack und Pack auf der Straße lebt, diesen Zettel ordnungsgemäß drei Monate verwahren können, damit er ihn immer wieder vorweisen kann? Schon dies allein stellt ein Problem dar, wenn man die 10 Euro überhaupt hat.
Es gab letztes Jahr eine Ganztagsveranstaltung der HAG zum Thema Gesundheit von Wohnungslosen. Ich hätte mich sehr gefreut, wenn ich dort die Kollegen der CDU gesehen hätte. Es gab aber auch noch eine Pressekonferenz und auf dieser wurde ein Heft vorgestellt. Es heißt "Hamburger Geschichten". Die Hamburger Geschichten berichten über die Schwierigkeiten wohnungsloser Menschen, medizinische Angebote in Anspruch zu nehmen. Ich bitte Sie alle, dieses einmal zu lesen, denn es ist nicht irgendein Heft, sondern es haben mitgewirkt die Caritas, die Diakonie, "fördern und wohnen", die HAG, Malteser, die Stadtmission und ich könnte endlos weitere Akteure aufzählen. Es sind viele Geschichten darin, die Ihnen erklären, woran es eigentlich liegt, dass Menschen gesundheitliche Hilfen nicht in Anspruch nehmen. Saßen Sie schon einmal in einem Wartezimmer, in dem ein Obdachloser saß, mit Sack und Pack und darauf wartete, dass er dran kam? Wohl kaum. Stellen wir uns doch einmal die Frage, ob Obdachlose denn auch gern gesehene Patienten in einem Wartezimmer sind. Sind sie wartezimmertauglich? Ja, Sie nicken jetzt, Herr Krüger, aber ist es wirklich so? Das Problem ist vorhanden, dass die Barriere ins Regelsystem für Wohnungslose einfach viel zu hoch ist.
Von daher brauchen wir unbedingt aufsuchende Hilfe, aber unser Ziel muss es sein, die Menschen ins Regelsystem zu bekommen. Es kann doch nicht sein, dass wir sagen, es sei alles gar nicht so schwierig. Wenn wir in der Tagesaufenthaltsstätte die Ärztin Frau Dr. Ishorst-Witte fragen, wo denn das größte Problem liegt, die Leute in die Praxis zu bekommen, dann sagt sie, ich schicke sie dort hin und sie werden wieder weggeschickt. Ja, dann muss Frau Ishorst-Witte nicht medizinische Hilfe leisten, nein, was tut sie? Sie sitzt am Telefon. Wenn sie die Hälfte ihrer Zeit am Telefon verbringt, um die kranken Obdachlosen und sozial Schwachen zu Fachärzten zu bekommen, weil sie nicht alles in ihrer Krankenstube machen kann, dann ist das wirklich vertane Zeit. Ich würde mir wünschen, dass wir diese Türöffner nicht bräuchten, aber solange wir sie brauchen, müssen wir das realistisch sehen und sagen, wir brauchen da jemanden, der hilft, dass die Menschen dort hinkommen, wo ihnen die Hilfe gegeben wird. Es kann nicht sein, dass Menschen ins Krankenhaus gebracht werden, die wirklich krank sind und eine Stunde später sehen die Leute vom Rettungswagen denjenigen, den sie dort mit inneren Verletzungen eingeliefert haben, wieder in einem Wartehäuschen sitzen, weil man ihm im Krankenhaus nur ein Pflaster gegeben und wieder weggeschickt hat. Das darf nicht passieren.
Frau Schnieber-Jastram, Sie sagen immer, die gesundheitliche Hilfe sei gewährleistet seit es die Krankenkassenkarten für alle gibt. Dass das nicht so ist, beweist die Realität und das beweist auch Leonhard Hajen, wenn er seine exemplarischen Fälle dokumentiert hat. Bitte gucken Sie sich dieses Heft an. Ob das Kölner Modell nun das richtige ist, weiß ich nicht, weil es da mehr noch
um die aufsuchende Hilfe geht und ich die Leute gerne ins Regelsystem bekommen möchte. Von daher brauchen wir wahrscheinlich Vertragsärzte oder Vertragskrankenhäuser. Wenigstens ein oder zwei Krankenhäuser in der Stadt müssten in der Lage sein, sich intensiv um Wohnungslose zu kümmern und dafür ausgebildet werden. Von daher kann man dieses Thema nicht einfach ablehnen und sagen, wir evaluieren ein wenig und dann gucken wir irgendwann einmal, weil den Menschen geht es jetzt schlecht und unser Ziel ist, dass es ihnen besser gehen muss. - Vielen Dank.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Gern hätten wir darüber im Sozialausschuss gesprochen. Es wird immer wieder gesagt, Pflege sei uns allen wichtig, aber an den Sozialausschuss wird das nicht überwiesen. Das ist misslich.
Trotzdem können wir diesem Antrag nicht einfach zustimmen. Wir haben länger darüber debattiert, ob wir Heimärzte wieder wollen oder nicht und haben uns zu einer Enthaltung durchgerungen.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Mai 2002 wurde das Bundesgleichstellungsgesetz verabschiedet und im Dezember 2004 fand endlich eine Anhörung zum Gleichstellungsgesetz des Hamburger Entwurfs statt. Diese Anhörung ist jetzt drei Jahre her und es gab damals sehr viel Kritik und sehr viel Änderungs- und Ergänzungsbedarfe bei diesem Entwurf. Die Behindertenverbände, die Seniorenverbände und auch wir haben diese Kritik geübt. Heute zeigt sich, dass diese Kritik wirklich berechtigt war.
Paragraf 1 des Hamburgischen Gleichstellungsgesetzes hat das Ziel, die Benachteiligung behinderter Menschen zu verhindern sowie die gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu gewährleisten und ihnen eine selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen. Ist das umgesetzt? Ich denke nicht und von daher haben wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht. Wenn wir dieses umsetzen wollen, dann hätte es gleich ein Gleichstellungsgesetz sein müssen. Wir haben weder die Barrierefreiheit der Medien mit vereinbart, noch haben wir sie in die Gaststättenverordnung und beim öffentlichen Nahverkehr in die Zielvereinbarungen mit aufgenommen. Heute greifen wir wieder Themen auf, die wir damals haben schleifen lassen und versuchen zwei Monate vor den Neuwahlen, noch einmal mit solchen Themen zu kommen. Leider wurden damals weder unsere Änderungsvorschläge noch die der Menschen mit Behinderungen aufgenommen. Nach der Anhörung wurde überhaupt nichts mehr verändert und der Entwurf wurde so von CDU und SPD abgestimmt. Von daher ärgert es mich schon, es wäre viel möglich gewesen. In der Zwischenzeit gab es einen NDR-Staatsvertrag und auch in diesem Vertrag wurde nichts für Gehörlose oder für eine Barrierefreiheit vereinbart; auch das ärgert mich. Es gab eine Ausschreibung der Stadtmöblierung. Herr Hesse, Sie haben den Antrag an den Stadtentwicklungsausschuss überwiesen, weil Ihnen das Thema Barrierefreiheit vielleicht am Herzen liegt. Berlin weist 160 barrierefreie Toiletten auf, in Hamburg hingegen ist es ein Trauerspiel. Am Jungfernstieg sind einige noch nicht mit Fahrstuhl erreichbar oder ab 20.00 Uhr geschlossen; das ist ein Witz. Wenn wir das Thema ernst nehmen und Gleichstellung wollen, dann sollten wir auch anfangen, wirkliche Gleichstellung zu wollen und das nicht nur vor der Wahl.
Wenn wir jetzt über ein barrierefreies Rathaus sprechen, dann geht es nicht nur um Menschen, die im Rollstuhl sitzen, es geht auch um Gebärdendolmetscher und Menschen, die Hörprobleme haben. Mir ist gerade von älteren Besuchern der Bürgerschaft öfter gesagt worden, sagen Sie doch einmal dem Präsidenten oder den Ratsdienern, dass man gar nicht richtig hört, wenn man an der Seite sitzt. Viele Gäste gehen nach oben, weil sie besser hören. Wenn wir wirklich barrierefrei sein wollen, dann müssen wir für schwerhörige Menschen, für Gehörlose, aber auch für Blinde Angebote erarbeiten. Dann sind wir bei Barrierefreiheit und es geht nicht nur um Menschen im Rollstuhl.
Wir haben uns eben bei den Ratsdienern bedankt. Natürlich ist es toll, aber die Probleme, die es bisher gab, sind mir auch aufgefallen. Es gab Menschen, die standen in der Kälte draußen vor der Tür und warteten lange im Rollstuhl, bis man ihnen öffnete, und es gab Menschen, die haben Veranstaltungen besucht und dann gab es keinen Schlüssel, um sie wieder durch die Lounge
herauszulassen. Dann wurde im ganzen Haus herumtelefoniert und man musste erst jemanden mit Schlüssel finden. Ich habe dem einmal beigewohnt; es hat 20 Minuten gedauert, bis wir den Menschen wieder herauslassen konnten. Also barrierefrei sind wir hier nicht und wir haben gemeinsam eine große Aufgabe.
Da die Barrierefreiheit auch den sozialen Bereich betrifft, würde ich Sie alle bitten, dafür zu sorgen, dass der Sozialausschuss mitberatend dazu eingeladen wird und nicht wie zum Beispiel, als es um die barrierefreie Stadtmöblierung ging, am gleichen Tag tagte und man leider nicht zugegen sein konnte.
Und wenn wir darüber reden, dass die Menschen im Regen stehen oder in der Kälte warten müssen, dann kommen wir auch zu den Bussen. Natürlich müssen wir das bei den Bussen verändern. Jetzt haben wir keine Gleichstellung und keine Barrierefreiheit und es ist eigentlich ein Armutszeugnis.
Wir könnten den Dialog mit den Behinderteneinrichtungen und Behindertenbeiräten führen und ermitteln, wo die Bedarfe sehr groß sind. Der Südring hat den Borgweg, das geht schon einigermaßen, aber wir wissen ganz genau, dass zum Beispiel in Harburg bei der Elfenwiese die Problematik groß ist. Dort fahren mehrere Menschen zur gleichen Zeit und dort müssen die Busse auch mehr aufnehmen können. Wir müssen also Bedarfe ermitteln und dann die Möglichkeit haben, die Busse gezielt einzusetzen. Aber wir müssen auch darauf achten, dass bei Neuanschaffungen mehrere Stellplätze möglich sind. Wir müssen aber auch darüber nachdenken, dass es gefährlich sein kann, im Bus mit dem Rücken an der Platte transportiert zu werden, denn wenn man hinten Gepäck hat - und das kann man, wenn man im Rollstuhl sitzt, meist nur hinten anbringen -, oder wenn man Griffe hat oder ein Elektromotor dort angebracht ist, dann ist eine rückwärtige Stellung des Rollstuhls an die Prellwand, das hat selbst der Vertreter des Verkehrsverbundes bei einer Anhörung gesagt, nicht die sicherste Möglichkeit, dann wäre eine seitliche Stellung besser. Und wenn wir seitlich erlaubten, dann könnten auch mehrere stehen.
Wir müssen wirklich über das Thema reden und es ist schön, dass der Antrag an den Ausschuss überwiesen wird. Es wäre nett, wenn der Sozialausschuss und die Verbände mit eingeladen würden. Ob das nun vor dem Wahlkampf geschieht oder nachher, wollen wir dahingestellt sein lassen. Wichtig ist nur, dass wir agieren, und ich hoffe, das tun wir alle zusammen zum Wohl der Bevölkerung. - Danke schön.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Im Rahmen der Aktuellen Stunde sprachen wir wieder einmal über den Wirtschaftsboom. Leider hat aber nicht jeder in dieser Gesellschaft eine Teilhabe an diesem Boom. Es gibt viele Menschen, die ausgegrenzt sind und nicht teilhaben können.
Die Altersarmut steigt, die Kinderarmut steigt und auch die Menschen, die arbeitslos sind, fühlen sich ausgegrenzt. Eine Studie der evangelischen Kirche hat gerade belegt, dass sich arme Menschen zurückziehen, öffentliche Plätze meiden, teilweise ihren Körper vernachlässigen, herumsitzen, resignieren und perspektivlos werden.
Es würde sich anbieten, in einer Aktuellen Stunde auch eine solche Studie aufzugreifen und
nach Lösungen zu schauen, um diesen Menschen eine Teilhabe gewährleisten zu können. Aber Sie wollen nur wieder Ihre Wirtschaftspolitik bejubeln und vergessen, wie Sie diese Menschen mit einbeziehen können.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich denke, das Heimgesetz muss reformiert sowie überarbeitet werden und es ist doch Aufgabe der Opposition, daran mitzuwirken und Vorschläge zu unterbreiten. Von daher kann ich nicht verstehen, wieso das auf Kritik stößt. Es ist doch gut, wenn sich die SPD hierzu Gedanken macht.
Natürlich machen auch wir uns zum Heimrecht Gedanken. Wir haben nicht nur auf Bundesebene mehrfach mit allen Länderkolleginnen und -kollegen zusammengesessen, sondern uns auch extern Sachverstand eingeholt. Von daher finde ich es sehr wichtig, wenn wir dieses Thema im Ausschuss besprechen und ich würde mich freuen, wenn wir diesen Antrag überweisen.
Es kann nicht angehen, Herr von Frankenberg, dass Sie hier erklären, dass es bereits eine entsprechende Koordinationsstelle gibt und damit alles in Ordnung ist.
Es gibt sogenannte Heim-Zwischenstufen oder beispielsweise Wohnungen, in denen jemand Zimmer untervermietet und eine oder mehrere Personen pflegen möchte. Es gibt alles Mögliche an Zwischentypen und es gibt auch Wohngemeinschaften. Das alles muss rechtlich abgesichert werden. Es muss so abgesichert werden, dass eine Betreibung legal ist. Aber es muss garantiert sein, dass diejenigen, die dort gepflegt werden, auch den Schutz des Staates und eine gesicherte Qualität haben. Das dürfen wir keinesfalls ausklammern. Hierfür braucht das Heimrecht ganz klare Regelungen, die geschaffen werden müssen. Darüber sollten wir nachdenken.
Wir müssen auch mehr über Professionalität sprechen. Es geht nicht nur darum, dass wir eine Fachkraftquote im Pflegebereich haben, sondern wir benötigen auch Heilpädagoginnen und Heilpädagogen oder Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten. Wenn wir im Bereich der Pflege über Reha-Gedanken und Prävention sprechen - und nicht, wie Frau Koop das letzte Mal ausführte, dass Heime Orte sind, in denen man auf den Tod wartet - dann sollten wir gerade dieses ganz explizit mit einbeziehen und auch im Heimgesetz mit festschreiben. Ganz wichtig ist auch, im Heimgesetz eine transparente und interessenunabhängige Beratung mit entsprechender Information festzuschreiben. Auch das muss geleistet werden.
Nun schauen wir mal für einen Moment nach Berlin. Dort sitzt eine große Koalition, die an einem Entwurf zur Pflegereform arbeitet. Wenn wir dort unter Transparenz nachsehen, versteht man darunter 10 Prozent unangekündigte Heimbesuche. Fordern wir das als Transparenz? Nein, eigentlich nicht. Solange Pflege immer noch den Ruf hat, dass es auch Misspflege gibt, sollten wir auch zusehen, dass der Referentenentwurf in Berlin in diesem Bereich abgeändert wird.
Kommen wir zum SPD-Antrag. Behinderung und Pflege können nicht getrennt werden - Herr von Frankenberg hat das soeben auch angesprochen -, denn teilweise gibt es fließende Übergänge und teilweise sind die Leute im selben Heim untergebracht. Das kann also nicht strikt getrennt werden, denn dann haben wir wirklich einen riesigen bürokratischen Aufwand. Das haben wir lange auf Länderebene diskutiert. Wir sind der Meinung, dass häufigere Kontrollen und eine bessere Beratung in den Heimen förderlicher sind, anstatt Prüfungen durch viele verschiedene Einrichtungen und Institutionen. Wir werden daher diesem Punkt im SPD-Antrag nicht zustimmen können.
Ich komme noch einmal zum Referentenentwurf in Berlin. Was mich hieran sehr ärgert, ist, dass wir immer von einer unabhängigen und neutralen Beratung sprechen. Aber wenn wir die Beratung an die Kassen angliedern, glauben wir dann wirklich ehrlich, dass sie dann neutral und unabhängig ist? Ich würde diese Frage mit nein beantworten.
Dann wird im Referentenentwurf der Großen Koalition in Berlin von Pflegebegleitern gesprochen. Das klingt gut. Aber wenn dann eine Pflegebegleiterin für 100 Pflegebe
dürftige und ihre Angehörigen zuständig ist, die diese Menschen dann individuell begleiten soll, was sehr zeitaufwendig ist, dann stelle ich mir die Frage, ob dieses Papier wirklich ein großer Wurf wird oder ob das Klein– Klein ist und den Leuten doch nicht hilft. Ich bin der Meinung, dass auch hier nachgearbeitet werden muss.
Aber wirklich enttäuscht hat mich der Referentenentwurf in dem Punkt, dass es zehn Tage mickrig bezahlten Lohnausgleich gibt, um die Pflege von Angehörigen auf die Reihe zu bekommen. Ich habe zwei Freundinnen, die gerade die Pflege für ihre Familien klären müssen und sie rutschen quasi auf dem Zahnfleisch. Sie haben die ganzen Sommerferien damit zugebracht, um Umzüge oder Pflegeplätze zu regeln. Nebenbei haben sie aber auch noch Familie und einen Job. Die CDU will jetzt hierfür zehn Tage genehmigen. Andere, wie beispielsweise die SPD, fordern sechs Monate, aber unbezahlt.
Hier muss ich mir doch die Frage stellen, ob sich dann nur noch Besserverdienende die Pflege für ihre Angehörigen leisten können? Können dann die Angehörigen sie gut betreuen? Ist es das, was wir wollen? Nein, ich denke, wir können einen längeren Zeitraum schaffen, aber dann bitte auch bezahlt und für alle. Es kostet Geld, wenn wir die Pflege für unsere Angehörigen oder Eltern und Großeltern gut geordnet auf die Reihe bekommen wollen. Aber das müssen uns diese älteren Menschen wert sein. - Vielen Dank.
Ich hätte in der Tat natürlich auch gern einmal in den letzten Jahren den pflegepolitischen Sprecher der CDU gehört.
Aber gut, das passiert nun nicht. Herr von Frankenberg, dann spreche ich Sie an.
Sie schieben das Ganze jetzt wieder nach hinten und wir fangen dann vielleicht irgendwann im April, wenn sich alles konstituiert hat, wieder an, für die Pflege und das Heimgesetz zu arbeiten. Das finde ich sehr misslich. Genauso war es bei der großen Koalition in Berlin, die 2007 eine Pflegereform vornehmen wollte, die es bisher nicht gibt.
Wann wollen wir endlich anfangen, für die älteren Menschen etwas zu unternehmen? Man kann nicht immer alles ignorieren und nach hinten verschieben. Man kann sich doch auch nicht immer nur nach den Befindlichkeiten der Koalition in Berlin richten. Man sollte sich nach den Bedarfen und Bedürfnissen der älteren Leute richten.
Das ist Ihre Aufgabe.
Vielen Dank, Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn man sich noch einmal die Zahlen der Großen Anfrage der SPD zu diesem Thema anguckt, dann erklärt sich vieles. Es erklärt sich auch oder - besser gesagt - es relativiert sich, was uns die CDU und der Senat immer predigen
wollen: Es ist alles so gut in Hamburg und es ist alles noch viel besser geworden, seit Sie regieren.
- Schön, wenn Sie jetzt geklatscht haben, Sie werden merken, dass es nicht Fakt ist.
Wenn man sich die Zahlen anguckt, dann sieht man, dass die Teilnahmezahlen zwar gestiegen sind - leider aber nicht für Hauptschüler. In zwei Jahren sind nur drei Hauptschüler hinzugekommen. Einen Riesenanstieg gibt es hingegen bei Realschülern und Fachschülern.
Aber das ist ein Problem. Wenn ein Hauptschüler keinen Ausbildungsplatz findet, dann müssen wir dafür sorgen, dass er wenigstens die Möglichkeit hat, noch in ein freiwilliges Jahr zu gehen. Wenn wir dann sagen, es sind in zwei Jahren drei Teilnehmer mehr geworden, dann sollte man sich wahrlich nicht auf die Schulter klopfen und sagen, das ist aber alles super gelaufen. Das ist es wahrlich nicht.
Die Zahlen, von denen ich eben sprach, betrafen das soziale Jahr. Wenn wir über das ökologische Jahr sprechen, dann ist es wirklich ein Trauerspiel. Es haben in 2006/2007 ein einziger Hauptschüler und vier Realschüler überhaupt einen Platz erhalten. Da bedarf es wirklich einer großen Verbesserung.
Von daher denke ich, dass der Antrag der SPD, der eine Platzbörse zur Unterstützung und ein Internetportal fordert, ein Weg sein könnten. Wir können das Ganze aber gern noch an den Sozialausschuss überweisen und gemeinsam nach weiteren Lösungen suchen. Wenn Sie den Antrag für zu bürokratisch halten, dann können wir gemeinsam versuchen, ihn noch zu verbessern. Aber dieses Thema jetzt ad acta zu legen und zu sagen, alles ist gut, was wir gemacht haben, das sollten Sie wirklich nicht. - Vielen Dank.
Herr Vorsitzender, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich denke an das letzte Jahr zurück: Es liegen drei Pflegestudien vor, die Hamburg betreffen. Da ist einmal die MDK-Studie, die uns sehr viel Wirbel beschert und uns aufgerüttelt hat. Es gab die Studie zu den Mobilitätsrestriktionen, die ergeben hat, dass in den Heimen mehr Leute fixiert werden und mehr Psychopharmaka erhalten als nottut. Aber es gibt auch eine dritte Studie, die zeigt, dass es auch eine Zufriedenheit in den Heimen gibt. Konträrer können Studien nicht sein.
Die Bezirke Mitte und Wandsbek hatten gemeinsam herausgefunden, dass Pflege in Heimen auch für gut befunden wird. Ich hatte nachgefragt, es wurden auch Querulanten befragt. Was haben wir also für eine Situation? 69 Prozent der Heimbewohner, die vom MDK untersucht wurden, sind gefährdet, sich wundzuliegen, also dekubitusgefährdet. Von 88 ausgezählten Fällen in der MDK-Studie hatten wir nur sechs Fälle, die bei der Nahrungsaufnahme sach- und fachgerecht versorgt werden. Wir haben Patienten und Pflegebedürftige, die zufrieden sind. Vielleicht, weil die einen Heime gut laufen und die Heime sich trauen, an Studien teilzunehmen, und wir haben Heime, in denen sich sehr viel verbessern muss.
Es muss hier gar keinen Vorwahlkampfabschlag geben. Wir sind alle gefordert. Wir Politiker müssen diese Situation in den Pflegeheimen verbessern, in denen es nicht gut läuft. Das ist unsere Aufgabe.
Ich möchte, dass die Studie im Sozialausschuss vorgestellt und in der Bürgerschaft debattiert wird. Die Zahlen bedürfen für mich einiger Erläuterung und sind nicht alle aufschlussreich. Wir sollten debattieren, welche Fälle ausgewählt wurden, warum, wie viele und in welchen Heimen. Wir sollten auch debattieren, dass wir mehr Kontrollen brauchen. Wir brauchen mehr Kontrollen in Pflegeheimen, auch wenn die Zahlen ansteigen, wie Sie sagten, Herr von Frankenberg, und wir brauchen mehr Beratung. Ich bin der Meinung, das Beste, was wir den Menschen in der Pflege tun können, ist, dass wir die Heime beraten, wo es Qualitätsdefizite gibt, und da müssen wir das Personal aufstocken. Wir müssen die Heime bei ihrem Qualitätsbestreben immens unterstützen. Die Heime, die keine gute Arbeit leisten und wiederholt keine gute Arbeit leisten, die gehören dann auch geschlossen.
Wenn wir uns überlegen, woher wir das Personal nehmen können, das die Unterstützung in den Pflegeheimen leisten kann, dann gucken wir doch bei den LBK-Rückkehrern. Da gibt es jede Menge gut qualifizierter und geeigneter Menschen, die dieses leisten können.
Wir müssen viel mehr Personal ausbilden. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung müssen wir viel mehr gut ausgebildetes Pflegepersonal haben, aber wir müssen auch darauf achten, dass das Personal nicht ausgepowert wird und viel zu schnell hinwirft. Und wir müssen darauf achten, dass die Menschen, die zu Hause Pflege leisten, auch nicht auf dem "Zahnfleisch robben", sondern mehr Unterstützung erfahren.
Sehr wichtig ist es aber, Frau Senatorin, dass Sie jetzt endlich ein Heimgesetz vorlegen. Die Föderalisierung hat diese Aufgabe auf die Stadt Hamburg übertragen und es ist jetzt Ihre Aufgabe, das Heimgesetz vorzulegen. Mit diesem Heimgesetz gibt es jede Menge Chancen, Pflege wirklich zu verbessern. Wir können Transparenz bei der Qualität und bei der Fachkraftquote fordern. Wir können die Preise transparent machen. Wir müssen die Fachkraftquote auf jeden Fall bei 50 Prozent festschreiben und nicht darunter gehen. Wir können Wohngemeinschaften, die im Moment in einer rechtlichen Grauzone sind, endlich aus dem Schattendasein holen, weil wir endlich die rechtliche Basis dafür schaffen, dass davon mehr gebaut werden kann. Das ist Ihre Aufgabe und Sie müssen jetzt handeln, damit die Pflege besser wird.
Es gibt viele weitere Aufgaben in der Pflege. Die drei Pflegestufen sind zum Beispiel viel zu starr eingeteilt und es gibt zu wenig Geld für Menschen, die ambulant pflegen, und viel zu wenig Zeit. Hier bedarf es einer Angleichung. Was Sie in Berlin geleistet haben, war ein Pflegereförmchen. Ich hoffe, dass irgendwann ein größerer Wurf kommt zum Wohle der Menschen. - Vielen Dank.
Frau Koop, Sie sprachen eben von mehr Geld. Mehr Geld in der Pflege ist aber kein Indikator für gute Pflege.
Es gibt Heime, die arbeiten mit dem gleichen Geld sehr gut und es gibt Heime, die sind teurer und arbeiten schlechter. Von daher ist das Geld, das wir für Pflege
ausgeben, nicht immer maßgeblich und wir müssen eventuell auch gar nicht viel mehr anfassen. Aber wir müssen die Heime begleiten, damit die Qualität steigt und dabei müssen wir sie massiv unterstützen. Das ist unsere Aufgabe und da müssen wir ganz stark anpacken.
Eben habe ich zu meinem Erschrecken gehört, dass in den Pflegeheimen auf den Tod hingearbeitet werde.
Wenn Sie sagen, es ist so, dann frage ich mich, Frau Koop, wo denn der Rehagedanke bleibt, die Prävention, den Menschen als Ganzen zu nehmen, den Menschen so zu pflegen oder präventiv zu behandeln, dass er eventuell eine Pflegestufe zurückgestuft werden kann oder wieder in den eigenen Haushalt zurück kann. Von daher muss die Prävention viel besser sein und der Rehagedanke in der Pflege größere Bedeutung erhalten.
Was aber nicht sein kann - darauf muss die Pflegereform auch wirklich achten -, ist, dass die Heime, wenn sie jemanden gut pflegen und vielleicht eine Pflegestufe verlieren, hinterher weniger Geld damit verdienen. Deshalb muss gute Pflege auch belohnt und unterstützt und nicht bestraft werden.
Frau Schnieber-Jastram, Sie sprachen eben an, dass sich jeder im Bezirksamt erkundigen und informieren könne. Ich möchte für die Pflegeheime so etwas haben, wie es auch für die Krankenhäuser existiert, einen Qualitätsbericht. Ich möchte, dass ich, wenn ich ein Pflegeheim suche, auch im Internet völlig transparent sehen kann, ob es gut oder schlecht ist, wie es abschneidet und welche Preise es anbietet. Das würde den Wettbewerb fördern, aber es würde auch jedem Angehörigen immens helfen.
Auf das Heimgesetz sind Sie bei Ihrer Rede, Frau Schnieber-Jastram, nicht eingegangen. Ich möchte gerne wissen, wieweit Sie mit dem Heimgesetz sind. Ich hatte es auch schon einmal mit einer Kleinen Anfrage nachgefragt; damals hatten Sie sich noch nicht damit befasst. Ich würde gerne wissen, wie es damit weitergeht und was Sie dort alles mit einfließen lassen.
Frau Schnieber-Jastram, es ist unsere Aufgabe als Politikerinnen und Politiker und auch Ihre, dafür zu sorgen, dass alle Pflegeheime so gut werden, dass jeder seine Verwandten dort gerne und mit gutem Gewissen unterbringen möchte. Das ist eine große Aufgabe und wir sollten uns der wirklich stellen.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Natürlich müssen die Regelsätze überprüft werden und sie müssen auch häufiger als alle fünf Jahre überprüft werden. Das muss transparent stattfinden, da hat die SPD völlig recht. Das ist nichts, was die SPD mal so eben sagt, sondern das haben letztes Jahr im Bundestag auch Bündnis 90/Die Grünen beantragt und es war auch der Beschluss der Landesmitgliederversammlung der Grünen.
Das zeigt uns ganz deutlich, dass wir Transparenz nicht nur bei der Pflege brauchen, über die wir vorhin gesprochen haben, sondern auch bei der Zusammensetzung des Warenkorbs. Es gibt 48 Einzelpositionen, von denen zum Teil 100 Prozent, aber zum Teil eben auch nur 37 Prozent gegeben werden. Uns und den Menschen, die davon leben müssen, muss einmal erklärt werden, warum sich dies so zusammensetzt. Warum stehen einem für Mobilität nur 37 Prozent dessen zur Verfügung, was die untersten 20 Prozent der Einkommensbezieher in Hamburg oder in Deutschland zur Verfügung haben, und zwar 60 Cent Fahrkosten pro Tag?
Falls sie ein Fahrrad haben und einen neuen Schlauch, eine Luftpumpe, eine Lampe oder was auch immer kaputt ist, brauchen, haben sie nur 60 Cent pro Tag zur Verfügung. Frau Schnieber-Jastram, wenn Sie immer sagen, sozial sei, was Arbeit schaffe, dann erzählen Sie mir bitte einmal, wie ich mit 60 Cent pro Tag in Hamburg herumfahren und mich bewerben soll; das geht nicht. Wenn man es auf den Monat hochrechnet, kommt man auf 18 Euro. Dann müssen wir den Menschen, denen wir diesen Regelsatz antun, aber auch für 18 Euro eine Monatsfahrkarte geben, wenn wir möchten, dass sie sich bewerben. Und damit Ihre Worte, sozial sei, was Arbeit schaffe, wahr werden.
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Erzählen Sie mir bitte, wie man mit diesem Regelsatz Bewerbungsmappen erstellen soll. Jede Mutter oder jeder Vater, der Kinder hat, die Bewerbungen schreiben, weiß, was unendliche Kopien, Mappen und immer wieder das Porto von 1,45 Euro kosten. Es ist Wahnsinn, was da mal eben vom Regelsatz gezahlt werden muss. Sie sagen, das müsse man nicht überprüfen, das sei doch alles drin - klasse.
Kommen wir zum Essen: Beim Regelsatz hat man prozentual 4,23 Euro pro Tag fürs Essen. Jeder von uns hat wahrscheinlich eben nebenan für Würstchen und so weiter schon ein bisschen mehr ausgegeben, aber der andere lebt davon den ganzen Tag. Die Kinder leben von 2,57 Euro täglich. Der Staatsrat sagt, das sei gesund und davon könne man sich auch ordentlich ernähren. Darüber habe ich nachgedacht und mir überlegt, wenn ich jeden Tag Pellkartoffeln mit Quark koche, ist es günstig. Ich kann auch öfter Kohl und Rüben kochen, das ist auch günstig und auch noch gesund. Aber seien wir mal ehrlich: Wenn ich selber irgendwo auf dem Wochenmarkt oder in einem Supermarkt bin und Blaubeeren sehe, möchte ich die den Kindern auch anbieten. Die Frage bleibt, ob man davon gesund und ausreichend leben kann. Irgendwie mag das vielleicht gehen, aber dass es ausreichend ist, glaube ich mitnichten.
Wir müssen auch noch bedenken, dass von diesem Regelsatz alles bezahlt werden muss: der Kühlschrank, der kaputt geht, die Waschmaschine. Das bedeutet, dass von diesem Regelsatz auch noch Rücklagen gebildet werden müssen. Falls sie sich einen Friseur leisten können, müsste der davon bezahlt werden. Ebenso ist die Zuzahlung von Arzneien, Rezeptgebühr, Praxisgebühr, alles, was die Gesundheitsreform neu beschert hat, in diesem Regelsatz enthalten, aber nicht neu eingeflossen. Von daher bedarf es natürlich einer Überprüfung.
Für Gesundheit und Kosmetik hat man 8 Euro im Monat zur Verfügung. Als ich mir eben ein Erkältungsmittel für meinen Hals holte, hatte ich diese 8 Euro ausgegeben. Nun fehlt aber das Geld für alles andere wie Haarshampoo oder was auch immer.
- Nein, das gibt es natürlich nicht zurück, weil es keine verschreibungspflichtigen Medikamente sind. Herr Hesse, auch wenn man für Kinder Hustensaft oder Lutschpastillen braucht, muss das der Regelsatz abdecken. Caritas und Diakonie und viele Hilfseinrichtungen in Hamburg können ein Lied davon singen, was sie ergänzen müssen, was nicht zu schaffen ist, ob es nun ein Kind ist, das eine Kariesbehandlung braucht, oder ältere Menschen, die inkontinent sind und sich ihre eigenen Windeln nicht mehr vom Regelsatz leisten können, weil der Regelsatz auch für die Bedarfssicherung im Alter gilt. Vieles muss davon bezahlt werden. Ob es Konfirmation, Einschulung, Kindergeburtstage oder Sonderbedarfe sind, alles deckt der Regelsatz ab, die Frage ist nur wie.
Das ist nie transparent dargestellt worden und das muss es aber. Ich als Mutter weiß, dass, wenn die Füße wachsen, auch neue Schuhe gekauft werden müssen, und im Monat hat man für ein Kind 20 Euro für Bekleidung und Schuhe zur Verfügung.
Frau Schnieber-Jastram, wenn Sie meinen, sozial sei, was Arbeit schaffe - ich zitiere Sie da gerne -, dann schaffen Sie auch die Bedingungen für die Menschen, wieder in diese Gesellschaft zurückzufinden, um sich überhaupt auf dem Arbeitsmarkt zu bewerben, um nicht mit zu kleinen oder abgewetzten Schuhen anzukommen, ein ordentliches Bild abzugeben und wieder eingestellt zu werden. Das geht nicht mit 60 Cent pro Tag für Fahrkosten und bei Kindern mit 26 Cent, das ist einfach zu wenig.
Noch kurz zum Abstimmungsverhalten: Wir stimmen allen Punkten des SPD-Antrags bis auf 1.3 zu. Dem stimmen wir nicht zu, weil wir nicht der Meinung sind, dass das Leben in der Stadt besonders teuer ist. Wir machen uns auch Gedanken darüber, welcher Stadtteil teurer ist, und eine Gettoisierung wollen wir wirklich nicht. - Vielen Dank.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir hatten zum Thema des Gesetzes eine Expertenanhörung, die mich sehr erstaunt hat, weil die Experten zu dem Gesetzentwurf gar nichts gesagt haben. Sie haben sich alle nicht zu dem Gesetz geäußert, sondern nur zu der Durchführungsverordnung, die es dazu geben würde, die wir aber leider noch nicht kannten.
Es wäre natürlich nett gewesen, wir hätten sie gehabt.
Alle Experten hatten auch zur Durchführungsverordnung kritische Nachfragen und Anmerkungen, aber nicht zu dem Gesetz.
Nun kann man natürlich sagen, deshalb verabschieden wir das Gesetz nicht, weil wir die Durchführungsverordnung nicht kennen und weil es dazu kritische Nachfragen gibt. Aber welchen Grund gibt es, das Gesetz jetzt nicht zu verabschieden? Diese Frage stelle ich mir. Wir müssen ganz ehrlich sagen, dass es einige Punkte gibt, die durch das Gesetz besser werden.
Es gibt zum Beispiel keinen Doppelweg bei der Klage, der jetzt hindernd war, und es gibt eine Entbürokratisierung und die Möglichkeit, dass in der Pflege die Kosten für die Miete eines Heimplatzes bezahlt werden, die den Tatsachen entspricht, also ein Einzelzimmer teurer ist als ein Doppelzimmer und die Lage mit einem besseren Blick entsprechend angerechnet werden kann.
Von daher sind Dinge dabei, die erklären, warum wir das Gesetz jetzt verabschieden können. Die GAL-Fraktion hätte es schöner gefunden, wenn wir die Durchführungsverordnung gehabt hätten, aber wir haben uns enthalten, weil wir denken, es gibt in dem Gesetz gute Aspekte und deshalb kann es auch auf den Weg gebracht werden.
Ich würde mich trotzdem freuen, wenn es so viel Kritik an der Durchführungsverordnung gab, dass wir dort mit eingebunden werden und sie noch einmal im Sozialausschuss diskutieren.
- Frau Mandel, melden Sie sich doch.
Von daher werden wir auch dem Antrag der SPD zu dem Thema zustimmen.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr von Frankenberg, ich bin wirklich enttäuscht. Sie reden davon, dass viele Mittel nötig wären und dass man mit der Gießkanne durch die Stadt laufen müsste. Aber wenn Sie die Große Anfrage der SPD genau gelesen hätten, würden Sie wissen, dass da gar nicht große Mittel gefordert werden. 72 Euro kostet die pädagogische Begleitung für jemanden, der das Freiwillige Soziale oder Ökologische Jahr macht und das Geld kommt nicht aus Hamburg, sondern aus Bundesmitteln. Bei 72 Euro pro Teilnehmer reden wir wirklich nicht über große Beträge. Für das Ausländische Soziale Jahr sind es 92 Euro. Im Verhältnis zu den Relationen, über die wir sonst reden, sind das überhaupt keine großen Beiträge.
Sie haben gesagt, dass es noch einen Antrag der SPD geben soll, den sie selber nicht bedacht hat. Wenn Sie zu dem Thema recherchiert hätten, Herr von Frankenberg, dann würden Sie wissen, dass es einen Antrag der SPD gibt, der am 12. Mai 2004 gestellt wurde. Der ist eigentlich schon längst erledigt.
Dann gab es die Große Anfrage vom 12. Januar 2007 - ich hoffe, dass Sie die gelesen haben - und jetzt diesen Antrag. Ich wüsste nicht, welchen Antrag es noch geben sollte, mit dem wir uns beschäftigen sollen.
Ich hoffe, dass wir uns alle einig sind, dass das Freiwillige Jahr ein sehr gutes ist, dass es einen gewissen Grundstein gibt, dass Leute Kompetenzen erwerben, dass sie der Gesellschaft zur Verfügung stehen und wir alle einen Nutzen davon haben. Wenn wir uns darüber einig sind, dann sollten wir uns auch darüber einig sein, dass wir gemeinsam darüber nachdenken, wie wir mehr von diesen Plätzen in Hamburg schaffen können. Ich finde es traurig, dass sich die CDU-Fraktion verweigert, dieses Thema zumindest zur Beratung in den Sozialausschuss zu überweisen. Schade, Herr Schira.
Als ich zu diesem Thema recherchiert habe, habe ich zum Beispiel mit der Behörde für Umwelt und der dafür zuständigen Dame telefoniert. Sie hat mir erzählt, dass es dort viele Problematiken gibt, weil man nicht einfach mehr Plätze fordern kann. Natürlich müssen die Träger auch bereit dazu sein. Für die Träger ist es auch nicht einfach, wenn sie zum Beispiel Vereine sind, die ehrenamtlich
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geführt werden, mal eben soundso viele neue Plätze zu schaffen. Es soll dabei auch etwas für denjenigen herauskommen, der das Jahr macht und es soll auch dabei auch für die Gesellschaft etwas herauskommen. Von daher brauchen wir natürlich eine Diskussion. Wir müssen sehen, dass es mehr Plätze gibt, aber dafür müssen wir als Politiker auch die Rahmenbedingungen schaffen. Dazu sollten wir uns stellen und das nicht wieder ablehnen.
Ich wollte dann mit der dafür zuständigen Dame in der Sozialbehörde telefonieren. Aber leider hat die Dame einen Maulkorb bekommen. Ich hätte nur mit der Pressestelle der Sozialbehörde sprechen dürfen. Schade, aber so kommen oder sollen wir bei dem Thema vielleicht auch nicht weiterkommen.
Aber ich habe auch mit Trägern gesprochen, zum Beispiel mit dem Deutschen Roten Kreuz. Das Deutsche Rote Kreuz bietet 240 Plätze für das Soziale Jahr an und es gibt 1.000 Bewerber. Das Rote Kreuz sagt, wenn es mehr Mittel geben würde - und wir sprechen jetzt wieder nur von diesen 72 Euro -, dann würden sie auch 500 Bewerberinnen und Bewerbern einen Platz geben können. Da müssen wir uns doch die Frage stellen, warum das nicht funktioniert. Warum funktioniert das in anderen Bundesländern, zum Beispiel dass Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein die Mittel aufstocken. Warum versuchen diese Bundesländer, die Kapazitäten zu erweitern und Hamburg nicht? Warum reden wir nicht im Ausschuss darüber und können gemeinsam nach Lösungen suchen?
Natürlich gibt es mehr Bewerber. Jeder, der einen Platz haben möchte, bewirbt sich natürlich auch im Nachbarbundesland und versucht es, wenn er in Hamburg wohnt, auch in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Natürlich gibt es dann mehr Plätze als gebraucht werden, aber doppelt so viele Plätze könnten wir schaffen und würden auch gebraucht werden. Als Mutter eines Jungen, der von den wenigen Plätzen im Freiwilligen Ökologischen Jahr - es sind nur 43 - einen Platz bekommen hat, ist man sehr froh, wenn man weiß, wie viele hundert Bewerber sich dort anstellen. Das sollte uns auch nachdenklich machen. Warum schaffen es zum Beispiel fast nur Abiturienten, einen Platz zu bekommen? Wie kann es sein, dass es nur einen einzigen Hauptschüler im Freiwilligen Ökologischen Jahr gibt? Auch hier sollten die Politiker einmal darüber nachdenken, wie sie die Rahmenbedingungen verändern können, dass wir auch anderen Bildungsständen eine Möglichkeit geben, diese Jahre abzuleisten.
All diese Gründe bewegen mich sehr und ich denke, wir sollten uns da den Rat von demjenigen holen, der zum Teil vielleicht einen Maulkorb verhängt bekommen hat. Wir sollten uns auch den Sachverstand von Diakonie und Rotem Kreuz und anderen Trägern holen und in den Ausschuss einladen, um darüber zu reden. Ich finde es schade, dass wir das Thema wieder einmal ablehnen und nicht in den Ausschuss überweisen. - Vielen Dank.
Werden Sie erwägen, sich die ganze Summe für den Boden erstatten zu lassen, auch wenn es sich um eine Gruppe oder um einen Verein handelt, der nicht über Millionenbeträge verfügen kann, um Sanierungen von einem mit Schwamm verseuchten Gebäude vorzunehmen und auch noch die volle Kaufsumme für den Boden, den Sie in der Bodenkommission festlegen, aufzubringen?
Herr Staatsrat, das war soeben die Theorie. Jetzt kommen wir einmal zur Praxis. Zählt es beispielsweise zu den nicht veröffentlichten internen Anweisungen der ARGE in Hamburg, dass Schwerbehinderte von der für sie zuständigen Agentur nur betreut werden, wenn sie den Schwerbehinderten-Ausweis nicht dabei haben, aber die Weisung, dass sie sich dort vorstellen sollen?
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr von Frankenberg, Sie verweisen hier auf Hilfen wie Suppenküchen und Kleiderkammern. Das ist das, was das Ehrenamt versucht, auszugleichen, was wir von staatlicher Seite nicht hinbekommen oder Sie nicht hinbekommen. Es ist traurig, dass wir immer darauf verweisen müssen und dass so etwas überhaupt notwendig ist.
Kommen wir zum Fachstellenkonzept. Es läuft fast zwei Jahre und sollte die Leute vor Wohnungslosigkeit bewahren und sollte den Leuten die Wohnung sichern, die eine haben. Auch wenn Sie uns jetzt erzählen wollten, dass das alles so toll läuft und dass die Zahlen optimistisch stimmen, muss man ehrlich sagen, dass es nicht läuft.
Es ist Zeit, langsam aus den Kinderkrankheiten herauszukommen. Als das Fachstellenkonzept ein Jahr gelaufen ist, hatte ich eine Große Anfrage dazu gestellt und bin sehr enttäuscht gewesen, als ich jetzt die Große Anfrage von der SPD gelesen habe. Es gibt weitere Schwachpunkte und es ist nichts verbessert worden.
Bei der Umsetzung, Frau Schnieber-Jastram, müssen einige Sachen noch einmal angepackt werden. Ich möchte kurz eine Auflistung geben, wo die Probleme liegen. Sie versuchen uns weiszumachen, dass es läuft, aber die Realität sieht anders aus. Die Bezirke arbeiten total unterschiedlich. Es gibt keine Vernetzung der ver
schiedenen Hilfesysteme. Es gibt keine Abstimmungen untereinander. Es gibt viel zu wenig aufsuchende Arbeit. Ihre Dokumentation des Ganzen, was Sie uns hier vorlegen, ist skandalös. Ich will nachher darauf eingehen.
Auch die Wohnungsvermittlung läuft äußerst schleppend und einige Menschen passen in überhaupt kein Hilfesystem. Ich weiß gar nicht, was daran so lustig ist. Es gibt Leute, die fallen durch den Rost.
- Der Kollege dort hinten fand es gerade sehr lustig.
Der Bürgermeister war einmal der Meinung, dass niemand in Hamburg durch ein Rost fallen soll. Viele Menschen sind eingestuft worden und sie hoffen und erwarten Hilfe und sind bitter enttäuscht. Es gab lediglich 45 Vermittlungen für Leute in einem Jahr aus der Hilfestufe 3. Andere werden überhaupt nicht erreicht. In dem Konzept stand, dass für jeden Einzelnen Hilfepläne erarbeitet werden sollen. Ich weiß nichts von Hilfeplänen und die Leute, die daran arbeiten, auch nicht.
Frau Schnieber-Jastram, wann fangen sie endlich an, diese Missstände aufzuarbeiten? Wann machen Sie Hilfepläne? Wann arbeiten Sie zusammen mit allen Hilfesystemteilnehmern
und versuchen wirklich, das Konzept umzusetzen, denn an sich ist es ja nicht schlecht und in anderen Städten läuft es bereits seit Jahren erfolgreich.
Was ich sehr schade finde, ist, dass ich gehört habe, wenn diese ganzen Missstände und Probleme in der Lenkungsgruppe bei Ihnen vorgetragen werden, der Senat diese Probleme gar nicht hören möchte. Aber wenn Sie diese Erkenntnisse vom Tisch wischen und sagen, Sie wollen sie nicht hören, dann befassen Sie sich auch nicht damit.
- Weil ich Hinweise von Leuten bekommen habe, die in Lenkungsgruppen saßen und frustriert sind, dass man noch nicht einmal eine Schwachstellenanalyse betreiben möchte. Warum sind Sie eigentlich so stur, Frau Schnieber-Jastram, wenn Sie doch immer sagen, in Hamburg braucht keiner zu frieren und Hilfe dem, der Hilfe braucht. Nehmen Sie Ihre Worte bitte ernst. Setzen Sie sie in die Tat um.
Warum sind die Bezirke so unterschiedlich? Herr Frankenberg fand das gar nicht so schlecht. Es kann doch gar nicht sein, dass die Bezirke so unterschiedlich arbeiten. Zwei Bezirke schaffen gerade mal die Vermittlung von knapp 120 Wohnungen. Wandsbek bringt es auf 280. Ich frage mich, warum da der Unterschied ist.
Noch unterschiedlicher ist es bei den aufsuchenden Hilfen. Drei Bezirke kommen überhaupt nicht aus dem Amt heraus. Herr Grund hat es eben ausgeführt: Drei Besuche oder gar keinen im Monat von einer ganzen Fachstelle. Das ist doch Arbeitsverweigerung. So etwas kann doch nicht sein. Auch als der Streik vorbei war - ich habe
gesehen, dass das angemerkt war -, es waren in einigen Bezirken weit weniger, die sich am Streik beteiligten. Herr Schira, auch als der Streik vorbei war, sind die Leute in zwei Ämtern nicht in die Puschen gekommen.
- Gehen wir später darauf ein. Gucken wir einmal, wo aufsuchende Arbeit funktioniert. Gucken wir einmal in den Bezirk Harburg. Harburg hat es geschafft, 420-mal im Jahr Haushalte aufzusuchen. Warum schaffen das andere Bezirke nicht? Ich finde es schade und frustrierend für die Leute, die da arbeiten, dass nicht vernetzt wird. Ich finde es schade, dass nicht geguckt wird, wo es läuft und wo es nicht läuft. Es schreit doch eigentlich alles - was jede Firma machen würde, wenn es nicht gut läuft - nach einer Schwachstellenanalyse. Die müsste hierher und dann müssten wir oder Sie gucken, wie diese Schwachstellen behoben werden können.
Aber Sie wollen das gar nicht. Ich bin froh, wenn wir wieder im Sozialausschuss darüber sprechen, aber ich möchte dann dort auch Experten zu dem Thema haben, wenigstens eine Expertenanhörung, wenn Sie schon keine Schwachstellenanalyse machen. Aber auch da verweigern Sie sich.
Warum sprechen eigentlich diejenigen, die zusammenarbeiten sollen, nicht miteinander? Warum ist es zum Beispiel so, dass jemand, der als Sozialarbeiter bei "fördern und wohnen" arbeitet, nicht eingebunden wird, wenn jemand in die Gruppen des Hilfebedarfs eingestuft wird? So ist es zum Beispiel passiert, dass jemand beim Amt war, eingestuft wurde in die Stufe 2, also mit ganz wenigen Problemen und einem bisschen Hilfebedarf, während die Mitarbeiterin, die in der Einrichtung Sozialarbeit macht, schon Schwierigkeiten hätte, denjenigen in Stufe 3 zu geben. Da frage ich mich, warum man nicht zusammenarbeitet, warum stößt man die Leute, die vor Ort die Arbeit machen, vor den Kopf und warum stufen Sie Leute in Stufe 2 ein, die eigentlich einen höheren Bedarf haben? So bekommen Sie die Hilfen nicht und so wird dann auch später wahrscheinlich eine sehr schlechte Hilfe machbar sein.
Machen Sie das, um Geld zu sparen? Ich weiß es nicht. Aber das können Sie uns ja gerne einmal erklären. Fangen Sie bitte an, die Bedarfspläne zu schreiben. Sie sind vorgeschrieben und es muss sie endlich geben. Die mangelnde Vernetzung ist eine Sünde und ein Armutszeugnis, Frau Schnieber-Jastram. Für die mangelnde Vernetzung möchte ich ein Beispiel geben: Ganze drei Menschen hat die Fachstelle Mitte in einem Jahr an eine soziale Kontaktstelle weitergeleitet. Die sozialen Kontaktstellen evaluieren das nicht. Wenn in Altona gefragt wird: "Wer hat Sie denn hier hergeschickt?" und in einem ganzen Jahr wird nur dreimal die Fachstelle angegeben, frage ich mich, ob die Leute vor Ort überhaupt die anderen Partner im Hilfesystem kennen. Also auch hieran sollten Sie bitte schön weiterarbeiten.
Nun kommen wir zur Dokumentation, die ich vorhin angesprochen habe. Ich habe im Ausschuss einmal gefragt: "Was ist denn ein abgeschlossener Fall?" Da wurde mir gesagt, das sei ein Fall, der erfolgreich bearbeitet wurde. Sie wollen uns ja glauben machen, dass fleißig gearbeitet
wurde, wenn in der Tabelle viele abgearbeitete Fälle sind und dass alles ganz super liefe. Aber jetzt habe ich erfahren, dass ein abgearbeiteter Fall auch dann vorliegt, wenn jemand sechs Monate gar nicht im Amt aufgelaufen ist oder sich das Amt sechs Monate gar nicht bei demjenigen gemeldet hat. Das heißt also: Derjenige ist sechs Monate nicht betreut worden, hat keinerlei Hilfen und Unterstützung bekommen und ist dann laut Ihrem Datensystem ein abgearbeiteter Fall. - Prima.
Dann ist die Frage, was uns diese Zahlen überhaupt sagen sollen und ich komme wieder zu der Forderung, die jede Firma stellen würde, wenn die Zahlen noch nicht einmal stimmen: Holen Sie sich externe Hilfe und versuchen Sie endlich, diese Schwachstellen zu analysieren und aufzuarbeiten. Frau Schnieber-Jastram, bitte stümpern Sie nicht weiter herum.
Holen Sie sich Hilfe, denn Sie sagen immer, dass jeder, der in dieser Stadt Hilfe braucht, diese Hilfe auch erhalten soll. Machen Sie diese Worte wahr. - Vielen Dank.
Frau Senatorin, Sie sprachen eben an, dass es eher schon ein Erfolgsmodell sei. Aber der Kooperationsvertrag mit den Wohnungsbaugenossenschaften und den Wohnungsanbietern funktioniert einfach nicht.
Ich möchte Ihnen darlegen, warum er nicht klappt. Es gibt Leute, die bekommen keine Post, obwohl die Adressen in der Behörde weitergegeben werden sollten. Ich weiß es von 150 Leuten - das haben die sozialen Kontaktstellen zusammengetragen -, die schwören, dass sie keinerlei Post erhalten hätten, obwohl man ihnen im Amt gesagt hatte, dass man ihre Adressen weitergegeben hätte. Wenn diese Menschen keine Angebote bekommen, dann sind sie frustriert. Da funktioniert etwas nicht. Dann gibt es Menschen - dazu habe ich keine Zahlen aber es sollen auch nicht wenige sein -, die sich vorstellen und auch keine Angebote erhalten, weil man dann vielleicht doch gedacht hat, dass sie nicht so ganz in das Haus, das man vermieten möchte, passen. So sollte die Kooperation überhaupt nicht laufen. Da muss nachgebessert werden.
Frau Schnieber-Jastram, Sie haben eben gesagt, Sie wollten die Leute aus öffentlicher Unterbringung herausholen. Das ist aber sehr schade - warum nur aus der öffentlichen, nur von fördern & wohnen? Was ist mit den Leuten, die im Marianne-Doell-Haus wohnen. Oder was ist mit den Leuten aus den Kirchenkaten? Wollen Sie die alle dalassen? Ich hoffe, Sie holen alle heraus und nicht nur die aus öffentlicher Unterbringung. Es warten verdammt viele Menschen darauf, dass Sie das ernst machen, was Sie gesagt haben. Packen Sie es bitte endlich an.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Seit 1999 stieg die Zahl der Betreuungsfälle und -verhältnisse in Hamburg um 8000 auf 23 700 an. Die Kosten haben sich verdreifacht und viele Menschen haben Angst vor Betreuungsverhältnissen und dass sie in Zukunft irgendwann einmal auf Betreuung angewiesen sind. Sie haben Angst vor der Entmündigung, die ihnen dann passieren kann und trotzdem – ich muss es wirklich sagen, auch nach Ihrer Rede, Herr von Frankenberg – möchte die CDU in Hamburg eigentlich nichts ändern.
Schade, denn die Anhörung und auch die Expertinnen und Experten, die zum Betreuungsrecht anwesend waren – und es ist gerade mal ein paar Monate her, dass wir diese Anhörung hatten –, haben uns sehr viele Probleme detailliert dargestellt und dargelegt, was verändert werden könnte und müsste, welche Schwierigkeiten existie
ren und was zu tun wäre. Wir werteten dann auch gemeinsam mit den Rechtskollegen im Sozialausschuss aus. Nun als verantwortliche Politiker wären wir gefordert, das einfließen zu lassen und nicht nur die Experten angehört zu haben und auch das tun wir nicht und auch das verweigern Sie, liebe Kollegen der CDU, mit Ihrer Mehrheit. Ich sehe keine einzige Neuerung, die jetzt zustande kommt. Keinem der Vorschläge der SPD, die Sie, wie bekundet, gar nicht für so schlecht befanden, folgten Sie und auch dem GAL-Antrag für die unabhängige Ombudsstelle gaben Sie keine Chance. Ich hatte im Sozialausschuss darum gebeten, dass wir vielleicht gemeinsam versuchen könnten, die wichtigsten Punkte herauszuarbeiten, aber es war nicht gewollt, es wurde gegen die Oppositionsvorschläge gestimmt und kein einziger Punkt hatte eine Chance.
Die SPD forderte zum Beispiel, dass es eine Qualitätskontrolle geben soll. Eine Qualitätskontrolle heißt doch nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass wir jetzt Beamte beschäftigen und uns nicht um die Menschen kümmern. Warum wollen wir keine Qualitätskontrolle in der Pflege und warum wollen wir nicht gucken, wie viele Beschwerden es von Betreuten und über Betreuer gibt und auch über die Maßgabe, dass jemand betreut werden soll? Sammeln wir doch diese Daten. Da beschäftigen wir Menschen mit sinnvollen Fakten, die wir als Politiker wirklich wissen müssen. Das wollen Sie aber nicht und Sie stimmten auch hiergegen.
Wir Grünen brachten den Antrag ein für die unabhängige Ombudsstelle als Beschwerdesteller für Betreuer, aber auch für Betreute. Denn weder für den Betreuer ist es einfach, wenn er beschimpft oder ihm gesagt wird, er mache seine Arbeit nicht ordentlich. Aber auch für den Betreuten ist es schwierig, wenn er nicht weiß, an wen er sich wenden kann und er das Gefühl hat, dass mit ihm nicht ordentlich umgegangen oder er entmündigt wird.
Natürlich können wir den vielen ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuern nur für ihre engagierte und gute Arbeit danken. Mal ganz ehrlich: Keiner von denen hat es einfach, keiner von denen bekommt sehr viel Geld dafür, was er leisten muss. Deshalb sollten wir auch wissen, wie wir mit diesen Leuten umgehen und was wir ihnen abverlangen und wie viele Betreuungsverhältnisse der Einzelne hat und haben kann und wie er dann auch noch eine qualitativ gute Arbeit leisten kann. Das müssten wir alles zum Wohl der Menschen, die immer älter werden, und angesichts der zunehmenden Betreuungsfälle beachten. Aber Sie wollen das nicht.
Was die Große Anfrage gezeigt hat, ist, dass es in einem halben Jahr 22 Ermittlungsverfahren gab. Das hat mich dann doch erschrocken. Natürlich ist das eine Zahl im Promillebereich, 23 700 Betreuungsfälle und 22 Ermittlungsverfahren, eine ganz geringe Quote. Aber es sind 22 Menschen, die ihren Betreuer anzeigten und sich an Einrichtungen wandten. Es gibt Menschen, die zum Betreuungsverein gehen und somit nicht in diesen 22 Ermittlungsverfahren vorkommen. Es mag wahrscheinlich auch den einen oder anderen geben, die sich nicht beschweren mögen oder dieses gar nicht können. Also gibt es eine Dunkelziffer und einen unangenehmen Beigeschmack, wenn wir über Betreuung reden. Der Fall der alten Dame, wie es das "Hamburger Abendblatt" nannte, hat gerade viele ältere Menschen sehr verunsichert. Wenn wir die Menschen verunsichern, Angst vor der Zukunft und irgendwann vor Betreuung zu haben, dann
ist es auch unsere Pflicht, die Daten über Beschwerden, über Qualität und Anzahl der Betreuung aufzunehmen. Ich finde es schade, dass wir das nicht machen. Es wäre auch schön, wenn es die Ombudsstelle, die ich eben angesprochen hatte, geben würde, aber auch dagegen stimmten Sie.
Also nehmen wir den Menschen nicht die Sorge vor der Zukunft und schaffen keine Schlichtungsstelle, auch wenn die Expertinnen und Experten in der Anhörung das sogar für gut befunden hatten. Wir oder die Kollegen der CDU legen also die Hände in den Schoß und sagen, eigentlich ist alles ganz gut und wir machen weiter so und warten doch erst einmal die Evaluation auf Bundesebene ab. Die ist nächstes Jahr vorbei und wenn die dann gelaufen ist, dann können wir mal gucken, dass wir ein Jahr weiter die Evaluation für Hamburg analysieren, falls es überhaupt Hamburg-relevante Daten gab, die wir evaluieren müssen. Schade.
Wenn die Neuwahl da nichts ändert, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, dann warten die Menschen wahrscheinlich im Jahr 2009 oder 2010 immer noch darauf, dass sich im Betreuungsrecht in Hamburg irgendetwas verändert. Solange veranstalten Sie dann eine Informationskampagne. Das erinnert mich jetzt ein bisschen an die Pflegepolitik. Da hatten wir einmal die Frage, wer pflegt mich, wenn ich alt bin? Hier machen wir dann die Informationskampagne "Vorsorgevollmacht". Man könnte da schon einmal für später vorsorgen. Natürlich ist das sinnvoll, aber das reicht nicht aus. Auch dass Sie beschließen, dass man gucken könnte, ob die Papiere ein bisschen einfacher gefasst werden, damit ein ehrenamtlicher Betreuer kein Studium braucht, um da durchzusteigen, ist auch nur eine Prüfung. Sie haben nicht beschlossen, lieber Senat, mach' die Papiere einfacher. Es ist alles butterweich, was Sie uns vorgelegt und mit Ihrer Mehrheit beschlossen haben. Nun suggerieren Sie Aktivität und ich hätte Sie wirklich gern gehabt. Schade für die Menschen und schade für die Expertinnen und Experten, die in der Anhörung waren und uns sehr viele Erkenntnisse brachten. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Mitte Dezember stellte ich einen Haushaltsantrag zur Verbesserung der Situation von psychisch kranken Menschen und deren Angehörigen. Ich forderte darin, dass Hamburgerinnen und Hamburger nicht weiter gegen ihren Willen außerhalb von Hamburg und nicht noch viel weiter als nur im Umland untergebracht werden und dass eine Rahmenplanung für die stationäre und ambulante Eingliederungshilfe zu entwickeln ist.
Warum stellte ich diesen Antrag? – Ich stellte ihn, weil sich die Verweildauer von psychisch Kranken in Kliniken im Rahmen der Gesundheitsreform erheblich reduziert hat und weil man dann viel mehr Plätze und Hilfe außerhalb der Kliniken braucht. Außerdem wissen wir alle, dass die Zahlen psychischer Erkrankungen eher steigen als sinken werden.
Von daher muss man dann auch komplementäre Angebote schaffen. Das müssen Sie tun, Herr Wersich oder Frau Schnieber-Jastram, wenn Sie mal jetzt wenigstens hier wären. Das sind Sie aber nicht und haben sie auch nicht getan. Deshalb gibt es weiter, wenn jemand einen Platz sucht, Heimverlegungen bis weit ins Umland. Und das wird weiterhin noch auf Jahre so erfolgen, wenn Sie nicht endlich reagieren. Sie lehnten meinen Antrag leider ab.
Das ist haushaltspolitisch total unsinnig, denn das Betreuungspersonal in den Heimen könnten Hamburger Arbeitsplätze sein. Des Weiteren ist es für die Betroffenen und für ihre Familien sehr, sehr schwierig. Wie soll man über weite Distanzen Sozialstrukturen und Familienleben aber aufrechterhalten?
Für viele ist das eine Zumutung. 40 Prozent der psychisch kranken Menschen – jedenfalls habe ich das so im Haushaltsplan finden können, richtige Zahlen haben wir ja leider nie bekommen – sind in auswärtigen Heimen untergebracht. Ich schätze die Zahl also auf 470 Personen: 470 Menschen, 470 Einzelschicksale, 470 Men
schen, die vielleicht lieber in Hamburg verblieben wären und nun weit außerhalb untergebracht sind.
Frau Brinkmann nannte eben ein Beispiel für die Problemlagen, die sich daraus entwickeln; ich kann Ihnen ein weiteres geben:
Ein Mann hat einen Selbstmordversuch hinter sich. Er ist im Krankenhaus Boberg gewesen und ist dort auch handchirurgisch behandelt worden. Er brauchte danach einen Platz in einer Einrichtung, doch es wurde keiner gefunden, keiner in Hamburg und keiner in der näheren Umgebung. Man suchte weiter weg und es fand sich ein Platz in Korb bei Schleswig. Na ja, Korb bei Schleswig, sagen wir, das ist vielleicht weiter gar nicht so schlimm. Aber wenn man weiterhin in die Handchirurgie muss, vielleicht schon. Man kann ja morgens von Korb bei Schleswig mit dem Bus nach Schleswig fahren, dann mit der Bahn nach Hamburg und weiter nach Bergedorf, um dann dort versorgt zu werden. Das ist umständlich, aber möglich. Nur, abends gibt es gar keinen öffentlichen Nahverkehr mehr auf dem Lande. Man kommt nicht wieder zurück. Wie kann der Mann aber so weiter behandelt werden? Das ist eine Katastrophe, das ist wieder eines dieser Schicksale, das zeigt, dass endlich gehandelt werden muss. So wird eine Behandlung gefährdet und persönliche Kontakte können kaum aufrechterhalten werden; eine Zumutung für diese Menschen.
Ich nenne Ihnen ein weiteres Schicksal: Da kann es jemand aufgrund seiner psychischen Erkrankung nicht ertragen, dass die Wäsche in einer Gemeinschaftsmaschine gewaschen wird, was bedeutet, dass die Eltern die Wäsche waschen müssen. Das wäre auch kein großes Problem, wenn das Elternhaus in der Nähe liegen würde. Würden wir das nicht alle auch für unsere Kinder tun? Aber wie sollen die Eltern es machen, wenn das Kind in Oldenburg untergebracht ist. Die Eltern werden immer älter und sollen sie vielleicht mit 80 Jahren, wenn sie nicht mehr mit dem Auto fahren können, die Wäscheberge mit Bus und Bahn transportieren?
Wir alle stehen in der Pflicht, hier etwas zu verändern. Auch Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren von der CDU müssten endlich anpacken und etwas verändern. Aber Sie stellen hier einen butterweichen Begrüßungsantrag. Wir begrüßen, dass der Senat irgendwann mit der Arbeit anfängt. Klasse! Gestern haben Sie einen butterweichen Antrag zum Kinderlärm gestellt und heute das. Sind Sie es nicht, die die Familien stärken wollen? – Bitte schön, dann fangen Sie endlich einmal damit an.
Ihr Antrag suggeriert, dass der Senat aus eigener Initiative gemeinsam mit den Trägern ein Programm startet und die Träger überdies auch noch bewegt werden, bedarfsgerechte Angebote zu schaffen. Aber das stimmt nicht. Ich habe mit einigen Trägern gesprochen. Keiner von denen kann mir diesbezüglich eine Initiative des Senats bestätigen. Gibt es schon eine Bedarfserstellung, gibt es Zielgruppenbeschreibungen, was soll überhaupt geplant werden, wann fangen Sie an? Nein, Sie begrüßen nur und Sie verbessern nicht. Neu Erkrankte, die jetzt demnächst Heimplätze oder Wohngruppen brauchen, werden weiterhin außerhalb Hamburgs untergebracht. Sie haben es zu verantworten, wenn jahrelang nichts passiert. Das ist ein Trauerspiel und Ihr Antrag auch.
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Meine sehr verehrten Damen und Herren der CDU, Ihre Aufgabe als Abgeordnete ist es, Verwaltungshandeln anzuregen und zu kontrollieren. Das ist Ihr Job. Begrüßen kann man Menschen, die hoffentlich bald in Hamburg bleiben können, begrüßen kann man solch einen Antrag aber nicht. Bitte machen auch Sie Ihre Hausaufgaben. Sie sind für das Wohl der Bürger in dieser Stadt zuständig. Nehmen Sie diese Aufgabe bitte ernst. – Vielen Dank.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Gestern wurde sehr viel über die wachsende Metropole gesprochen, doch wer genau hinsieht, sieht auch wachsende Armut und die wachsende Spaltung dieser Stadt. Lange wollten Sie dies aber nicht wahrhaben. Vielleicht ist das auch der Grund, weswegen Sie sich stets geweigert haben, einen Armutsbericht zu erstellen, für den Sie als Opposition noch selbst votiert hatten.
Nun geben Sie zu, verstanden zu haben, und fangen an, zu reagieren, doch wie Sie agieren, zeigt, dass Sie überhaupt nichts verstanden haben. Weder unsere These zur kreativen Stadt haben Sie verstanden, noch wie Menschen wirklich unterstützt werden müssen, damit sie ihr Potenzial entwickeln können. Die kreative Stadt, Herr Bürgermeister – ich würde es ihm gern selbst sagen, aber leider ist er nicht mehr da – ist mehr als das, was Sie gestern angesprochen haben und auf das Sie es in Ihrer Generaldebatte reduziert haben. Uns geht es doch nicht nur darum, nur die Kreativwirtschaft zu fördern, sondern darum, die Talente der Menschen in Hamburg zur Geltung zu bringen und in die Gesellschaft einzubringen. Das hat verdammt viel mit Sozialpolitik und sozialer Gerechtigkeit zu tun.
Es ist nicht nur unsozial, es ist unzumutbar, diese Menschen vom gesellschaftlichen Leben unserer Stadt auszuschließen und auch wirtschaftlich ist das völlig unvernünftig. Jeder Mensch verfügt über Talente, die individuell Freude bereiten können, aber auch die Gesellschaft nutzen kann. Es muss darum gehen, diese Talente zu fördern, besonders bei denjenigen, die Sie in den letzten Jahren an den Rand der Gesellschaft gedrängt haben.
Um ein paar Beispiele zu nennen. Gucken wir uns doch einmal die Obdachlosenband "Schattenlichter" an: Durch gezielte Förderung wurden wohnungslose Menschen zu Musikern und Sängern. Sie treten auf, sie erfreuen Menschen, sie spielen in Altenheimen und auf Feiern und Festen. Sie erhalten durch ihre Arbeit Anerkennung und auch Selbstvertrauen. So stellen wir uns die Förderung kreativer Potenziale vor und das möchten wir gefördert haben.
Frau Bürgermeisterin grenzt weiter systematisch hilfsbedürftige Bürgerinnen aus, ohne ihnen eine echte Perspektive aufzuzeigen und andere Senatoren haben noch Anteil an der Ausgrenzung, ohne dass ihnen ihr Handeln vielleicht überhaupt bewusst wird.
Sie erhöhen die Fahrkosten. Bieten Sie den einkommensschwachen Menschen doch lieber bezahlbare Fahrkarten an. Sie erhöhen Gebühren, wie zum Beispiel in Wohnheimen für Obdachlose. Stellen Sie doch erst einmal genügend freie und bezahlbare Wohnungen zur Verfügung, bevor Sie wieder Druck ausüben. Ihr Handeln ist Zynismus pur und völlig unkreativ.
Beispiel Armut und Arbeitslosigkeit. Wenn alleinerziehende Frauen ein besonderes Arbeitslosigkeits- und Armutsrisiko haben, dann ist das nicht nur jeder einzelnen betroffenen Frau gegenüber ungerecht, sondern es ist eine Verschwendung von Talenten, die sich die Stadt nicht leisten kann. Wir müssen hier doch endlich gegensteuern. Wenn in bestimmten Stadtteilen Arbeitslosigkeit über Generationen weiter vererbt wird, dort viele Familien ohne Aussicht auf Erwerbsarbeit leben, wenn in diesen Gebieten zweistellige Schulabbrecherquoten sind, dann kann das doch nicht hingenommen und akzeptiert werden. Das ist eine Sünde gegenüber diesen Menschen, diesen Kindern und gegenüber diesen Familien und das ist ein Sündenfall für diese Stadt.
Dieses zu verhindern ist soziale Gerechtigkeit und bedingt einer kreativen Stadt wie wir sie verstehen und genau hier versagt Ihre Politik. Sie wollten nicht mit der Gießkanne agieren, sondern gezielt in sechs Quartieren beginnen. Aber warum denn genau in sechs Quartieren, warum nicht in sieben? Sie wissen doch gar nichts Genaues über diese Quartiere.
Haben Sie irgendwelche Zahlen vorliegen? Haben Sie irgendwelches Monitoring gemacht? Erklären Sie mir zum Beispiel, warum Sie die Stadtteile Dehnhaide und Friedrichsberg als Gebiete haben und warum nicht Jenfeld? In
Jenfeld hat die Arche 60 Plätze für hungernde Kinder ausgebaut. Diese 60 Plätze reichen jetzt schon bei Weitem nicht mehr aus. Es wird jetzt auf 300 Plätze ausgebaut. Aber Suppe und Ehrenamt reichen alleine nicht. Diese Kinder brauchen noch mehr als Ehrenamt und Suppe. Hier reicht Ihr Engagement auch schon wieder nicht aus.
Nur wer mitgenommen und gefördert, unterstützt und nicht am Rande der Gesellschaft stehen gelassen wird, ist auch in der Lage, ein Leben unabhängig von staatlichen Leistungen führen zu können. Wir wollen endlich ankoppeln statt abkoppeln. Wir haben klare Vorstellungen, wie die Hilfen in den Stadtteilen aussehen sollen. Wir fordern 26 Quartierszentren, überall dort, wo es nötig ist, vor allem mit den Angeboten aus einer Hand für alle Menschen: Bildung, Unterstützung, Beratung. Wir wollen auch endlich das Sozialticket wieder einführen, aber Ihr Haushaltsplan-Entwurf zeigt erneut, dass es in allen Kernbereichen der sozialpolitischen Gestaltung nicht wirklich voran geht.
Entweder werden Dinge nicht angepackt, kommen ohne Analyse, von oben verordnet, bleiben auf halbem Wege stehen oder gehen in die völlig falsche Richtung.
Ich will Ihnen Beispiele nennen. Auch psychisch kranke Menschen lassen Sie im Abseits stehen. Wie sollen denn persönliche Kontakte aufrechterhalten werden, wenn ein Erkrankter irgendwo, teils Hunderte Kilometer von seinem früheren Wohnumfeld entfernt, untergebracht wird? Sie wollen doch immer die Familie stärken. Dann stärken Sie doch mal das Angebot vor Ort. Geben Sie doch älter werdenden Angehörigen auch die Möglichkeit, ihre Kinder und Verwandten noch besuchen zu können. Wir fordern Sie auf, endlich dafür zu sorgen, dass Menschen nicht gegen ihren Willen weit außerhalb Hamburgs untergebracht werden. Entwickeln Sie doch endlich mal eine Rahmenplanung für die stationäre und ambulante Eingliederungshilfe.
Aber auch Angehörige und Kinder psychisch Erkrankter brauchen Hilfe, denn gerade für Kinder ist es sehr belastend, wenn ein Elternteil erkrankt.
Hier ist Hilfe, Beratung und Unterstützung für die betroffene Familie dringend geboten, besonders aber für die Kinder. Bei ständig steigenden Zahlen von psychischen Erkrankungen kann der Senat solche Arbeit nicht weiter auf das Ehrenamt und Spenden abwälzen. Mit unserem Haushaltsantrag fordern wir daher die finanzielle Absicherung dieser Beratungsangebote von Kindern psychisch erkrankter Elternteile.
Sie haben eine Riesenbaustelle, Frau Schnieber-Jastram: die Pflege. Trotz des demografischen Wandels verzichten Sie auf zukunftsweisende Pflegeplanungen. Die derzeit in Hamburg genutzte Rahmenplanung zur pflegerischen Versorgungsstruktur arbeitet mit veralteten Zahlen und ist in dieser Fassung nicht in der Lage, neue Bedarfslagen zu erfassen, Trends zu entwickeln, frühzeitig zu erkennen und Handlungsempfehlungen abzugeben. Dieser Zustand ist erschütternd und hat auf diversen Veranstaltungen viel
Kopfschütteln hervorgerufen. Sie werden sich vielleicht daran erinnern, Frau Koop.
Handeln müssen Sie aber auch im Heimrecht, welches seit der Föderalismusreform in Ihrer Kompetenz liegt. Hier müssen die Standards abgesichert und neue Wohn- und Pflegeformen ermöglicht werden. Die Pflege und ihre Qualität betrifft und besorgt viele Menschen in dieser Stadt. Sie und auch die CDU-Fraktion müssen dieses Thema endlich ernst nehmen und anpacken. Vielleicht können wir es endlich mal im Sozialausschuss bewegen.
Sie sparen auch bei den Menschen mit Behinderungen. Menschen mit Behinderungen raus aus den Heimen und in eine eigene Wohnung unterzubringen, das muss das Ziel sein. Diese sogenannte Ambulantisierung führt zu mehr Selbstbestimmung und Selbstveranwortung, auch von schwerstbehinderten Menschen. Doch genau hier setzen Sie, Frau Senatorin, den Rotstift an.
Die Rahmenvereinbarungen mit den Verbänden der Leistungsträger haben Sie aufgekündigt und nun betreiben Sie die Ambulantisierung unter der Vorgabe maximaler Kosteneinsparungen. Besser wäre es, wenn Sie alle Menschen, egal welchen Behinderungsgrad sie haben, gleichberechtigt behandeln würden, ihnen eine Wahlfreiheit ihrer Wohnform zubilligen würden und sie hierbei unterstützen. Wir fordern eine Umsetzung von Ihnen und, ich finde, das kann von einer Sozialsenatorin wirklich nicht zuviel verlangt sein.
Auch der Opferschutz leidet unter Ihnen.
Ihre Erklärung, Sie setzen mehr Mittel für die Opfer von Gewalt ein, ist doch reine Augenwischerei. Klar lässt es sich leicht von finanzieller Aufstockung reden, wenn man vorher den Opferschutz finanziell ausbluten ließ. Allein die Reduzierung bei den Frauenhäusern um 400 000 Euro von 2001 bis 2004 ist doch höher als das, was Sie jetzt wieder an Finanzmitteln dazulegen und für das Sie sich öffentlich auch wieder loben. Seit 2005 fehlen zudem 2,8 Millionen Euro aus der Gewinnabschöpfung aus Verbrechen, die Sie künftig nicht mehr dem Opferschutz zur Verfügung stellen wollen. Dieses Handeln wird den Opfern von Gewalt und Verbrechen in Hamburg überhaupt nicht gerecht und ist unverantwortlich.
Auch die Wohnungslosenhilfe klappt überhaupt nicht. Obdachlose sind oft nicht in der Lage, sich selbst aus ihren schwierigen Situationen zu befreien. Sie brauchen besondere Hilfe, auch von Ihnen, Frau SchnieberJastram. Mit dem sogenannten Fachstellenkonzept sollte es eigentlich besser werden, doch in der Realität funktioniert das nicht. Es gibt zu hohe Hürden bei der Beratung und Gewährung von Hilfen. Es gibt zu wenig verfügbare Wohnungen, um die verstärkte Integration von wohnungslosen Menschen zu sichern. Es gibt zu wenig kleine Einrichtungen, zu wenig Einzelzimmer und zu wenig Angebote für junge, erwachsene Wohnungslose.